China / Tibet - Lhasa

Reisezeit: Juni 2005  |  von Wolfgang Baum

6 Tage Tibetrundreise
Autor: Wolfgang Baum

Ankunft in Lhasa

Potala Palast, Lhasa

Potala Palast, Lhasa

Um 1680 fertiggestellte Residenz des Dalai Lama, der im indischen Exil lebt und 1989 den Friedensnobelpreis erhalten hat.
Der Bau des Potala-Palasts wurde im 7. Jahrhundert zu Ehren der 2 Frauen des tibetischen Kaisers begonnen, im 9. Jahrh. teilweise zerstört und erst im 13. Jahrhundert abgeschlossen.
Im Roten Palast Gebetshallen und Privatgemächer, Mausoleen.
Im Weißen Teil Verwaltungsräume und Wohnräume des Dalai Lama
999 Räume / 13 Stockwerke / 117 Meter hoch / 15.000 Säulen 360 Meter lang / 270 Meter breit / 3 Meter dicke Wände

=> FOTOSTRECKE : Siehe Textende !!

Es hatte sich eigentlich alles fast zufällig ergeben bei der Planung eines Familienbesuchs nach Peking und Shanghai. Für diesen Anlass waren nur wenige der 17 Tage in China vorgesehen und spontan kam ihm in den Sinn, doch mal nach Lhasa in Tibet zu reisen. Für ihn eines der ganz großen Ziele auf seiner gedanklichen Liste denn er weiß noch, wie er in den 60-er Jahren von der verbotenen Stadt Lhasa in Büchern las und gerade diese Unerreichbarkeit schürte die Sehnsucht, dort einmal hinzukommen. Es war aber nicht nur der imaginäre Wunsch, sondern auch die Faszination den das großartigste und bedeutendste Gebäude an diesem verwunschenen Ort auf ihn ausübte - der POTALA Palast - religiöses Zentrum des Buddhismus und offizieller Sitz des im Exil lebenden Dalai Lama. Mit großer Faszination las er dann in den 80-er Jahren von den Expeditionen Reinhold Messners nach Nepal und Tibet und zum Mount Everest, der mit Sondergenehmigungen der chinesischen Regierung Zugang nach Lhasa bekam und damit diesen mystifizierten Ort der westlichen Welt näher brachte. Für ihn war dieser ferne Platz aber immer noch im doppelten Sinne unerreichbar. Mehr als 20 Jahre mussten vergehen bis zu seinem Aufbruch ins Reich der Götter auf das Dach der Welt.

Chengdu in Sichuan ist das Einfallstor für Tibet. Aus allen Himmelsrichtungen kommen Tibet-Reisende - in der Mehrzahl Chinesen - an diesen Ort, um von hier einen der mehrmals täglich im Linienverkehr startenden Maschinen der AIR CHINA nach Lhasa zu besteigen. Der Flug in einer schlanken Boeing 757 führt in einer lang gezogenen Kurve in die graue, schlierige Wolkenschicht und entzieht ihm Boden- und Himmelssicht. Lange braucht die Maschine, um aus diesem eintönigen Nichts in höhere Schichten zu gelangen, dort wo der heller werdende Wolkenbrei das Durchstoßen in die Freiheit des Himmels schon ahnen lässt. Lichtzuckungen und vorbeihuschende Wolkenfetzen gehen dann endlich über in endloses Blau und unter dem Flugzeug breitet sich die Watte der oberen Wolkenschicht wie ein Teppich aus. Nach nur wenigen Minuten des Steigflugs sieht er, wie ein vielleicht 6.000-er mit seiner vergletscherten Korona die Decke durchstoßen hat und erhaben seine unverrückbare Präsenz manifestiert. In diesem Augenblick wird ihm der Widerspruch, oder auch vielleicht das Zusammengehen von menschengemachter Technik und göttlicher Natur bewusst. Auf dem Flug zu seinem Traumziel TIBET empfindet er diesen Anblick wie ein kleines Zwiegespräch mit Gott. Nach 1 Stunde und 40 Minuten nähert sich die Maschine im Sinkflug der Region von Lhasa und setzt in einer weiten Schleife über die kargen, baumlosen Berge zur Landung auf dem "Gongga"-Flughafen in 3.500 Metern Höhe an. Auffällig für ihn die extrem hohe Anfluggeschwindigkeit, die wegen der dünnen Luft und des verringerten Auftriebs hier oben erforderlich ist. Der erste Höhenschock erfasst ihn dann direkt beim Aussteigen aus dem Flugzeug. Blitzartig spürt der den Unterschied zwischen der mit Sauerstoff angereicherten Luft an Bord und der Höhenluft von Lhasa. Noch in der Boarding-Gangway durchzuckt ein Gefühl der Schwäche seinen Körper und nur mit Mühe kann er gegen den extremen Schwindel ankommen. Eigentlich hatte er so starke Auswirkungen nicht erwartet, aber der Sauerstoffmangel zermürbt spürbar Gehirn und Muskulatur. Ein Kleinbus bringt ihn dann in weitern 1 ½ Stunden ins 3.650 Meter hoch gelegene Lhasa (dt. = Boden der Götter). Ermattet ist er sich und auch die große Flasche Mineralwasser gibt ihm keine weitere Kraft mehr. Trinken, ja viel Trinken ist ein "muss" in dieser Höhe. Er verspürt leichte Kopfschmerzen und die typischen Symptome der Höhenkrankheit. Das vorherrschende Gefühl dabei ist Aphartie, unterbrochen von kurzen euphorischen Aufhellungen. Sein Gang ist unsicher, wie auf einem schaumigen Teppich und unberechenbare Schwindelattacken lassen ihn aus seiner Balance driften. Ein Druckgefühl breitet sich im Körper aus und die Konzentrationsfähigkeit schwindet in Intervallen. Irritiert, aber gedrängt von seiner Neugier versucht er auf seinem ersten Spaziergang in Lhasa einen Blick zu erhaschen vom Endpunkt seiner Faszination - dem Potala-Palast. Auf der Vorbeifahrt mit dem Bus zum Hotel hatte er IHN schon kurz gesehen durch die etwas milchige, leicht beschlagene Scheibe. Anders als er es sich ausgemalt hatte, lag ER gar nicht so exponiert auf einem Hügel, hoch über der Stadt, sondern war plötzlich einfach da hinter den Häusern. Dominant, stark, ehrwürdig, einer Festung gleich. Am Abend beginnen die Kopfschmerzen stärker zu werden und der Versuch zu schlafen ist der Kampf der ersten Nacht. Kurze Schlafphasen sind geprägt von ruckartigen, meist redundanten Träumen. Die tibetische Kräutermedizin gegen Höhenkrankheit zeigt in dieser Nacht noch keinerlei Wirkung. Dieser Zustand bessert sich dann in den nächsten Tagen mit fortschreitend positiver Tendenz. 4 - 6 Tage Akklimatisation sind normalerweise nötig, um den Körper der sauerstoffarmen Luft anzupassen. Trotz all dieser Nachteile war er froh und glücklich, jetzt an diesem Ort zu sein und irgendwie hatte das Stadtbild nicht mehr den Schleier des Verbotenen, sondern eigentlich schon sehr weltliche Züge. Hotels, Apotheken, Kleingeschäfte, Reparatur-Werkstätten, Souvenirshops, Internet-Cafe, Autos, Fahrrad-Rickschas, Busse, Ampeln, Fotoläden, Teestuben, Verwaltungsgebäude, ja eigentlich eine komplett funktionierende Infrastruktur. Nur die wegen der Höhe, baumlosen Berge machen ihm dann doch klar, dass er an einem besonderen Ort ist. Die rot-braun vergerbten Gesichter der Tibeter heben sich deutlich von der Blässe der relativ wenigen westlichen Touristen ab. Man hatte ihm erklärt, dass die Einheimischen hier schon im Kindesalter auf das Leben in der Höhe und der permanenten Aussetzung der aggressiven UV-Strahlung vorbereitet werden. Die Gesichtshaut wird mit Yak-Kot eingerieben und von der Sonne getrocknet. Über Monate und Jahre stellt sich dadurch die überlebenswichtige UV-Resistenz ein.

Der Potala-Palast in Lhasa

Der Potala-Palast in Lhasa

über 7.000 Meter

über 7.000 Meter

Pilgerer nach Lhasa. 10 Monate - 1.900 Kilometer !!!

Pilgerer nach Lhasa. 10 Monate - 1.900 Kilometer !!!

Zwischen jeder Bauchlage nur 4 Schritte

Zwischen jeder Bauchlage nur 4 Schritte

Potala

Potala

Blick auf Lhasa vom Potala

Blick auf Lhasa vom Potala

garnicht schuechtern

garnicht schuechtern

Kontaktaufnahme

Kontaktaufnahme

multikulturelle Gesellschaft

multikulturelle Gesellschaft

Passhoehe  5.013 M.ü.N.N.

Passhoehe 5.013 M.ü.N.N.

duenne Luft in 5.000 Metern Hoehe

duenne Luft in 5.000 Metern Hoehe

ca. 150 Meter hoeher als der Mont Blanc

ca. 150 Meter hoeher als der Mont Blanc

Erster Kontakt mit den sehr schuechternen Tibetern

Erster Kontakt mit den sehr schuechternen Tibetern

downtown Lhasa

downtown Lhasa

auf ca. 4.700 Metern

auf ca. 4.700 Metern

Yak

Yak

© Wolfgang Baum, 2005
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 04.06.2005
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 09.06.2005
Reiseziele: Tibet
Der Autor
 
Wolfgang Baum berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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