Kanuwandern auf der Loire - von Digoin bis Decize (Juni 2010)

Reisezeit: Juni 2010  |  von Matthes Jansen

1. Tag - Von Digoin in die Pampa

Die Anfahrt von Aachen nach Digoin war eine reine Nachtfahrt. Wir hatten mit Jean-Pierre ausgemacht, dass wir um 9Uhr auf der Matte stehen - somit mussten wir bereits um 23Uhr losfahren. Über acht Stunden später, um 7.30 Uhr morgens, kamen wir in Digoin an. Alles wirkte etwas trübe, der wolkenbedeckte Himmel, die etwas tristen Häuser und vor allem unsere Gesichter. Und die nicht wirklich geschlafenen Nachtstunden würden sich im Laufe des Tages erst noch richtig bemerkbar machen.
Doch dann betraten, pünktlich um 9Uhr, Monique und Jean-Pierre die Bühne. Mit etwas Goodwill zur Überbrückung der sprachlichen Schwierigkeiten und jede Menge Elan wurden wir vier Landratten in Kanus gesetzt, Jean-Pierre gab uns noch detailliert Auskunft über die Probleme auf dem Flusslauf bis Decize und dann gings los - die nächsten vier Tage und drei Nächste würden auf bzw. am Wasser stattfinden, abseits größerer Menschenmengen inmitten wunderschöner Natur.
Doch zuerst ein Dämpfer: Nach ca. 1 Stunde fielen die ersten Regentropfen. Also schnell die Regenjacken raus, kein Problem, leichter Sprühregen, so schnell wie er kam war er wieder weg.

Wir zogen es dann vor auf dem Waser eine kleine Rast einzulegen, anstatt durch den Regen zu paddeln. Um dabei nicht abzutreiben nutzen wir natürliche "Anker" des Flusses...

Doch die Regenintervalle wurden immer länger und intensiver, kurz kam uns in die Frage in den Sinn, was wir hier eigentlich machten: Zwei knallgelbe Punkte in einem verregneten Grau in Grau. Hinzu kam ab Mittag die Last der nicht geschlafenen Nachtstunden. Die Köpfe wurden müde, machten es also den Armen nach, die sich mit den noch unvertrauten Bewegungen mehr schlecht als recht abmühten.
Um 14 Uhr war dann der Zenit überschritten und wir begannen Ausschau zu halten nach unserer ersten "Schlafstätte". DAS ist übrigens, neben vielem anderen, der größte Vorteil der Loire und macht den Fluss erst zum "interessantesten" Wanderfluss Europas (DKV). Im Gegensatz zu den meisten anderen großen europäischen Flüssen ist die Loire in weiten Teilen nicht befestigt, das heißt, das Wasser sucht sich seinen Weg jedes Jahr neu bzw. fräßt mal dieses, mal jenes Ufer an.

Diesem Umstand, und den überwiegend sandigen Böden in Wassernähe ist es zu verdanken, dass man an der Loire noch unzählige wunderschöne natürliche Zeltplätze findet, die einem das Gefühl vermitteln nicht im Herzen Europas zu sitzen sondern eher irgendwo an der nordöstlichen Peripherie. Das ist der, im Nachhinein betrachtet, größte Pluspunkt dieses Flusses. Wer jedoch auf die warme Dusche am Abend nicht verzichten kann oder will, für den gibt es ein ausreichendes Angebot an Campingplätzen entlang des Flusslaufes... "jedem das seine" funktioniert hier also sehr gut. Doch zurück zum Bericht.
Auf der rechten Flussseite fanden wir irgendwann eine kleine Lichtung auf einer Anhöhe, eingezwängt zwischen das Wasser und dichten Wald. Der Vorteil der Kunststoffkanadier ist, dass sie große Stoßfestigkeit mit einem relativ geringen Gewicht kombinieren. So war es also für Les und mich kein allzu großes Problem die Boote die knapp zwei Meter hohe relativ steile Abbruchkante hochzuziehen. Die Mädels trugen währenddessen hingegen das Material hoch (pro Kanadier jeweils zwei wasserdichte 50L-Tonne, 1 60L-Seesack sowie weitere loser Krimskrams)
Nach dem Zeltaufbau kam dann für mich eine 3-stündige "Regenerationsphase", ich schlief wie ein Toter!

Danach suchten Les und ich Feuerholz, und die Frauen kochten - gibt doch nichts über klar verteilte Geschlechterrollen
Es wurde gegessen, gespielt, und gegen 20Uhr, als die Sonne langsam anfing ebenfalls müde zu werden, das Feuer angemacht. Beim Sonnenuntergang war der Himmel bereits komplett wolkenfrei, das machte Hoffnung für die nächsten drei Tage!

© Matthes Jansen, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Anfang Juni waren meine Frau und ich mit zwei Freunden von uns vier Tage (und drei Nächte) auf der Loire unterwegs. Prädikat: Daumen hoch!
Details:
Aufbruch: 01.06.2010
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 05.06.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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