Japan 2011

Reisezeit: Februar 2011  |  von Silke Mahl

07.03 - 15.03

Ich versuche im Bus wach zu bleiben um 2 Briefe von daheim um 12 Uhr, an meinem Geburtstag, aufzumachen, ohne Erfolg. Die Sitze in dem Nachtbuss sind nicht uebel, ich kann mich halbwegs zurueck lehnen und eine super Fussstueze gibts auch. Um halb 3 wach ich auf und freu mich wie ein Honigkuchenpferd die lieben Worte von Freunden von daheim zu lesen.
Um 6 Uhr endet meine Reise am Kyoto Bahnhof, es ist nicht mehr weit bis zum Hostel, nur 20 Minuten laufen. Auf dem Schild an der Einganstuer steht "Closed"! Es dauert einige Minuten bis ich mit meinen mueden Augen verstehe das die Tuer nachts geschlossen ist, um 8 Uhr macht die Rezeption auf und dann kann auch ich rein. Solange setz ich mich in den McDonalds um die Ecke um nicht im Regen stehen zu muessen.
Ich checke ein, der Mann fragt nach meinem Namen und kramt dann in einer Schublade rum und ueberreicht mir einen Brief! Er ist von meinem Bruder und seiner Freundinn! Eine Geburtstagskarte, wie schoen! Ich bin total baff, die Ueberaschung ist ihm grundlegend gelungen und ich bin ganz schoen geruehrt!
In der Kueche treff ich ein Maedel die ich schon in Tokyo kennen gelernt habe. Wir verbringen gemeinsam den Tag, laufen durch eine riesige Einkaufspassage nicht weit vom Hostel und suchen noch 2 Tempel in der naehe des Bahnhofs auf. Leider wird hier sehr viel gebaut und restauriert so das wir nicht viel von den alten Gebaeuden sehen koennen.
Am abend treffen wir uns noch mit jemanden die die Freudinn meines Bruders kennt. Wir verbringen zu 6 einen super lustigen abend in einem Japanischen Restaurant wo es alles moegliche zu probieren gilt. Trockenen, suessen, kalten und heissen Sake, verschiedene Vorspeisen und Okonomiyaki, vergleichbar mit einem dicken Pfannkuchen in dem verschiedene Sachen drin sind, unter anderem mit Meeresfruechten oder Fleisch und vieles mehr was ich nicht kenne. Wir haben jede Menge Spass und einer der Jungs bietet sich spontan als Begleitung fuer den naechsten Tag an. Super, ein Privatguide! Leicht betrunken landen wir um 1 Uhr nachts im Hostel, es ist Monatg und die Japaner muessen am naechsten Tag arbeiten, trotzdem haben sie es sich nicht nehmen lassen ordentlich zu feiern und haben uns dann auch noch zum Hostel gebracht.

Um 10 Uhr treffen wir uns vor dem Hostel mit Toru, unserem Begleiter. Mit dem Zug fahren wir in einen Aussenbezirk Kyotos, dort faehrt die "Romantic Train" am Fuss eines Berges entlang, im Tal rauscht ein blass tuerkisfarbener Fluss mit vielen Stromschnellen. Von den Schienen aus hat man einen tollen Ausblick. Anschliessend ist es schon Mittagszeit und er empfiehlt uns hier in ein Tofurestaurant zu gehen. Der Tofu ist nicht so mein Fall, der Reis mit irgendwas ist allerdings mehr als lecker! Ich hab keine Ahnung was es ist und Toru kann es uns auch nicht uebersetzten, egal es schmeckt gut.
Naechste Station ist der "Goldene Tempel", ein wunderschoener 3 stoeckiger Bau in einem nicht weniger schoenen Garten. Die Kiefern aehneln einem Bonsai und sehen Uralt aus. Der Tempel liegt auf einer Insel inmitten eines Sees, auf Steinen im See wachsen ueberal die Kiefern. Das unterste Stockwerk ist nicht verziert und einfach aus Holz, die beiden darueber sind komplett Glold. Fuer die Fassade wude nur Blattgold verwendet, sehr imposant!
Zur Zeit beginnt die Pflaumenbluete in einigen Tempelanlagen, wir fahren mit dem Bus weiter zum naechsten. Ein weitlaufiges Gelaende, ueberal stehen Steinlaternen und Pflaumenbaeume und sie beginnen gerade zu bluehen. Es ist ein schoenes Bild, die vielen weissen, rosa und pinkfarbenen Blueten an den sonst noch kargen Baeumen zwischen den Laternen. Leider faengt es an etwas zu regenen und wir halten uns nicht so lange hier auf.
Nach einer Tasse Kaffe und japanischen Brownies steigen wir wieder in einen Bus und fahren zurueck in die Innenstadt um uns dann von Toru, der einen guten Job heute gemacht hat, zu verabschieden. Wir sind ganz schoen platt und ich bin froh als ich auf der Cauch im Hostel sitz. Um halb 10 hab ich dann wirklich keine Kraft mehr und verzieh mich in mein Bettchen.

Ich schlaf mich heute mal so richtig aus, ich verlasse erst um halb 1 das Hostel um mich auf den Weg zum "Sanjusangen-do Tempel" zu machen. Dort stehen, in einer langen Halle 1000 Kannonfiguren, einer buddhistischen Gottheit . Sie stehen zu beiden Seiten des tausenarmigen Kannon in exakten Reihen. Keine der Figuren die um 1100-1200 aus Holz geschnitzt wurden sieht ganu wie die andere aus. Sie sind mit Golden und alle lebensgross, sehr detailiert, jedes Paar Arme hat einen anderen Gegenstand in der Hand. Vor den goldenen Figuren stehen 28 Schutzgoetter, die einst mal praechtig bemalt waren,heute ist von den Farben nicht mehr viel zu sehen. Die Halle ist sehr lang und die grosse Anzahl der komplett vergodeten Figuren ist beeindruckend. Leider sind keine Fotos erlaubt. Die grosse Halle steht in einem schoenen Garten der einige Schreine beinhaltet. Ueberall kann man Geld in ein Holzgefaess werfen, eine Glocke laeuten und beten.
Fushimi Inari ist nicht weit von der ersten Station entfernt. Hier stehen tausende rote "Torii", Holztore, die die Wege den Berg hinauf an unzaehligen Schreinen vorbei ueberspannen. Inari ist der Name des Berges auf dem die Tore stehen ebenso wie eine Gottheit des Wohlstandes und der reichen Ernte. Vor jedem neuen Torabschnitt und vor jedem Schrein stehen zu linken und zur rechten steinerne Fuchstatuen, diea als der Bote Inaris stehen. Nach Sonnenuntergang wird das Gelaende von Glaeubigen gemieden, denn die Fuechse sollen Menschen verhexen koennen. Mit dem deutschen Maedel laufe ich durch die Wegen entlang, bis wir an eine Absperrung kommen wo wir gebeten werden einen Monet zu warten, dann dueften wir weiter. Wir erfahren das hier gerade eine Filmszene gedreht wird. Ich kann leider nicht von den Dreharbeiten sehen, nur die schoene Kleidung der Schauspieler als wir vorbei duerfen.

Am abend treffen wir uns wieder mit den Japanern die wir an meinem Geburtstag getroffen haben. Wir gehen in ein Japanisches Barbequerestaurant. Von den Innereien lass ich die Finger, alles andere probier ich. Japaner lieben Fleisch mit viel Fett drin, dieses Essen gehoert nicht zu meinen Favoriten der japanischen Kueche. Trotzdem war es wieder ein sehr amuesanter Abend, wir verabreden und gleich fuer den naechsten abend.

Eigentlich wollte ich heute mit einer anderen deutschen zum Nijo-Ji Castle nicht weit vom Hostel entfernt. Wie sind beide allerdings etwas geschlaucht vom letzten Tag und abend und machen schlichtweg gar nichts. Die Waschmaschiene im Hostle ist kaputt, so muessen wir doch noch das Haus verlassen und etwa 15 Minuten zum Waschsalon laufen. Dieser liegt in Gion, dem alten Geishaviertel und somit dem Vergnuegungsviertel von Kyoto. Hier gibt es viele kleine Gassen, die waesche brauch eine Stunde und wir vertreiben uns in den zahlreichen kleinen Geschaeften in den Gassen die Zeit. Danach sind wir auch schon wieder muede, ich mach noch ein Nickerchen bevor wir uns wieder mit Erika, der Japanerin, zum Dinner treffen. Diesesmal sind wir in einem Restaurant wo man alles aus der japanischen Kueche essen kann. Es gibt Reisbaellchen mit verchiedener Fuellung, Teriyakihuehnchen, Fisch und wieder Sake und Bier. Ich knabber einen kleinen Fisch, mit Kopf und allem, der eigentlich nur geroestet schmeckt. Das Fischlein ist voll mit kleinen Eiern. Nachdem einer von unserer Truppe wegen zu viel Sake nicht mehr gerade aus auf die Toilitte laufen kann beenden wir den abend.

Nijo-Ji Castle, heute tragen mich meine Fuesse wieder. Im nachhinein haette ich doch besser den Bus genommen, es ist weiter als ich gedacht hatte. Dort angekommen finde ich mich in einer riesigen Anlage wieder. Es gibt eine aeussere und eine innere Mauer, dazwischen liegt der Garten. Ein Teil davon ist im Zen Stiel gestaltet, ein anderer steht in der Pflaumenbluete, Kiefern sind wie Bonsai geschnitten. Die komplette innere Mauer ist von einem Burggraben umschlossen, ueber Bruecken kommt man zum eigentlichen Gebaeude. In das Schloss darf man sogar rein und ohne Schuhe um her laufen. Die Holzdiehlen auf den Gaengen quietschen bei jedem Schritt. Sie wurden auf Wunsch des damaligen Shoguns extra so verlegt das man jeden Schritt hoert damit sich niemand unbemerkt anschleichen kann. Druch Glasscheiben kann man in die Raeume schauen, hier sind wunderschoene riesige Wandbemalungen erhalten geblieben. Grosse Kiefern, Tieger und Voegel schmuecken die Waende in Gold, Gruen und Schwarz. Die Boedem sind noch mit den original Tatamimatten ausgelegt und teilweise schwer mitgenommen.

Es ist mittlerweile Mittag, ich hol mir ein Take Away und setz mich in den Park des Imperal Palace. Ich werde etwas schief von Passanten angeschaut, aber ich hab Hunger und mich kennt hier keiner. Eine streunende Katze schafft es noch, durch ihr penetrantes Miauen, das Schwanzende meines Fisches ab zu stauben, dann lauf ich durch den Park der nicht sehr spektakulaer ist. Mit dem Bus fahr ich zurueck in die Innenstadt, ich habe allerdings noch genug Zeit um den "Silbernen Tempel" zu sehen und mach mich nach einer kurzen Pause schon wieder auf den Weg dort hin.
Diese Anlage ist wunderschoen. Das Tempelgebaude ist sehr einfach und wird von dem fantastischen Zen Garten fast schon ueberschatten und steht eher im Hintergrund. Der Sand und Kies zwischen den Straechern und Baeumen, die perfekt geschnitten sind, ist in exakten Linien gerrecht. Mal kerzengerade, mal sanft geschwungen verlaeuft alles in absloluter Harmonie. Einzig ein spiegelglatter Kegel, aufgehaeuft aus Sand, bricht die Perfektion. Fuer mich haette er da nicht hin gehoert, aber er ist fester Bestandteil dieses Zen Gartens. In Serpentienen verlaeuft der Weg einen Hang hinauf, man hat von unterschiedlich Hoehen aus Einblicke in die Anlage. Die Sonne steht schon teif am Himmel, der Tempel schliesst bald.
Von hier aus verlaeuft der "Philosophenweg" richtung Gion. Ich weiss nicht warum der Weg so heisst. Er folgt einem kleinen Bach, entlang an kleinen alten Haeuschen. Eine schmale Gasse in der keine Autos fahren umgeben von Kischbaeumen, die leider noch nicht bluehen, von dem Verkehr weiter unten in der Stadt ist nichts zu hoeren.
Von Gion aus ist es nicht mehr weit, als ich zurueck im Hostel bin erfahre ich von der Nachricht eines schweren Erdbebens im Norden Japans. Der Fernseher zeigt schreckkliche Bilder, ein Tsunami hat kurze Zeit nach dem Beben die Ostkueste im Norden dem Erdboden Gleich gemacht. Ich sehe Autos, Boote und sogar ganze Haeuser in den Wassermassen treiben. Es ist das schwerste Beben, 9.0, in der japanischen Geschichte. Sogar in Tokyo, 250 km weit weg vom Epizentrum, haben die Haeusser maechtig gewackelt. Wir im Hostel sizten an den Computern und benachrichtigen Familie und Freunde daheim dass wir in Ordung sind, waehrend immer wieder Meldungen von Nachbeben reinkommen.

Ich bin den ganzen Tag seelenruhig in Kyoto rumgelaufen und hab von all dem nicht das geringste mitbekommen.

Mir gehts heute nicht so gut, ich hab das Gefuehl das ich krank werde und beschliesse heute nichts zu machen. Den vormittag verbringe ich vorm Fernseher und lausche den Naachrichten, ich verstehe leider nicht was da gesagt wird, aber die Bilder sprechen Baende. Hinzu kommt noch das wohl ein Kernkraftwerk beschaedigt ist. Das Kuehlsystem waere ausgefallen und nun wuerde Japan ein "Super Gau" bevorstehen wenn die Kernschmelze beginnt und nicht mehr gestoppt werden koennte. Meine Gedanken ueberschlagen sich, ich muss raus und lauf in den Strassen rum. Am nachmittag leg ich mich fuer ein paar Stunden aufs Ohr, mir gehts echt nicht gut.
Nachdem ich mit meinen Eltern telefoniert habe versuche ich im Internet naehere Informationen ueber die Vorgaenge in dem Kraftwerk zu finden. Auf einige Seiten wird behauptet das die Kernschmelze bereits begonnen hat, auf anderen sagen sie das Momentan noch keine unmittelbare Gefahr von dem Reaktor ausgehe. Trotzdem wurde im Umkreis von 20 km die Bevoelkerung evakuiert. Viele im Hostel versuchen ihre Fluege um zu buchen um so schnell wie moeglich aus dem Land zu kommen. Die Stimmung ist angespannt, ich werfe einige Plaene fuer Tagesausfluege ueber den Haufen und weiss noch nicht ob ich die naechsten Tage hier in Kyoto bleibe oder schon frueher weiter in den Sueden reise. Fukuoka ist vom Beben und vom Tsunami verschont geblieben. Wir sind alle ziehmlich ratlos und wissen nicht recht was wir nun tun sollen. Ich beschliesse meine Plaene fuer die Weiterreise nur zu aendern falls mit dem Kraftwerk was schief laeuft.

Heute morgen fuehl ich mich schon wieder viel besser, die koerperliche Pause gestern hat mir gut getan. Mein erster Gang bringt mich zum Computer wo ich lese dass es nichts neues ueber die Vorgaenge im Kernkraftwerk gibt. Mein Bruder ruft noch an und bestaetigt diese Angaben.
Die Sonne scheint heute, ich moechte nicht noch einen Tag im Hostel verbringen, und ich steig in den Bus der mich zum Kiyomizu Tempel bringt. Das Weltkulturerbe liegt etwas hoeher als die Stadt an einem Berg. Der Hang unterhalb der Anlage ist mit Kirschbaeumen bewachsen, die leider noch nicht bluehen. Ein klarer Tag, von hier oben hat man einen guten Blick ueber die Stadt. Der bedeutenste Buddhistische Tempel Kyotos ist einfach, ohne grossen Schmuck, in naturbelassenem Holz gehalten. Vor der Haupthalle erstreckt sich eine grosse Veranda die auf Hozpfeilern steht, diese fuehrt zum etwas kleineren Nebengebaeude welches ebenfalls eine Veranda schmueckt.
Durch alte Gassen von Gion bringt mich mein Weg wieder zurueck richtung Stadt. Mir begenen richtige Geishas! Mit weissen Gesichtern und hohen Holzschuhen an den Fuessen schreiten sie die Steingassen entlang. Die Kimonos sind wunderschoen.
Zurueck im Hostel finde ich Neuigkeiten ueber das Kernkraftwerk heraus. Es konnte eine Ueberhitzung und eine Kernschmelze duch Kuehlung mit Meerwasser verhindert werden. Die Gefahr ist noch nicht vorrueber, erhofft wird das der Reaktor weiter abgekuehlt und dann abgeschaltet werden kann. Die Angst vor schweren Nachbeben die sich auf das Kraftwerk weiter negativ auswirken ist gross.

Nachdem ich wieder das Internt durchsucht und mit meinem Bruder telefniert habe um zu erfahren das es zwar eine neue Explosion im Kraftwerk gegeben hat die aber wieder nur die aeussere Huelle und nicht den Reaktor selbst betrifft, moechte ich heute doch noch einen Tagesausflug nach Nara machen. 2 Maedles schliessen sich mir an, sie wollen zuvor noch zum Fushini Inari, die Anlage mit den vielen roten Toren. Ich geh gerne mit, da wars schoen und es hat keinen Eintritt gekostet.

Um 13 Uhr kommen wir dann in Nara an und schlendern gemuetlich durch die Einkaufstrasse in Richtung eines grossen Parks. Hier gibts zahme Hirsche und Rehe die frei rumlaufen. Wie setzten uns auf eine Bank um die Karte zu studieren als auch schon ein Rehlein auf uns zu kommt, uns interessiert beschnuppert und dann, schwupp, unsere Karte im Maul hat und froehlich darauf rumkaut! Ich versuche noch sie wieder zubekommen, aber keine Chance, innerhalb von 2 Minuten ist die Karte im Maul des Rehes komplett verschwunden!Ich krieg mich vor lachen fast nicht mehr ein, muss heulen und mit tun die Backen weh!
Auch ohne die Karte ist die groesste Buddahstatue des Landes leicht zu finden. Das Teil ist echt riesig und steht in einer maechtigen Halle, links und rechts von dem grossen Buddah stehen jeweils noch 2 kleinere goldene Buddahs. In einer Ecke gibt es eine Holzsaeule in der am Fuss ein Loch ist. Wenn man da durch krabbeln kann kommt, laut Buddhismus nach dem Tod ins Nirvana und wird nicht wieder geboren. Jippi, ich pass durch, gerade so, und bin maechtig erleichtert das ich nach diesem Leben die Erde mit Sicherheit verlassen darf! Mit Applauss beglueckwuenschen mich eineige Japaner und halten beide Daumen nach oben.
Nach dem Besuch des Buddahs laufen wir noch ein Stueck den Park entlang zu einem anderen Tempel wo heute abend wenn es dunkel ist ein "Feuerfest" statt findet. Wir setzten uns auf den Boden und harren ueber eine Stunde aus bis es endlich anfaengt. Die Dame vom Tourist Info hat uns empfohlen frueh da zu sein weil da immer sehr viel los ist. Tatsaechlich, wir sitzten ganz vorne an der zweiten Absperrung und es sind schon ziehmlich viele Leute da und es werden immer mehr. Nach 1,5 Stunden ist es dann dunkel und durch Lautsprecher erzaehlt jemand etwas was ich nicht verstehe, dann ertoent ein lauter Gong, die Scheinwerfer werden ausgemacht. Auf einer Seite unterhalb des Tempels kann ich einen grossen Feuerball sehen, jemand rennt mit lautem Gebruell den Weg zum Tempel nach oben, der Feuerball ist auf einer Lanze die er ueber seiner Schulter traegt. Auf dem Balkon des Tempels bleibt er an einer Seite stehen, ihm folden noch 9 weitere Maenner mit den Feuerbaellen. Immerwieder ertoent der Gong und die Maenner drehen gleichzeitig die Feuer schnell um die eigene Achse herum so dass Funken fliegen! Direkt unter dem Tempel stehen dicht an dicht Menschen die versuchen die Funken auf zu fangen was Glueck bringen soll. Die Atmopshaere ist erwartungsvoll und erfuerchtig. Ausser den "Ahh und Ohh" wenn die Funken fallen und dem Gong ist nichts zu hoeren. Nach einer halben Stunde ist das Spektakel vorrueber, wir machen uns auf den Weg zurueck zum Bahnhof.

Im Hostel hoere ich das die Radioaktivietaet um Fukushima stark angestiegen ist. Da ich aber wirklich weit weg bin mach ich mir meintewegen nicht all zu grosse Sorgen. Natuerlich bin ich unruhig und verfolge alles mit Spannung abaer mehr als abwarten und eventuell abreisen wenn es schllimmer wird kann ich nicht tun.

Dienstag, der letzte Tag in Kyoto. Heute abend reise ich nach Hiroshima weiter. Ich lese das es eine weitere Explosion im Kraftwerk gegeben hat und die Radioaktivitaet weiter steigt. In Tokyo wurde eine leichte Strahlung gemessen die angeblich keine gesundheitlichen Schaeden ausloest. Trotzdem bin ich froh das ich heute weiter komme. Die Winde stehen guenstig fuer meinen Aufenthaltsort, die Wolke wird ziehmlich aufs Meer getragen.
Ich kaufe noch ein paar wenige Souveniers ein und verbringe den Rest des Tages im Hostel um Nachrichten zu schreiben und alles zu packen. Es ist ein langer letzter Tag und die Zeit will so gar nicht vorbei gehen. Ich freue mich sehr auf mein naechstes Zie, Hiroshima, wo ich eine Freundinn wieder treffe die ein mal bei mir und meiner Familie zu besuch war. Sie hat mich zu sich eingeladen und mir angeboten waehrend meines Japanaufenthalts ein par Tage in ihrem Heim zu bleiben. Als ich das Hostel gegen 9.15 Uhr am abend verlassen hat es angefangen zu regnen und ich werde ganz schoen nass. Im Buss schlaf ich dann relativ schnell ein, wache aber immer wieder auf. Eine unruhige Bussfahrt, vielleicht auch weil die letzten Tage doch sehr anstrengend und Nervenzehrend waren und ich mich nicht recht entspannen kann angesichts der Lage im Norden des Landes. Meine Eltern wissen noch nicht ob sie ueberhaupt kommen, alles haengt noch in der Schwebe und kann sich jederzeit aendern.

© Silke Mahl, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
nach 8 Wochen in Aoteraoa, Neu Seeland, kommen nun noch 4 Wochen im Land der aufgehenden Sonne
Details:
Aufbruch: 26.02.2011
Dauer: 3 Tage
Heimkehr: 28.02.2011
Reiseziele: Japan
Der Autor
 
Silke Mahl berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.