Ke Nako Afrika!

Reisezeit: Oktober / November 2011  |  von Andreas Schneidenbach

Kriegstanz in Mantenga


Südafrika - Reisetipp #7:
Traumjob in Swaziland: König.

Ich erwähnte bereits dass es im Ezulwini Valley recht fesch ist, auch wenn die Sonne (wie leider auch heute) nicht vom Himmel lacht.
Dass dieses Tal aber auch das kulturelle Zentrum des Landes sowie Wohnsitz der Königsfamilie ist, das sage ich euch jetzt.

Zum König später mehr, der Swazi-Kultur wollten wir uns gleich am Morgen widmen.

Ein Stück den Weg runter hinter unserer Lodge liegt der Eingang zum Mantenga Natural Reserve. In diesem Natural Reserve kann man einen Wasserfall wie aus einer Filmkulisse bestaunen oder die allgegenwärtigen frechen Äffchen beobachten.

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Das unbestrittene Highlight aber ist der Besuch des Swazi Cultural Village, einem nachgebauten traditionellen Swazi-Dorf.

Eine der traditionellen Hütten

Eine der traditionellen Hütten

Strenge, klare Vorschriften regeln das Leben bei den Swazis- vereinfacht gesagt ist der Mann der Chef wobei der jeweils Erst- und Letztgeborene es noch etwas besser erwischen. Jedermann kann sich so viele Frauen nehmen wie er bezahlen (17 Kühe pro Frau), versorgen und "betreuen" kann.

Am allerbesten aber hat es die Oma (die erste Frau des Opas), so eine Art Minikönigin der Familie.

Zu ihr geht man wenn guter Rat nötig ist, will man verreisen so muss man die letzte Nacht vor der Abreise und die erste Nacht nach der Wiederkehr in ihrer Hütte (immerhin die bei weitem größte des Kraals) verbringen. Einerseits um sich für die Reise einige Ratschläge mitzunehmen, andererseits um nach Ankunft alle Neuigkeiten aus neutralem Munde zu erfahren.
Bei jeglichen Streitigkeiten ist "Grandma" die letzte Instanz, ihr Wort ist Gesetz. Und - für die Kinder nicht unwichtig - flieht man nach einem Streich vor der Züchtigung des Vaters in die Hütte der Oma so ist man tabu und darf nicht angerührt werden. Das Swasiländische "Leo" sozusagen...

Überhaupt haben es die Frauen der Swazis viel besser als deren Männer getroffen.
Während die Männer ständig so wichtige Arbeiten wie Jagen, Grillen und Palavern ausführen müssen so komme ich nicht umhin zu sagen dass die Damen die meiste Zeit einen feinen Lenz schieben.
Nicht nur dass jede von ihnen 3 Hütten hat, eine zum Schlafen, eine zum Kochen und eine zum Bierbrauen (bei uns wollen sie eine in New York, eine in Paris und eine in St. Moritz), nein sie können auch die ganze Zeit zu Hause bleiben, mit den Kindern spielen und aus Reet lustige Zäune und Häuschen bauen, wenn sie sich nicht gerade was Feines kochen oder leckeres Bier brauen.

Der Mann indes hat nur eine einzige Hütte in die er sich zurückziehen kann wenn er Ruhe haben möchte. Eben sein eigenes "Leo", ein Mann mit 10 Frauen kann manchmal ganz schön einsam sein...

Nun wird ja auch der stärkste Swazi-Krieger einmal krank, was macht man dann?
Richtig, man geht zum Medizinmann, hierzulande Sangoma genannt!

Und in seiner Hütte qualmte es ... sagenhaft!

Und in seiner Hütte qualmte es ... sagenhaft!

Nicht in allen Dörfern gibt es einen derart weisen Mann, in unserem Schaudorf war zum Glück einer zugegen.

All das und noch einiges mehr haben wir während einer kurzen Führung erfahren, gleich danach wurden wir noch Zeuge eines besonderen Spektakels.
Es wurde ein traditioneller Sibhaca-Tanz vorgeführt, wahrlich ein Fest für Augen und Ohren!

Unwahrscheinlich die Trommeln, der Gesang und der Tanz der jungen Swazis. Es wurden ständig neue Elemente gezeigt, die Bedeutungen haben wir natürlich nicht verstanden. Die Freude und der Enthusiasmus mit dem die Tänzer am Werk waren sprach aber für sich - es ist schwer zu beschreiben deshalb schiebe ich einfach ein paar Bilder nach:

Der Sangoma bei der Arbeit

Der Sangoma bei der Arbeit

Ich muss zugeben dass ich etwas skeptisch vor dem Besuch des Dorfes war, von wegen Touriveranstaltung oder so ähnlich.
Wenn man aber sieht mit welcher Freude dort die Leute ihre eigene Kultur vermitteln möchten sieht man das Ganze anders. Es spricht auch für sich wenn Schulklassen da sind, sich das ansehen um etwas über die Geschichte des eigenen Volkes zu erfahren.
Für uns jedenfalls war es unvergesslich, ganz großes Kino!

Angefixt von soviel Swazi-Kultur wollten wir mehr erfahren, was haben wir für ein Glück dass in Spuckweite von unserer Lodge entfernt das Nationalmuseum liegt!
Dort erfahren wir einiges über die wechselvolle jüngere Geschichte und die Traditionen des Landes, besonders bemerkenswert scheint uns der vorige König Sobhuza II. zu sein.

Ehe er 1982 mit 83 Jahren verstarb hatte sich nicht nur große Verdienste um die Unabhängigkeit Swazilands erworben - und der Himmel allein weiß woher er die Zeit zum Regieren nahm.
Nein - er hinterließ auch rund 120 Ehefrauen, und das waren nur die offiziellen!
Abgesehen von der "Betreuung" all dieser Frauen besteht der Brautpreis beim König nicht aus nur 17 Kühen, er hat jeweils deren 75 zu berappen - man rechne sich das aus!
Bei so vielen Frauen wird sich zwangsläufig auch vermehrt, etwa 600 Nachkommen von Sobhuza sind offiziell.

Einer davon ist der jetzige König Mswati III., er ist noch jung und hat erst 13 Frauen. Weil die Aids-Rate von Swaziland die höchste weltweit ist und um diese einzudämmen verfügte dieser Herrscher im Jahre 2001 ein 5-jähriges Sexverbot für alle jungen Frauen des Landes. 2 Monate später heiratete er eine 17-jährige, das Sexverbot wurde dann auch ein Jahr früher als geplant wieder erlassen (wegen "guter Führung"?)

Von alldem wenig mitbekommen haben dürften die paar Schulklassen, die das Museum an diesem Tag besucht hatten, heute waren wir und unsere Fotoapparate die Hauptattraktion!


"Träumen heißt: durch den Horizont blicken."

Aus Afrika

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist Zeit für Afrika! 3 1/2 Wochen durch Südafrika - Die ganze Welt in einem Land.
Details:
Aufbruch: Oktober 2011
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: November 2011
Reiseziele: Südafrika
Swasiland
Der Autor
 
Andreas Schneidenbach berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.