Marokko - Begegnung mit Land und Leuten

Wir beginnen unsere Besichtigungstour am Hotel Jamai, von welchem man einen herrlichen Blick über die im Talkessel gelegene Medina hat. Nach kurzer Orientierung von der luftigen Hotelterrasse begeben wir uns frohen Mutes in das Gewirr der Altstadtgassen, in dem wir uns sogleich verlaufen. Jede zweite Gasse entpuppt sich als Sackgasse und nur mit viel Gespür für die Himmelsrichtung und einer Portion Glück gelangen wir in das alte Gerberviertel.

Findige Anwohner haben ihre Dachterrassen zu Aussichtspunkten für Touristen umgewandelt. Am Eingang erhalten wir einen Minzezweig als Geruchsschutz gegen den schwelenden Gestank und nach Entrichten eines Pro-Kopf-Entgelts von 20 Dirham werden wir von einem geschäftstüchtigen Marokkaner durch ein verwinkeltes Treppenhaus in sein Terrassen-Café gelotst. Aus luftiger Höhe blicken wir auf unzählige Farb- und Gerbbottiche. Wie uns der Terrassenbesitzer erklärt, werden die Felle nach alter Sitte in einem Gemisch aus Wasser, Kalk und Taubenkot (!) gegerbt, Naturfarben gemischt und die verschiedenen Ledersorten eingefärbt. Die Minzeblätter haben wir uns inzwischen in die Nasenlöcher gestopft, aber helfen tuts nicht viel. Der Gestank ist wirklich bestialisch und Kaffee trinken mag hier niemand.

Unser nächstes Ziel ist die Moschee und Universität Kairaouine, eines der bedeutendsten Bauwerke von Fes. Kaum losgelaufen, verlieren wir im Gewirr der Gassen gleich wieder die Orientierung. Wir vertrauen uns einem der vielen selbsternannten Fremdenführer an, dem jungen Armin, der in Paris geboren wurde und im Alter von 4 mit seiner Familie nach Marokko kam. Armin kennt die Medina wie seine Westentasche und führt uns mit schlafwandlerischer Sicherheit zu vielen schönen Orten, die wir alleine vermutlich nie gefunden hätten. Wir erfahren viel Interessantes über Berberteppiche aus dem Atlas und das Programm der Unesco zum Erhalt der Medina als Weltkulturerbe, was uns beim Anblick der maroden Bausubstanz als schier unlösbare Aufgabe erscheint.