Rucksacktour durch Indien

Reisezeit: Februar - Mai 2012  |  von Stephanie Meyer

Madurai

Der Nachtbus hat mich echt frueh, so gegen 4 Uhr in Madurai abgesetzt. Die Nacht hab ich dank einer Vomex mehr oder weniger im Daemmerzustand verbracht, so dass ich dann erstaunt war als wir auf ein Mal schon da waren. Aber nun musste ich erst mal ein Hotel finden. Natuerlich hatten die meisten zu. Zum Glueck (???) schlafen die Angestellten des Hotels in der Lobby auf dem Fussboden, so dass ich mich dann sehr schweren Herzens dazu entschlossen hab, die armen Menschen aufzuwecken und um Einlass zu bitten. Ich hab dann erst mal 2 Stunden Schlaf nachgetankt und bin dann in den Fruehstuecksraum gegangen, wo es ein indisches Fruehstuecksbuffet gab. Ich mag indisches Fruehstueck an sich schon aber nicht so gern als erste Mahlzeit des Tages, da doch alles sehr spicy ist. Es gibt meistens Idli, das sind Kuechlein aus vergorenem Reis mit Samba, dann Wada (Teigkringel), leckere Dosa (Pfannkuchen aus Linsenmehl) und Chutneys und allerlei wuerzige Sossen.
Frisch gestaerkt bin ich dann mal losgelaufen, um mir den grossen Sri Meenakshi Tempel anzusehen. Der ist wirklich eindrucksvoll. Und riesig. Man darf zwar nicht ueberall rein aber man darf Fotos machen (wie bloed, dass meine Speicherkarte mit den schoenen Fotos kaputt ist...!)
Ich habe mich dann bei der Fuehrung von zwei anderen Reisenden eingeklinkt und mal wieder ein paar neue Hindustorys gehoert. Die haben so viele Geschichten, das ist unglaublich. Interessant fand ich z.B. dass Frauen mit unerfuelltem Kinderwunsch kleine gelbe Holzkaestchen mit so einer Art Pueppchen drin in einen bestimmten Baum haengen, um endlich schwanger zu werden. Und die, die es schon waren aber nicht verheiratet sind haben Ketten mit Anhaengern dran um Figuren gelegt, um doch noch schnell einen Gatten zu finden.

Nach so viel Tempel gab es erst mal ein schoenes Thali im naechsten Restaurant (da kriegt man eine Schaufel Reis und Gemuese und Sossen so viel man will fuer 50 -70 Cent).
Als naechstes habe ich mich wieder dem Projekt Bahnfahrkarte gewidmet. Das Buchen im Internet hatte ich schon aufgegeben und so war ich erstaunt, dass es am Schalter dann voellig problemlos klappte (natuerlich muss man dafuer ein Formular ausfuellen...) und so hielt ich dann meine Tickets fuer die Weiterfahrt nach Kanyakumari und Varkala in den Haenden.
Nach einer kleinen Hotelsiesta bin ich noch mal in den Tempel gegangen und habe mir dort auch das Museum mit der Halle der 1000 Sauelen angeguckt. Beim herumlaufen hab ich dann irgendwann eine Menschenansammlung gefunden und schnell rausgefunden, worum es ging. Es wurde eine Prozession vorbereitet. Da werden die goldenen Goetterstatuen auf grosse goldene Pferde gesetzt und geschmueckt und jemand haelt einen Sonneschirm ueber sie und dann werden sie mit grossen Trara durch den Tempel gezogen. Das war echt eindrucksvoll. Als die Prozession vorbei war haben mich zwei Inder angesprochen. Nach dem ueblich "what's your name? etc." hab ich dann gemerkt, dass die beiden ganz nett sind und Lust haben, sich noch weiter zu unterhalten und so habe ich dann den Abend mit Raja und Anandhi gequatscht. Schliesslich haben sie mich sogar fuer den naechsten Tag zu sich nach Hause eingeladen.
Dann kam aber doch alles ganz anders. Am naechsten Morgen stand ein voellig geknickter Raja vor meinem Hotel, um mir zu berichten, dass die Mutti verboten hat, dass er und seine Schwester mich in ihr Haus einladen. Wegen der ganzen Geruechte ueber Affaeren und so. Dazu muss man wissen, dass Madurai extrem konservativ ist.

Obwohl ihn seine Mutti wohl dafuer toeten wuerde, ist er dann trotzdem mit mir den Vormittag ueber durch Madurai gefahren und nach einer Unterbrechung fuers Mittagessen sind wir mit dem Taxi etwas aus der Stadt gefahren Richtung Auslaeufer der Western Ghats. Wir wollten zu einem Tempel ( da gab es ein paar, es gibt bald alle paar Meter einen), der etwas weiter hoeher liegt angucken. Der Weg war auch ganz schoen zu laufen und es waren hunderte Affen unterwegs. Dummerweise hat mein Kreislauf das Abenteuer kurz vorm Ziel beendet, so dass ich den tollen Tempel dann leider gar nicht sehen konnte. Aber wir haben uns dann noch zwei andere angeschaut. Es ist ganz schoen aufwendig Hindu zu sein. Es gibt ganz schoen viele Goetterstatuen vor denen man sich verneigt und mehrere Brahmanen nehmen Spenden entgegen udn schmieren einem Farbe auf die Stirn nachdem man an der Goetterstatue gebetet hat und der Brahmane seine Puja gemacht hat. Raja war da sehr fleissig. Furchtbare Sorgen hat er sich auf ein Mal gemacht, dass ich meine Tage haben koennte, denn damit wuerde ich ja den heiligen Tempel verunreinigen. Der Arme hat ganz schoen rumgedruckst aber ich konnte ihn beruhigen, der Tempel ist nicht besudelt, mein Kreislauf kann auch ohne Menstruation nach 3km bergauf in der prallen Sonne mit nicht so viel Wasser dabei kapitulieren....
In dem einen Tempel wurde ein ganz besonders tolles Gewuerzbrot gebacken, dass Rajas Mutter bei ihm bestellt hat. Und da war er sehr froh, dass er zwei so tolle Brote kaufen konnte. Ich hab mit dem Brot auf einer Mauer gesessen und gewartet, waehrend Raja noch was anderes gekauft hat und auf ein Mal war da ein Affe und das Brot war weg. Ich dachte "Oh nein, das ist jetzt sicher ne Katastrophe..." War es aber nicht. Fuer Raja war das kein Problem, schliesslich hatte er ja nun gerade dem Affengott Lord Hanuman eine grosse Freude gemacht. Tieren essen zu geben ist naemlich fuer die Hindus was gutes. Man kann auch alles kommerzialisieren, deswegen stand am Tempelausgang eine Frau mit drei angebundenen Rindviechern und kleinen Buendelchen Gras. Das Gras kann man fuer 10 Rs kaufen und dann den Kuehen geben. Natuerlich mussten wir das machen. Ich fand das aber ganz schoen bloed, Geld dafuer zu bezahlen einer Kuh ein Buendel Gras zu geben.

Abends ging dann mein Nachtzug nach Kanyakumari und Raja war so lieb, mich am Bahnhof noch mal zu treffen, um mir mein Gepaeck in die Bahn zu tragen und zu zeigen, wo mein Platz ist.
Ich hab dann erst mal meine beiden Rucksaecke angeschlossen und dann mussten wir uns auch schon verabschieden und der Zug ist losgetuckert....

© Stephanie Meyer, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Februar bringt mich der Flieger nach Chennai, in mein großes Abenteuer. Die ersten zwei Monate werde ich auf jeden Fall in Südindien verbringen aber alles ist spontan und noch nich geplant.
Details:
Aufbruch: 05.02.2012
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: Mai 2012
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Stephanie Meyer berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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