Mit dem Camper durch das nachrevolutionäre Tunesien

Reisezeit: März / April 2012  |  von Angelika Gutsche

Hammam und Campingplatz

Wir verlassen das "Tor zur Wüste" Richtung Degache. Ein Campingplatz mit Dusche wäre jetzt eine feine Sache! Oder noch besser: ein Campingplatz mit einem Hammam! Hier gibt es heiße Mineralquellen, die Linderung bei allerlei Beschwerden bringen sollen. Als wir suchend die Umgebung von Degache abfahren, hält neben uns ein weißer Pkw und ein junger Mann in Begleitung einer älteren Frau, wohl seine Mutter, fragt, nach was wir suchen. Auf unsere Antwort "einen Campingplatz mit einem Hammam" reagieren beide ratlos. Doch dann fordern sie uns auf, ihnen zu folgen. Allerdings halten wir nach etwa viertelstündiger Fahrt weder an einem Campingplatz noch an einem Hammam, sondern im Ort Sabaa Sabar in einer Nebenstraße vor einem Café, das in einer kleinen Gartenoase liegt. Hier sollen wir etwas essen und trinken und würden dann bald wieder abgeholt werden.

Das Café ist schattig und kühl, der umgebende Garten hübsch angelegt, das Thunfisch-Baguette mit scharfer Harissa-Paste schmeckt lecker und das Cola ist eiskalt. Da ist es auch nicht so schlimm, dass unser weißer Pkw erst eine geraume Zeit später wieder auftaucht. Der Fahrer bedeutet uns, ihm zu folgen. Es geht in den nächsten Ort und dort in eine kleine, staubige Nebenstraße. Unser Ziel stellt sich als Hammam El Chifaa heraus. Der Eingang für Männer ist links, der für Frauen rechts. Ich stopfe Handtuch und Shampoo in eine Tüte und mache mich in meinen rosa Plastiksandalen auf den Weg.

Nur mit einer Unterhose bekleidet wie die anderen Damen auch folge ich meiner Masseuse in die feucht-heißen Räume, von denen der Putz bröckelt. Die Güsse mit heißem Wasser lasse ich stoisch über mich ergehen. Dann wird mir bedeutet, mich auf eine Steinbank zu legen. Meine Masseuse, die über beachtliche Körperkräfte verfügt, legt ihren ganzen Ehrgeiz hinein, mir auch das kleinste abgestorbene Hautpartikelchen vom Leibe zu schrubben, um anschließend triumphierend auf die abgelösten Hautfusseln zu zeigen, die mit einem erneuten Schwall heißen Wassers von meinem Körper gespült werden. Vollkörperpeeling! Ich verlasse das Hammam in der Sicherheit, noch nie im Leben so sauber gewesen zu sein. Eine Ruhepause ist anschließend dringend zu empfehlen!

Hammam El Chifaa

Hammam El Chifaa

Am Ortseingang von Degache (von Touzeur kommend) finden wir endlich einen geöffneten Campingplatz. Er ist schattig in einem Palmenhain gelegen und verfügt über saubere Duschen und Toiletten. Seine Öffnung verdankt er wohl dem Umstand, dass ein kleines Restaurant und eine Bar für Einheimische angeschlossen sind. Diese Nacht wird noch spannend, denn plötzlich hat sich Wolfi selbstständig gemacht und bleibt stundenlang verschwunden. Wir stolpern in der Dunkelheit durch den Palmenhain verzweifelnd nach unserem Hund rufend bis plötzlich draußen auf der Straße das wütende Gebell anderer Hunde ertönt. Auf diesen Lärm nehmen wir Kurs und tatsächlich verbellt die Hundemeute unseren Wolfi, der die Straße entlang trottet. Er ist ganz froh, dass wir ihn aus dieser Situation retten. Was war nur in ihn gefahren?

Camping Degache

Camping Degache

© Angelika Gutsche, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf unserem Weg in den Süden Tunesiens besuchen wir römische Ausgrabungen, besteigen hohe Felsplateaus und durchfahren wilde Schluchten, bevor unser Weg durch das große Schott führt und wir die Sahara erreichen. Auf der Rückfährt werden wir mit den Realitäten der tunesischen Revolution konfrontiert: Wir finden uns zwischen Barrikaden, inmitten von Aufständen und Demonstrationen wieder. Die tunesische Revolution: verheddert in der Stunde null.
Details:
Aufbruch: 20.03.2012
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 17.04.2012
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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