Iran Nordwest-Rundreise im März und April 2013

Reisezeit: März / April 2013  |  von Ulrike Bohra

Bandar Anzali und Ardebil

Blick auf das Kaspische Meer vom Hotel Khadousan aus, Bandar Anzali, 31. März 2013.

Blick auf das Kaspische Meer vom Hotel Khadousan aus, Bandar Anzali, 31. März 2013.

Mehdi Gharib am Bug des Motorboots in der Lagune der Hafenstadt Bandar Anzali. 31. März 2013.

Mehdi Gharib am Bug des Motorboots in der Lagune der Hafenstadt Bandar Anzali. 31. März 2013.

Die Lagune von Bandar Anzali

Nach einem guten Frühstück im Hotel Khadousan mit Blick auf das wolkenverhangene Kaspische Meer starten Mehdi und ich unseren Reisetag mit einer flotten Fahrt im Motorboot in der Lagune von Bandar Anzali.

Mit Schutzwesten und einem Stativ ausgerüstet, steigen wir in ein blau lackiertes Motorboot und fahren in die Süßwasserlagune.
Im Sommer ist die Lagune ein großartiges Erlebnis für Ornithologen, da hier unzählige Wasservögel nisten und unter anderem der Kaspische Lotus blüht. In der Lagune waten im Sommer auch Schwärme von Flamingos.

Aber außer ein paar verstreuten Wildenten, Möwen und Schwänen sehen wir leider keine außergewöhnlichen Wasservögel, und auch für den Lotus ist es noch zu früh in der Jahreszeit. Dichtes Schilf und hohes Röhricht säumen die Wasserstraßen, ein kalter schneidender Wind bläst uns ins Gesicht, das Motorboot springt hart über die Wellen. Wir gelangen durch tiefliegende Betonbrücken in den Hafen und erfreuen uns am Anblick der Schiffe, Kutter und Lastkräne, vor allem genießen wir die spritzige rasante Fahrt mit dem Motorboot. Obwohl Mehdi und ich frieren und vor Kälte zittern, haben wir großen Spaß beim Fotografieren und Posen. Die Bootshäuser wirken ziemlich dürftig und ärmlich, manche Schiffe sind alte rostige Kähne, unter ihnen befinden sich auch einige Frachtschiffe aus Russland und Aserbaidschan. Bandar Anzali ist der wichtigste iranische Handelshafen am Kaspischen Meer und liegt in der Provinz Gilan. Es gibt eine bedeutende Kaviarindustrie in Bandar Anzali und natürlich kann man allerlei Seefische auf dem Basar kaufen. Die Menschen sprechen einen heimischen nordwestiranischen Dialekt, Gilaki.

Nach der Bootsfahrt machen wir in der Stadt ein paar Besorgungen für unser Picknick und fahren dann an den wie an einer Perlenschnur aufgefädelten Küstenorten vorbei, nordwärts Richtung Talesch, Lanvandil und Astara.

Vom Kaspischen Meer sehe ich wenig, da die Küste verbaut ist mit unzähligen Siedlungen und Ferienhäusern. Die Wolken hängen schiefergrau am Himmel, Nieselregen kommt auf, eine steife Brise weht vom Meer her. Meine Stimmung ist etwas gedrückt, die Küstenregion wirkt Ende März ohne Sonne eintönig und trostlos, viele Bäume sind noch nackt vom Winter, viel Müll säumt den Straßenrand.

Blick auf den Hafen von Bandar Anzali. 31. März 2013.

Blick auf den Hafen von Bandar Anzali. 31. März 2013.

An der Küste des Kaspischen Meeres, in der Nähe von Bandar Anzali.
31. März 2013.

An der Küste des Kaspischen Meeres, in der Nähe von Bandar Anzali.
31. März 2013.

Picknick auf dem Campingplatz bei Talesch am Kaspischen Meer.
31. März 2013.

Picknick auf dem Campingplatz bei Talesch am Kaspischen Meer.
31. März 2013.

Der Heyran-Pass ist die Verbindungsroute zwischen Astara und Ardabil in Nordiran. Die Gegend gilt als letztes Naturschutzgebiet der Provinz Gilan. Blick auf die Pass-Straße im Tal. 31. März 2013

Der Heyran-Pass ist die Verbindungsroute zwischen Astara und Ardabil in Nordiran. Die Gegend gilt als letztes Naturschutzgebiet der Provinz Gilan. Blick auf die Pass-Straße im Tal. 31. März 2013

Picknick in Talesch und die Fahrt über den Heyran Pass

In der Küstenstadt Talesch besorgen wir uns frische Pizza. Wir fahren zum Campingplatz und breiten unser Essen auf einem Tisch aus, der zum Campingrestaurant gehört. Obwohl es recht kühl und regnerisch ist, haben viele Urlauber ihre Zelte aufgeschlagen, ihre Teppiche und Decken ausgebreitet und grillen ihre Fleischspieße. Die Kinder lärmen und tollen herum, die Menschen genießen Ihren Neujahrsurlaub und das gesellige Beisammensein. Gegenüber unserem Tisch rauchen ein paar Jugendliche Schischa (Wasserpfeife). Es herrscht eine entspannte und lebensfrohe Stimmung. Bisher habe ich noch nicht viel davon mitbekommen, wie schwierig das Leben der Iraner unter den andauernden Sanktionen, der Inflation und der Wirtschaftskrise geworden ist. Hier unter den Neujahrsurlaubern spüre ich davon nichts. Beim Picknicken und Campen scheinen die Menschen ihre alltäglichen Sorgen zu vergessen.

Nach unserem Picknick fahren wir an der Kaspischen Küste weiter über Lavandil und die Hafenstadt Astara (der Grenzstadt zur Republik Aserbaidschan) Richtung Ardabil über den landschaftlich reizvollen Heyran-Pass entlang der Staatsgrenze zu Aserbaidschan. Die Bäume und Sträucher sind schon Ende März zartgrün. Je weiter wir die Pass-Straße hinauffahren, desto langsamer kommt die Autokolonne voran und es gibt Stau. Dichter Nebel hüllt die sanfte Landschaft ein. Die Scheinwerfer tasten sich durch das milchige Weiß des Nebels, höher und höher windet sich die Straße, bis auf den Scheitelpunkt in über 1450 m Höhe. Wir fahren durch einen Tunnel und reißen beide vor Staunen die Augen auf, als wir aus dem Tunnel in gleißendes Sonnenlicht fahren. Oben auf dem Heyran-Pass (Haji Amir Pass) ist eine Klimascheide, die das Hochland Aserbaidschans von den feuchten Nebelwäldern der Provinz Gilan trennt. Schlagartig sind auch die Bäume verschwunden, grasbewachsene grüne Berge säumen die Autobahn. Vor uns breitet sich weit und sonnenüberflutet das Hochland aus. Was für ein krasser abrupter Übergang in der Vegetation und im Wetter! Am frühen Abend erreichen wir die schöne Stadt Ardabil, die in 1351 m Höhe auf einem Plateau liegt, umgeben von Bergen wie dem Kuh-e Sabalan, dem dritthöchsten Berg Irans mit 4811 m Höhe.

Ardabil - Grabmal des Sheikh Safi ad Din Ardebili - Blick auf das Ali Qapu Gewölbe, das dem Musiksaal im Ali-Qapu-Palast in Isfahan nachemfpunden ist. Dieser Saal wird  auch"Chini khane", der Porzellanraum genannt, weil Shah Abbas hier neben wertvollen Büchern auch kostbares chinesisches Porzellan aufbewahrte.
Das Sheikh Safi ad Din Grabmal gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. 
31. März 2013.

Ardabil - Grabmal des Sheikh Safi ad Din Ardebili - Blick auf das Ali Qapu Gewölbe, das dem Musiksaal im Ali-Qapu-Palast in Isfahan nachemfpunden ist. Dieser Saal wird auch"Chini khane", der Porzellanraum genannt, weil Shah Abbas hier neben wertvollen Büchern auch kostbares chinesisches Porzellan aufbewahrte.

Das Sheikh Safi ad Din Grabmal gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
31. März 2013.

Kuppelgewölbe des Grabmals von Sheikh Safi-ad Din Ardabili.
31. März 2013

Kuppelgewölbe des Grabmals von Sheikh Safi-ad Din Ardabili.
31. März 2013

Grabmal des Sheikh Safi-ad Din Ardabili, Hotel Atrak in Sareyn

In Ardabil herrscht reger und chaotischer Abendverkehr, und Mehdi findet in der Nähe des Sheikh Safi-ad Din Mausoleums einen Parkplatz in einem staubigen Hinterhof, wo er seinen Iran Khodro abstellt. Als wir aussteigen und zum Grabmal gehen, frösteln wir in der kalten trockenen Luft. Zwei junge Soldaten weisen uns den Weg zum Haupteingang.

Wir treten durch das beleuchtete prächtige Eingangsportal in den Innenraum des Grabmals, strümpfig, die Schuhe mussten wir vorher ausziehen. Die Opulenz und Pracht des Bauwerks entfalten sich erst in seinem Inneren. Das sogenannte "Ghandilkhaneh", der Lampenraum erhielt seinen Namen von den vielen Lampen, die für die Pilger aufgehängt waren. Die oberen Partien des prächtigen Innenraums lösen sich in mehrere Iwane auf, deren Wandungen und Nischen bemalt sind. Den blauen Grund zieren Ornamente in tiefem Rot und Braun, wie man auf den Fotos schön sehen kann. Die Gräber von Sheikh Safi und den Angehörigen seiner Familie liegen unter mit kleinen Kuppeln gedeckten Türmen.

Sheikh Safi ad-Din Ardabili starb im 14. Jahrhundert in Ardabil und war ein wichtiger Sufi-Geistlicher. Er war Vorfahre und Namensgeber der Safawiden-Dynastie. Das Grabmal wurde nach Safi ad-Dins Tod im Jahr 1334 von seinem Nachfolger Sadr al Din Musa erweitert. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Schrein von iranischen Archäologen umfassend restauriert. Über 100.000 Pilger und Touristen besuchen den Schrein jährlich.

Beeindruckt von den prächtigen Ornamenten und der zauberhaften Beleuchtung des Grabmals gehe ich mit Mehdi in ein Restaurant zum Abendessen.Da die Toilette im Erdgeschoss des kleinen Restaurants kaputt ist, darf ich mit dem Lastenlift in den Keller fahren und dort die Toilette benutzen. Ruckelnd werde ich auf der Liftplattform wieder ins Restaurant befördert. Die unkonventionelle Hilfsmaßnahme fasziniert mich. Die Hilfsbereitschaft und die angenehme zurückhaltende Freundlichkeit der Iraner gefallen mir sehr. Immer wieder sind die Menschen erstaunt, wenn ich ein paar Worte auf Persisch sage. Der Überraschungseffekt und ihre Verwunderung bereiten mir heimliches Vergnügen.

Als wir zum Parkplatz zurückkehren, erleben wir eine böse Überraschung. Das Stahltor zum Hinterhof ist abgesperrt. Mehdi ruft einige Male die Telefonnummer auf dem Tor an, bis er endlich den Parkplatzwächter erreicht, der nach einer Weile kommt, um das Tor wieder aufzuschließen. Wir sind beide unglaublich erleichtert, dass wir ohne Einschalten der Polizei Zugang zum Parkplatz erhalten und so die letzte Etappe bis zum Kurort Sareyn zurücklegen können.

In der Nacht erreichen wir das Hotel Atrak in Sareyn, einem Kurort am Fuße des Sabalans mit Thermalquellen und bunt illuminierten Straßen und Hotels. Die Straßen im Ort sind teilweise in desaströsem Zustand und haben grausige Schlaglöcher. Der Rezeptionist, der Mehdi den Weg zum Hotel am Telefon erläutert, entschuldigt sich für den miserablen Zustand.

Kaum im Hotel angekommen, werden wir mit einer Tasse Kaffee willkommen geheißen und zack! gibt es einen Stromausfall. Kein Wunder, bei dieser grellbunten, chinesisch anmutenden Illumination ist das Stromnetz schnell überlastet. Mehdi hat gleich eine Taschenlampe parat, ein paar Minuten später ist der Strom Gottseidank wieder da.

Von den vielen Eindrücken überfrachtet, fällt es mir schwer, einzuschlafen, aber das kleine sehr gemütlich eingerichtete Hotelzimmer hilft mir, dann doch in den Schlaf zu finden. Heute gab es ein paar ziemlich abenteuerliche Momente, aber gerade diese machen das Reisen im Iran spannend.

Ardabil - Schrein des Sheikh Safi ad Din Ardabili - Blick in den sogenannten Lampenraum, das Ghandilkhaneh.
31. März 2013

Ardabil - Schrein des Sheikh Safi ad Din Ardabili - Blick in den sogenannten Lampenraum, das Ghandilkhaneh.
31. März 2013

Ardabil - Grabmal des Sheikhs Safi ad Din Ardabili - Muqarnas über dem Eingangsportal zum Schrein.
31. März 2013

Ardabil - Grabmal des Sheikhs Safi ad Din Ardabili - Muqarnas über dem Eingangsportal zum Schrein.
31. März 2013

Panoramabild Haupteingang zum Grabmal des Sheikh Safi ad Din Ardabili in Ardabil.
31. März 2013

Panoramabild Haupteingang zum Grabmal des Sheikh Safi ad Din Ardabili in Ardabil.
31. März 2013

Ardabil - Grabmal des Sheikhs Safi ad Din Ardabili - Eingangsportal
31. März 2013.

Ardabil - Grabmal des Sheikhs Safi ad Din Ardabili - Eingangsportal
31. März 2013.

© Ulrike Bohra, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reiseroute: Teheran - Qazvin - Masuleh - Bandar Anzali - Talesch - Ardabil - Sareyn - Tabriz - Marand - Jolfa - Maku - Khoy - Orumiyeh - Kandovan - Takab - Zanjan - Soltaniyeh - Hamadan - Malayer - Arak - Isfahan - Teheran
Details:
Aufbruch: 28.03.2013
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 11.04.2013
Reiseziele: Iran
Der Autor
 
Ulrike Bohra berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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