Himmelswege in Sachsen-Anhalt

Reisezeit: August 2011  |  von Mirjam & Nico L.

Nebra

In der ersten Nacht schlief ich fast überhaupt nicht. Der Sturm kehrte zurück, wenn auch in einer wesentlich kleineren Version, und so lag ich bibbernd im Zelt und erwartete, dass jeden Moment ein Ast runterknallen würde... Zudem befanden sich in der Nähe sowohl Bahnschienen als auch eine ziemlich laute Disko. Ich hab normalerweise einen echt guten Schlaf, aber das geballt zusammen war zu viel!
Wir waren also ein bisschen gerädert und begannen den Tag daher erstmal gemütlich, bevor wir am späten Vormittag nach Halle reinfuhren. In der Innenstadt angekommen, suchten wir als erstes ein vegetarisches Restaurant auf, das ich ausgesucht hatte, das kleine la ka rot - es war wirklich winzig und rappelvoll, aber sehr nett. Ich hatte ein Seitan-Sandwich, das auch superlecker war (leider hab ich vergessen, ein Foto zu machen).

Von hier aus ging es nun nach Nebra, unserem ersten Stop auf der Himmelswege-Route. Nebra ist der Ort, an dem die Himmelsscheibe gefunden wurde, die darum (logischerweise) "Himmelsscheibe von Nebra" heißt. Es ist eigentlich nur ein winziger, unspektakulärer Ort, der aber versucht, aus dem berühmten Fund das beste herauszuholen.

Die Himmelsscheibe ist einer der wichtigsten archäologischen Funde der letzten fünfzig Jahre, die erste spezifische Darstellung des Sternenhimmels in der Geschichte der Menschheit, und über 3500 Jahre alt. Sie wurde im Jahr 1999 von Raubgräbern gefunden, die sie zunächst auf dem Schwarzmarkt verkauften, bis jemand die außergewöhnliche Bedeutung der Scheibe erkannte und den Fund meldete. Man weiß bis heute nicht, was der wirkliche Zweck der Himmelsscheibe war - es ist nur sicher, dass der Gebrauch sich über die Zeit hinweg verändert haben muss, denn auch die Scheibe wurde verändert. Man vermutet, dass sie für kulturelle und rituelle Zwecke verwendet wurde, aber auch, um astronomische Berechnungen anzustellen.

Wir begannen unsere Himmelwege-Reise also da, wo alles angefangen hat - am Fundort der Scheibe in Nebra. Hier gibt es die Arche Nebra, ein Besucherzentrum, das von der Architektur her dem goldenen Bogen ähnelt, der sich unten auf der Scheibe befindet und der wahrscheinlich eine Barke darstellt. Wir haben das Zentrum aber nicht besucht, sondern nahmen direkt den Shuttle, der hier gerade hielt und uns durch den Wald zum genauen Fundort fuhr.

Ein "Ende" der Arche Nebra

Ein "Ende" der Arche Nebra

Man darf nicht mit dem eigenen Auto zum Fundort fahren, sondern muss entweder den Shuttle nehmen, oder die drei Kilometer laufen. Insofern kam uns der Shuttle gerade recht. Außer uns fuhr niemand mit und ich frage mich, ob sich dieser Shuttlebetrieb wirklich lohnt, wenn ihn schon zur Hochsaison so wenig Leute nutzen...
Am Fundort gab es dann auch nur wenig spektakuläres zu sehen. Der genaue Fundort ist durch eine kleine schwarze Kuppel gekennzeichnet. Schon interessanter fand ich die vielen kleinen Markierungen, die zeigen, wo hier noch andere Dinge gefunden wurden, und diese auch darstellen. So bekommt man doch einen kleinen Überblick dieses archäologischen Ortes.

Fundort der Himmelsscheibe

Fundort der Himmelsscheibe

Am Fundort befindet sich ein Aussichtsturm, der dreißig Meter hoch und in der Mitte zweigeteilt ist. In der Richtung des Durchschnitts geht am Mittsommertag die Sonne unter und scheint direkt auf den Brocken - den Berg, auf dem der Überlieferung nach an diesem Tag die Hexen tanzen!
Das fand ich nun echt cool, auch wenn man davon natürlich heute nichts hatte.
Wir stiegen aber noch auf den Turm und genossen die schöne Aussicht bei hervorragenden Wetter über die umliegenden Wälder und bis zum Harz.

Diesmal gingen wir zu Fuß zurück und marschierten die dreieinhalb Kilometer durch den Wald bis zur Arche Nebra und unserem Parkplatz. Es war ein sehr heißer Tag, und so sehnten wir uns nach einem kalten Getränk, und erblickten auch direkt ein "Restaurant"-Schild. Also liefen wir weiter, und fanden schließlich ein kleines, unscheinbares Restaurant, das sich "Zur Himmelsscheibe" nannte. Wir wären fast vorbei gelaufen.
Drinnen hing eine der vielen Repliken der Himmelsscheibe, sonst war es ein ganz normales, etwas altes und bodenständiges Restaurant ohne Schnickschnack, aber mit freundlicher Bedienung. Wir genossen eine kalte Cola, machten uns dann auf den Weg zum Auto und fuhren zum Campingplatz zurück, in Hoffnung auf eine erholsamere Nacht als zuvor!

© Mirjam & Nico L., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die "Himmelswege" sind eine Tourismusroute in Sachsen-Anhalt, die Sehenswürdigkeiten zur prähistorischen Astronomie verbindet. So wandelten wir auf den Spuren der Himmelsscheibe von Nebra und besuchten einige sehr unbekannte Orte, aber auch die Städte Halle und Naumburg. Keine Ziele, die ich auf den ersten Blick selbst ausgesucht hätte - aber ich folgte der Einladung meines Vaters und entdeckte so eine mir noch völlig unbekannte Ecke Deutschlands!
Details:
Aufbruch: 25.08.2011
Dauer: 5 Tage
Heimkehr: 29.08.2011
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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