Türkei - Mit dem Mietwagen unterwegs

Reisezeit: September / Oktober 2012  |  von Judith Z.

Pamukkale

25.09.12 - Wir sind in Pamukkale. Bisher habe ich noch nirgends in der Türkei so viele Reisebusse gesehen! Die Sache mit dem Campingplatz verwerfen wir – wir werden immer bequemer und entscheiden uns für ein Zimmer im Hotel Pamukkale. Pieksauber, es riecht nach Waschmittel und die „Herbergsmutter“ ist nett und freundlich. Der Preis geht halbwegs in Ordnung (die Zeiten, dass man in der Türkei preiswert Urlaub machen konnte, sind lange, lange vorbei) und wir ziehen ein. Wir brechen sofort zu einem ersten Erkundungsgang auf und werfen einen Blick auf die Sensation des Ortes, die Sinterterrassen. Hoch oben sieht man Menschen ohne Ende und wieder einmal verfluchen wir den Massentourismus. Aus der Ferne kann ich mir noch nicht so wirklich vorstellen, was hier so besonders ist, außer dass der Hang aussieht wie ein schmutziger Gletscher. Nun ja, wir werden es morgen erkunden. Der Ort hat nichts zu bieten außer Pensionen, ein paar Restaurants und aufdringlichen Schleppern.
Das Abendessen nehmen wir in unserer Pension ein. Angeboten wird das übliche. Wir bestellen Tzaziki, Chips, Salat, gemischte Grillplatte und Tavuk Shis. Es schmeckt durchschnittlich und die Portion reicht auch nur deshalb, weil wir reichlich Vorspeisen geordert haben. Was es hier haushoch zu loben gibt (laut Reiseführer), weiß der Geier. Ich glaube, manche Leutz haben einen sehr verklärten Blick jenseits der Realität, sobald sie im Urlaub sind…Wir gehen früh zu Bett, wollen wir doch morgen die Terrassen erkunden, bevor die Busladungen ankommen.
Beim Kassenhäuschen löhnen wir 20 TL pro Nase und dürfen uns nach wenigen Metern unserer Schuhe entledigen. Jetzt spüren wir auch die Faszination, die dieser Ort ausübt. Das Thermalwasser läuft langsam über die Kalkablagerungen und man läuft über schneeweißen Untergrund. Begehbar ist heute nur noch die ehemalige Straße zu den Hotels, die früher oberhalb der Terrassen standen. 5 Hotels und 3 Campingplätze gab es, die Pamukkale beinahe zerstört hätten, hätte nicht die Unesco gedrängt, dass etwas passieren muss. Entlang dieser ehemaligen Straße wurden künstliche Becken angelegt, die nun so bewässert werden, dass wieder neue Ablagerungen entstehen und es irgendwann wieder natürlich aussehen wird. Das ganze Areal ist in mehrere Abschnitte eingeteilt, die abwechselnd bewässert werden. Danach liegen die Abschnitte jeweils 3 Wochen lang trocken und in dieser Zeit kann sich der Kalk ablagern. Auf diese Weise ist ein großer Teil des Hanges wieder regeneriert worden. Leider gibt es noch immer viele Stellen, wo der Kalk gelb und sogar dunkelgrau ist. Und leider gibt es immer wieder viele Unbelehrbare, die meinen, auf dem Travertin rumlatschen zu müssen. Die Dummen sterben leider niemals aus. Wer die Terrassen vor 20 Jahren gesehen hat, bekommt heute sicher Tränen in den Augen.

Wir lassen uns viel Zeit mit dem Aufstieg und der anschließenden Besichtigung des antiken Hierapolis. So groß auch die Bemühungen sind, Pamukkale zu renaturieren, für mich ist es unwiederbringlich dahin. Viele Becken sind trocken und der natürliche Prozess ist unterbrochen. Der Mensch mit seiner Gier nach Profit hat es zerstört und das Verrückte ist, dass auch hier wieder einmal an dem Ast gesägt wurde, auf dem man sitzt…

© Judith Z., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Wochen durch Westanatolien, Kappadokken, zum Nemrut Dagi und entlang der türk. Riviera
Details:
Aufbruch: 10.09.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.10.2012
Reiseziele: Türkei
Der Autor
 
Judith Z. berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.
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