Mit Kind und Kegel in den Süden

Reisezeit: April - August 2016  |  von Julia und Markus

Albanien: Valbonatal, 22.7. - 25.7.

Anfahrt

Wir fahren von Kukes über die neue Strasse nördlich des Drin Stausees zuerst in Richtung Kosovo. Die Ausblicke sind wunderschön, und ab einem gewissen Punkt hat man eigentlich immer die nordalbanische Alpen im Blickfeld, unser Ziel für heute. Wir passieren alte Bergbaustädte, die ein wenig heruntergekommen wirken, und die Strasse zweigt dann nach links in Richtung Barjam Curri ab. Ab diesem Punkt ist sie im Prinzip nur mehr einspurig, aber gut zu fahren. Einen Anhalter haben wir auch wieder ein paar Kilometer mitgenommen. Es ist wahnsinnig Schade, dass wir uns die meiste Zeit nicht wirklich mit den Leuten unterhalten können, es bleibt bei ein paar mit Händen und Füssen ausgetauschten Dingen. Der Anhalter hat uns allerdings ganz stolz eine österreichische 2-Euro Münze mit dem Mozart drauf gezeigt, die er in der Hemdtasche hatte, als wir ihm gesagt haben, dass wir Österreicher sind.

Die Fahrt zieht sich in die Länge. Ab dem Dorf Bytyc, wo wir in der Dorfkneipe gemeinsam mit der wahrscheinlich vollständig versammelten Dorfjugend eine kleine Pause gemacht haben, wird das Fahren dann ein wenig anstrengender, weil die Strasse saniert wird. Das heisst, dass in unregelmässigen Abständen grosse Asphaltstücke, in etwa 4 bis 6 Quadratmeter gross, herausgeschnitten werden. Das wird dann aber anscheinend nicht gleich wieder zugemacht, sondern zuerst einmal als riesiges 10 cm tiefes Schlagloch so gelassen. Und das kann natürlich ohne jegliche Vorwarnung nach der nächsten engen Kurve kommen. Irgendwann haben wir es dann aber auf den Pass vor Bajram Curri geschafft, und haben die Alpen direkt vor unseren Augen gehabt. Ein fantastischer Anblick!

Hügellandschaft mit dem Drin-Stausee

Hügellandschaft mit dem Drin-Stausee

Im Hintergrund tauchen schon die albanischen Alpen auf, vorne nochmal der Drin-Stausee.

Im Hintergrund tauchen schon die albanischen Alpen auf, vorne nochmal der Drin-Stausee.

Strassensanierung auf albanisch

Strassensanierung auf albanisch

Die albanischen Alpen. Am Fuss der Berge liegt Bajram Curri, das Tal in der rechten Bildhälfte ist das Valbonatal.

Die albanischen Alpen. Am Fuss der Berge liegt Bajram Curri, das Tal in der rechten Bildhälfte ist das Valbonatal.

Valbonatal

In Bajram Curri haben wir uns nur kurz die Beine vertreten und sind dann gleich weiter ins Valbonatal gefahren. Dorthin gibt es eine niegelnagelneue Strasse, wunderbar ausgebaut, besser als zu Hause in den Alpen. Am Ortsanfang von Valbona, etwa 20 Kilometer im Tal, steht das Hotel Rilindja mit kleinem Campingplatz, und da wollen wir hin.
Es gibt da zwei kleine Probleme: Der Campingplatz liegt auf der anderen Seite eines ausgetrockneten Flussbettes, und ist für uns mit dem alten Wohnmobil nicht zu erreichen und wir müssen auf dem Parkplatz des Hotels an der Strasse bleiben. Und plötzlich tauchen dann noch vier Busse mit 200 spanischen Jugendlichen auf, die unangemeldet die gesamte Anlage in Beschlag nehmen, und von denen dann ein paar bis weit nach Mitternacht neben unserem Auto Krach machen. Das Rilindja ist aber trotzdem wunderschön gelegen, und das Essen wirklich sehr gut. Allerdings fehlt mit der neuen Strasse ein wenig der „albanische“ Einschlag. Es wirkt irgendwie deutlich anders als in den Gegenden, wo wir bisher waren. Vor allem der Gegensatz zu Ostalbanien und der Gegend um Peshkopi ist sehr gross. Dort wurde man von jedem gegrüsst, die Leute haben gelacht und gewunken. Hier wird man irgendwie ein wenig skeptisch betrachtet, zumindest ist der erste Eindruck so.

Die letzten Meter der neu asphaltierten Strasse im Valbonatal. Danach geht es noch ungefähr 3 Kilometer im Schotter des Flussbettes dahin, dann ist Ende Gelände.

Die letzten Meter der neu asphaltierten Strasse im Valbonatal. Danach geht es noch ungefähr 3 Kilometer im Schotter des Flussbettes dahin, dann ist Ende Gelände.

Das Hotel Rilindja mit Campingplatz ist umgeben von imposanten Bergketten.

Das Hotel Rilindja mit Campingplatz ist umgeben von imposanten Bergketten.

Und im Restaurant dort gibts fangfrische Forelle. Hat hervoragend geschmeckt.

Und im Restaurant dort gibts fangfrische Forelle. Hat hervoragend geschmeckt.

Das Rilindja hat ein super Restaurant und wir haben am Abend gut gegessen, aber die Nacht war eben sehr unruhig. Am nächsten Tag haben wir ausgecheckt, wir wollen ein wenig weiter ins Tal hinein, das Rilindja liegt doch circa 6 Kilometer vor dem Ende der Strasse im Talschluss. Man sieht deutlich, wie sich mit der neuen Strasse vieles verändert. Neubauten entstehen an allen Ecken und Enden, sogar Feriensiedlungen. Es ist Samstag, und das Tal ist voll mit albanischen Tagesausflüglern. Und dann gibt es da noch den Motorradclub aus dem Kosovo, der den ganzen Tag das Tal rauf und runter fährt und ordentlich Krach macht. Wir stellen unser Auto zu einem kleinen Restaurant etwa in der Mitte des Ortes, hier wollen wir dann morgen zu einer Wanderung aufbrechen.

Mit der neuen Asphaltstrasse entstehen auch viele Neubauten wie der hier.

Mit der neuen Asphaltstrasse entstehen auch viele Neubauten wie der hier.

Auf unserem zweiten Standplatz im Valbonatal

Auf unserem zweiten Standplatz im Valbonatal

Nach einer Kaffee- und Bierpause mit grandioser Aussicht machen wir einen kleinen Spaziergang.

Nach einer Kaffee- und Bierpause mit grandioser Aussicht machen wir einen kleinen Spaziergang.

Es gibt auch noch viele traditionelle Bauernhöfe

Es gibt auch noch viele traditionelle Bauernhöfe

Das Heu wird zu grossen Haufen aufgeschichtet.

Das Heu wird zu grossen Haufen aufgeschichtet.

Blick auf die Berge im Talschluss des Valbonatals

Blick auf die Berge im Talschluss des Valbonatals

Im Flussbett tummeln sich Kühe und Schafe.

Im Flussbett tummeln sich Kühe und Schafe.

Wanderung zur Buni i Brahimit

Am nächsten Tag haben wir uns als Ziel unserer Wanderung die Alm Buni i Brahimit gleich unterhalb des Gipfels Maja e Rosit ausgesucht. Der Weg ist ganz gut ausgeschildert, und wir haben im Rilindja auch noch eine Wanderkarte für die Gegend gekauft. Der Weg führt zuerst durch Wald bis zu den letzten zwei Häusern mit Strassenanbindung, dann geht es ein Tal aufwärts. Dort haben wir dann trotz Karte den falschen Steig erwischt, nämlich den zum Maja Jezerca, dem höchsten Berg der Region. Ein wenig später merken wir aber, dass wir zu nahe beim Fluss sind, und wir suchen zurück zum eigentlichen Weg. Den haben wir auch ohne Probleme gefunden, und sind dann also hochgewandert zur Alm. In Summe waren es drei Stunden schweisstreibender Aufstieg, die Sonne hat heruntergebrannt und es gibt vor allem oben nicht viel Schatten. Auf der Alm haben wir eine kurze Rast eingelegt, mit Getränk und Joghurt, das wir beim Hirten oben an der Hütte gekauft haben. Neben der Hütte gibt es einen kleinen See, wo wir dann noch eine Jausenpause eingelegt haben. Die Aussicht auf die hohen Gipfel ist fantastisch. Es fehlen aber immer noch fast 1000 Höhenmeter bis hinauf. Hier merkt man wieder deutlich, dass alles unzugänglicher als in den Alpen ist, in etwa so als würde man alle Schutzhütten entfernen. Dann müsste man immer von den Talorten zu den Gipfeln. Vom Stil erinnern die Berge ein wenig ans Gesäuse oder die Julischen Alpen, schroffer, steiler, etwas bröseliger Kalkstein. Es wäre interessant, ob alle von den Zacken hier überhaupt schon einmal bestiegen worden sind. Wir glauben nicht.

Am Start der Wanderung gehen wir durch das rießige Flussbett.

Am Start der Wanderung gehen wir durch das rießige Flussbett.

Im Moment führt die Valbona aber sehr wenig Wasser, und man kann sie auf kleinen Holzbrücken problemlos überqueren.

Im Moment führt die Valbona aber sehr wenig Wasser, und man kann sie auf kleinen Holzbrücken problemlos überqueren.

Bunker gibt es auch im Valbonatal

Bunker gibt es auch im Valbonatal

Der Talschluss mit dem Schotterbett der Valbona

Der Talschluss mit dem Schotterbett der Valbona

Nach einer guten Stunde kommen wir zur Kukaj Alm wo wir unsere Wasserflaschen auffüllen

Nach einer guten Stunde kommen wir zur Kukaj Alm wo wir unsere Wasserflaschen auffüllen

Unterwegs begegnen wir mehr Kühen als Menschen

Unterwegs begegnen wir mehr Kühen als Menschen

Hinten siegt man den Jezerca, den höchsten Berg, der vollständig in Albanien liegt.

Hinten siegt man den Jezerca, den höchsten Berg, der vollständig in Albanien liegt.

Auf den letzten Metern zur Alm geht man über steile Wiesenhänge, die übrigens per Hand mit Sensen gemäht wurden.

Auf den letzten Metern zur Alm geht man über steile Wiesenhänge, die übrigens per Hand mit Sensen gemäht wurden.

Hier oben blühen noch viele Blumen

Hier oben blühen noch viele Blumen

Bei der Alm Buni i Brahimit, eine kleine Hütte in einer kleinen Geländemulde.

Bei der Alm Buni i Brahimit, eine kleine Hütte in einer kleinen Geländemulde.

Ein einfaches Steinhaus

Ein einfaches Steinhaus

Wir fühlen uns willkommen, und Georg hat Spaß mit dem Hirten

Wir fühlen uns willkommen, und Georg hat Spaß mit dem Hirten

Unser Rastplatz für die Mittagsjause. Wir geniessen die Einsamkeit aber es ist ziemlich heiß und so machen wir uns bald wieder auf den Rückweg

Unser Rastplatz für die Mittagsjause. Wir geniessen die Einsamkeit aber es ist ziemlich heiß und so machen wir uns bald wieder auf den Rückweg

Wir sind wieder bei der Siedlung Kukaj

Wir sind wieder bei der Siedlung Kukaj

Nach der Wanderung sind wir mit dem Auto wieder ein Stück weiter ins Tal reingefahren, und haben uns bei einem Restaurant/Campingplatz hingestellt. Der ist mit 10 Euro verhältnismässig teuer, aber wir wollten uns wirklich, wirklich gerne duschen. Und das Panorama rund um diesen Platz ist gewaltig.

Unser dritter Campingplatz im Valbonatal. Die Aussicht ist gigantisch.

Unser dritter Campingplatz im Valbonatal. Die Aussicht ist gigantisch.

Die Bergspitzen im Abendlicht

Die Bergspitzen im Abendlicht

Zum Talschluss Richtung Thethi

Am nächsten Tag wandern wir noch ein wenig in Richtung Talschluss und sehen vor uns die Wand, über die der Pass nach Thethi geht. Der Plan war eigentlich, bis zum Pass hochzugehen, und auf Thethi runterzuschauen, aber zum Hochwandern ist uns das Wetter zu unsicher und wir drehen wieder um. Auf halbem Weg zurück beginnt es zu nieseln, und als wir dann beim Auto sind, beginnt es so richtig zu schütten. Das hat für die Mittagspause gut gepasst, essen kann man auch wenn es regnet. Das Wetter ist hier aber sehr launisch, zwei Stunden später hatten wir wieder strahlenden Sonnenschein.

Die letzten drei Kilometer geht man entlang des Schotters im Flussbett

Die letzten drei Kilometer geht man entlang des Schotters im Flussbett

Rundherum türmen sich die Berge auf

Rundherum türmen sich die Berge auf

Über diese beeindruckende Wand führt der Pass nach Thethi. Eigentlich wollten wir bis oben gehen um die Aussicht in beide Täler genießen zu können, aber ...

Über diese beeindruckende Wand führt der Pass nach Thethi. Eigentlich wollten wir bis oben gehen um die Aussicht in beide Täler genießen zu können, aber ...

... es wird frisch, und es beginnt zu regnen. Also drehen wir um.

... es wird frisch, und es beginnt zu regnen. Also drehen wir um.

Am Campingplatz scheint aber am Nachmittag wieder die Sonne.

Am Campingplatz scheint aber am Nachmittag wieder die Sonne.

Abschied aus dem Tal

Wir geniessen noch ein wenig die Sonne und den Ausblick, entschliessen uns aber dann doch, wieder vom Valbonatal aufzubrechen. Wir wollen die Fähre über den Koman Stausee nehmen, und dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Die günstigste Variante für uns ist die Fähre Alpin, aber die legt schon um 9 am Morgen von Fierze ab, und ausserdem nur wenn sie voll ist. Wir nehmen das Risiko in Kauf und fahren los mit dem Ziel Fierze, wo wir noch die Nacht bleiben wollen um dann am Morgen nur einen kurzen Anfahrtsweg zur Fähre zu haben. Wir machen noch einen Stopp an der Valbona, um die Füsse ins eiskalte Wasser zu halten, und in Bajram Curri bleiben wir noch kurz stehen um uns mit den notwendigsten Lebensmitteln für den Abend einzudecken. Dann fahren wir das Valbonatal entlang bis Fierze und der grossen Staumauer des Drinkraftwerkes, und stellen uns für die Nacht direkt davor. Ein gewaltiges Ding, diese Mauer, die den Drin bis zurück nach Kukes aufstaut. Wir stehen nicht weit von einer Strasse, es ist aber kaum Verkehr. Kommt einmal ein Auto vorbei, dann werden wir gegrüsst und es wird gewinkt, und einer hat in gutem Englisch ein paar Sätze mit uns geredet. Es ist wieder das Albanien wie wir es kennengelernt haben.

Die Valbona, hier schon eindrucksvoller als hinten im Tal

Die Valbona, hier schon eindrucksvoller als hinten im Tal

Der Fluss frisst sich durch das Gestein

Der Fluss frisst sich durch das Gestein

Das Wasser ist eiskalt, das hält aber Georg nicht davon ab, unbedingt hinein zu wollen.

Das Wasser ist eiskalt, das hält aber Georg nicht davon ab, unbedingt hinein zu wollen.

Weiter unten sieht das Valbonatal dann so aus.

Weiter unten sieht das Valbonatal dann so aus.

Die Staumauer bei Fierze, die den Drin aufstaut. Rechts geht es Richtung Kukes, links Richtung Koman, der nächsten Staustufe.

Die Staumauer bei Fierze, die den Drin aufstaut. Rechts geht es Richtung Kukes, links Richtung Koman, der nächsten Staustufe.

Ein Fazit zum Valbonatal zu ziehen ist nicht ganz leicht. Es war alles ein wenig mehr, wie soll man sagen, wie zu Hause. Die Menschen sind alle viel zurückhaltender, wirken teilweise fast ein bisschen misstrauisch. Vielleicht hat es doch mit dem zunehmenden Tourismus zu tun. Wir waren auch genau am Wochenende dort, und man hat die Wochenendtouristen aus Albanien und auch dem Kosovo deutlich gesehen. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass die Besitzer der Bars und Restaurants noch nicht so genau wissen, wie sie jetzt mit dem neuen Andrang seit 2013, als die neue Asphaltstrasse gebaut wurde, umgehen sollen. Heute am Montag war dann auf einmal alles ruhig, ein paar Leute hier und da, Idylle pur. Die Natur ist wunderschön, die Berge sind gewaltig, wild, unzugänglich. Man kann es sich ein wenig wie das Gesäuse oder die Julischen Alpen vorstellen, allerdings gänzlich ohne Hütten und Wander-Infrastruktur. Von der zwischenmenschlichen Perspektive her gibt es allerdings schönere Orte in Albanien.

© Julia und Markus, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vier Monate Zeit, ein altes Wohnmobil unter dem Hintern, Nachwuchs eingepackt, und nur einen ungefähren Plan. In den Süden ans Meer soll es gehen, Montenegro, Albanien, Griechenland, vielleicht Türkei. Mal sehen wo es uns dann wirklich hintreibt. Hier zum Mitlesen.
Details:
Aufbruch: 10.04.2016
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 15.08.2016
Reiseziele: Kroatien
Montenegro
Albanien
Griechenland
Slowenien
Österreich
Der Autor
 
Julia und Markus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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