Reise ans Ende der Welt: Neuguinea,von Walhaien und Steinzeitmenschen...

Reisezeit: Juli / August 2016  |  von Christine & Thomas R&H

31.07.2016: Jayapura, Krankenhaus

Heute ist Sonntag. Ich habe wieder schlecht geschlafen, die Hitze ist drückend.
Als ich mich um 5.30 Uhr aufrappele, schlafen oder dösen noch alle.
Gestern Abend war es auch noch aufregend hier. Den beiden fülligen Damen geht es zusehends schlechter. Bei einer sieht es richtig schlecht aus, sie bekommt nun Sauerstoff.
Um 8 Uhr wird hier ein christlicher Gottesdienst abgehalten, mit Gesang und allem Drum und Dran. Ich bin dabei eingeschlafen.
Zum Schluß gehen der Pastor und die Pastorin herum und reichen jedem die Hand. Mein Bein wird gesegnet.

Aber heute kommen keine Ärzte und mir wird klar, dass ich doch noch länger hierbleiben muss.

Am Abend kommt wieder eine ganze Gruppe zu Besuch , zu der füllige Frau gegenüber und bringen eine Torte mit....mmmh...könnten wir auch so spontan drauf....Aber die wird später auch wieder mitgenommen, denn der Frau geht es nicht gut.
Ich freue mich schon morgen hier raus zu kommen.....
Dann gibt es noch einen Neuzugang: Ein junges Mädel ca 20 Jahre mit schweren Verletzungen: beide Arme komplett in Gips und ein total verquollenes Gesicht. Und dann schreit sie--das kann man sich nicht vorstellen.
Aber nicht so weinerlich, sondern wutentbrannt. Als würde sie Menschen verfluchen. Das geht wirklich durch Mark und Bein.
Manchmal bäumt sie sich auf und bietet mit ihrem verquollenen Gesicht und den abstehenden Haaren einen wahrhaft gruseligen Anblick zu den Flüchen.
Diese Szenen erinnern mich sehr an die Teufelsaustreibung im Film "Exorzist"

Von meinem Bett aus sehe ich eine Brücke, die zu den OP-Räumen führt. Dort steht mehrmals am Tag ein Mädel und winkt mir zu. Manchmal holt sie auch ihre Mutter und dann winken beide.
Heute macht sie Zeichen, dass sie mal zu mir kommen will.

Da hinten steht sie und winkt....

Da hinten steht sie und winkt....

Sie kommt mit ihrer jungen Mutter vorbei und beide möchten mir die Hand geben und mich anfassen. Das machen sie hier meistens an den Armen.Die Mutti ist bestimmt erst Anfang 20 und lacht mich mit verzerrter Miene an.
Verzerrt, weil sie den Mund proppevoll mit dem komischen Kautabak hat. Ihre Zähne sind nur kleine spitze dunkelrote Stummel.
Wie können sich diese Menschen nur sowas antun???
Fast alle hier haben nur noch sehr wenige Zähne im Mund und diese dann noch schwarz oder rot.
Das Zeug muss wirklich süchtig machen. Überall in den ORten sieht man Stände mit so ovalen Beeren oder so langen Wurzeln die verkauft werden.
Die Straßen sind voll von den Spuckspuren--überall große Flatschen...

Das ist die Kleine...

Das ist die Kleine...

Hier ist sie mit der Mama mit ihren dicken Backen....

Hier ist sie mit der Mama mit ihren dicken Backen....

Es gibt wenig Schlaf. Thalia schläft auf dem freien Bett nebenan.
Aber das Gebrülle des Mädels geht mit Unterbrechungen die ganze Nacht durch.
Die arme Oma mit der dicken Backe aus dem kleinen village bei Nabire macht sich ein, da müssen dann tatsächlich die Schwestern ran, weil kein Angehöriger da ist. Komisch--wo sind die nur? Lediglich eine Frau, bestimmt eine Tochter kommt morgens kurz vorbei. Sie tut uns wirklich leid.Wenn Ärztevisite ist, ignoriert die Oma diese immer völlig.
Ich kann mir vorstellen, dass sie in einem richtig abgelegenen Dorf , fern aller Zivilisation lebt.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir nehmen nun die lange Anreise nach Papua auf uns.Für Thalia erfüllt sich der Traum beim Tauchen mit Walhaien zu kuscheln und ich freue mich auf einen Besuch beim Volk der Dani im abgelegenen Baliem Tal in West Papua.
Details:
Aufbruch: 06.07.2016
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.08.2016
Reiseziele: Indonesien
Der Autor
 
Christine & Thomas R&H berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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