Südamerika mal anders

Reisezeit: Mai - Dezember 2017  |  von Katharina Arguedas Torres

Peru (Teil 2): Lima (Teil 3)

In der Nacht zum 16. Oktober bin ich mal wieder in einem Bus unterwegs, von Chiclayo nach Lima. Ich miete in Monterrico, Surco, ein kleines Apartment, das ich recht günstig gefunden habe. Endlich wieder eine Küche! Die Gegend ist alles andere als touristisch, hier wohnen die wohlhabenderen Einwohner Limas, das sieht man an den Luxusgebäuden, aber vor allem an den vielen fetten SUV auf den Straßen. In der Nähe des kleinen Hauses, in dem ich wohne, gibt es viele Wohnhäuser doch teilweise gibt es keine Bürgersteige! Fehlplanung? Oder bewegen die sich nur in ihren Autos? Seltsam.
Ich verbringe hier in Lima ein paar Wochen und mache einige Erkundungen.

Im Hintergrund das Haus, in dem ich wohne, davor ein kleiner Park

Im Hintergrund das Haus, in dem ich wohne, davor ein kleiner Park

Das Klima

Es ist Frühling, und die Sonne zeigt sich immer mehr, es herrschen sommerliche Temperaturen. Es gibt hier in Lima anscheinend nie wirklich Regen, und wenn es regnet, dann in Form eines sehr feinen Nieselregens den ich im September erlebt habe. Jetzt im Frühling und im Sommer gibt es keinen Niederschlag, schön für mich, noch weiterhin eine Zeit ohne Regen genießen zu können Der einzige Nachteil der Regenlosigkeit ist, dass es sehr staubig ist und der ganze Staub nie vom Regen weggespült werden kann. In der letzten Woche meines Aufenthalts stelle ich allerdings fest, dass hier im Frühling doch nicht immer die Sonne scheint, die Tage sind trüb, die Sonne kommt nicht durch, es ist jedoch warm, besser gesagt drückend. Wenn die Sonne aber da ist, dann gibt es richtig schönes Sommerwetter

Parks, Parks und noch mal Parks

Es gibt in den verschiedenen Stadtteilen immer wieder kleine oder große Parks, die wirklich hübsch hergerichtet sind. Grüne Wiesen, hohe, schattenspende Bäume, verschiedenenfarbige Blumen, manchmal ein Spielplatz, manchmal ein paar Geräte für Sportübungen, Spazierwege, manchmal Bänke. Und diese Parks werden genutzt, fast immer scheint sich jemand in einem solchen Park aufzuhalten. Kein Wunder, es sind tolle Orte, um vor dem heftigen, lauten Verkehr zu flüchten. Und sie werden gut gepflegt, man sieht sehr oft Gärtner, die neu PFlanzen einpflanzen, die die Bäume, Wiesen und Blümchen gießen. Jetzt im Frühling kann man in den Parks auch wunderbar verschiedene Vögelchen beobachten, die recht aktiv sind. Und es gibt in dieser Gegend unglaublich viele Hundebesitzer, die mit ihren Hunden dann durch die Parks gehen, manchmal sind es auch dafür engagierte Personen. Und hier wird die Hundekacke immer schön brav aufgehoben und in die dafür vorgesehenen Behälter reingeworfen

Parque de la Amistad

Der Parque de la Amistad ist ein öffentlicher, frei zugänglicher Park, in dem es, zumindest erlebe ich es am Wochenende so, viel zu erleben gibt. Es gibt Verkaufsstände mit verschiedenen Sachen und natürlich mit Essen und Trinken, es gibt einen kleinen See mit fischen und Wasservögeln, auf dem man Tretboot fahren kann, es gibt eine Ausstellungshalle und es gibt eine kleine Lock, die mit den Leuten kleine runden dreht.

El censo – die Volkszählung

Am 22. Oktober, an einem Sonntag, findet in Perú die Volkszählung statt. Alle Peruaner, die an diesem Tag nicht reisen oder arbeiten und daher schon vorher die Formulare ausgefüllt haben, sollen zu Hause bleiben und warten, bis jemand vorbei kommt und die Befragung bei ihnen zu Hause durchführt. Bis 17:00 scheint es daher eine Art „Ausgangssperre“ zu geben. Ich lese in den Nachrichten, wer trotzdem unterwegs ist und sich womöglich noch nicht mal ausweisen kann, wird auf die Wache gebracht, wo er bis Ende der Volkszählung bleiben muss, Ausländer ausgenommen, ich kann mich also frei bewegen . Ich gehe an diesem Tag spazieren, denn es herrscht ein herrliches Sommerwetter, und genieße die unglaubliche Stille an diesem Tag. So gut wie keine Autos sind unterwegs! Welch ein seltsames Erlebnis in dieser verkehrsdichten Stadt.
In den Tagen darauf ist im Fernsehen zu hören, dass einige der Personen, die die Befragung durchführten, noch nicht bezahlt wurden. Sie sind empört und es gibt viel Geschrei. Leider weiß ich später nicht, wie das ganze ausgeht.

So gut wie keine Autos am Tag der Volkszählung auf der Panamericana Sur

So gut wie keine Autos am Tag der Volkszählung auf der Panamericana Sur

Mistura 2017

Einmal im Jahr findet in Lima die große Gastronomiemesse statt, die Mistura. Und da ich zu diesem Zeitpunkt in Lima bin, besuche ich diese . Ok, zugegeben, von alleine wäre ich nicht drauf gekommen, doch ich werde von Bruno eingeladen. Bruno lebt in Lima, ist Polizist, studiert Geschichte und lernt deutsch, ich kenne ihn über die bereits erwähnte App. Wir treffen uns im Zentrum von Lima, meine Fahrt im öffentlichen Bus bis dahin dauert eine Stunde. Dann fahren wir mit dem Taxi bis zu Messe. Ich bin sehr neugierig, wie so eine Messe hier aussieht . Sie ist im Freien, also nix mit großen, klimatisierten, kunstlichtdurchfluteten Hallen. Nein, wir befinden uns auf einer riesigen Wiese und die unterschiedlichen Bereiche sind hier durch mobile Trennwände getrennt. Wir essen zunächst mal ein Eis und trinken ein Getränk, leider vergesse ich sofort den Namen, aber es schmeckt gut Danach machen wir uns auf die Suche nach dem richtigen Essen. Es werden Gerichte der verschiedenen Regionen Perus angeboten, also Gerichte aus der Selva (Regenwald), aus der Sierra und von der Küste. Wir stellen uns an einer der größeren Schlangen an, denn wo viele Leute sind, schmeckt das Essen auch am beten, nicht? Wir probieren hier ein Gericht aus der selva. Es ist ein Reisgericht mit Gemüse und kleinen Fleischstückchen, die ich gut aussortieren kann. Es ist lecker! Danach suchen wir die vegetarische Ecke, die es hier tatsächlich gibt, und probieren dort ein veganes und ein vegetarisches Gericht. Sie sind ganz gut. Während wir auf einem Heuballen sitzen und das Essen genießen fragen uns andere Besucher interessiert, wo es dieses Essen zu kaufen gibt . Wir unterhalten uns auf spanisch und auf deutsch, die Leute schauen uns zu, etwas verwundert über die deutsche Sprache. Später gehen wir noch rum, um einmal alles gesehen zu haben. Es gibt eine Ecke nur mit Fleisch, das stets auf irgendeine Art und Weise gegrillt wird. Danach passieren wir einige kleinere Stände, wo es verschiedene Sachen zu kaufen gibt. Es wird Brot verkauft, Süßigkeiten aus den verschiedenen Regionen Perus, Kräuter, Honig, etc. Zum Abschluss trinken wir noch ein Bier und machen uns auf den Rückweg.

Und so sieht es auf der Mistura aus

Und so sieht es auf der Mistura aus

Natürliche jede Menge Fleisch

Natürliche jede Menge Fleisch

In diesen Behältnissen wird ebenfalls Fleisch zubereitet

In diesen Behältnissen wird ebenfalls Fleisch zubereitet

Eine süße Spezialität

Eine süße Spezialität

Simularco de sismo y tsunami en localidades costeras

Ich bekomme an manchen Tagen eine SMS mit folgender Nachricht: „Este viernes … de …. a xx:xx hr se realiza simularco de sismo y tsunami en localidades costeras preparate informate participa indeci tarea de todos“. da ich von claro immer wieder irgendwelche Werbe SMS bekomme, lese ich mir die Nachrichten gar nicht erst richtig durch. Doch irgendwann schon und so nehme ich wahr, dass die hier in den Geschäften und Bürogebäuden und ich weiß gar nicht wo sonst den Ernstfall eines Erdbebens oder Tsunamis üben. Und an so einem Tag bin ich gerade in der Stadt in einem Supermarkt. Kurz von 15:00, dem Beginn der Simulation, werden alle hektisch, ich gehe schnell zur Kasse, um die Sachen zu kaufen und kurz darauf geht der Alarm an und alle gehen raus aus dem Gebäude und warten draußen. Ich will einen Bus nach Hause nehmen, doch der Verkehr steht still, es geht gar nichts mehr. Die Hauptstraße ist total verstopft, andere Straßen sind leer,weil keiner durch kommt. Welch ein Chaos! Das ganze dauert etwa 20 Minuten, dann scheint sich der Knoten zu lösen und der Verkehr beginnt wieder zeh zu fließen, also ob nicht gewesen wäre.

Beobachtungen auf dem Fussweg

Wenn ich so über die Straßen laufe und die Leute hier beobachte, habe ich manchmal das Gefühl, mich in Hongkong zu befinden. Nicht wegen der Menschen oder der Umgebung, sondern wegen der vielen Handys in den Händen der Leute. Unglaublich viele Menschen laufen mit ihrem Handy vor der Nase die Straßen lang und nehmen ihre Umgebung kaum noch wahr, manchmal fast so extrem wie ich es in Hongkong erlebte. Ganz krass finde ich es, wenn ich Frauen mit ihrem Handy in der Hand sehe, und hinter ihnen ihre gelangeweilten Kinder. Das Handy scheint für sie eine höhere Priorität zu haben als das eigene Kind.

„Porque yo creo en ti, vamos vamos Perú...“ und ...

... „Al mundial, al mundial, volveremos al mundial...“

Nachdem das Spiel gegen Kolumbien auch keine Entscheidung über die Teilnahme an der Fussball WM ergab, wird Peru noch gegen Neuseeland spielen. Zuerst in Neuseeland und dann in Peru, in Lima. Das Spiel in Neuseeland wird natürlich in Peru wieder auf einigen Public Viewing Leinwänden übertragen, und so gehe ich mit Carlos und zwei seinen Freunden, César und Jonatan, nach Miraflores, um das Spiel auf der Straße zu verfolgen. Da Miraflores ja eine Touristengegend in Lima ist, sind auch einige Ausländer dabei, die mitfiebern. Und so stehen wir alle auf der gesperrten Straße und schauen uns mit einer Dose Bier in der Hand das Fussballspiel an. Die peruanische Manschaft kämpft auf dem neuseeländischen Boden und lässt nicht zu, dass der Gastgeber ein Tor schießt. Das selbe tut die neuseeländische Manschaft, und so bleibt es bis zum Schluss unentschieden. Na toll, dafür sich die Beine in den Bauch stehen, denke ich mir .
Einige Tage später findet dann das nächste, ultimative Spiel in Lima statt. Ich hatte vorher überlegt, ob ich aus Gag zum Station gehen sollte, um mir einmal in meinem Leben ein Fussballspiel live anzusehen. Doch die Tickets sind mir ehrlich gesagt zu teuer, und ich weiß nicht, ob mich jemand begleiten würde. Also verfolge ich dieses Spiel zu Hause vor dem Fernseher. Und da, kaum zu glauben, tut sich tatsächlich was!! Es gibt ein Tor und zwar für Peru! Wooow! Und das ist noch nicht alles, es fällt noch ein zweites Tor und Peru gewinnt 2:0! Na also, geht doch, warum nicht gleich so?? Die Freude der Peruaner ist groß, nach 36 Jahren dürfen sie wieder an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Das neue Lied wird schon seit Tagen gespielt und nun jetzt auch zu recht: „Al mundial, al mundial, volveremos al mundial...“

Unterwegs mit öffentlichen Bussen, Colectivos, Minivans

Ach ja, und noch ein Nachtrag zu den Fahrten mit öffentlichen Bussen. Es läuft doch nicht immer Musik, was ich enttäuschend feststellen muss. Manchmal sind die Fahrten dann ziemlich langweilig.

Es gibt eine App, mit der man die Busverbindung von einem Ort zum anderen planen kann. Das kann ganz gut funktionieren, aber nicht immer. Man sollte schon immer vor dem Einsteigen nachfragen, ob er zu der gewünschten Haltestelle fährt. Die Schwierigkeit dabei ist nur, dass die Haltestellen der App nicht mit den Namen der Haltestellen übereinstimmen, die die Busfahrer bzw. Die Ticketverkäufer benutzen. Das gilt es dann irgendwie rauszufinden.

Miraflores, Barranco und Zentrum von Lima bei Sonnenschein

Wie ich schon erwähnte, ist es hier viele Tage lang sommerlich warm und sonnig. Also nutze ich das schöne Wetter, um noch mal durch die Stadtteile Miraflores, Barranco und das Zentrum von Lima zu laufen.

Miraflores, Blick auf das Meer

Miraflores, Blick auf das Meer

Miraflores, Blick auf das Meer

Miraflores, Blick auf das Meer

Barranco, Iglesia la Ermita

Barranco, Iglesia la Ermita

Barranco

Barranco

Blick von der Brücke aus;
Auf dem Dach der Kirche sitzen viele Geier rum

Blick von der Brücke aus;
Auf dem Dach der Kirche sitzen viele Geier rum

Wandmalereien an dem Ermita Weg

Wandmalereien an dem Ermita Weg

Wandmalereien an dem Ermita Weg

Wandmalereien an dem Ermita Weg

Palacio de Justicia, Lima

Palacio de Justicia, Lima

Iglesia La Recoleta

Iglesia La Recoleta

Blick auf die Plaza Mayor

Blick auf die Plaza Mayor

Jirón Trujillo hinter der Puente de Piedra

Jirón Trujillo hinter der Puente de Piedra

Blick auf die Casa de la Literatura Peruana auf dem Jirón Carabaya

Blick auf die Casa de la Literatura Peruana auf dem Jirón Carabaya

Weihnachtszeit

In den Geschäften wird so langsam Weihnachtsmusik gespielt. Es ist November. Ich kann mich gar nicht erinnern, wie es in Deutschland war. Klar, Weihnachtssüßigkeiten gibt es meistens schon am letzten Augustwochenende, aber Weihnachtsmusik? Ich kann mich nicht erinnern. Auf jeden Fall ist das hier schon etwas komisch, denn hier ist Frühling, sommerhaftes Wetter, da weigert sich mein Kopf an Weihnachten zu denken. Doch es ist so, und die Kassiererinnen haben manchmal Weihnachtmützchen auf dem Kopf, künstliche Weihnachtsbäume werden aufgestellt, weihnachtliche Beleuchtung ist sowohl vor den Geschäften, wie auch an manchen Wohnhäusern und teilweise auch in den Parks aufgestellt. Ich frage mich, ob es hier Weihnachtsmärkte gibt. Und dann, an einem Nachmittag, als ich mich vor einem riesigen Shoppingcenter an der Plaza Norte befinde, sehe ich tatsächlich so was wie einen Weihnachtsmarkt! Hah! Das hätte ich nicht gedacht.

Ein Weihnachtsmarkt an der Plaza Norte

Ein Weihnachtsmarkt an der Plaza Norte

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Backpackerin durch Südamerika, Beginn des Abenteuers in Peru, Cusco. Danach Bolivien, ... ach, mal sehen, was so kommt! Hier berichte ich über meine Erfahrungen während der Reise und natürlich freue ich mich auf Eure Gästebucheinträge!
Details:
Aufbruch: 17.05.2017
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 22.12.2017
Reiseziele: Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien
Der Autor
 
Katharina Arguedas Torres berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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