Mit dem Zug nach Südostasien

Reisezeit: August 2017 - Juni 2018  |  von Helmut V.

Laos - der Süden

Die Tempelruine Vat Phou

Die Tempelruine Vat Phou

Eine besondere Buddhafigur.

Eine besondere Buddhafigur.

Pakse 17. -21.11. und Bolavenplateau

Wir sind noch nicht einmal richtig wach, da hält der Bus schon in Pakse, unserem nächsten Halt und ehe wir aussteigen können, sind schon die ersten Verkäufer von Tickets für die Weiterfahrt im Bus. Erst mal ein Kaffee und dann suchen und finden wir mit Paolos Hilfe ein schönes Guesthouse unten am Mekong. Nahm, die Betreiberin, ist eine lebenslustige und tüchtige Frau und hilft uns bei der Organisation der nächsten Tage. Für den kommenden Tag wollen wir zum Wat Phou, einem alten Khmer- Heiligtum, das sich auf das 5. -6. Jhd. datiert und damit älter ist als Anchor Wat. Früher gab es wohl eine 250 km lange Verbindungsstraße zwischen den beiden Heiligtümern. Da uns die Hitze hier gerade ganz schön zusetzt, sind wir Nahms Angebot, dass ihr Mann uns in seinem klimatisierten Auto fahren könne, sehr zugetan. Obwohl wir schon um 9.00h morgens da sind, ist es über 35 Grad und sogar unserem " Italiener" rinnt das Wasser. Trotzdem nimmt der Ort uns gefangen, die feinst gestalteten Ornamente an den Säulen und Türstöcken, der Ausdruck in den Gesichtern der hinduistischen Götterfiguren. Und, sei es auch nur wegen der Hitze, die Menschen sind alle sehr still an diesem Ort. Auf drei Ebenen ist die Tempelanlage am Berghang angelegt und von ganz oben sieht es so aus, als bilde die ganze Landschaft bis hinunter zum Mekong in der Ebene gleichsam eine Einheit mit den Tempeln. Auch im Detail verschmelzen Steinstufen mit Baumwurzeln und Opfersteine mit dem immer wieder vordringenden Urwald, aus dem das Wat erst durch eine französische Mekong-Expedition um 1860 befreit wurde.
Der Nachmittag ist Orga. Wir finden mal wieder nicht das für uns passende Angebot. Für eine zweitägige Treckingtour auf das hier in der Nähe befindliche Bolavenplateau finden wir keine weiteren Interessenten, was bei den Temperaturen vielleicht auch verständlich ist und auf die angebotene Bustour - fahren, gucken, fahren - haben wir keine Lust; auch nachdem wir gelesen haben, dass die Menschen in den Dörfern sich dadurch sehr gestört fühlen. Auf maps.me finden wir einen schönen Weg für den ersten Tag und im Führer eine Übernachtungsoption bei einer Familie. Unser Hauptgepäck deponieren wir im Hostel und lassen uns mit einem Motorradtaxi zum Busbahnhof bringen. Irgendwie landen wir da, wo die Busse der Einheimischen losfahren, die sogenannten Song- Thaeos, umgebaute Kleinlaster mit 2-3 Sitzbänken hinten auf der Ladefläche. Gleich sind wir verstaut und dann heißt es warten, bis genug Fahrgäste zusammen sind. So lernen wir Angelo kennen, einen Italiener in unserem Alter, vielgereist und liebenswert. Wir verabreden uns für den kommenden Abend in einer "Trattoria" in Pakxe und wollen Paolo, der sich so beklagt hat, nie einen Italiener auf Reisen zu treffen, dazu einladen. Dann macht sich der Bus auf den Weg und wir sind froh, bei diesen Strassenverhältnissen nicht mit dem Moped unterwegs zu sein. ((Mittlerweile haben wir schon viele junge Leute mit zum Teil heftigen Verletzungen gesehen). Über 600 Höhenmeter weiter entlässt uns der Bus bei km 38. Hier ist unser erstes Ziel, der Tad Fane Wasserfall schon ausgeschildert und nach 3-4 km hören wir es schon rauschen. Zwei mächtige Wasserfälle stürzen hier knapp nebeneinander über 100 m in die Tiefe und für Abenteurer ueberspannt eine dreiteilige Slipline den Abgrund. Nach einigem Suchen und dank maps.me finden wir den Einstieg in unsere Tour, ein kleiner Weg, der die verschiedenen Ebenen der Slipline verbindet. Schließlich erreichen wir die Kante des einen Wasserfalls. Hier ist der Bach zu überqueren und auf der anderen Seite geht es ziemlich steil bergauf. Ohne Hände ist da kein Vorwärtskommen- jeder Ast wird aber vorher gut auf Schlangen und andere Dschungelbewohner untersucht. Kurz haben wir wohl beide überlegt, ob es nicht besser sei, umzukehren. (Geschichtlicher Exkurs: In Laos kann man fast nirgends querfeldein gehen, da es immer noch in vielen Teilen des Landes nicht explodierte Bomben aus dem Vietnamkrieg gibt. Über Vietnam und Laos sind in den Jahren 1965 - 1975 mehr Bomben niedergegangen als in ganz Europa während des 2. Weltkriegs und dabei hat Laos den USA nicht einmal den Krieg erklärt)

Doch dann wird der Weg wieder leicht erkennbar und gut zu gehen. Unterwegs finden wir einen Baum mit wilden reifen Pomelos, deren säuerlicher Saft herrlich den Durst stillt. Dann erreichen wir eine Kaffeeplantage und als uns zwei junge Laoten begegnen, die uns allerdings etwas befremdlich anschauen ( so oft kommt wohl doch niemand hier vorbei) sind wir sicher auf dem richtigen Weg. Schon bald rauscht es wieder und unsere zweite Etappe, der Tad Yuang Wasserfall ist erreicht. Über steile, schlüpfrige Stufen steigen wir zum Wasserbecken hinab und dann hinein ins Wasser! Die Luft ist erfüllt von Gischt und die Macht des herabstürzenden Wassers lässt uns respektvollen Abstand halten. Erfrischt steigen wir wieder auf und verbringen noch etwas Zeit oberhalb, wo der Zufluss durch Wiesen mäandert und kleine Gumpen und Schwellen bildet,in denen die Kinder der Wochenendausfluegler ausgelassen spielen. Später finden wir einen jungen Franzosen, der in einer Verkaufsbude kleine, frisch gebackene Appletartes verkauft, dazu ein Laokaffee von hier, (einem der besten Kaffeeanbaugebiete der Welt) Sonntagnachmittag!
Zwei kleine Mädchen begleiten uns ein Stück Wegs, wir haben es nett miteinander, doch leider kommt kein Gespräch zu Stande. (Das Bildungssystem hier ist immer noch sehr schlecht, obwohl die Kinder von 7.30 bis 11.30 und dann von 13.30 - 16.30 in der Schule sind. Die Lehrer sind sehr schlecht bezahlt und arbeiten manchmal noch nebenher, so dass die Kinder teilweise alleine im Klassenzimmer sind. In vielen ländlichen Schulen gibt es keine Bücher und keine Hefte und Singen oder Rezitieren haben wir auch noch nie gehört.Es gibt jedoch eine Initiative junger Menschen im Land, die Bücher für Schulen entwickeln und auch unentgeltlich zur Verfügung stellen.)

Unser avisiertes Guesthouse ist dann allerdings verfallen und auf die Frage nach einem anderen Ort ernten wir erst mal nur Schulterzucken. Doch dann taucht einer auf, der einen kennt und schon bald sind wir bei Uni Paksong - Homestay. Der Hausherr ist nicht da und die anderen finden den Zimmerschlüssel nicht, so werden wir erst Mal auf die Terrasse geführt. Ein junger Japaner, der hier für 6 Monate wohnt und die Kaffeekooperationen auf dem Plateau studiert führt uns in alles ein und dann ist auch der Schlüssel da - Matratzenlager für 5 Personen -alles ganz neu und blitzeblank. Später kommt auch der Hausherr, Ngiah dazu, ein junger Mann von 27 Jahren, der schon die Verantwortung für die Kaffeeplantage und die dort arbeitenden Menschen hat. Das gemeinsame Abendessen für uns eine Herausforderung, die aber noch einmal deutlich macht, wie arm die Menschen hier sind und dass einfach alles verwertet wird.
Helmut hilft beim Erstellen eines Internetauftritts im trip advisor. Bei der Frage: sind Haustiere erlaubt? Gibt es erst Verwirrung und dann viel Gelächter. Die Vorstellung, dass man einen Hund als Haustier hält, ist nich verstehbar (sie laufen hier verlaust auf den Straßen herum) . Dazu werden Hunde hier in der Not auch gegessen. So kam bei Nghia an, ob man seinen eigenen Hund zum Essen mitbringen dürfe? Die Frage haben wir dann weggelassen. In der Nacht herrlich in der frischen, kühlen Luft des Hochplateaus geschlafen.
Nach dem Frühstück führt Ngiah uns auf einem kleinen Weg durch seine Plantage. Überall werden Kaffeebohnen geerntet, geschält und zum Trocknen ausgelegt. Wir lernen den Unterschied zwischen Arabica - Bohnen - gleichmäßig am Ast verteilt- und Robusta - Bohnen - in Büscheln am Ast - kennen. Dann sind wir wieder alleine auf dem Weg zum naechsten Wasserfall Tad Gneuhang.Hier sind wir die ersten am Morgen und genießen ein paradiesisches Bad. Einen Weg, der sich entlang des Baches in die eigentlich richtige Richtung zieht, lassen wir aus obigen Gründen links liegen, weil er auf keiner Karte verzeichnet ist. Dann lieber fuer 3 km Staubstraße bei knapp 30 Grad. Der E-Tu - Wasserfall schließt unsere Wanderung ab. Er ist nicht im Wasserfallprogramm" und so verbringen wir hier noch einmal richtig viel Zeit beim Schwimmen. Im Nachhinein sind wir froh, es so gemacht zu haben; so konnten wir uns an den Orten Zeit lassen und die Begegnungen mit den Menschen genießen. Bei einem kleinen Cafe an der Straße gibt es noch einen feinen Lao- Kaffee und dann warten wir auf ein Song- Thaeo zurück nach Pakse. Im Guesthouse treffen wir Paolo wieder, der einen slipline Treck mit Riesenschlangenbegegnung hatte ( grasgrün und 2,5 m und giftig).
Die Trattoria ist ein Volltreffer. Nur ein kleiner Durchgang zwischen zwei Häusern, dann ein kleiner Gartenund eine italienische Speisekarte vom feinsten. Wir essen Pasta und Pizza und zum Dessert Espresso und einen Grappa. Es ist eine Freude, Corrado, dem Wirt, und unseren beiden Bekannten zuzuhören, wie sie sich in typisch italienischer Manier unterhalten und dazu das köstliche Essen, ein unvergesslicher Abend!

Sind wir noch auf dem richtigen Weg?

Sind wir noch auf dem richtigen Weg?

Auch bei den E-tu Wasserfällen gab's eine Abkühlung.

Auch bei den E-tu Wasserfällen gab's eine Abkühlung.

Der Arabica ist erntereif.

Der Arabica ist erntereif.

Schönheit im Urwald!

Schönheit im Urwald!

© Helmut V., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Meine Frau Martina und ich fahren mit der Transsib nach Peking und von dort weiter nach Vietnam,Laos und Kamboscha. Wie es dann weiter geht wird sich zeigen.
Details:
Aufbruch: 24.08.2017
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: Juni 2018
Reiseziele: Ungarn
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Vietnam
Laos
Kambodscha
Thailand
Indien
Nepal
Der Autor
 
Helmut V. berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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