Über Belgien ins Land der Sch'tis und über die Champagne wieder zurück

Reisezeit: August / September 2017  |  von Ulrike S.

Heimreise und Reisefazit

Die Heimfahrt: Épernay -> BaWü Tagesetappe 506 km

Durch unseren spontanen Verlängerungstag müssen wir unsere Heimreise nun in einem Rutsch durchfahren. Ziemlich genau 500 Kilometer liegen vor uns. Eigentlich haben wir uns kürzere Etappen vorgenommen, aber mit Fahrerwechsel unterwegs müsste es zu schaffen sein.
Also wird der Wecker gestellt, damit wir auch rechtzeitig auf der "Piste" sind. Der Abschied und das Bezahlen an der CP-Rezeption fällt herzlich aus. Ich bedanke mich nochmals für die freundliche Unterstützung bei der Buchung unseres 2CV-Abenteuers und bekomme zur Antwort "C'est notre travail" - das ist unser Job. Nicht unbedingt selbstverständlich und deshalb einen besonderen Dank wert.

Frank übernimmt die erste Etappe über die Nationalstraße bis zur Autobahnauffahrt in Châlons-en-Champagne. Dann fahre ich weiter bis zur deutschen Grenze nach Saarbrücken. Es ist entspannt und wenig Verkehr. Nur an der Mautstation wird es kurz hektisch. Leider funktioniert unser "Beep-and-go" Badge zum Bezahlen der Maut nicht. Zwar piepste es beim Einfahren auf die Autobahn, aber bezahlen lassen will uns das Badge nicht. Wir haben kein Ticket und die Schranke öffnet sich nicht. Die Dame, die wir über die Hilfe-Taste rufen, erklärt uns, dass dieses System nicht für Poids Lourds, also LKWs funktioniere. Wir versuchen ihr zu erklären, dass wir ein Campingcar sind, aber es nutzt nix. Also müssen wir die Badge-Nummer durchgeben, sie berechnet uns die Gebühr und wir bezahlen mit Karte. Nix mit Beep-and-go.....
Frank übernimmt wieder das Steuer in Deutschland und spätestens ab Karlruhe will ich wieder umkehren. Die letzten 80 Kilometer sind der Irrsinn. Lauter Wahnsinnige unterwegs, es wird gerast, gehupt, gedrängelt und geschnitten. Und das bei hohem Verkehrsaufkommen mit Stop-and-Go, Stau etc. Wie entspannt war das Fahren doch in Frankreich und ich wünsche mir einmal mehr ein generelles Tempolimit. Und hege mal wieder Auswanderungsgedanken.

Gegen 19 Uhr sind wir dann ziemlich geplättet zuhause und beschließen, alles stehen und liegen zu lassen und noch einen Happen essen zu gehen. Ausräumen reicht auch noch morgen und im Kühlschrank brennt sowieso nur Licht.
Als uns am Restaurant ein "freundlicher" Herr zunächst die Eingangstür aufhält, sie dann aber vor unserer Nase zufallen lässt und sich noch nicht mal dafür entschuldigt, lande ich endgültig im Hier und Jetzt.

Wir sind wieder daheim in Deutschland, umgeben von Ignoranten und Egomanen.

"Oh Herr - Schmeiß Hirn ra" - um es mit Gerhard Raff zu sagen.

"Queen of the Road" )
In Frankreich sehr entspanntes Fahren - in Deutschland Streßfaktor pur

"Queen of the Road" )
In Frankreich sehr entspanntes Fahren - in Deutschland Streßfaktor pur

Reisefazit

1.912 Kilometer und 19 Reisetage liegen hinter uns. Wieder Zeit, eine Bilanz zu ziehen.
Auch die zweite Fahrt mit unserem "Mumin" hat uns begeistert. Auf der Heimfahrt war das eindeutige Fazit, dass wir den Kauf des Volvos und den Tausch mit dem Wohnwagen nicht bereuen. Es ist eine andere - für uns auch etwas neue - Form des Reisens. Doch es macht Spaß sich darauf einzulassen.

Die Reiseplanung
Fand zwar im Vorfeld statt, doch wie bereits bei unserer Jungfernfahrt gab es unterwegs ein paar Abweichungen. Da wir ja zeitlich noch nicht ganz ungebunden sind, halten wir eine ungefähre Grobplanung der Reise für erforderlich. Zudem gehört die Reiseplanung ein Stück weit auch zur Vorfreude auf den Urlaub. Trotzdem waren wir unterwegs wieder offen und spontan für Änderungen. Diese Unabhängigkeit ist es, was uns an dieser Art des Reisens begeistert. Und der Entschleunigungs-Modus beginnt bereits beim losfahren zuhause.

Nützliche Literatur für die Reiseplanung und unterwegs waren sowohl die beiden Womo-Führer "Mit dem Wohmobil nach Belgien & Luxemburg" sowie "Mit dem Wohnmobil nach Nord-Frankreich" aus dem Womo-Verlag sowie aus der Reihe "Merian live!" der Reiseführer für Nordfrankreich.

Zwar standen Wanderungen nicht unbedingt im Vordergrund, doch auch im Rother-Verlag gibt es einen nützlichen Wanderführer für die Region.

Die Reiseländer

Luxemburg war ja nur ein Transit-Land und (ungeplante) Übernachtungsstation auf der Hinreise. Wer mehr über einen früheren Urlaub dort nachlesen möchte, kann in unserem Luxemburg-Reisebericht hier in diesem Forum schmökern.

Belgien sollte eigentlich auch nur Transit-Land sein, bot uns dann jedoch einen überraschenden Zwischenstopp. Ich denke, hier könnte man durchaus auch mal einen längeren Aufenthalt einplanen, denn das Land hat uns neugierig gemacht. Überrascht hat uns in Belgien der teilweise katastrophale Zustand der Straßen. Das hätten wir hier in Westeuropa nicht erwartet. Immerhin sind die Autobahnen durchgehend beleuchtet, doch sie erinnerten uns in der Beschaffenheit an die Panzer-Teststrecke in der Slowakei. Wir und unser Equipment wurden jedenfalls gut durchgeschüttelt.

Frankreich - dazu muss ich eigentlich nicht viel sagen. Es ist einfach mein/unser Wohlfühl-Land schlechthin. Dennoch haben wir eine neue Seite unseres Lieblingslandes kennen gelernt. Den Norden hatten wir bislang noch nicht bereist und die Region des Nord-Pas-de-Calais gehört auch nicht unbedingt zu den Zielen des Massentourismus. Das hat uns sehr gut gefallen.

Die Regionen waren überwiegend ländlich geprägt und auch an der Küste ging es eher geruhsam zu. Besonders beeindruckt haben uns die Spuren der Geschichte, denen man überall begegnet. Die Masse an Holzkreuzen auf den Soldatenfriedhöfen prägt sich tief ein. Landschaftlich hat uns die Côte d'Opale zwischen Calais und Boulogne-sur-Mer beeindruckt. Dieser Küstenabschnitt ist ebenfalls eher wenig bekannt, aber nichts desto trotz sehr reizvoll.

Unser persönliches Highlight war schließlich der Abschluss in der Champagne (Picardie) und unsere Tour im 2 CV. Das war einfach Frankreich-Feeling pur!!!

Unser Fahrzeug und die Technik

Haben wir auf der Jungferntour im Mai an verschiedenen Stellen noch mit der Technik - insbesondere der Stromversorgung - gehadert, so konnten wir uns diesmal mehr und mehr damit arrangieren.

Der Volvo hat sich erneut als absolut perfektes Reisefahrzeug gezeigt. Zwar galt es diesmal, einige haarsträubend enge Straßenführungen zu passieren, aber das klappte alles ohne Dellen und Schrammen. Im Prinzip kamen wir überall hin, wo wir auch hin wollten. Das eine odere andere Mal wurden Gewichtsbeschränkungen großzügig ausgelegt - im Zweifel sind wir Anlieger. Ansonsten hatten wir nirgends Probleme, einen Stell-, Park- oder Campingplatz zu finden. Insofern auch hier ein positives Fazit.

Bei der Navigation sind wir auch diesmal ganz klassisch mit Landkarten unterwegs gewesen. Zudem hat uns die App "Maps me" auf dem Tablet gute Dienste geleistet. Zusammen mit "Google Maps" konnten wir gut auf ein Navigationsgerät verzichten.

Die Reisebegegnungen

Waren diesmal nicht ganz so ausgeprägt wie auf der Jungferntour. Trotzdem hatten wir wieder schöne Erlebnisse. Angefangen gleich zu Beginn, als wir "nur" ein Päuschen machen wollten und für die Müllabfuhr gehalten wurden. Dann das Paar im Oldtimer-Feuerwehrmobil, das wir an der Mosel getroffen haben. Der nette Hafenmeister in Saint-Amand-les-Eaux, das junge Pärchen aus Großbritannien in Calais, der Winzer aus Bad Dürkheim, der uns gleich eine Kostprobe seines Weines schenkte, die polnischen Charity-Ralleyfahrer, denen wir in der Champagne begegneten und die super nette Campingplatz-Crew des dortigen Camping Municipal. Einfach wieder schöne Begegnungen, die uns in positiver Erinnerung bleiben werden.

© Ulrike S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach einer wunderbaren Jungferntour mit unserem Fernreisemobil - dem "Mumin" - soll uns diese zweite Reise zu den "Sch'tis" ins Nord-pas-de-Calais führen. Dort entlang der Küste bis zur Mündung der Somme. Dann geht es wieder zurück ins Ländle. Keine wirkliche Runde für ein "Expeditionsmobil", doch dafür eine weitere Tour, um uns weiter mit dem "Mumin" , seinen Dimensionen und seiner Technik anzufreunden.
Details:
Aufbruch: 17.08.2017
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 06.09.2017
Reiseziele: Luxemburg
Belgien
Frankreich
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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