Wieder auf Abwegen

Reisezeit: August 2019 - Mai 2020  |  von kathrin schmeling

Panama-City

Kennst du das? Es ist Winter, du warst grade in Hallenbad und hast dich wieder angetüddelt. Da fällt dir auf, dass deine Schwimmbrille noch in der Halle liegt. Und weil du zu faul bist dich wieder aus den ganzen Sachen rauszupellen, huschst du schnell in die Halle mit deiner Mütze, dem Schal, den Handschuhen und deinem Wintermantel und bekommst einen Schlag!
Die schwüle Luft schlägt dir ins Gesicht, packt deinen Körper und hüllt ihn ein.
Du möchtest sie am liebsten wegwischen und durch neue, frische, kühle Luft ersetzen, aber das geht nicht. Es ist erdrückend heiß und schwül!
Willkommen in Panamá!–City!
Nur hier hat jemand hinter dir die Halle abgeschlossen und den Schlüssel weggeschmissen und du kommst nicht mehr raus!

Es ist abends und meine Aircondition steht auf 30 Grad.
Wäre es kälter könnte ich den Unterschied zu draußen nicht mehr händeln .
30 Grad ist frisch, kühl! Angenehm!
Ich weiß nicht wie warm es draußen ist, auf jeden Fall wesentlich wärmer!
Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 85%, ich atme schwüle Hitze!

Am liebsten würde ich nackt durch die Straßen rennen, einen tragbaren Bach dabei haben oder ein Wasserloch vor mich hin kicken und ab und zu rein hüpfen oder doch gleich nie mehr rauskommen.
Touristen sind schnell zu erkennen. Wir sind die einzigen, die kurze Kleidung tragen. Einheimische tragen lange Hosen, meistens Jeans und langärmelige Hemden.
Soll gut gegen die Sonne sein. Zum Glück ist es bedeckt, ich sehe mich nicht in langer Kleidung.

Ich bin in Panama-Stadt gelandet und dachte zuerst oh Gott das ist die hässlichste Stadt der Welt! Doch ich zieh zurück, das ist sie nicht. Es ist eine Stadt die ganz viele verschieden Seiten hat.

Und das finde ich spannend und nicht mehr hässlich.

Es gibt diese Hochhauswand, man wird geradezu erschlagen von Hochhäusern. Viele sind interessant gebaut, kleine architektonische Wunderwerke, einige sehen aus wie Bleistifte, andere ähneln Teppichmessern (die Towerbank z.B.).
Wieder andere sind an ihren Ecken elegant gerundet oder stehen wie viele dünne lange CD Regale aneinander gelehnt zusammen. Einige sind langweilige hohe Türme.
Es ist fast wie in Las Vegas aber ohne den Glamour drumherum.
Sie schrauben sich in die Höhe, weit hoch in den Himmel.
Aber natürlich gibt es nicht nur Hochhäuser.
Es gibt Slums. Wellblechhütten mit zusammengeschusterten Dächern stapeln sich übereinander.
Es gibt Viertel in denen das Leben quirlt und Straßenhändler sich im Schreien überbieten.
Müll türmt sich auf den Straßen, die Häuser sind zerfallen, marode oder nur noch Steinhaufen. Kinder flitzen durcheinander, Frauen stehen und hocken schwatzend beieinander, jeder reicht jedem irgendetwas rüber, Obst, Essen, Gemüse, es werden Geschäfte gemacht.
In anderen Vierteln blitzt es geradezu. Schicke Villen, Terminals, Kunstobjekte.
Dann gibts da noch die Altstadt.
Charmante alte Häuser, einige zerfallen, andere restauriert.
Große Plätze mit Palmen und freiem Wifi für alle laden zum Verweilen ein.
Teure Restaurants und Cafés mit niedlichen Schirmen locken an der Promenade.
Es gibt auch die langweiligen Viertel mit Wohnhäusern. Die irgendwo zwischen abgelebt aber noch bewohnbar stehen, ab und zu ein Autohaus, ein Supermarkt.
Und es gibt den Hafen. Er ist riesig.

Tausende Boote und Schiffe, groß und klein so weit das Auge reicht.
Und zwischen all dem fahren Autos, die meisten davon sind Taxis.

Ich glaube um hier Taxifahrer zu werden muss man eine Fahrprüfung machen und dann braucht man nur sein Auto gelb zu streichen. Man klebt sich diesen schicken schwarz weißen Seitenstraßen auf. Et voila!
Egal wohin ich schaue ich sehe gelbe Taxis!

Die Autos schieben sich die kurvigen Straßen entlang. Das ist der Trick um voran zu kommen. Sich einfach in die nächst eröffnende Lücke bohren und Gas geben.
Ich schließe beim Mitfahren oft kurz die Augen und hoffe dass jeder jeden sieht.

Es gibt einen grünen Hügel in der Stadt. Dschungelig ist er geradezu. Ein breiter Weg umkreist den Hügel und schlängelt sich gemächlich hoch bis zu seinem Gipfel. Oben gibt es einen Hauch von Frische. Man kann erahnen, dass es Luft gibt und es eröffnet sich ein Ausblick auf die Stadt. Dort oben habe ich die Vielfalt erkennen können.
Auf dem Weg nach oben begegneten mir kleine Ratten ähnliche Tiere mit etwas zu großen Ohren. Es könnten auch langbeinige einfarbige Meerschweinchen sein. Sie knabbern sich durch das Grün und verschwinden im Dschungel wenn man ihnen zu Nah rückt.
Drei Turkane kämpften in den Bäumen und jagten sich gegenseitig. Ich freue mich, dass ich diese Vögel gesehen habe. Sie haben sich in Costa Rica nicht blicken lassen, sieht man von dem einen räudigen Vogel im Jaguar rescue Center ab.

Ich bin insgesamt vier Tage in Panama-City und kämpfe mich durch den Trubel. Sobald ich das Hostel verlasse, verlaufe ich mich.
Es ist geradezu lächerlich, aber in diesem Gewirr verliere ich fast sofort die Orientierung.
Natürlich war ich am Panamá Kanal. Allerdings zu Zeiten in denen sich kein Schiff blicken ließ. Schade, ich hätte gerne erlebt wie ein großes Containerschiff durch dieses Nadelöhr geschleust wird.
Statt dessen habe ich mir eine Ausstellung angeschaut in der gezeigt wird, wie der Kanal gebaut wurde. Sehr interessant!
Weil ich mich in das Casco Viejo (die Altstadt) verliebt habe zog ich in seine Gegend. Das Hotel Doral steht im Viertel davor. Es ist alt, aber offensichtlich wurden ein paar Dinge erneuert. Aus meinem Fenster im 8. Stock habe ich einen spektakulären Blick.
Vor ein paar Tagen erlebte ich einen Stromausfall im Fahrstuhl des Hotels.
Gar kein schönes Gefühl! Zum Glück war er nur kurz, aber die paar Minuten haben mir vollkommen gereicht um mich unglaublich schlecht und unsicher zu fühlen.

Casco Viejo

Casco Viejo

Towerbank

Towerbank

Am Panamá Kanal

Am Panamá Kanal

Blick auf meinem Fenster

Blick auf meinem Fenster

Wäsche trocknen.

Wäsche trocknen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
In den kommenden 8-10 Monaten habe ich Zeit zu Reisen. Eigentlich stand mein Reiseplan sieben Jahre lang fest: Nord-, Mittel- und Südamerika, Australien und Papua Neuguinnea. Doch vielleicht gehe ich auch andere Wege.
Details:
Aufbruch: 01.08.2019
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: Mai 2020
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Panama
Der Autor
 
kathrin schmeling berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.