Im Winter Richtung Malaysia

Reisezeit: November 2019 - Februar 2020  |  von Walter Wolf

Jakarta

Ohne Visum war mein Aufenthalt in Java auf 30 Tage begrenzt, deshalb hatte ich schon bei der Einreise das Rückflugticket nach Kuala Lumpur im Gepäck.

Diese 30 Tage neigen sich dem Ende zu - das Ticket für den Morgenbus von Pangandaran nach Jakarta gibt es für 7 Euro. An den ersten Haltestellen steigen Händler in den Bus die Getränke und Essen anbieten. Nach 10 Stunden dann Ankunft in einem Busbahnhof in Jakarta. Die Taxifahrer kommen gleich und verlangen 12 Euro für eine Fahrt zu einem Hotel in „mangga besar“. Mein Vertrauen in die Taxifahrer ist etwas gestört, also nehme ich einen öffentlichen Bus in Richtung Chinatown. Ein Freund fragte mich ob meine Art der Hotelsuche nicht anstrengend und zeitraubend ist. Martin, das geht schon, ich entferne mich sogar mehr und mehr von der Planung via Internet. Die Reisetasche hänge ich über die Schulter, in der anderen Hand die Laptop-Tasche, alles zusammen so 10-12 Kilo. Die Zeit spielt eine geringe Rolle wenn ich unterwegs bin, ich muss ja nicht zu einer festgelegten Uhrzeit ankommen. Öffentliche Verkehrsmittel erfordern allerdings viel Geduld, vor allem wenn man mal in diese und dann in jene Richtung geschickt wird. Der Weg ist das Ziel sag ich da nur. Irgendwann steige ich aus dem Bus aus, und da ist auch schon wieder jemand der weiterhilft. Die junge Dame führt mich zum nächsten Hotel und geht auch erst nachdem ich an der Rezeption das mit dem Zimmer geklärt habe. Das Hotel hat zwar schon bessere Tage gesehen, ist aber für 17 Euro noch passabel. Und wenn ich dann etwas Fix und Foxi im Hotelzimmer die Aircondition anschalte ist das ein sehr angenehmer Moment.

3 Tage in Jakarta, hinterher muss ich sagen da hätte es auch eine Übernachtung in der Nähe des Flughafens getan oder aber man bleibt länger und setzt auf grab-Taxis. Denn die Orientierung in der großflächigen Stadt ist schwierig, vor allem weil kaum jemand englisch spricht. Ich blickte also nur durch einen Türspalt auf Jakarta.... an der Hotelrezeption empfiehlt man mir Nasi Goreng, ein Straßenimbiss gleich um die Ecke. Gebratener Reis mit Hähnchen, habe inzwischen auch gelernt dass Mie Goreng gebratene Nudeln sind. Während dem Essen kommt eine Jugendgruppe vorbei und stimmt ein Lied an. Recht volkstümlich, in meiner Erinnerung sowas wie „Tumbling Tumbleweeds“, aber nicht wirklich. Danach geht der Hut rum. Trotz dieser beschaulichen Szene habe ich den Eindruck dass der Umgang untereinander hier in der großen Stadt etwas ruppiger sein kann. Kommt wohl auf die Gegend an.

Ein Jeder hat Nasi Goreng auf dem Teller

Ein Jeder hat Nasi Goreng auf dem Teller

Mein Hotel ist doch nicht in Chinatown. Ich will da am nächsten Morgen hin, verlauf mich dabei und lande in einem recht ärmlichen Viertel. Warum mir das berichtenswert erscheint liegt an dem Wasserlauf den ich entlang laufe. Manchmal rümpfen die Menschen die Nase wegen eines Geruchs den ich kaum wahrnehme, und auf der anderen Seite lebt man an einem Gewässer das eigentlich nur zum davonrennen ist. Sowas wie ein Varan schwimmt da im Wasser, ein halber Meter lang, ich sehe wie ein Einwohner ihn tötet. Wie kam der da in dieses Gewässer? Und kommt der jetzt etwa in den Kochtopf? Keine Ahnung, später sehe ich wie eine Schildkröte aus dem Wasser gefischt wird. Ich kann mir nicht vorstellen dass diese Tiere in dem Fluss da leben, das könnte mit dem Hochwasser zu tun haben, das es hier kürzlich gab.

Ich vermute in allen Slums auf der Welt geht es ähnlich zu. Immerhin hat die Menschheit das Klima auf den Radar, allerdings meine ich dass man auch hier nur durch einen Türspalt auf die Welt blickt. Man könnte etwas mehr auf die Ursachen blicken. Da kam im Fernsehen ein Bericht über die Ein-Kind-Politik die China damals verfolgte, wie schrecklich diese doch gewesen sei. Schrecklich finde ich lediglich dass die Überbevölkerung auf der die Menschheit zusteuert in der Politik und in öffentlichen Diskussionen ein Tabuthema ist. Ich nehme an das wird einmal ähnlich gehen wie jetzt mit den Elektroautos oder dem Klima, plötzlich wird sich der Fokus darauf richten.

Straßenverschönerung auch hier 
der Mensch wil es ja von Natur aus schön haben,. ohne sauberes Wasser bleibt dies aber ein schwieriges Ziel

Straßenverschönerung auch hier
der Mensch wil es ja von Natur aus schön haben,. ohne sauberes Wasser bleibt dies aber ein schwieriges Ziel

Ein Floß beladen mit Müll. Ein Mann fischt Unrat aus dem Wasser. Ich laufe weiter an diesem Gewässer entlang. Dann ändert sich die Gegend, auch das Wasser sieht wieder sauberer aus, so als wären die Flußarme nicht miteinander verbunden.

Ein Floß beladen mit Müll. Ein Mann fischt Unrat aus dem Wasser. Ich laufe weiter an diesem Gewässer entlang. Dann ändert sich die Gegend, auch das Wasser sieht wieder sauberer aus, so als wären die Flußarme nicht miteinander verbunden.

Die nächsten 2 Tage laufe ich etwas in Chinatown rum, Orientierung eher schwierig. Einfach sind Food-Courts und China-Tempel.

Die Tempel die ich auf Java sah bestehen meist aus mehreren Räumen oder Nischen, die unterschiedlichen Göttern oder Heiligen geweiht sind. Hier ein paar recht bärtige Gesellen in Jakarta.

Die Tempel die ich auf Java sah bestehen meist aus mehreren Räumen oder Nischen, die unterschiedlichen Göttern oder Heiligen geweiht sind. Hier ein paar recht bärtige Gesellen in Jakarta.

Ich treffe Einen mit einer großen Kamera, wir kommen ins Gespräch, er erzählt mir dass er gerne Tempelbesucher beim Beten fotografiert.  „They don't mind - die haben nichts dagegen“.  Meint er.

Ich treffe Einen mit einer großen Kamera, wir kommen ins Gespräch, er erzählt mir dass er gerne Tempelbesucher beim Beten fotografiert. „They don't mind - die haben nichts dagegen“. Meint er.

Die Hinwendung zum Altarschrein geschieht fast immer mit einem Bündel qualmender Räucherstäbchen das in beiden Händen gehalten wird

Die Hinwendung zum Altarschrein geschieht fast immer mit einem Bündel qualmender Räucherstäbchen das in beiden Händen gehalten wird

Und dann treffe ich noch einen Fotografen der mit seinem Model im Tempel unterwegs ist. Beide sind sehr freundlich, ich darf mitfotografieren! und nutze die Gelegenheit solange bis sie ihr foto-shooting beenden. Dabei versuche ich meine kleine Kamera in dieselbe Position wie der Fotograf zu bringen.

Und dann treffe ich noch einen Fotografen der mit seinem Model im Tempel unterwegs ist. Beide sind sehr freundlich, ich darf mitfotografieren! und nutze die Gelegenheit solange bis sie ihr foto-shooting beenden. Dabei versuche ich meine kleine Kamera in dieselbe Position wie der Fotograf zu bringen.

....wage aber auch einen Vorschlag. "könntest du dich vielleicht  mal da zu der schwarzen Katze setzen?"

....wage aber auch einen Vorschlag. "könntest du dich vielleicht mal da zu der schwarzen Katze setzen?"

Als ich mich im selben Tempel auch am nächsten Tag umschaue wird ein älterer Herr auf mich aufmerksam. Er zeigt mir einen Nebenraum

...ich soll beten, denn dieser Raum ist der Herrin des Tempels geweiht. „very old!“

...ich soll beten, denn dieser Raum ist der Herrin des Tempels geweiht. „very old!“

Sodann ermuntert mich mein Begleiter einen Wunsch an die Göttin zu richten, und erklärt mir wie ich dabei vorzugehen habe. Scheint dem IGING ähnlich zu sein.

Du wirfst die 2 Hölzer (rechts unten im Bild) bis zu 3 mal auf den Boden. Kommen in einem Wurf die 2 Hölzer auf unterschiedlicher Seite zum Liegen darfst du dir einen Zylinder voller Stäbe nehmen. dieses Behältnis schüttelst du so lange bis ein Stab herausfällt. Es darf nur einer herausfallen, auf dem steht eine Nummer. Über die Nummer holst du dann aus einem Regal einen Zettel der dir die Antwort auf deine Frage gibt. Mein Begleiter liest für mich den Zettel mit den chinesischen Schriftzeichen und überbringt mir die Antwort „jetzt noch nicht, später“.

Zu meinem Begleiter gesellt sich noch ein Kamerad hinzu, ich frage nach dem Weg, beide begleiten mich nach draußen, ich lade dann beide Rentner zum Essen ein. Sie führen mich in einen Food-Court, wir bestellen alle dassselbe, eine Suppe mit black Noodles. „good for the stomach“ sagen sie mir. Wir bekommen eine Gemüsesuppe mit Fleisch und (wenn ich mich nicht täusche) mit Carbon angereicherte rabenschwarze Nudeln.

Die Zeit auf Java hat mir gut gefallen. Mit Yogyakarta bin ich wohl im Zentrum des Java-Tourismus gelandet, wobei die Touristen oftmals Asiaten sind, zumindest in den kleinen Hotels in denen ich war. Nach meinem Eindruck kann man sich hier leicht auch abseits der Touristen-Hauptpfade bewegen und wird von der Bevölkerung freundlich aufgenommen. Vielleicht sollte man sich dazu in die Mitte zwischen Semerang und Surabaya begeben. Ruhig etwas näher bei Surabaya, und dann vielleicht langsam südwärts. Bojonegoro....Kediri.... Tulungagung... was ist das für eine Bevölkerung die solche Namen erfindet?

© Walter Wolf, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Gleich mehrere Gründe bewirkten dass ich mich Ende 2019 auf den Weg in Richtung Malaysia begab. Das Wetter, die 90 Tage die man sich ohne Visum in Malaysia aufhalten kann, dazu sind viele der Einwohner der englischen Sprache mächtig. Der ursprüngliche Auslöser für diese Reise traf mich jedoch völlig unvorbereitet...
Details:
Aufbruch: 29.11.2019
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 13.02.2020
Reiseziele: Malaysia
Indonesien
Der Autor
 
Walter Wolf berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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