Süd-Thailand und Singapore plus zwei!

Reisezeit: Januar / Februar 2020  |  von Conny Lachenmayr

Phuket : Solo-Ausflug

Mir ist langweilig!! Ich habe Lagerkoller!! Seit Tagen schon. Ich hasse Strandurlaub, ich halte es für Zeitverschwendung, einfach nur rumzuliegen, während man doch so viel sehen könnte. Abends mal in den Pool, oder von mir aus auch mal EINEN (!) Tag faul sein und im Schatten liegen und gelegentlich mal ins Meer hüpfen, das geht ja noch. Aber wer bitte hat SIEBEN TAGE Strandurlaub gebucht? So erschöpft kann ich vom Reisen gar nicht sein. Nachdem der kurzfristige Tagestrip nach Phnom Penh bzw. Siem Reap am finanziellen und zeitlichen Aufwand gescheitert war, wollte ich wenigstens die Insel etwas näher kennenlernen. Also musste ich selbst online eine Tagestour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten buchen, wenn möglich ohne neppige Besuche irgendwelcher Fabriken oder Verkaufsstände. MARKUS durfte und wollte ich ja nicht fragen...

6:45 aufstehen, 7 Uhr Wasser im Supermarkt kaufen, kurz denke ich darüber nach, mir zwei kühle Dosen Singha einzupacken, verwerfe den Gedanken aber schnell wieder, da mir die mahnende Stimme meiner Gattin im Ohr klingt. 7:15 ist Abholtermin, der Fahrer kommt so preußisch pünktlich, dass ich ihn im Geiste fortan nur noch Heinrich nenne. Schon nach 500 Metern bin ich froh, dass die Familie und vor allem Ella nicht an Bord ist, denn ich diagnostiziere beim Fahrer schwere Durchblutungsstörungen im rechten Bein. Anders kann ich dieses pulssynchrone Gasgeben einfach nicht erklären. Schon bereue ich, kein Bier gekauft zu haben.
7:30 Ankunft am nächsten Hotel, schnell zwei weitere Familien aufgabeln.
8:15.... noch immer keine weiteren Mitreisenden im Bus. Langsam beschleicht mich immer mehr das Gefühl, dass es ein Fehler war, kein Bier zu kaufen...

8:20, Zwei russische Familien besteigen den Kleinbus, vorneweg die Familienoberhäupter, die irgendwie an sowjetische Hammerwerfer erinnern. Dahinter die zugehörigen Ehemänner mit Kindern. Grüßen ist in Russland wohl auch Glückssache, scheinbar muss man sich die Luft für laute Gespräche im Verlauf des restlichen Tages aufheben; macht aber nix, Strasdwutje, kak tej paschuwajesch? Sbassiba, mir geht es auch charaschow....

Mit vier weiteren Australiern an Bord steuern wir den ersten Aussichtspunkt an, Karon View Point. Von hier reicht der Blick gen Norden über Patong und Kamala bis zu unserem Bangtao Beach, ich genieße ein paar Minuten die Aussicht, suche erfolgreich die Toiletten und erfolglos den Bierverkauf und komme prompt als letzter zum Bus... Na, was ihr könnt kann ich schon lange...
Während ich mich also auf den nächsten Stop am Big Buddha freue halten wir schon wieder. So bald? Ach nee, ein Safaripark. Elefantentrekking, Snakeworld, Monkey-show. Natürlich gegen Gebühr. ICH HASSE SO EINEN SCHEISS! Und davon war auch nicht die Rede. Zu allem Überfluß steht am Eingang noch ein kleiner Elefant, angekettet an einer höchstens zwei Meter langen Fußkette, als Fotoobjekt missbraucht. Mir kommen fast die Tränen, jeder der mich kennt weiß, wie gerne ich diese Dickhäuter habe und das hier zerreißt mir fast das Herz. Immerhin füttern die Kinder das Tier mit Bananen und dafür treibt Elefantenbaby seine Späße mit ihnen und sie werden auch mit dem Rüssel gekitzelt. Ich rede mir ein, dass es dem Kleinen gut geht, aber meine Laune ist schon im Keller. Zum Glück wollen meine Mitreisenden allesamt keines der offerierten Angebote in Anspruch nehmen, so dass es dann doch bald weitergeht, allerdings nicht, ohne dass die russischen Familien mit einer indischen Großfamilie den Bus tauschen müssen. Wahrscheinlich, weil sie Heinrich um seine Provision gebracht haben. Ab jetzt ist also Bollywoodparty im Bus, nur die halbwüchsige Australiertochter verweigert wie das Pferd vorm Oxxer: „No, I don’t like this. I‘m a Highschool Girl, you know?“ Yes. And spaßbefreit noch dazu...

Endlich nähern wir uns Big Buddha, man sieht ihn schon von weitem auf em Gipfel eines einsam in der Landschaft stehenden Hügels thronen. Heinrich scheint mittlerweile das rechte Bein komplett eingeschlafen zu sein, jedenfalls drückt er das Gaspedal aufs Bodenblech und scheucht den Toyota-Van rücksichtslos den Berg hinauf. Oben bekommen wir immerhin 30 Minuten für die Besichtigung. Wow, Immerhin sind wir schon knapp 2 Stunden unterwegs. Big Buddha ist aber wirklich ein Highlight! Fast 50 Meter hoch, aus leuchtend weißem Marmor gefertigt, überragt er die Insel. Man kann ihn nahezu komplett umrunden und wird mit einem 360° Blick über Phuket belohnt. Wirklich atemberaubend! DAS hat sich gelohnt! Noch dazu ist der Eintritt erstaunlicherweise kostenlos. Nur Bier wird hier oben nicht verkauft. Hab ich schon erwähnt, dass es ein Fehler war...?!?

Es geht weiter zum Wat Chalong, dem berühmtesten Tempel der Insel. Nach etwa 45 Minuten Fahrtzeit werden wir wieder ausgeladen, „thirty minutes“ bellt Heinrich und so wird auch diese Besichtigung im Schnelldurchlauf absolviert. Was in diesem Fall zu verschmerzen ist, denn die ach so angepriesene Tempelanlage ist zwar nicht schlecht, aber so richtig beeindruckend ist sie auch nicht. Lediglich der begehbare Stupa mit drei Stockwerken bietet etwas fürs Auge und auch eine tolle Aussicht. In der Ferne ist sogar Big Buddha zu erkennen. Daher habe ich vor Ablauf der 30 Minuten-Frist sogar noch etwas Zeit, einen benachbarten Markt zu besuchen, auf dem es nahezu alles gibt. Nur kein... ihr wisst schon...

Eigentlich sollte unser Sightseeingprogramm jetzt komplett sein, es ist ca 12 Uhr, ich freue mich auf ein Mittagessen und träume von kühlem Gerstensaft und stelle mir vor, gegen 13:30 zufrieden an den Pool zu gehen. Aber denkste. Jetzt geht der Mist erst richtig los. Entgegen jeder Ankündigung igung besuchen wir jetzt noch einen Edelsteinmarkt, eine Bienenfarm und eine Cashewnuss-Fabrik...! Leute, was soll ich denn mit dem Mist??? Der Schmuck ist völlig minderwertig („No, it is not Gold. It is coloured stainless steel...“, egal, die Russen und Chinesen kaufen trotzdem alles), Honig gibt es in der Rhön auch und wenn ich Cashewnüsse will, geh ich in den Supermarkt!! Apropos Supermarkt: Gegenüber der Fabrik erspähe ich einen Seven-Eleven und nach einem kurzen Blick auf die Uhr und mit dem alten Casablanca-Gag im Ohr (What watch is it? Nearly two watch. Such much?) stelle ich erfreut fest, dass dort sogar noch kühles Bier verkauft wird. Damit setze ich mich jetzt erstmal in den klimatisierten Bus und warte auf meine Mitreisenden, die mir durch ihre Cashewnusskäufe wenigstens diesen Ausflug subventioniert haben. Da wir vor lauter Rheumadeckenshopping leider schon viel zu spät in der Zeit sind, muss das von mir erhoffte Mittagessen leider ausfallen. Na spitze. Zur Strafe darf Heinrich mich wenigstens noch einmal ne Stunde lang bis in den Norden der Insel zurück kutschieren. Das hat er nun davon. Oder ich. Das nächste Mal bleib ich jedenfalls lieber am Pool, da gibt‘s wenigstens Bier und was zu essen. Oder ich frag am besten gleich Markus... . Und zum Glück ist morgen endlich wieder Strandurlaub angesagt. Ich freu mich schon.

© Conny Lachenmayr, 2020
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Worum geht's?:
Es ist soweit: mein gelobtes Land ruft und dieses Mal haben wir zwei Kinder im Gepäck, was die Aufregung deutlich steigert! Wir erkunden BKK und Umgebung, reisen nach Singapore u dann zurück nach Phuket. Keine klassische Rucksacktour mit endlos vielen Stationen aber für uns in der Konstellation ein neues Abenteuer!
Details:
Aufbruch: 12.01.2020
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.02.2020
Reiseziele: Thailand
Singapur
Der Autor
 
Conny Lachenmayr berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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