Mit purer Muskelkraft von Bremen auf den Brocken

Reisezeit: Dezember 2023  |  von Thomas Eggers

Radreise im Winter von Kirchweyhe bei Bremen bis Schladen (Harzer Vorland) und anschließendem 40 km Marsch auf den Brocken.

Mit dem Rad von Kirchweyhe nach Hannover

Ich war noch nie auf dem Brocken, dem "Berg der Deutschen". Bei einem Familienbesuch in Schladen 2022 konnte ich ihn durch ein Fenster einer Gaststätte erspähen. Bei guter Sicht befand er sich am Horizont. An diesem Tag fasste ich für mich den Entschluss, diesen Berg in naher Zukunft in meine Tourenpläne mit einzubauen. Hierbei sollten wie immer die Grundsätze "Der Weg ist das Ziel" und "Von Zuhause mit dem Rad oder zu Fuß" gelten.

So kam es, dass ich in Kirchweyhe am 18.12.2023 morgens um 7:00 Uhr auf mein voll beladenes Tourenrad stieg. Der Plan war folgender: Am ersten Tag wollte ich mich bis nach Hannover City durchschlagen. Hier hatte ich mir bereits ein Zimmer reserviert. Der zweite Tag sollte mich bis nach Schladen führen. Hier wohnen meine Schwiegereltern und die Unterkunftsfrage war somit geklärt. Der dritte Tag sollte der Königstag werden. Hier wollte ich mein Fahrrad in Schladen stehen lassen und den 40 km Marsch auf den 1.142 m hohen Brockengipfel angehen. Oben auf dem Gipfel hatte ich ein Hotelzimmer reserviert. Am vierten Tag wollte ich mit der Brockenbahn und der deutschen Bahn zurück nach Hause fahren.

Laut Wettervorhersage sollte es heute bei Höchsttemperaturen von 6 Grad trocken bleiben. Die letzten Tage kam schon genug Regen runter. Allgemein sollte das Jahr 2023 als überdurchschnittlich nasses Jahr in die Statistik eingehen. Ich war wirklich froh, dass ich einen trockenen Tag für den ersten Tag erwischte.

Die ersten km in der morgendlichen Finsternis fühlten sich auf den Rad etwas kalt an. Die Jahreszeit war eben eine andere als bei meinen vorherigen Radreisen, aber irgendwie lag genau darin auch ein gewisser Reiz. Es sollte diesmal ja auch nur eine kurze Tour werden und ich wollte nicht wie sonst auf einem Campingplatz schlafen. Also konnte ich mich diesmal völlig auspowern und brauchte abends kein Zelt mehr aufbauen.

Als ich durch Schwarme kam wurde es hell. Es ging weiter von Dorf zu Dorf über Martfeld nach Hoya. Die Straße bis nach Hoya hatte leider keinen Radweg und zog sich ganz schön. Der Wind frischte stark auf, kam aber zum Glück immer nur von der Seite. Ich kam an ein Schild vorbei, das auf die nah gelegene geographische Mitte Niedersachsens hinwies und an einem Holzpflock mit einem Gummistiefel. Das waren auch schon die Highlights. Grundsätzlich kann man sagen, ich fuhr durch winterliche Tristesse was sicherlich der Jahreszeit geschuldet war. Keine Mensch war freiwillig auf dem Fahrrad unterwegs und kein Mensch lag im Gartenstuhl vorm Haus. Es gab nur Autos die durch die winterlich schlafende Natur schossen.

Der geographische Mittelpunkt Niedersachsens liegt bei Hoya

Der geographische Mittelpunkt Niedersachsens liegt bei Hoya

Zeichen des Protests der Landwirtschaft gegen die derzeitige Agrarpolitik aus Berlin

Zeichen des Protests der Landwirtschaft gegen die derzeitige Agrarpolitik aus Berlin

Nach Hoya ging es bis Mehlbergen immer an der Landesstraße über Bücken und Schweringen. Danach ging es über Landwege durch die Lemker Marsch, einem Naturschutzgebiet vor Nienburg.

Nienburg kam nach 58 km. Hier beschloss ich in der Einkaufstraße eine Pause in einem Imbiss einzulegen. Das passte strategisch ganz gut, da Nienburg so ungefähr die Hälfte der ersten geplanten Tourenstrecke nach Hannover bedeutete.

Weserüberquerung bei Nienburg

Weserüberquerung bei Nienburg

Danach ging es von Nienburg bis Neustadt am Rübenberge immer an der Bundesstraße 6 lang und zwar auf dem Radweg, der neben der entgegengesetzten Fahrspur angeordnet war. Das heißt, jeder LKW bremste mich durch seinen Fahrtwind abrupt ab. Die lange, immer geradeaus führende Strecke an dieser stark befahrenen Bundesstraße, bei lausigen 6 Grad im einsamen tristen Dunst, war wirklich nur was für stark masochistisch veranlagte Radfahrer. Ich schien hier auch der einzige zu sein, der ohne Auto unterwegs war, aber das ganze spornte mich mal wieder so richtig an. Hier musste und wollte ich durch .

Kurz vor Neustadt am Rübenberge wurde es etwas hügelig und die Kälte machte meinem linken Knie etwas zu schaffen. Leichte Schmerzen waren hin und wieder spürbar, gefährdeten aber nicht die Tour. Dann gab es leichte Streckenprobleme bei der erforderlichen Überquerung der B6 bei Neustadt. Eine Fahrradunterführung war komplett überflutet und die Brücke war wegen einer Baustelle komplett gesperrt. Also musste ich auf Matschwege ausweichen.

gesperrte Brücke

gesperrte Brücke

Matschweg der Fahrradumleitung

Matschweg der Fahrradumleitung

Ich kam durch Neustadt am Rübenberge und anschließend wieder auf die B6, die jetzt schnurstracks auf Hannover zuführte und immer mehr Fahrzeuge aufnahm. Grundsätzlich war ich auch so langsam körperlich und geistig platt und wollte nur noch in Hannover ankommen. Ich setzte mir im Kopf gedanklich eine Streckenmarke und zwar den Punkt der A2 Überquerung. Ich dachte mir, wenn Du erstmal da bist, hast du es für heute geschafft. Dann bist Du in Hannover und die Unterkunft ist zum Greifen nahe. Leider waren es von da aber noch lausige 10 km bis nach Hannover Linden Mitte in der Davenstedter Straße. Auch die nach der A2 Überquerung schöne Streckenführung am Fluss puschte mich nicht mehr. Ich feierte dann endlich das Ankommen in der Unterkunft. Es waren 108 km.

Überquerung der A2

Überquerung der A2

Unterkunft

Unterkunft

Rad am Zaun

Rad am Zaun

108 km
Kirchweyhe - Ahausen - Riede - Felde - Emtinghausen - Schwarme - Martfeld - Hoya - Bücken - Schweringen - Sebbenhausen - Balge - Mehlbergen - Lemker Marsch - Nienburg - Langendamm - Neustadt am Rübenberge - Frielingen -Berenborste l- Hannover - immer an der Leine bis zur Davenstedter Straße

Route grob nachgezeichnet. [Quelle: openstreetmap]

Route grob nachgezeichnet. [Quelle: openstreetmap]

© Thomas Eggers, 2023
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 18.12.2023
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 21.12.2023
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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