Mit purer Muskelkraft von Bremen auf den Brocken

Reisezeit: Dezember 2023  |  von Thomas Eggers

Mit dem Rucksack den Brocken rauf

Ich wachte morgens um 5 Uhr auf. Ich hatte es mir abends durchgerechnet. Es waren bis zum Brocken 40 km und ich musste bis zur Dunkelheit oben sein. Oben hatte ich ein Zimmer beim Brockenwirt reserviert. Spätestens um 12:30 Uhr wollte ich in Ilsenburg sein um genügend Zeit für den Aufstieg im Rücken zu haben.

Morgens um 5:30 Uhr verließ ich das Haus in Schladen.

Diesmal brauchte ich mein Komoot Routenplaner dauerhaft und folgte der Navigation. Schladen schlief noch und ich ging direkt durchs Dorf zu Ocker, überquerte diese und später auch die Bahnschienen bis ich auf einem schmalen Weg zwischen zwei großen Teichen gelangte. Wahrscheinlich der aktuellen Hochwassersituation geschuldet, strömte Wasser von einem Teich über den Weg in den anderen Teich. Da kam ich leider nicht trockenen Fußes durch und zog deshalb meine Schuhe und Socken aus und lief schnell rüber.

Nach den Teichen gelangte ich auf eine Landesstraße und wanderte für ca. 3 km in Sachsen-Anhalt bis nach Wiedelah (wieder in Niedersachsen). Die Strecke auf der Landesstraße war im Dunkeln ohne Radweg eher unschön und ich beeilte mich diesen Streckenabschnitt hinter mir zu lassen.

In Wiedelah ging ich durch das Dorf als es langsam hell wurde.
Hier kam ich am Ende des Dorfes auf den ausgeschilderten "Harzer Grenzweg" der als grünes Band direkt auf verschwiegenen Grenzpfaden oder dem früheren "Kolonnenweg" entlang der innerdeutschen Grenze verläuft. Dieser Weg war gut mit entsprechenden Wegweisern ausgeschildert.

Zwischen Wiedelah und Abbenrode überraschte mich hin und wieder ein Schauer und ich musste bereits kleinere Druckstellen am Fuß zur Blasenprophylaxe abkleben. Es ging weiter über Wege und Felder. In der Ferne meine ich den Brocken schon erspäht zu haben.

In Abbenrode kam ich an den Grenzfluss Ecker der hinter Abbenrode genau den ehemaligen Grenzverlauf zwischen BRD und DDR markierte und heute den Grenzverlauf zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bildet. Früher war das hier absolutes Niemandsland.

Weitläufige Einsamkeit hinter Abbenrode

Am Weg stehen immer mal wieder Hinweisschilder über Begebenheiten welche sich an diesen Orten abgespielt hatten. Besonders die Fluchtgeschichten bewegten mich an diesem Ort.

Nach Stapelburg ging es durch Wälder direkt an der Ecker und die Wege waren eher Pfade.

Teilweise waren die Wege leicht überspült vom Hochwasser. Teilweise musste ich mir meine Wege suchen.

Ich kam dann nach zirka 28 km in Ilsenburg an. Hier setzte ich mit ins Cafe am Markt und trank einen Kaffee und aß 2 Brötchen und ließ mir meine Wasserflaschen auffüllen. Vielen Dank.

Man gab mit am Fuß des Brockens noch mit, dass ich zu spät dran sei für einen Aufstieg. Da ich aber oben ein Zimmer im Brockenhotel hatte und keinen Abstieg mit einplanen musste konnte ich meinen Gegenüber beruhigen.

Von Ilsenburg geht der "Heinrich-Heine-Weg" immer am wilden Gebirgsfluss "Ilse" entlang. Diesen Weg ist der berühmte Dichter Heinrich Heine 1824 bei seinem Brockenaufstieg gegangen. Nun fast genau 200 Jahre später folgte ich seinen Spuren. Ein wirklich schöner Weg auch im verregneten Winter.

Meine körperliche Verfassung war bis Ende des Heinrich Heine Weges noch ganz gut. Dann kam ich zur "Bremer Schutzhütte". Ab hier regnete es etwas stärker und ich spürte die mittlerweile über 30 hinter mir liegenden Kilometer in den Knochen. Aber dieses Gefühl vergaß ich schnell. Ich zog mir meine Regenjacke an, nahm kurz etwas Energie zu mir und rechnete mir überschlägig aus, wieviel Zeit ich noch bis zur Dunkelheit hatte. Ich ging rechts von der Schutzhütte weiter. Es folgte ein mit schweren Steinen und groben Wurzeln verzierter Weg.

Nach dem grob verzierten Weg kam ich wieder auf einen Besseren. Hier traf ich auf zwei Wanderer die mir entgegenkamen. Sie sagten, dass es noch zirka 4 km bis zum Gipfel sein sollten. Sie warnten mich vor extrem heftigen Wetter auf dem Plateau. Orkan und Schnee sollten mich oben empfangen.

OK, ab jetzt ging es ins Eingemachte. Die Rahmenbedingungen für mein Finale dieser Tour waren ideal. Es bahnte sich ein Abenteuer an. Meine Kraftreserven waren sehr übersichtlich, die Steigung auf diesem alten DDR Versorgungsweg war mächtig und das Wetter spielte mal so richtig mit und legte sich über 1.000 müNN so richtig ins Zeug. Regen ging in Schnee über und der Wind hatte orkanstärke erreicht.

Nach dem Bahnübergang war ich auf dem Plateau. Hier hatte ich keine Sicht mehr und eine Orientierung war nicht möglich. Der Wind drückte so gegen meinen Rucksack, dass ich mich so gerade noch auf den Beinen halten konnte. Ich wusste nicht wo ich lang musste und entschied mich instinktiv links weiterzugehen. Dass passte und ich stoß auf den Brockenstein. Hier traf ich auf zwei Hotelgäste, die mir die Richtung der letzten Meter zum Hotel zeigten und von mit das Finale Foto machten. Vielen Dank.

Ich war nach einem Marsch von 40 km oben. Was für ein Aufstieg. Ich checkte im Hotel ein und trank mich abends durch die Getränkekarte. Der Orkan führte dazu, dass die Brockenbahn ihren Betrieb zum Brocken einstellte. Am nächsten Morgen wurde ich mit einem Hotelshuttle bis nach Schierke runtergebracht. Hier fuhr ich mit der Brockenbahn weiter bis nach Werningerode nach Goslar und weiter über Hannover zurück nach Kirchweyhe bei Bremen.

Eine super Tour endete

Route grob nachgezeichnet [Quelle: openstreetmap]

Route grob nachgezeichnet [Quelle: openstreetmap]

© Thomas Eggers, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Radreise im Winter von Kirchweyhe bei Bremen bis Schladen (Harzer Vorland) und anschließendem 40 km Marsch auf den Brocken.
Details:
Aufbruch: 18.12.2023
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 21.12.2023
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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