Danis und Muckis Reise in die große weite Welt

Reisezeit: Januar 2006 - März 2007  |  von Dani + Mucki

Papua New Guinea: Flug in die Wildnis

Nach unserem Abenteuer am Mt. Wilhelm wollten wir versuchen, in die Crater Mountain Wildlife Management Area zu gelangen.
Das gestaltete sich etwas schwieriger als angenommen, da seit 3 Jahren kein Tourist mehr in das Gebiet kam. Eine Organisation, die leichten Oekotourismus dort etabliert hatte, hat sich mittlerweile zurueckgezogen. Wir versuchten auf eigene Faust rein zu kommen. Das geht am leichtesten ueber einen kurzen Flug von Goroka Richtung Sueden (ansonsten winkt ein 3 Tages-Fussmarsch).

Unterwegs im Namen des Herrn mit SDA

Unterwegs im Namen des Herrn mit SDA

Durch Zufall lernten wir einen jungen Missionar aus diesem Gebiet kennen, als wir uns bei Seven Day Adventist Aviation wegen Fluegen erkundigten. Er willigte ein, uns in seinem Dorf Maimafu und am Crater Mountain herumzufuehren. Der Plan war reinzufliegen und ueber die Lufa Missionsstation am Mt. Michael rauszuwandern.

So vergehen Stunden, manchmal auch Tage in PNG

So vergehen Stunden, manchmal auch Tage in PNG

Man braucht viel Geduld in diesem Land, wenn man abseits der Touristenpfade unterwegs ist. Da verwartet man locker mal einen Tag oder zwei, bis die kleine Cessna in die gewuenschte Richtung fliegt.

Endlich ...  kurz vorm Abheben

Endlich ... kurz vorm Abheben

Der 20 Minuten flug zeigt einem die Berge der Highlands aus einer ganz anderen Perspektive.

Ueber den Eastern Highlands

Ueber den Eastern Highlands

Manche Doerfer liegen entlegen und exponiert auf Bergruecken. Fernab jeder Strasse kommt man nur zu Fuss oder mit kleinen Flugzeugen hin. Flugzeuge sind generell wichtige Verkehrsmittel im Land. Von den 2000 Airstrips im Land sind zur Zeit noch ca. 800 in Betrieb. Fuer viele Doerfer ist der Lufttransport die einzige Moeglichkeit Gueter aus Staedten zu bekommen.

Maimafu liegt am Bergkamm

Maimafu liegt am Bergkamm

Manche Airstrips in diesem Gebiet stellen die Piloten vor hoechste Anforderungen. Man sagt, Piloten, die hier im Land geflogen sind, koennen ueberall auf der Welt fliegen. Der grasbewachsene Airstrip in Maimafu liegt an einem Hang mit 14.2 % Neigung (2.steilster in PNG).

Die Landung war recht abenteuerlich. Man wird sofort von zahlreichen Dorfbewohnern begruesst.

Landung mitten im Busch

Landung mitten im Busch

Da wir die ersten Touristen seit 3 Jahren waren, und noch dazu Weisse, wars ein Riesenhallo, als wir ins Dorf kamen. Scharen von Kindern umringen einen sofort.

Maimafus Youngsters

Maimafus Youngsters

Das Dorf liegt an einem Bergkamm mit wunderbaren Ausblicken, allerdings 1 1/2 h vom Airstrip entfernt.

Maimafus grasgedeckte Haeuser

Maimafus grasgedeckte Haeuser

Aigima, unser Guide stellte uns seine Huette zur Verfuegung. Unsere Nachbarn versorgten uns gleich mit Bananen und Zuckerrohr.

Mit suessem Zuckerrohr kann mans hier gut aushalten

Mit suessem Zuckerrohr kann mans hier gut aushalten

Aigimas Eltern (eigentlich Onkel und Tante) haben fuer uns gekocht. Es gab hauptsaechlich Suesskartoffel (Kaukau) und Taro, manchmal auch etwas Gemuese (Kumu) und Erdnuesse oder Avokado. Wir bekamen immer Riesenportionen, leider werden sehr wenig Gewuerze verwendet, und Fruehstueck, Mittagessen und Abendessen waren sich sehr aehnlich.

Unsere liebenswuerdigen Gastgeber

Unsere liebenswuerdigen Gastgeber

Aigima stellte unseren Expeditionstrupp zusammen und organisierte unseren Marsch auf Crater Mountain. Der Berg ist nur knapp 3200 m hoch und bis oben hin mit Urwald bewachsen. Man ueberquert am Weg zahlreiche Hoehenzuege und Fluesse.

Unser Proviant bestand hauptsaechlich aus Taro und Kaukau, und etwas Reis und Tinfisch, den wir aus Goroka mitgebracht hatten.

Unsere Truppe mit Proviant zwischen Taropflanzen

Unsere Truppe mit Proviant zwischen Taropflanzen

Wir hatten insgesamt 10 Begleiter. Obwohl das anfangs viel wirkte war jeder Einzelne von noeten. Der Weg wurde lange nicht mehr benutzt und war dementsprechend stark verwachsen. Unter stetigem Einsatz von Buschmessern kamen wir zum Teil nur sehr langsam voran.

kurze Rast am Bach

kurze Rast am Bach

Schon nach kurzer Zeit war klar, dass wir in diesem Terrain unser Gepaeck nicht selber wuerden tragen koennen. Der Weg war oft unglaublich steil und matschig. Waehrend die Lokals unglaublich flink und barfuss samt Gepaeck durch die Gegend huschten, fiel es uns unbeladen manchmal schwer Schritt zu halten.

Bruecke am Fluss

Bruecke am Fluss

Am Weg wurde fleissig gejagt, hauptsaechlich nach Voegeln mit der Steinschleuder.

Beeindruckende Treffsicherheit

Beeindruckende Treffsicherheit

Die Jungs hatten im Handumdrehen ihre Hosentaschen voll mit den gefluegelten Freunden.

Wehrhafter Sittich

Wehrhafter Sittich

Die Piepmaetze bereicherten unseren Speiseplan gehoerig.

hier grillt man keine Wurst am Spiess

hier grillt man keine Wurst am Spiess

Neben verschiedensten Voegeln erbeuteten wir auch ein Cuscus, eine Art Oppossum. Schmeckt ausgezeichnet ueberm Feuer gegrillt.

Reiche Beute

Reiche Beute

Da im Dorf kaum Schweine oder sonstige Haustiere gehalten werden ist die Jagd fuer die Bewohner die einzige Moeglichkeit um an proteinreiche Nahrung zu kommen.

Je hoeher wir kamen, desto bunter wurde die Pflanzenwelt.

Bergbluemlein

Bergbluemlein

Aigima hatte uns ein Zelt fuers Nachtlager organisiert, ein Ueberbleibsel einer Mining-Expedition im Gebiet.

Wir schliefen zu 12. im 6-Mann Zelt. Nur das Aufbauen war anfangs nicht ganz so einfach.

Arbeit am Nachtlager

Arbeit am Nachtlager

Gekocht, gegessen und gequatscht wurde jeweils im eigens erbauten Feuerhaus. Die Jungs waren ziemlich flink dabei eine Huette zu errichten und Feuerholz herbei zu schaffen. Es regnete einige Male und wir schafften es trotzdem immer wieder ein Feuer in Gang zu bringen.

Abendliche Gespraeche in der Selchkammer

Abendliche Gespraeche in der Selchkammer

Am 3.Tag gelangten wir zum Gipfel des Crater Mountain und wir hatten Glueck mit dem Wetter. Die Wolken lichteten sich fuer ein paar Stunden.

On the top again

On the top again

Die Gegend hat viel Niederschlag und Nebel und in diesem Jahr hat sich noch keine richtige Trockenzeit etabliert.

Berggipfel zwischen den allgegenwaertigen Wolken

Berggipfel zwischen den allgegenwaertigen Wolken

Das Buschmesser ist ein unentbehrliches Werkzeug - immer und ueberall dabei. Und niemand regt sich auf oder hat Angst, dass sich wer wehtut, selbst wenn Kinder damit herumspielen.

Larimah hackt den Gipfel frei

Larimah hackt den Gipfel frei

Neben zahlreichen steilen Auf- und Abstiegen am Weg gings auch immer wieder ueber moosbewachsene Staemme. Manchmal war das Todholz so dicht, dass man gar nicht merkte, dass man Meter ueber dem Boden dahinging, ausser man trat wieder mal durchs Moos bis zur Huefte.

Balance ist hier gefragt

Balance ist hier gefragt

Es war eine interessante und aufregende Wanderung. Der Weg war viel anspruchsvoller als die Besteigung des Mt. Wilhelm. Wir kamen manchmal an unsere Belastungsgrenze und waren zum Schluss dreckig von oben bis unten und so richtig streichfertig.

Nach dem Aufstieg sammelten unsere Jungs Blueten und flochten fuer alle Kraenze. Mit diesem traditionellen Blumenschmuck am Kopf stiegen wir ab.

Gut geschmueckt ist halb gegangen

Gut geschmueckt ist halb gegangen

Insgesamt brauchten wir 2 1/2 Tage fuer den Aufstieg und einen weiteren Tag zurueck ins Dorf.

Nach dieser Tour gabs bei jedem ein paar Wehwechen. Danis ueberanspruchtes Knie wurde mit Buschmedizin behandelt. Dafuer klatschte ihr Aigima einfach Nesselblaetter auf die schmerzenden Stellen, was tatsaechlich half.

Schmerz mit Schmerz behandeln

Schmerz mit Schmerz behandeln

Die Jungs waren ganz scharf auf unsere Reiseapotheke und so hat Dani ihre kleinen Blaessuren mit "Whiteman" Medizin behandelt. Unsere Huette glich dabei schon fast einem Haus Sick (Krankenhaus).

Ordination Dr. Csar

Ordination Dr. Csar

Nach unserer Rueckkehr hatten wir jedoch keine wirkliche Pause, da ein Basketballspiel anstand. Villagebasketball at its best, auf Lehm im Regen, da kommt Freude auf beim Richtungswechsel.

der Whiteman beim herumrutschen am Platz - das will jeder sehen

der Whiteman beim herumrutschen am Platz - das will jeder sehen

Wie ueberall im Land erledigen die Frauen den Grossteil der Arbeit. Schwerbeladen mit Feuerholz und Essen kehren sie abends aus den Gaerten ins Dorf zurueck. Das heisst oft stundenlange Fussmaersche ueber Berg und Tal. Die Herren der Schoepfung rasten inzwischen gemuetlich im Schatten oder vergnuegen sich mit Kartenspielen oder Highlands Dart.

Trotz der schweren Last immer ein Laecheln auf den Lippen

Trotz der schweren Last immer ein Laecheln auf den Lippen

Kleine Kinder werden oft zur Arbeit mitgenommen. Sie haengen dann in einem Bilum oder Stringbag am Ruecken der Muetter und schlafen. Der Bilum ist fuer die Frauen, was das Buschmesser fuer die Maenner ist, ein alltaegliches Hilfsmittel.

Bei der Bilumherstellung werden die Schnuere traditionell aus Rindenfasern gewisser Straeucher gezwirbelt und mit Naturfarben eingefaerbt. Die z.T. aufwaendigen Flechtmuster sind regional unterschiedlich.

Das Garn wird schenkelgerollt wie anderswo teure Zigarren

Das Garn wird schenkelgerollt wie anderswo teure Zigarren

Faerben des Garns mit einer violetten Taubnessel

Faerben des Garns mit einer violetten Taubnessel

Die Haeuser in Maimafu sind alle aus traditionellen Materialien hergestellt. Die Daecher sind grasgedeckt, die Boeden aus Pandanusrinde. Die Waende sind aus geflochtenen Palmblaettern gefertigt. Auch Bambus kommt vielerorts zum Einsatz. Viele der Haeuser stehen auf Stelzen. Fenster sind rar.

Hauptstrasse

Hauptstrasse

Morgens und abends wird am offenen Feuer in den Haeusern gekocht. Man sitzt dann in einer richtigen Rauchkuchl und labt sich an gekochten oder geroesteten Taros und Kaukaus. Der Rauch zieht dabei mehr oder weniger gut ueber das Dach ab.

typisches Highlands-Rundhaus

typisches Highlands-Rundhaus

und das war unser Haeuschen

und das war unser Haeuschen

Dani hat sich fuer Mucks Geburtstag eine besondere Ueberraschung einfallen lassen. Aigima besorgte heimlich einen Highlands-Jagdbogen beim Buechsenmacher im Nachbarort. Aigimas Vater fertigte eine Sehne aus Bambus an und stellte ein paar Pfeile zur Verfuegung.

Die Sehne wird gekonnt zurecht gestutzt - mit dem Buschmesser natuerlich

Die Sehne wird gekonnt zurecht gestutzt - mit dem Buschmesser natuerlich

Und schon konnte es los gehen. Die Dorfbewohner gingen vorsichtshalber in Deckung als Muck das erste Mal den Bogen spannte. Es war ein starker Bogen und es dauerte etwas, bis der Pfeil die angestrebte Richtung einnahm. Die ersten Schussversuche brachten die Kids ziemlich zum lachen.

Uebung macht den Meister, und bringt Blasen und blaue Flecken

Uebung macht den Meister, und bringt Blasen und blaue Flecken

Alle im Dorf leben von der Subsistenzlandwirtschaft. Beinahe alles was man zum Leben braucht kann in den Gaerten angebaut werden. Nur Seife, Oel und Salz werden von aussen benoetigt. Dafuer gibts dann kleine Shops im Dorf. Manchmal gibts auch eine Dose Tinfish oder 2Minutennudeln zur Abwechslung.

beim Greisler

beim Greisler

Die Haenge rund ums Dorf sind voll von Kaffeestraeuchern. Der gute Highlandskaffee verfault jedoch zumeist weil es sich fuer die Dorfbewohner nicht lohnt die Bohnen zu ernten und rausfliegen zu lassen bei den derzeitigen Spritpreisen, und das obwohl der Kaffeepreis momentan nicht schlecht ist.

Der Hund prueft die Qualitaet der getrockneten Bohnen

Der Hund prueft die Qualitaet der getrockneten Bohnen

Neben vereinzelten Huehnern, einem Schwein und einer Ziege gibts im Dorf noch einen Kasuar. Die flugunfaehigen Voegel sind wertvolle Haustiere und wechseln manchmal wie Schweine als Brautpreis den Besitzer. Die Federn finden in zahlreichen Kunstgegenstaenden und auch Bilums Verwendung. Die Knochen und Sporne des Vogels wurden frueher zu Dolchen und Pfeilspitzen verarbeitet.

Ein Kasuar im Stall unterm Haus

Ein Kasuar im Stall unterm Haus

Der Weg vom Dorf zum Airstrip war eine anstrengende Kletterei und wir mussten ihn mehrmals hin und zurueck gehen, weil es kleine Terminprobleme mit unserem Rueckflug gab.

Suchbild: Airstrip am gegenueberliegenden Hang - so nah und doch so fern

Suchbild: Airstrip am gegenueberliegenden Hang - so nah und doch so fern

Eigentlich wollten wir ja rauswandern, aber kurz nachdem uns der Flieger im Busch abgesetzt hatte erfuhren wir, dass es am Weg nach Lufa Probleme mit Raskols (Banditen) gab. Dorfbewohner uebten Selbstjustiz, die ueberlebenden Raskols terrorisierten jedoch zur Zeit Reisende am Weg.

Also mussten wir wieder Fliegen. Das Problem war nur den Piloten zu verstaendigen. Es gab kein Funkgeraet im Ort und so schickten wir zwei Burschen ins Nachbardorf um unsere Nachricht rauszusenden.

Abschiedsfoto bei einem unserer Besuche am Airstrip

Abschiedsfoto bei einem unserer Besuche am Airstrip

Die SDA Maschine war jedoch leider in der Reparatur. Durch Zufall kam nach ein paar Tagen eine Maschine der Mission Aviation Fellowship auf einem Uebungsflug vorbei. Der Schweitzer Pilot stimmte zu uns am Ende seiner Versorgungsrunde mitzunehmen, falls noch Platz war und das Wetter aushielt.

Wir hatten Glueck und konnten am selben Tag noch nach Goroka rausfliegen. Unsere Vorraete waren zu Ende gegangen und wir waren nicht mehr richtig gesellschaftsfaehig nach gut einer Woche im Busch, und allerlei Getier fand Gefallen an Danis suessem Blut.

Es war eine interessante, intensive und herzliche Erfahrung in Maimafu mitten in der Wildnis der Crater Mountain Wildlife Management Area, aber wir freuten uns letztenendes sehr ueber unsere Rueckkehr in die Zivilisation.

© Dani + Mucki, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Los gehts im Jänner 2006 westwärts, für 12 Monate (verlaengert auf 14 Monde) (oder solange die Kohle reicht ;-) immer der Sonne nach. Fiji - New Zealand - Tasmania - Australia - Papua New Guinea - Indonesia - Singapore - Malaysia - Thailand - Laos - Cambodia Euch Daheimgebliebene möchten wir auf diesem Weg an unserer Reise teilhaben lassen.
Details:
Aufbruch: 15.01.2006
Dauer: 14 Monate
Heimkehr: 16.03.2007
Reiseziele: Fidschi
Neuseeland
Australien
Papua-Neuguinea
Indonesien
Singapur
Thailand
Malaysia
Laos
Der Autor
 
Dani + Mucki berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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