Südamerika - von Quito bis Rio

Reisezeit: November 2011 - April 2012  |  von Uta Weißel

8. Woche - Cusco Macchu Picchu

Es kann nicht sein, dass heute 1. Weihnachtsfeiertag ist!

Es gießt aus vollen Kannen und die Temperaturen sacken ab in den Keller. In unserem Zimmer sind gerade mal 9 Grad Celsius.
Heizung? Was ist das???

Draussen kann man so gut wie nichts unternehmen und somit verpflichten wir uns, ausgiebig zu lesen.
Gleichzeitig steigt unser "heißer" Teekonsum, damit uns vielleicht doch irgendwann warm wird.

Gegen 16.00 Uhr lässt der Regen endlich nach und wir gehen ziemlich hungrig zu einem Chinesen etwas essen.

Der 2. Weihnachtsfeiertag ist hier wohl keiner wie bei uns in Deutschland.
Alle Geschäfte verkaufen, was sie können und das Leben geht weiter wie eh und je.
Wir klappern ein paar Agenturen ab, um die Angebote und Preise für den "Inka-Jungle-Trail" zu vergleichen und buchen schließlich
4 Tage/3 Nächte bei Heidi-Travel.
Danach müssen wir noch eine Unterkunft für nach der Tour finden, denn unser Hostel ist über Silvester schon ausgebucht.
Im Hostal "Puma" in der gleichen Strasse werden wir fündig und können Freitag Nacht dort einziehen und gleichzeitig bis dahin die großen Rucksäcke dort deponieren.

Über den Jahreswechsel kommen nämlich nicht nur internationale Touris sondern auch viele Menschen aus Lima her zum feiern und die Hostels sind dann proppevoll.

Nun geht es los am Dienstag Vormittag per Kleinbus mit einer 15 Personen Gruppe bis auf einen Bergpass von 4.100 Meter Höhe.
Leider ist dort alles vernebelt, so dass wir etwas weiter unten auf 3.800 Meter aussteigen und uns ein Mountainbike schnappen, denn der Trek beginnt mit einer Abfahrt per Rad.
Es ist ziemlich kalt hier oben.

Wir bekommen noch Helme und Handschuhe, präparieren unsere Klamotten und los geht es.
Die Strasse ist komplett asphaltiert und es geht nur bergab die Serpentinen runter auf 1.300 Meter in feuchtwarme Gefilde.
Somit bewältigen wir insgesamt 2.500 Höhenmeter in 2 Stunden.

Die erste Hälfte regnet es heftig und als es aufhört, werden wir weiterhin durch unsere vorderen Reifen auf der nassen Strasse voll gespritzt. Schutzbleche gibt es nicht.
Wir sehen hinterher alle von oben bis unten aus wie
die Schweinchen...
Trotzdem macht es Spass und alle kommen bei warmen Temperaturen und Sonnenschein am Ziel an, ob auf dem Rad fahrend oder das Rad schiebend sei mal dahin gestellt.
Unterwegs entschärft es nämlich einige Räder.
Meins tausche ich mit dem Guide in der ersten Pause, weil die hintere Felge einen großen Riss hat, Gero muss mehrmals Luft nachpumpen lassen, bei einigen springen die Ketten runter und die Gangschaltungen sind größtenteils wohl schon lange hinüber...

Zum Glück funktionieren alle Bremsen und keiner kommt zu Schaden.
Unser Tourbus fährt zur Sicherheit als Letzter hinterher.

Nachdem alle soweit die Räder und Equipment zurück gegeben
haben, fahren wir den Rest der Tagesetappe mit dem Bus nach Santa Maria und werden ins Hostal eingewiesen.
Wir bekommen als einzige ein Doppelzimmer mit Privatbad.
Das ist der Altersbonus
Alle anderen übernachten in Schlafsälen mit Gemeinschaftsbad.
Es gibt nur kein Wasser. Erst wieder so gegen halb 6.
Und Tatsache, der Wasserhahn läuft pünktlich wieder, aber auf die kalte Dusche warten wir noch eine Stunde länger...

So verbringen wir den Nachmittag mit einem Nickerchen und einem Spaziergang durch den Ort, welcher allerdings nicht viel hergibt.
Unbefestigte Strassen, etwas Müll und irgendwie trostlos.
Aber eine Attraktion erleben wir doch:
In einer Nebenstrasse lässt ein Vater seine etwa 10jährige Tochter mit dem Kleinbus die Strasse immer hoch und runter fahren.
Nur das Wendemanöver übernimmt Papa, sonst macht er es sich auf dem Beifahrersitz bequem.
Zuerst dachten wir ja, da hat jemand ein Kind auf dem Schoß.
Nö, die Kleene fährt lieber selber.

Am 2. Tag beginnt nach dem gemeinsamen Frühstück eine tolle Tageswanderung.
Der Guide bemalt dazu allen Teilnehmern individuell das Gesicht mit einer roten Pflanzenfarbe, welche er aus einer kleinen Frucht mit den Fingern pult.
Sieht lustig aus.

Beim Wandern teilt sich die Gruppe in zwei Fraktionen:
1. die Deutschgruppe (wir und 3 andere aus Alemania) und
2. die jugendlichen Raser aus aller Welt (Schweden, Australien, Belgien, Holland)

Die Alemannen liegen stets zurück und geniessen die Landschaft und die Natur und den Weg überhaupt, der am Anfang von der Planierraupe nach dem Regen wieder passierbar gemacht wird...

Plitsch-Platsch weg war der Matsch

Plitsch-Platsch weg war der Matsch

Mit "Kriegsbemalung"

Mit "Kriegsbemalung"

Der erste Teil des Weges geht bergauf und lässt uns schwitzen, so dass die Farbe bald im ganzen Gesicht verteilt ist.
An einer Hütte machen wir Rast, bekommen köstliche Kakaobohnen und Nüsse zum kosten und blicken in die Landschaft.

Der Haushund hat genug von der schönen Aussicht

Der Haushund hat genug von der schönen Aussicht

Gut gestärkt geht es weiter auf einem langen und schmalen Weg an einem steilen Felsen.
Der Weg ist nicht einfach. Man muss sich konzentrieren und sollte nicht so viel nach unten gucken...

wir sind tatsächlich diesen Weg entlang gegangen...

wir sind tatsächlich diesen Weg entlang gegangen...

...hier der Beweis.

...hier der Beweis.

Schliesslich erreichen wir einen spektakulären Aussichtspunkt, der über einen schmalen Grat zu erreichen ist

schmaler Grat: links nichts - rechts nichts

schmaler Grat: links nichts - rechts nichts

Nach dem Mittag essen laufen wir noch ein ganzes Stück an einem rauschenden Fluss entlang...

schöner Weg am Fluss

schöner Weg am Fluss

welchen man auf unterschiedliche Weise überqueren kann:

entweder man geht über eine lange Holzbrücke...
oder

entweder man geht über eine lange Holzbrücke...

oder

...lässt sich in einer Gondel vom Guide rüber ziehen.

...lässt sich in einer Gondel vom Guide rüber ziehen.

der arme Kerl hat ganz schön zu tun damit, uns über den Fluss zu zerren.

der arme Kerl hat ganz schön zu tun damit, uns über den Fluss zu zerren.

Nachdem Hin und Her über den Fluss erreichen wir gegen 17.00 Uhr ein Thermalbad mit natürlich heissen Quellen.
Für nur 10 Sol (ca. 3 Euro) Eintritt erholen sich unsere müden Knochen ziemlich rasch im 42 Grad heissen Wasser.
Einfach herrlich!

Therme von oben

Therme von oben

Im Dunkeln werden wir danach bis Santa Teresa kutschiert, wo wir nach dem Abendessen den Tag ruhig ausklingen lassen.

Am 3. Tag können wir uns zwischen Canopy oder einem 3-stündigem Wanderweg entscheiden.
Canopy ist ja unser neues Hobby, mal sehen, wie es dieses mal wird.

Es geht nur schleppend los am Morgen und an der Canopy-Station herrscht ziemlicher Andrang.
Wir verlieren bald die Lust und ärgern uns etwas, dass wir nun schon bezahlt haben und nicht doch wandern gegangen sind.

Aber irgendwann geht es los und es ist der Hammer.
6 mal geht es jeweils ca. 450 bis 600 Meter über die Schlucht.
Die höchste Fahrt findet 150 Meter über dem Fluss statt...

Gero über der Schlucht

Gero über der Schlucht

Nach Canopy und Adrenalinschock fahren wir zum Wasserkraftwerk in der Nähe von Macchu Picchu Mittag essen.
Während dessen regnet es fürchterlich und wir sehen uns eher schwimmend denn gehend auf dem letzten Stück Weg.
Aber alle haben aufgegessen und plötzlich scheint die Sonne und es beginnt eine 2-stündige entspannte Wanderung entlang der Bahngleise nach Aguas Calientes.

Bahngleise wohin man schaut

Bahngleise wohin man schaut

ab und zu kommt auch mal ein Zug vorbei

ab und zu kommt auch mal ein Zug vorbei

Brücke am Fluss, der uns ständig rauschend begleitet

Brücke am Fluss, der uns ständig rauschend begleitet

Schließlich erreichen wir die Basis für das morgige Highlight.
Aguas Calientes empfängt uns mit einem tollen Regenbogen.
Ansonsten erkenne ich den Ort kaum wieder.
Seit 2005 hat sich eine Menge getan.
Wir beziehen unser Zimmer und beim Abendessen bekommen wir die Instruktionen für den nächsten Tag.
Unser Guide Jimmy will die bestellten Eintrittskarten für Macchu Picchu besorgen und sammelt dafür alle unsere Pässe ein und verschwindet.
Zwischenzeitlich stellt sich der Guide (Name???) für morgen vor, der uns oben am Eingang von Macchu Picchu in Empfang nehmen will zur zweistündigen Führung auf Englisch.
Dieser Mann ist uns irgendwie unsympatisch. Er fuchtelt beim Erklären ständig mit seinen Händen rum, die englische Aussprache ist miserabel und jedes zweite Wort ist Macchu Picchu.
Na, ob das was wird.
Jimmy kommt zurück und verteilt die Eintrittskarten.
Er verabschiedet sich dann von uns, wir sind ab morgen mehr oder weniger selbstständig unterwegs.

Wir kommen leider erst gegen 22.00 Uhr ins Bett, weil die ganze Organisation so lange gedauert hat.

Am Freitag, dem 30.12.2011 klingelt um 4.00 Uhr der Wecker.
Wir lagern unsere nicht benötigten Sachen im Hostal ein und laufen halb fünf los und erklimmen den Berg zur verlorenen Stadt Macchu Picchu.
Es ist anfangs noch dunkel, aber klarer Himmel.
Die Luftfeuchte liegt wohl bei knapp 100 Prozent, denn als wir nach einer Stunde bergan oben ankommen, komme ich mir vor wie ein tropfender Wasserhahn.
Also erst mal trockene Sachen anziehen.

alle Alemannen haben die 450 Höhenmeter in 60 Minuten geschafft

alle Alemannen haben die 450 Höhenmeter in 60 Minuten geschafft

Wir stehen pünktlich 6.00 Uhr am Eingang mit einer unübersichtlichen Masse von Leuten.
Unser neuer Guide nicht in Sicht.
Die Gruppe ist ebenfalls zerstreut und so passiert jeder für sich den Eingang.
Soviel mal dazu, dass der Typ uns vor dem Einlass in Empfang nehmen will.
Drinnen verspüren wir Zwei keine Lust ihn zu suchen und uns Stress zu machen.
Somit verzichten wir kurzfristig auf die Führung und laufen Richtung Wayna Picchu. Vielleicht gibt es doch noch freie Plätze, denn es dürfen pro Tag nur 400 Leute dort hoch und wieder runter.
Im Vorfeld kann man sich dazu Plätze per Internet für 10 Dollar pro Person reservieren lassen. Bei der Reservierung kamen wir zu spät und selbst auf Nachfrage direkt vor Ort ist nichts zu machen.
Dann eben nicht.
Gibt ja noch Plan B.
Da wir schon mal so zeitig um 6.30 Uhr im hinteren Teil der Anlage sind, suchen wir uns ein schönes Plätzchen und geniessen die aufgehende Sonne und v.a. die Ruhe, denn wir sind fast allein.

Die Sonne geht auf...

Die Sonne geht auf...

"ohne Worte"

"ohne Worte"

Lamas in der Morgensonne, könnten auch Guanacos gewesen sein

Lamas in der Morgensonne, könnten auch Guanacos gewesen sein

Macchu Picchu kann man nur schwer beschreiben.
Wir ergründen es auf unsere eigene Weise und hören da mal einem Guide und dort mal einem zu.
Etwas weiter oben auf einer Wiese machen wir ein kleines Nickerchen, denn wir sind doch ganz schön geschafft.
Anschließend entdecken wir einen kleinen Weg weiter oben, der am Berg entlang in die hintere Schlucht führt.
An einem Kontrollposten tragen wir uns in ein Buch ein und ziehen weiter.
Der gar nicht so lange Weg bietet unglaubliche Blickwinkel:

Die Inka-Wege hatten es in sich

Die Inka-Wege hatten es in sich

wundervolle Aussicht vom Felsvorsprung

wundervolle Aussicht vom Felsvorsprung

Wir lassen lieber Bilder sprechen...

Wir sind wirklich hier.

Wir sind wirklich hier.

mittendrin

mittendrin

im Prinzip auch mittendrin

im Prinzip auch mittendrin

Gegen 13.00 Uhr treten wir Zwei den Rückweg zu Fuß an.
Es fängt ein wenig an zu regnen, aber der Weg läuft sich trotzdem gut.
In Aguas Calientes müssen wir erst mal was essen und lassen uns dazu doch mal von der Strasse "weg fangen".
Wir sind positiv überrascht, obwohl die Avocado von Geros Vorspeise nicht gut ist.
Nach kurzer Reklamation wird sie allerdings durch eine bessere ersetzt.
Anschließend suchen wir die Bäckerei vom Vortag, weil es dort so leckere Brötchen und Churros gibt. Nach dreimaligem "an der Bäckerei vorbeilaufen" finden wir sie doch noch.
Es gibt zwar Churros, aber keine von den Semmeln mehr.
Egal.
Im Hostal liegen die Zugtickets für die Rückfahrt bereit und auf dem Weg zum Bahnhof treffen wir die die restlichen Alemannen wieder.
Sie sitzen bei Bier und Pizza gemütlich zusammen und wir setzen uns dazu.
Wie immer gibt es viel zu erzählen und auf der ganzen Tour sind wir ein recht gutes Team geworden.
So beschließen wir, Silvester in Cusco gemeinsam zu feiern.

Aber erst kommt die Rücktour.
Der Zug bringt alle bis Ollantaytambo.
Am Bahnhof muss jeder Fahrgast seinen Bus nach Cusco finden.
Es herrscht das reinste Chaos.
Viele stehen mit großen Namenslisten herum und Gero findet unsere doch recht schnell.
Der Bus setzt uns dann schließlich um 23.00 Uhr in der Nähe der Plaza de Armas ab.
Wir sind ziemlich fertig und wollen nur noch duschen und ausschlafen.

Gute Nacht.

Endlich Silvester.
Am Tag passiert nicht viel.
Wir kaufen Bier und Sekt und leckere einheimische Pralinen für den Abend ein und entdecken dabei ein Mini-Cafe mit sehr gutem Cafe und ausgezeichneter heißer Schokolade.
Der Besitzer arbeitet mit einer Familie in der Nähe von Macchu Picchu zusammen, welche Kaffee und Kakao anbaut und verzehrsfertig aufbereitet .
Alles "organic" und fair gehandelt.

Gegen 19.00 Uhr fallen wir ins Hostal der anderen ein.
Sie haben leckeres Essen vorbereitet.
Quinua-Salat
Guacamole
Knoblauchbrot
Tomatenbutter
kleine "deutsche"!!! Knackwürstchen
Oliven
und der Hammer als Nachtisch:

Schokoladenfodue mit Obst (Mango, Trauben, Banane).

Es hat schon lange nichts mehr so köstlich geschmeckt.

Es ist angerichtet

Es ist angerichtet

Kurz nach 23.00 Uhr gehen wir über die Plaza de Armas in Richtung unseres Hostals, welches etwas höher liegt.
Vorm Haus haben wir eine tolle Aussicht auf die Stadt und beobachten nach dem Anstossen um Mitternacht das tolle Feuerwerk.

Aufgekratzt und guter Laune geht es auf der Plaza weiter, wo auf einer Tribüne Live-Musik gespielt wird.
Leider ist die auch bald zu Ende und es bleibt nur noch eine Tanzbar.

Letztlich ist es ein wunderschönes und aufregendes Silvesterfest gewesen.

Tribüne auf der Plaza de Armas

Tribüne auf der Plaza de Armas

Wir wünschen allen ein gesundes neues Jahr!!!!

Wir wünschen allen ein gesundes neues Jahr!!!!

© Uta Weißel, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Rucksack-Rundreise startet am 4. November in Quito und soll dann weiter gehen Richtung Süden über Peru, Bolivien, Chile, Buenos Aires, Montevideo und wenn Zeit bleibt noch ein wenig Brasilien bis dann der Rückflug von Rio de Janeiro unvermeidlich wird. Lasst Euch alle überraschen....
Details:
Aufbruch: 04.11.2011
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: April 2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Uta Weißel berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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