Die drei baltischen Hauptstädte - eine Kurzreise

Reisezeit: Juli 2006  |  von Herbert S.

Tallinn - Oberstadt

59° 26' 12" N // 24° 44' 20" O

Tallinn, einst als Reval bekannt, bietet dem Besucher einen nahezu vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern.
Da die Stadt direkt am Finnischen Meerbusen liegt - damit ist die finnischen Hauptstadt Helsinki sehr nahe - konnte Tallinn den Eisernen Vorhang schon zu Sowjetzeiten ein durchlässig gestalten, da den Finnen der Besuch Tallinns erlaubt war. Im Jahr 1997 wurde die Stadt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Nach mehr als 300 km Fahrt kommen wir im frühen Nachmittag in unserem Hotel in Tallinn an, belegen die Zimmer und sind schon auf Erkundungsjagd.

Hotel Domina Ilmarine - eine umgebaute Fabrik mit WirelessLan und allem Komfort

Hotel Domina Ilmarine - eine umgebaute Fabrik mit WirelessLan und allem Komfort

Das Hotel Domina Ilmarine - eine geschickt restaurierte, umgebaute alte Fabrik - liegt unmittelbar außerhalb des mauerumringten Altstadtkerns, direkt nordöstlich der 'dicken Margarete'.

'Dicke Margarete' mit Strandtor

'Dicke Margarete' mit Strandtor

Blick durch die Strandpforte in die Pikk

Blick durch die Strandpforte in die Pikk

Die Strandpforte mit dem Torturm 'Dicke Margarete', Sitz des Seefahrt-Museums, sollte in den nächsten Tagen unser ständiger Orientierungspunkt für Beginn und Ende unserer Stadtrunden sein.

Gildehäuser in der Pikk

Gildehäuser in der Pikk

An diesem ersten Restnachmittag durchschreiten wir die Pikk (= Lange Straße), einst die wichtigste Straße der Unterstadt als Verbindung der Oberstadt mit dem Hafen, in der sich die Gildehäuser konzentrierten.
Hier erkennt man den ehemaligen Reichtum dieser Stadt, die schon 1300 Hansestadt wurde.

Blick auf das Rathaus und den Rathausplatz.

Blick auf das Rathaus und den Rathausplatz.

Ziel unseres ersten Spazierganges ist der Rathausplatz, auf dem während unseres Aufenthaltes so etwas wie Mittelalter-Marktfest abgehalten wird.
Wir erfahren, dass sich Tallinn bei den traditionellen Altstadt-Tagen in der ersten Juniwoche im Mittelalterrausch befindet(mit skurrilen Traditionen wie dem »Schießen der Papageien« und der Wahl der Maigrafen ganz im Zeichen von Handel, Spielen und Spektakeln) .

Verkaufsstände aus dem 'Mittelalter'

Verkaufsstände aus dem 'Mittelalter'

Aber wir schreiben Anfang Juli! Trotzdem ist der gesamte Platz voller Menschen, sind an den Verkaufsständen die Anbieter in mittelalterliche Gewänder gehüllt und zwischendurch finden irgendwelche Tänze statt.

Tanzvorführungen auf dem Rathausplatz

Tanzvorführungen auf dem Rathausplatz

Spanferkelbraten in der Zubereitung

Spanferkelbraten in der Zubereitung

Erfrischung unter dem Zeltdach mit Blick auf den vollen Rathausplatz

Erfrischung unter dem Zeltdach mit Blick auf den vollen Rathausplatz

Auch wir brauchen nun etwas Erholung und ein kühles Getränk, denn die Sommerhitze 2006 - etwa 15° mehr als normal hier in Tallinn - schlägt mit mehr als 35° C erbarmungslos zu.
Das Abendessen nehmen wir in unserem (klimatisierten)Hotel ein. Da dieses bereits im gesamten Bereich über Wireless Lan verfügt (im Zimmer etwas schwach), kann ich schon erste Eindrücke dieser Eindrücke einstellen.

Der nächste Morgen beginnt mit einer Stadtrundfahrt, auf der wir uns einen Überblick über die Lage der Altstadt verschaffen. Die gliedert sich in die Oberstadt, d.h. den Domberg (Toompea genannt), der als Kalkhöhe mit fast senkrecht abfallenden Hängen von der größeren Unterstadt getrennt ist.

PLan der Oberstadt - Aushang am Domplatz

PLan der Oberstadt - Aushang am Domplatz

Alexander-Newski-Kathedrale

Alexander-Newski-Kathedrale

Wir beginnen am Platz vor dem Schloß. In dieser Umgebung wirkt die überdimensionale orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale direkt gegenüber dem Schloss recht fremdartig. Sie wurde 1894 - 1900 in der Hochperiode der Russifizierung als Manifest russischer Herrschaft errichtet.

Die Kathedrale russischen Typs besitzt über dem Hauptportal zwei fein gearbeitete Mosaiken.

Auch innen wirkt sie auf uns fremdartig bunt

Auch innen wirkt sie auf uns fremdartig bunt

Auch innen ist sie üppig geschmückt mit Mosaiken und Ikonen.

Direkt gegenüber liegt das Schloss, das 1767 - 1773 nach Plänen des Jenaer Architekten Johann Schulz als Residenz des Gouverneurs von Estland errichtet wurde. Vorher hatte wohl hier eine Burg mit Festungscharakter gestanden, von der nur noch Reste neben dem Schloss erkennbar sind.

Schloss - ehemalige Gouverneurs-Residenz

Schloss - ehemalige Gouverneurs-Residenz

Das Schloss dient heute wieder als Sitz des Parlaments.

Das Parlament von Estland - im Schloss von Tallinn

Das Parlament von Estland - im Schloss von Tallinn

Wir sollten dort nach einer Führung durch das Gebäude ein Gespräch mit einem Parlamentarier haben. Doch der ließ uns warten bis schließlich jemand mitteilte, dass er uns erst für den nächsten Morgen erwartete.

Dass nicht alles Gold ist was glänzt, zeigen die ärmlich gekleideten alten Frauen, die hier mit Joghurtbechern versuchen Almosen zu erhalten.

Durch die Toom-Kooli erreicht man die der Jungfrau Maria geweihte Domkirche auf dem Kiriku Plats, eines der ältesten Gotteshäuser in Estland. Der quadratische Chor und die polygonale Apsis der Ende 13. Jh.s entstandenen dreischiffigen Hallenkirche haben die Jahrhunderte überstanden. Das gotische Langhaus und eine Reihe von Anbauten entstanden in ihrer heutigen Form werst sehr viel später. Erst 1779 wurde der spätbarocke Westturm mit einem Helm angefügt.

Dom Ostseite

Dom Ostseite

Dom Westseite

Dom Westseite

Die klassizistischen Bauwerke (Adelshäuser)rund um den Domplatz sind äußerst repräsentativ (z.T. sind heute dort Botschaften untergebracht), jedoch meist sehr viel jünger als die Gebäude der Unterstadt.

Adelshäuser in der Oberstadt

Adelshäuser in der Oberstadt

Haus der Ritterschaft

Haus der Ritterschaft

Geht man die Kohtu weiter nordwärts gelangt man zu zwei Aussichtspunkten, die einen herrlichen Blick über die Unterstadt bzw. nach Norden bis zum Hafen bieten.

Panorama vom Ausblick der Oberstadt

Panorama vom Ausblick der Oberstadt

Blick nach Norden zum Hafen

Blick nach Norden zum Hafen

Es gibt nur zwei Verbindungen zwischen der Innenstadt und dem Domberg: den Pikk jalg und die Treppen des Lühike jalg.

Pikk Jalg zur Oberstadt

Pikk Jalg zur Oberstadt

Lühike Jalg  - Verbindung Oberstadt-Unterstadt über Treppen

Lühike Jalg - Verbindung Oberstadt-Unterstadt über Treppen

Wir waren wegen der Lichtverhältnisse - und um den Menschenmassen zu entgehen - mehrmals in der Oberstadt und empfehlen den frühen Nachmittag, da morgens die Busse ihre Touristen meist gegen 10.00 Uhr in der Nähe des Parlaments ausladen.
Doch nun wollen wir uns im nächsten Kapitel der Unterstadt mit ihren mittelalterlichen Bauten zuwenden.

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Über die Via Baltica auf Kurzbesuch in Vilnius (Litauen), Riga (Lettland) und Tallinn (Estland). Schwerpunkt ist die Jugendstil-Architektur in der ehemaligen Hansestadt Riga.
Details:
Aufbruch: 03.07.2006
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 12.07.2006
Reiseziele: Litauen
Lettland
Estland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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