Polen und Slowakei von Osten erkunden

Reisezeit: August / September 2006  |  von Manfred Sürig

Ein Ritt durchs Niemandsland

Das letzte Stück zur Grenze wird der Weg immer besser, um dann aber abrupt am Grenzpfahl zur Slowakei auf 801 m ü.M. zu enden. Dennoch ist das hier ein Übergang für Wanderer und Fahrradtouristen. Keine Kontrolle, nur Hinweisschilder in polnisch auf der einen und slowakisch auf der anderen Seite. Eine Gruppe junger Leute hat genau auf der Paßhöhe gezeltet, teils auf polnischem, teils auf slowakischem Gebiet.
Nach meinen gestrigen Erfahrungen im Mountainbiken kommt jetzt also die Feuerprobe: Abwärts auf einem Wanderpfad mit starkem Gefälle und Rollsplitt, ausgerechnet in den Kehren. Und durch eine absolut unbesiedelte Gegend. Ich lasse mich besonders vorsichtig abwärts rollen, passieren darf mir hier auf keinen Fall etwas. Gut, dass ich die genaue Karte habe, GPS könnte eine weitere Hilfe sein, habe ich aber nicht.

Nach 40 Minuten komme ich an eine Wegegabelung in Ruske mit vielen wilden Pflaumenbüschen, eine geschnitze Holztafel informiert darüber, dass man sich hier im Nationalpark Waldkarpaten befindet (poloniny). Im Winter soll hier sogar ein Skilift sein. Nun beginnt eine leere Straße bergab im Tal der Girucha, vorbei an verlassenen kleinen Gehöften, nur einen Schäfer sehe ich und ein paar Bienenkästen, sonst deutet nichts auf eine Besiedlung. Eine Brücke über den Bach könnte 30 Jahre alt sein, zugewachsen auf beiden Seiten und obendrauf. Dann sehe ich links unter mir dem Trinkwasserstausee von Stakcin, meine Straße führt immer oberhalb daran entlang, immer wieder mit Ausblicken auf ein endloses, leeres Waldgebiet mit ein paar Lichtungen.

Der Sonnenschein heute morgen auf der Nordsseite des Gebirgskammes war wohl föhnbedingt, jetzt zieht es grau auf, die Bergspitzen sind schon in Wolken und ab und zu fallen erste Tropfen, leider keine Zeit zum Verweilen. Mit einer Schußfahrt von der Staumauer abwärts bin ich an der Hauptstraße an einer Bushaltestelle, als es wie aus Eimern zu regnen beginnt. Mittagsrast unter dem Dach des Wartehäuschens, so läßt es sich aushalten, aber wie weiter jetzt? Die bewährte Regenausrüstung muß heraus, wenigstens bis zum nächsten Bahnhof.

38 km waren es bis hier, und es ist erst 13 Uhr, also setze ich mich erst einmal in Stakcin in den Zug, meine Euro-Domino-Tagesnetzkarte könnte mich nun quer durch die Slowakei bringen. Zumindest solange es regnet. Umsteigen in Humenne, Umsteigen in Michalovce mit kurzer Radtour duch den Ort in einer Regenpause, Umsteigen in Trebisov und in Kosice -ohne Stadtrundfahrt, denn es gießt in Strömen. Der nächste Zug fährt nach Margecany, also nehme ich den.

In Margecany tröpfelt es nur noch und kein weiterer Bahnanschluß. Also weiter radeln, talaufwärts nach Gelnica. Dort gibt es das Hotel Runa, ich will mir mal was gönnen. Die Übernachtung kann ich bekommen, zu deutlich gestiegenem Preis, aber die Küche hat zu, denn ich bin der einzige Gast. Immerhin kann ich eine warme Dusche genießen und ein luxuriöses Bett. Eigentlich kann das Wetter so schlecht ja nicht bleiben, denke ich beim Einschlafen.....

Den Weg geradeaus hinab in die Slowakei findet man nur an Hand der Wandermarkierungen

Den Weg geradeaus hinab in die Slowakei findet man nur an Hand der Wandermarkierungen

Mountainbikeroute, nur das volle Marschgepäck stört.....

Mountainbikeroute, nur das volle Marschgepäck stört.....

Nationalpark Waldkarpaten

Nationalpark Waldkarpaten

Wieviele Touristen werden diesen herrlichen Park besuchen ?

Wieviele Touristen werden diesen herrlichen Park besuchen ?

Kurze Umsteigepause in Michalovce

Kurze Umsteigepause in Michalovce

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eigentlich eine Flucht vor schlechtem Wetter, die am Ende doch nicht gelang, aber dennoch eine begeisterte Rückkehr von einer Radtour in Gebiete, die hier kaum jemand kennt. Mit Durst auf mehr....
Details:
Aufbruch: 24.08.2006
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 05.09.2006
Reiseziele: Polen
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.