Mari e Monti: Eine Frau, ein Motorrad...

Reisezeit: Juni - Oktober 2007  |  von Susanne R.

Bei den Reichen und Schoenen

....Campern an der Cotes d'Azur

Standesgemaess werde ich am naechsten Morgen durch Vogelgezwitscher und Pinienduft recht frueht geweckt und fuehle mich nach der ersten Nacht auf meiner "Prinzessin-auf-der-Erbse-Isomatte" hinreichend ausgeschlafen, um unser neues Zuhause auf Zeit zu inspizieren:

Der Platz entspricht (im positiven Sinne) so gar nicht meinen zugegebenermassen rudimentaeren Vorstellungen und gepflegten Vorurteilen eines Campingplatzes.Grosszuegige Stellplaetze liegen in einem Pinienwald in Hanglage verteilt, die gesamte Anlage ist gepflegt und ruhig - ein Blick auf die Nummernschilder zeigt allerdings schnell, dass man der Heimat nicht wirklich entkommen ist: hier wird vorwiegend deutsch und hollaendisch gesprochen...

Bestaetigt werden meine Campervorurteile erst in Naehe der begehrten Meerblick-Plaetze: hausfraeulich gepflegte Zweitwohnsitze auf Wohnwagenbasis inkl. SAT-Schuessel, kuenstlichem Rollrasen und diversen Fussabtretern, damit auch alles schoen reinlich bleibt.... Ich bin mir sicher, dass mir auch aus irgendeiner Parzelle ein Gartenzwerg verschwoererisch zugeblinzelt hat! Am schoensten finde ich persoenlich aber die handgedengelte und sauber eingepasste Alu-Gartenpforte eines Campers, die unerwuenschten Besuch seitens des Strandes abhalten soll.... Betreten verboten - gucken erwuenscht?? Krasser Gegensatz m.E. - wo sich hier doch ohnehin alles zugegebenermassen recht freizuegig gibt: vom Toilettengang mit der obligatorischen Rolle unter dem Arm bis hin zu den unter reger Beteiligung der Vorbeikommenden eingenommenen Mahlzeiten.....
Auch sehr nett anzuschauen: die Porschecabrio-Fahrer mit zugehoeriger Dackelhuette....Das KANN schoen sein - MUSS aber nicht.....

Morgens ist die Camperwelt noch in Ordnung: Du Domaine am Cap Benat

Morgens ist die Camperwelt noch in Ordnung: Du Domaine am Cap Benat

Im Gegensatz zu dem Edelcampern geht es bei Vera, Ralf und mir dich eher sehr basic zu: stehend um Ralfs Q mit den montierten Universaltourenkoffern, die von uns wahlweise zu Fruehstuecks- oder Abendbrottisch degradiert werden, hat der Rest des Platzes nur ein mitleidiges Laecheln fuer und uebrig. Oder taeuscht der Eindruck und der ein oder andere Familienvater wuerde gerne mit uns tauschen und auch die "Freiheit auf 2 Raedern" leben, denn mit der family jeden Tag am Strand verbringen??

Da wir aber nicht gekommen sind, um faul und gefraessig auf dem Platz bzw. am Strand abzuhaengen, startet am Morgen nach ausgiebigem Fruehstueck die erste gemeinsame Tour im Hinterland vom Cap Benat. Ueber kleine und kleinste Strassen fuehrt und Ralfs Navi - weit hinein ins Massif des Maures, wo wir beim spontanen Abstecher zu einem alten Kloster erstes Schotterpistenfeeling erleben....

Dabei stelle ich fest, dass die von mir zugegebenermassen etwas belaechelte Bremshebelerhoehung an Veras GS durchaus ihre Berechtigung hat - auch ich tue mich bei der Dakar schwer, im Stehen das Bremspedal zu bedienen. Kurzerhand wird dieses nicht wirkliche schoene, aber um so nuetzlichere Utensil bei Ralf zum Handdengeln in Auftrag gegeben...


Trotz eingeschraenkter Bremsfaehigkeit meinerseits zieht es uns in den naechsten Tagen immer wieder auf abenteuerliche Pisten jenseits der befestigten (und erlaubten) Pfade - aber man muss schon mit hellseherischen Faehigkeiten ausgestattet sein, um die verblichenen Schilder am Wegesrand als Verbote erkennen zu koennen

Und so turnen Vera und ich mit den "Kaelbern" immer schoen der LeitQ, Ralf, hinterher.
Nur ein einziges Mal meutern wir einstimmig, als sich das Navi offensichtlich aufgehangen hat und uns einen extremst steilen und gerade so gemeisterten Geroellhang nun wieder hinunterschicken will! Allein beim Gedanken an die suboptimal zu tretende Hinterradbremse und die einschlaegigen Italienerfahrungen wird mir ziemlich flau. Aber gottseidank scheint es Vera aehnlich zu gehen und so sind wir uns einig: Egal wohin an der Weggabelung - bloss nicht zurueck!!

Am Ende finden wir total erschoepft, aber ziemlich stolz auf unsere Kollektivleistung einen Ausstieg aus dem Pistendilemma und goennen uns auf dem Rueckweg einen Abstecher zu einer am Weg gelegenen Domaine, um den massiven Fluessigkeitsverlust des Tages im Laufe des Abends wieder auszugleichen....

Kleiner Abhang zum Ueben....

Kleiner Abhang zum Ueben....

....diverser Aktivitaeten auf unbefestigten Pisten....

....diverser Aktivitaeten auf unbefestigten Pisten....

Bei soviel sportlichem Engagement darf nicht vergessen werden, dass Essen....

Bei soviel sportlichem Engagement darf nicht vergessen werden, dass Essen....

...und Trinken...

...und Trinken...

...sowie die abendliche Degustation der oertlichen Roten Leib und Seele zusammen haelt!!!

...sowie die abendliche Degustation der oertlichen Roten Leib und Seele zusammen haelt!!!

So oder so aehnlich verlaufen die gemeinsamen, relaxten Tourentage bei bestem Sommerwetter - und wenn wir uns auch immer wieder einen Strandgang vornehmen, schaffen wir es meistens doch erst kurz vor Supermarktschlluss wieder am Campingplatz zu sein.

Nach einer grandiosen Tour zum Canyon du Verdon ist die gemeinsam verbrachte Woche viel zu schnell fast zu Ende und ich frage mich, wie langweilig die folgenden Tage und Wochen fuer mich und Moeppi wohl werden moegen - bzw. wie man ueberhaupt auf die Idee kommen kann, allein zu touren???? Die neue Angst vor der Einsamkeit??

Waehrend "die Zwei" ihren letzten Tag vor der Abfahrt nocheinmal zum Moppedfahren nutzen, nehme ich mit der Lektuere gleichnamigen Schmoekers eine Auszeit am Strand, um am Nachmittag per pedes Cap Benat via Kuestenpfad zu erkunden. Natuerlich ohne Wasser - geschweige denn Handy - wenn kann schon ahnen, dass auch die vornehme Zivilisation des Caps so seine Tuecken birgt??

Eine Entscheidung mit Folgen ist der fruehzeitige Ausstieg vom beschilderten Pfad, um die Strecke ein wenig auf eigene Faust abzukuerzen: Nach 1 Stunde Gekraxele am Cap verirre ich mich nun vollstaendig im Villenviertel des Caps. Dicke Villen und meterhohe Mauern, aber keine Menschenseele, die ich nach dem Weg aus dem Gewirr dieser Sackgassen und Ringstrassen fragen koennte.....Und so vergeht eine weitere Stunde mit der Suche nach dem Ausweg aus diesem Labyrinth, waehrend Vera und Ralf bereits auf heissen Kohlen sitzen....
Kurz vor Sonnenuntergang erreiche ich schliesslich halbverdurstet wieder den Campingplatz - keine Frage, dass soviel Unvermoegen und Orientierungslosigkeit fuer eine Menge Spass beim Abschiedsessen sorgen....


Am naechsten Morgen dann ein kurzer und schmerzloser Abschied, als sich unsere Wege in Ste Maxime trennen: Waehrend Vera und Ralf Richtung Frejus weiterfahren, biege ich Richtung Norden ab, um nocheinmal den Canyon du Verdon unter die Lupe zu nehmen - diesmal fotografisch.....


Fazit der spontan gemeinsam verbrachten Zeit: Offensichtlich hat es uns allen dreien viel Spass gemacht, zusammen zu touren und Spass zu haben, so dass ein weiterer Trip nach Suedafrika ins Auge gefasst wird (@V&R: any news??)

© Susanne R., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
...ein Monat Fahrpraxis und eine geplante Tour über Italien, Südfrankreich und Nordspanien bis zum Cabo Finisterre.
Details:
Aufbruch: 03.06.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: Oktober 2007
Reiseziele: Italien
Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Susanne R. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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