Binnenwasserwege in Polen

Reisezeit: Mai 2008  |  von Manfred Sürig

Auf der Suche nach dem Goplo-See

Um auch den Netzekanal nach Süden zu erkunden, kaufe ich mir zwei Detailkarten. Aber es führt kein Weg daran vorbei, dass ich mindestens bis Inowroclaw wieder die Hauptstraße werde benutzen müssen. Nur der Rückenwind unterstützt mich zeitweise, aber der Verkehr, dieses Mal ohne Randstreifen für Fahrräder, kann einen mürbe machen.
Inowroclaw zieht sich nach Süden endlos hin, an Radfahrer hat die Verkehrsplanung hier überhaupt nicht gedacht.
An der südlichen Stadtgrenze überquere ich ein Gewässer, das zumindest eine Verbindung zu dem Seengebiet am Netzekanal haben müßte. Der Blick von der Brücke ist mehr als ernüchternd, erstaunlich nur, dass in dieser Kloake noch Pflanzen wachsen können. Bei näherem Hinsehen auf die Karte stelle ich fest: Es handelt sich um die Netze, die hier als Kanuroute gekennzeichnet ist.

13 km weiter südlich erreiche ich ab Kruczwica wieder Naturparks und Hinweise auf Campingplätze. Sie liegen alle am Ende von langen, teils ungepflasterten Stichstraßen am Goplosee. Ich mag aber nicht hineinfahren , weil ich an die Sandstrecken denke, die schon hinter mir liegen.

Natur pur. Keine Ferienhaussiedlung, kein Strandcafe, aber auch kein Fußweg ans Wasser!

Natur pur. Keine Ferienhaussiedlung, kein Strandcafe, aber auch kein Fußweg ans Wasser!

Immerhin öffnet sich gelegentlich der Blick hinab zu einsamen Wasserflächen, die naturbelassener kaum sein könnten. Auf dem Wasser müßte man sich bewegen können ! Das Seengebiet zieht sich etwa 30 km lang nach Süden, ich muß mich für eine Seeseite zum Radeln entscheiden, ich wähle die Westseite, die leider auch hier selten direkt am Wasser entlangführt.

Erst ganz am Ende bei Slesin erreiche ich in Mikorzyn ein Ferienrevier an einem langgetreckten See, bei dessen Anblick Freude aufkommt. Das wäre ein herrliches Segelrevier für Jollen; eine kleine Steganlage gibt es auch, und weil man auf der Kanalverbindung von Konin an der Warthe auch gut weiter nach Norden kommt, könnte man hier viele schöne Gewässer erkunden.Wahrscheinlich aber nicht mit einem Kiel von 1,35 m, fährt es mir duch den Kopf und so erlahmt mein Interesse, 12 km sind es noch bis Konin an der Warthe, dorthin werde ich noch fahren, übernachten und meine Reise beenden.

Traumrevier für Jollen , Kanus und Paddler

Traumrevier für Jollen , Kanus und Paddler

Statt der vorher errechneten 350 km Wasserstrecken bin ich auf dem Rad 584 km in 6 Tagen gefahren. Regen habe ich tagsüber nie gehabt, die Kälte hielt sich in Grenzen, der Wind hat meinen Augen zugesetzt, am Ende bin ich müde und einigermaßen zufrieden, weil ich das, was ich erkunden wollte, gesehen oder gehört und bekommen habe.
Ob ich die Tour nun in Gegenrichtung mit dem Boot machen werde, hängt allein von den Wasserständen im Juli ab.

© Manfred Sürig, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wenn man mit einem Boot mit 1,38 m Tiefgang einen Wasserweg mit 1,40 m Solltiefe befahren will, hat man im günstigsten Falle eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Wenn aber nicht - was wird man dann tun, um 2 Tonnen Schiff zu bewegen ? Da ist es das beste, sich die Sache vorher mal vom Fahrrad aus anzusehen.
Details:
Aufbruch: 14.05.2008
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 21.05.2008
Reiseziele: Deutschland
Polen
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.