Safari Njema - Praktikum in Tansania

Reisezeit: Juli - Dezember 2008  |  von Alexander Türk

Mangwenas Impressionen

Die Regenzeit hat wie zu dieser Zeit Anfang November ueblich, mit unnachgiebiger feuchter Konsequenz begonnen. Somit kann ich mich eigentlich gluecklich Schaetzen, dass ich mich noch mit einigen grossen Schritten hinweg ueber die von Pfuetzen bedeckte Gehwege halbwegs trocken ins heimelig-trockene Internetcafe retten konnte.
Eigentlich sollte in diesem Terrain ja jemand im Vorteil sein, der von vielen hier das Krokodil (Mangwena) genannt wird.
Aber wahrscheinlich muss ich in diese amphibische Rolle erst noch hineinwachsen!
Es ist jetzt fast ein taegliches Wechselspiel zwischen einer intensiv auf die Erde herabgluehenden Sonne und hauchduennen Regenwolken die ueberaschend viel Wasser ablassen koennen.Sobald man nur einige meter zu Fuss laeuft ist man schon von Schlamm gezeichnet und das ist gerade hier bitter, wo ja der Vorgang des Waschens nicht einfach per Knopfdruck an einen blechernen Haushaltshelfer delegiert werden kann und somit noch anspruchsvolle Handwaesche im Eimer angsagt ist.
Allerdings sind die Tage wo die Sonne schon zuverlaessig ab 11 Uhr morgends im Zenit stehend und bei 30 Grad satte Portionen an UV herabschickt auch nicht immer ein Zuckerschlecken.
Diese Woche war ja medial durch den grossartigen Erfolg fuer den liberalen Emporkoemmling Barack Obama bei den Praesidentschaftswahlen in den USA gepraegt und auch hier ist auf vielen Ebenen ist ein grosse Vorfreude auf seine bevorstehende Amtszeit zu spueren. Ich kann mir kaum Vorstellen das die Wahl des ohnehin von weiten Teilen der Gesellschaft argwoehnich beaeugten tansanischen Praesidenten, mehr Euphorie ausloest als es die Wahl von Obama gerade getan hat.Viele Leute die ich hier kenne habe die gesamte Wahlnacht komplett vorm Fernseher verbracht.

Das haengt natuerlich auch mit der Tatsache zusammen das Obamas Familie ja noch viel Verwandtschaft in Kenia hat, was ja nur einige hundert Kilometer von hier entfernt liegt.
Aber auch habe ich diese Woche viele junge Menschen getroffen, die steif und fest behaupteten Obama seie ihr Onkel, was sich aber dann schliesslich nach einem verzoegerten lauten Lachen als beliebtester Witz dieser Tage hier zu erkennen gibt.
Da ich mittlerweile ja auch schon ein halber-quasi Tansanier bin(darf man doch sagen nach 4 1/4 Monaten oder?)
der sogar einen an ein heimtueckisches im Wasser lebendes Amphibium angelegten tansanischen Namen tragen darf und der sich auch regelmaessig auf allen erdenklichen Arten von gesellschaftlichen Veranstaltungen wie Hochzeit, Beerdigung, Fussball, Gottesdienst etc. blicken laesst so hege auch ich natuerlich versteckte Sympatien fuer den Mann mit dem multikulturellen bzw.kenianischen Familienhintergrund.
Die Belege fuer meine umfassenden gesellschaftlichen Entdeckungstouren sind die Fotos unten, die allesamt im letzten Monat entstanden sind.
Highlight dabei war sicher der Besuch des grossen Lokalderbys zwischen den Erzrivalen Simba und Yanga, den beiden erfolgreichsten Clubs des Landes. Dieses Spiel war tagelang Gespraechsthema Nr.1 (bis Obama kam) und elektriesierte die gesamte Stadt. Entweder ist man ein Roter Loewe und unterstuetzt Simba oder man macht es wie Mangwena und wappnet sich vor dem Stadionbesuch mit einer Gruen-Gelben Kroko-Tarnfanuniform und outet sich damit als Unterstuetzer des Young African Sports Clubs (Yanga). Bloed nur wenn man damit als unaufaelliger Weisser gleich mal in den falschen Block rennt und gnadenlos von Hundertschaften roter Simba Fans ausgepfiffen wird.
Na ja gerade nochmal schnell genug die Kurve gekriegt und unversehrt zu den gelben Fanscharen hinueber, welche mich Warm in Empfang nahmen mit einem grossen Applaus denn einen Mzungu:was hier das gefluegelte Wort ist fuer Europaer im Yanga Shirt hat man hier bisher vergebens gesucht.
Und auch am naechsten Tag im Dalla Dalla Gedraenge oder auf Arbeit gab es natuerlich nur ein Thema und man hoerte, wie die Roten auf den ihrer Meinung nach geschmierten Schiri schimpfen und die Gruenen vom uebertriebenermassen hochstilisierten Sieg ihrer Mannschaft schwaermen.

In diesem Sinne sendet euch Alex gruesse aus dem Bauch des Krokodils....

knisternde Spannung beim Aufmarsch der Rivalen

knisternde Spannung beim Aufmarsch der Rivalen

Grosses jeder mit jedem Haendeschuetteln nach dem Gottesdienst...

Grosses jeder mit jedem Haendeschuetteln nach dem Gottesdienst...

Besuch im Buero des Kulturvereins zur Unterstuetzung taubstummer Menschen in Tansania (rechts vorne mein guter Freund Habibu)

Besuch im Buero des Kulturvereins zur Unterstuetzung taubstummer Menschen in Tansania (rechts vorne mein guter Freund Habibu)

Warten vor der Kirche

Warten vor der Kirche

Muslimischer Beerdigungsumzug...

Muslimischer Beerdigungsumzug...

Strand in Dar... (live is so hard)

Strand in Dar... (live is so hard)

ekstatischer Jubel beim Torerfolg im Derby Simba gegen Yanga (65000 Zuschauer)

ekstatischer Jubel beim Torerfolg im Derby Simba gegen Yanga (65000 Zuschauer)

© Alexander Türk, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich mache ein 3-monatiges Praktikum in Tansania im Bereich der sozialen Arbeit. Untergebracht bin ich bei einer tansanischen Familie in Dar Es Salam und arbeite in einer Bildungs und HIV-Praeventions NGO.
Details:
Aufbruch: 03.07.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 10.12.2008
Reiseziele: Tansania
Der Autor
 
Alexander Türk berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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