Lateinamerika - immer Richtung Sueden

Reisezeit: Juli - Dezember 2008  |  von Mary A.

bei der Familia Ortiz auf der Insel

Mit ein wenig Zeitdruck schafften wir es zur Faehre runter, nachdem wir mit dem Taxi hinter unserer Waesche her gefahren waren, die leider viel zu spaet zu unserer Hospedaje gebracht wurde.

Vulkan Concepción auf der Isla Ometepe

Vulkan Concepción auf der Isla Ometepe

Die Faehrschiffe zur Isla Ometepe auf dem Lago de Nicaragua sind wirklich angenehm! Ein grosser Raum mit Sitzbaenken, einer Bar und Fernsehern. Zum Luft schnappen kann man auch nach vorne rausgehen.
Wir lernten Achiles kennen, den 22-jaehrigen Tourismusstudenten, der das Hostel seiner Eltern anpries. Wir unterhielten uns ein bisschen mit ihm, weil er sehr sympathisch war, und beschlossen spaeter, mit zu seinen Eltern zu fahren. Die beiden deutschen Maedels, Ramona und Inga, die hinter uns sassen, wollten auch mitkommen.
Insgesamt waren wir 4 Stunden unterwegs von Granada nach Altagracias. Die Faehre faehrt von dort aus weiter bis zum suedlichen Ende des Sees, nach San Carlos, was wohl nochmal 10 Stunden dauert; das Boot faehrt ziemlich langsam.
Vom Hafen aus fuhren wir mit einem Shuttle ueber eine Holperstrecke ca. 3km in den Ort und wurden im Hostel der Familie Ortiz empfangen. Hier verbrachten wir 4 Naechte und jeden Tag wurden wir aus der Kueche der Familie mit leckerem Essen versorgt. Manchmal war es ein wenig schwierig, weil wir nichts sofort bezahlen mussten und wir am Abreisetag eine lange Rechnung auseinandernehmen mussten. Das Essen von uns vier Maedels war alles auf eine Rechnung geraten, was die Sache nochmal schwieriger gestaltete. Zudem gibt es den naechsten Bankautomaten im ca. eine Stunde entfernten Moyogalpa.
Mario, Achiles' Vater, hatte uns wichtige Sagen u.a. ueber die Insel erzaehlt: Wo man keinen Fisch essen darf, weil man dann angeblich die Insel nie wieder verlaesst; dass man im ojo de agua nicht Freitags nachts schwimmen darf, weil man dann sein Geschlecht wechselt; und zu guter Letzt, wo man gar nicht schwimmen darf, weil dort Haie vor der Insel schwimmen.

Fahrradtour: Ueber Stock und Stein zum Ojo de Agua

Am Morgen des ersten Tages wollten wir uns Fahrraeder ausleihen, um die Gegend um Altagracias zu erkunden. Wir luden auch den Koreaner Jeha ein mitzukommen, der ebenfalls bei der Familie Ortiz untergekommen war. Ausserdem wohnten noch 2 belgische Medizinstudenten in dem Hostel; - damit war dieses dann belegt.
Unser Weg fuehrte uns erst die Asphaltstrasse Richtung Moyogalpa entlang, bergauf, bergab - und spaeter einen unasphaltierten Weg bis zum ojo de agua, das ein Becken mit kristallklarem Wasser aus einer Quelle des Vulkans Concepción ist. Es war sehr schoen dort; wir schwammen und genossen die Aussicht von einem Mirador in der Naehe.

der Aussichtspunkt (ein grosser Wassertank, auf den man raufklettert)

der Aussichtspunkt (ein grosser Wassertank, auf den man raufklettert)

Blick auf den Vulkan

Blick auf den Vulkan

Auf dem Weg hatte ein voll beladener Mann in Arbeitskleidung uns wortlos eine kleine Schildkroete in die Hand gedrueckt. Von einer Frau erfuhren wir, dass die Schildkroete am Strand wohnt und dort hin zurueck gebracht werden muesste. Also packten wir sie in eine Kokosnussschale und eine Plastiktuete mit Atemloechern und nahmen sie auf dem Gepaecktraeger mit. Leider schafften wir es an dem Tag nicht mehr bis zum Strand mit den Raedern und so mussten wir sie wieder aussetzen.

Inga und ich mussten auch gegen Nachmittag zurueck, weil wir eine Verabredung mit einem Freund der Familie hatten, mit ihm einen Ausritt zu machen. Auch wenn wir schon etwas groggy waren von der Fahrradtour, machten wir uns auf den Weg und es war ein schoener Ritt bis zum Hafen und zurueck in der Daemmerung, die sich ueber das Treiben draussen legte.

Ausflug auf den Vulkan Concepción (1700m - Ausgangspunkt 200m)

Klar, wir wollen auf den Vulkan! Er ist ja immerhin aktiv, da wollen wir hoch! 10 Stunden laufen, wenn man langsam geht? Kein Problem, so schlimm wird das schon nicht sein!
Alle anderen (bis auf Paul, der sich noch schonen wollte) hatten den gleichen Plan und so stand es ausser Frage, ob wir am naechsten Morgen um 4:30 Uhr aufstanden und nach dem von Mario bereits arrangierten energiegebenden Fruehstueck den Marsch begannen. Zwei Guides begleiteten uns.
Ich versuch's kurz zu machen: Die Strecke wurde vom offiziellen Eingang aus immer steiler und glich mehr einer Kletterstrecke, auf der man pausenlos jeden einzelnen Muskel seiner Beine beanspruchte. Den Punkt, der die Haelfte der Strecke kennzeichnen sollte, erreichten Sylvia und ich bereits als letztes, hinter Inga und Ramona. Es gab wohl Leute unter uns, die wesentlich fitter waren, aber niemand nahm diesen Weg auf die leichte Schulter. Jeha war ein Phaenomen: Er sprang die Steigung geradezu hinauf und nutzte jede Pause fuer eine Zigarette.

erster Aussichtspunkt (man kann schon ein bisschen die Form - einer 8 - der Insel erkennen und den anderen, inaktiven Vulkan sehen)

erster Aussichtspunkt (man kann schon ein bisschen die Form - einer 8 - der Insel erkennen und den anderen, inaktiven Vulkan sehen)

so sieht der Weg aus: es gibt eigentlich keinen

so sieht der Weg aus: es gibt eigentlich keinen

Eine Weile kletterten wir nun auf der Strasse, die die Lawa gemacht hatte; eine Geroellstrecke, auf der man staendig aufpassen musste, dass man seinem Hintermann keinen Stein als Gruss entgegen warf. Sylvias Fuesse taten ihr inzwischen so weh, dass sie ihre Schuhe gegen ihre Flip Flops wechseln musste. Hinter der Lawastrecke wurde es noch steiler. Man musste oefter auf allen Vieren gehen und wir erkannten auch, dass wir zu wenig Wasser mit hatten. Als Staerkung hatten wir massig Kekse im Rucksack, die uns immer wieder Energie gaben. Aber die anderen waren bald lange ausser Sicht und nur einer der Guides wartete ab und zu auf uns. Wir vier Maedels kraxelten weiter; nur mit dem Ziel vor Augen, oben anzukommen. Der Wald war immer niedriger geworden und hatte sich in eine Buschlandschaft verwandelt. Wir kletterten durch die Wolken hindurch und ich will nicht verleugnen, dass wir fabelhafte Ausblicke hatten und die Stille der Umgebung eine besondere Atmosphaere schuf. Es war nur manchmal schwierig dies zu geniessen ...

durch die Wolken

durch die Wolken

der Weg weiter nach oben, kein Ende in Sicht ...

der Weg weiter nach oben, kein Ende in Sicht ...

Immer weiter und immer weiter - irgendwie.
Dann kam irgendwann der Hammer - nachdem jeder Mal den Punkt ueberwunden hatte, am liebsten aufzugeben und auf die anderen zu warten: Unser Guide rief, dass die anderen bereits zurueckkamen und es zu spaet wuerde, um den Krater zu erreichen. Wir muessten ja immerhin vor Dunkelheit zurueck sein. Wir waren so im Eimer und jetzt sollten wir das Ziel nicht mehr erreichen?! Nein. Wir regten uns kurz ein bisschen auf und kletterten dann weiter. Es dauerte nicht lange und die Lust aufzugeben ueberfiel mich wieder. Der Krater sah die ganze Zeit schon so nah aus und wir kamen einfach nicht an. Die Buesche wuchsen schon lange nicht mehr um uns herum; dafuer jetzt huefthohe, trockene Pflanzen mit riesigen, herzfoermigen Blaettern. Wir konnten den Krater rauchen sehen und mir war klar, dass ich dieses steile Gefaelle ohne eine laengere Pause nicht hinunterkommen wuerde. Man musste sich da schliesslich auf seine Beine verlassen! Wir besprachen kurz unsere Bedenken, aber die Luft war raus. Pause. Guide zurueckpfeifen, der immer so weit vor uns kletterte, dass man ihn eh kaum erreichen konnte.
Wir gaben auf. Aus Zeitgruenden, weil es gefaehrlich war in die Dunkelheit zu geraten. Wir staerkten uns erneut mit Keksen und wir nahmen dankbar die Flasche Wasser der anderen beiden Maedels an, denn unser Wasser war weg. Und wir hatten einen ca. 5-stuendigen Abstieg vor uns.

Am Anfang ging der Abstieg noch: wenn man die festen Steine nahm, ging man AEHNLICH wie auf einer Treppe. Aber das war erstens nicht immer moeglich, zweitens demotierte es massiv, wenn man merkte, dass die Beinmuskeln nicht mehr konnten. Es wurde immer schlimmer. Irendwie schafften wir es bis zur Lawastrecke. Sylvia ging es nicht so gut und das Wasser war wieder weg. Die beiden Maedels gaben uns ihre zweite Wasserflasche und machten sich wieder auf den Weg, waehrend wir wieder Pause machen mussten. Sie wollten im Hostel Bescheid sagen, dass man uns am Eingang abholen wuerde und wir nicht mehr durch den Wald muessten. Der Guide sagte: noch 1 1/2 Stunden. Pustekuchen!
Immer hiess es, der Weg wuerde más suave werden, aber wir waren ihn ja auch hoch gekommen und er wurde nicht einfacher! Um uns abzulenken, spielten wir bloede Spiele und liefen weiter. Nur schneller sein, als die Daemmerung. Mit mehr Zeit waere es kein Problem gewesen.
Am Ende war ohne Uebertreibung alles schlimm. Es wurde immer schneller dunkel, wir waren im Wald, sahen den Weg kaum noch. der steile Abstieg war gluecklicherweise vorbei, aber die Dunkelheit war schneller als wir und auch unser Guide, der uns wahrscheinlich am liebsten zum Mond geschossen haette, wurde nervoeser und trieb uns noch mehr an. Sylvia ging es wieder nicht gut, aber wir mussten weiter. Durch den Wald, auch querfeldein bis zur Strasse, auf der uns ein Auto abholen konnte. WENN es uns denn abholte, denn die Maedels KONNTEN gar nicht so weit vor uns gewesen sein. Wir machten uns auch Sorgen um sie. Waren sie alleine in der Dunkelheit im Wald? Natuerlich gab es Tiere, die nachts aktiv wurden, denen wir nicht gerne begegnen wollten, das brauchte der Guide gar nicht erst erwaehnen. Wir stolperten also einfach weiter durch die Dunkelheit und versuchten durch reden unsere Angst zu bezwingen.

Natuerlich. Am Ende ist alles gut gegangen. Wir haben es geschafft. Wir wurden abgeholt; auch Inga und Ramona waren heil angekommen. Ein beeindruckender Vulkan. Aber wir haben ihn auch hassen gelernt in manchen verzweifelten Momenten. Wir waren eindeutig an unseren Grenzen angekommen und konnten uns die naechsten beiden Tage kaum bewegen.

Wir blieben noch einen Tag zur Erholung auf der Insel und verbrachten mit der Familie Ortiz einen Tag mit BBQ am Playa de San Miguel. Sehr erholsam! Wir bekamen quasi auch eine Show geliefert: zwei junge Bullen sollten "eingeritten"/gezähmt werden. Das dauert insgesamt wohl 2 Wochen. Die Leute hier reiten nicht nur ihre Pferde, sondern auch die Stiere. Es ist ein Spektakel hauptsaechlich fuer die jungen Nicaraguaner. Sie provozieren den Bullen, machen ihn wild, waehrend er an zwei Leinen festgehalten wird. Dann bezwingen sie ihn auf dem Boden, setzen sich auf ihn und es galt, moeglichst lange sitzen zu bleiben.

© Mary A., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Start: Kuba. Eine 2-monatige Reise bis Panama und ...
Details:
Aufbruch: 23.07.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 23.12.2008
Reiseziele: Kuba
Mexiko
Belize
Guatemala
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Argentinien
Der Autor
 
Mary A. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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