Ostseeradfernweg

Reisezeit: April 2010  |  von Thomas F

Von Lubmin nach Ahlbeck

5. Tag, 19.04.2010, Start 09:00Uhr von Lubmin nach Ahlbeck (70km)

Nach einem ordentlichen Frühstück war ich durch den Ort geradelt und hatte versucht quer durch den Wald in Richtung auf das stillgelegte Atomkraftwerk zu fahren. Der Waldweg endete jedoch an einem hohen Erdwall, der, wie ich später erfahren habe, als Lärmschutz für den Ort dienen soll. Also alles zurück Marsch Marsch und wieder in den Ort und auf den ausgewiesenen Fernradweg zurück.
Hier führte der Radweg entlang einer Bahntrasse an der schon unendlich viele Rohre der neuen Ostseepipeline von Russland lagerten.
Weiter ging es vorbei am neuen, im Bau befindlichen Industriegebiet auf dem Gelände der vier alten Kernkraftblöcke vom Typ Tschernobyl.

Später erzählte mir ein "Eingeborener", dass das AKW eigentlich nicht hätte stillgelegt werden müssen, da es wahrscheinlich sicherer war, als einige westdeutsche KKW´s (es soll schon zu DDR Zeiten Siemens Technik eingebaut worden sein)

Hafen Freest mit Blick nach Peenemünde

Hafen Freest mit Blick nach Peenemünde

Mein Plan war es in Freest mit der Personen- und Fahrradfähre nach Peenemünde überzusetzen.
In diesem kleinen Örtchen mit vielen Fischerbooten und kleinen Hütten, wo gerade die frisch gefangenen Heringe ausgenommen wurden, traf ich auf einen jungen Leidensgenossen mit Mountainbike aus Greifswald, der genau wie ich übersetzen wollte. Es war leider nicht herauszubekommen ob die Fähre fährt oder nicht.


Wir entschlossen uns dann doch die Brücke nach Usedom in Wolgast zu nehmen und 30km Umweg, um nach Peenemünde zu kommen, erschien uns nicht gerechtfertigt.
Am Ortsende trennten sich unsere Wege wieder (mein Gepäck und die permanenten Steigungen verhinderten ein Mithalten). Ich rief ihm noch hinterher: "An der nächsten Ampel sehen wir uns wieder". Es kam keine mehr....

Theoretisch gibt es auch in Kröslin wieder eine Fährverbindung nach Peenemünde, aber das Thema hatte ich abgehakt. Durch ein Waldgebiet kam ich in ein offenbar vergessenes Dorf aus DDR Zeiten (Hollendorf), quasi unberührt
(evtl. ein Weltkulturerbe? ).

Den Rest der Strecke nach Wolgast bin ich dann lieber an der befahrenen Landstrasse gefahren. Von weitem waren die Halle der Peenewerft und die Hubbrücke zu sehen.

Am Museumshafen noch schnell ein paar Fotos gemacht.

Unmittelbar hinter der Brücke folgte eine chaotische Wegführung zur völligen Konfusion meinerseits (es muss lediglich die Trasse der UBB (Usedomer Bäder Bahn) unterquert werden).
Jetzt waren es nur noch etwa 30km bis zu meinem Ziel Ahlbeck, aber ich wusste noch nicht was mich erwartete.

Kleine Pause zum Mittag mit Fischbrötchen (in der nächsten Zeit gibt's zu Hause mal keinen Fisch, ich bekomme sonst noch Flossen und Kiemen).

Nach einigen Kilometern war dann wieder der Ostseestrand in Sicht. Ausnahmsweise freute ich mich mal auf den Wind, da der mich, da aus NW kommend, theoretisch "beflügelt" nach Ahlbeck treiben würde. Aber weit gefehlt, nach anfänglicher Euphorie führte der Radweg hinter Zinnowitz in den Wald.

Steilküste vor Koserow

Steilküste vor Koserow

Kurz hinter Koserow begannen die Steigungen so groß zu werden, dass ich absteigen musste und schieben.

Koserower Konzertmuschel

Koserower Konzertmuschel

Es folgte eine kleine Verschnaufpause, vorbei am Kölpingsee, bis dann der Hammer kam: 16 Prozent Steigung und Waldweg. Bergauf absteigen und schieben, bergab bremsen, um nicht die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50km/h zu übersteigen (nur gut, dass hier keine Starenkästen standen).

Laut Karte waren dann in Bansin die Torturen vorbei und es folgte die berühmte 5km lange Etappe durch die Kaiserbäder.

Spielbank Heringsdorf

Spielbank Heringsdorf

Seebrücke Heringsdorf

Seebrücke Heringsdorf

Unterwegs kam mir der Gedanke an den Rückweg und ich fragte mich, wie ich wohl auf der Insel an ein Bahnticket der DB kommen könnte, da hier nur die UBB fuhr.
Nach einem Telefonat mit meiner besseren Hälfte ergab sich, dass man in Heringsdorf am Bahnhof neuerdings auch Ländertickets der DB kaufen kann. Also kurzentschlossen einen Abstecher zum sehenswerten Heringsdorfer Bahnhof und den Schalter gestürmt.
Dort saß ein offenbar neuer Mitarbeiter der UBB und versuchte eine Verbindung von Heringsdorf nach Bremen zu finden, wo auch Fahrräder mitgenommen werden. Nach seinen Recherchen sollte die Fahrt 14 Stunden dauern und somit an dem Tag nicht mehr bis zum Ablauf der Gültigkeit der Ländertickets zu beenden sein.
Nach eingehender interner Beratung (ich mit mir selbst) hatte ich dann beschlossen einen weiteren Tag auf Usedom zu bleiben, zumal das Wetter einfach genial war und ich erst in Heringsdorf und noch nicht in Ahlbeck. Aber auch die Abfahrt am kommenden Tag war mit 4 Mal umsteigen (dachten wir) verbunden und 8 Stunden Fahrzeit nicht gerade schnell. Das Ticket usw. zu generieren und auszudrucken war aber dann doch nicht ganz soo einfach für den Neuling hinter dem Tresen. In humoriger Atmosphäre mit zuletzt 5 Personen und einem Problemfall (ich) schafften wir es dann aber doch noch. Als Dankeschön gab es sogar noch ein Döschen mit Traubenzucker von der UBB ob meiner unendlichen Geduld.
Weiterfahrt nach Ahlbeck und Quartiersuche. Irgendwie hatte ich allerdings das Gefühl, dass mich hier niemand für eine Nacht aufnehmen wollte. Der Fremdenverkehrsverein natürlich längst geschlossen, dann ein unfreundlicher Pensionsbetreiber mit dickem 6er BMW auf dem Hof (von nichts kommt nichts), aber ich fand wenigstens ein Zimmer ohne Frühstück in einer mit nicht meinem Stil entsprechender Möblierung. Alles sehr gepflegt und tiptop, aber halt nicht mein Ding die goldene Tagesdecke und Kommödchen mit zierlichen Beinchen und goldenen Applikationen.

Ahlbecker Hof

Ahlbecker Hof

Zu Fuß erkundete ich die Promenade nach einer Möglichkeit der morgendlichen Nahrungsaufnahme. Der Ahlbecker Hof erschien mir dann aber doch nicht so geeignet, zumal ich meinen Smoking zu Hause vergessen hatte . Ich entschied mich am kommenden Morgen den Pavillon bei der Seebrücke (ab 8:00Uhr geöffnet) heimzusuchen.
Danach kehrte ich zum Abendessen in einer Fischerkate ein, wo ich, wie immer, ein Fischgericht zu 8,00€ und ein Pils bestellte.
Die Nacht war dann etwas eigenartig, irgendwie war ich permanent am Schwitzen (obwohl die Heizung aus war). Wahrscheinlich war das ganze Bettzeug aus Polyester und wasserdicht.
Egal, der Abreisetag stand bevor (und auch der Regen? )

© Thomas F, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Teilstrecke von Wismar über Kühlungsborn,Wustrow, Barth, Stralsund (ohne Rügen), Greifswald, Wolgast, Ahlbeck bis Swinemünde
Details:
Aufbruch: 15.04.2010
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 20.04.2010
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Thomas F berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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