Zentral- und Nordamerika von Juni bis August 2010

Reisezeit: Juni - August 2010  |  von Katrin Koppold

Mexiko: San Christobal de las Casas

Als wir in San Christobal de las Casas ankommen, ist es tatsächlich viel angenehmer von der Temperatur her. Die Stadt liegt auf 2100 Metern Hoehe im Hochland des Bundesstaates Chiapas. Wir fahren mit dem Taxi in unser Hostel, das von einem netten mexikanisch - kanadischen Ehepaar gefuehrt wird. Ruhig, ne schoene Dachterrasse mit Blick ueber die Stadt und auf die umliegenden Berge und endlich mal wieder ne Kueche. Ihr koennt euch gar nicht vorstellen, wie gluecklich, nach dem vielen Restaurantessen, den ganzen Tortillas und Quesadillas, mich ploetzlich ein paar Kartoffeln mit Tomaten-Avocadosalat machen koennen.

3 volle Tage verbringen wir hier, wobei es einen Nachmittag lang heftig regnet, so dass sich die Strassen in kleine Baeche verwandeln. Ein Kanalsystem gibt es ja nicht.
Im Hostel lernen wir zwei nette Oesterreicher aus der Wachau kennen. Einer von ihnen verbrachte schon die letzten 10 Monate in Costa Rica, wo er einige Zeit auf einer Ökolodge im Jungle arbeitete und u.a. Touristengruppen durch den Regenwald fuehrte. Sein alter Schulfreund besucht ihn gerade fuer einige Wochen.
Ausserdem treffen wir noch einen Berliner, einen Grundschullehrer aus Berlin-Neukölln und ein Maedel aus Köln, deren Freund ziemlich krank im Bett liegt. Zusammen kochen wir abends und erkunden das Nachtleben von San Christobal. Am Zocalo lauschen wir einer kleinen Liveband, die tolle Musik mit dem Xylophon zaubert, schauen den mexikanischen Paerchen beim tanzen zu und wackeln ein bisschen mit.

Am zweiten Tag machen Chris, Feli und ich eine Tour nach Chamula, einem Dorf indigener Einheimischer in der Naehe von San Christobal. Keine schlechte Idee, das Dorf mit einem Fuehrer zu besuchen, denn hier herrschen eigene Gesetze, die sogar in der mexikanischen Verfassung verankert sind. Der Fuehrer sagt uns genau, wo wir Fotos machen duerfen und wo nicht. Jemanden zu fotografieren bedeutet naemlich, im Glauben der Indigenen, ihnen die Seele zu rauben. Der Fuehrer hat selbst schon erlebt, wie 3 Israelis aus seiner Gruppe einen Ausflug ins Gefaengnis machen durften, weil sie dreist Fotos von der Kirche oder den Dorfbewohnern schossen. Wurden zwar schell wieder freigelassen, aber ein Schreck ist das bestimmt erst mal.

Die Hauptattraktion des Dorfes ist die Kirche, in der noch alte Maya - Riten vollzogen werden. Wir sind durch Reisefuehrer und den Guide darauf vorbereitet, dass die Stimmung dort drinnen sehr bewegend sein muss und tatsaechlich bekomme ich eine Gaensehaut, als ich die Kirche betrete. Der ganze Boden ist mit trockenen Kiefernnadeln ausgelegt und brennenden Kerzen uebersaeht, die nur mit einem Tropfen Wachs auf dem Untergrund befestigt sind. Hier muesste doch eigentlich staendig Feuer ausbrechen, aber anscheinend haben die das im Griff. An den Waenden haengen Schreine mit Heiligenfiguren, die aber fuer die Kultur der Menschen hier keine Bedeutung haben, sondern nur den Spaniern zuliebe aufgestellt wurden.
Ueberall sitzen die Indigenen auf dem Boden und fuehren ihre Heilungs-und Gebetszeremonien durch. Das Krasseste fuer uns: Sie opfern Huehner! Jeder hat sein eigenes Huhn dabei, teilweise in einen Sack gepfercht, teilweise unter den Arm geklemmt, teilweise sitzen sie apathisch neben den Leuten. Feli beobachtet, wie eine Frau mit einem Huhn eine andere Frau umkreist, um dem armen Tier anschliessend den Hals umzudrehen. Also Huhn moechte ich hier wirklich nicht sein. Am Ende der Zeremonie trinken die Leute ne Flasche Cola , um ruelpsen zu koennen, und damit die boesen Geister aus dem Koerper zu entlassen. Das erklaert, wieso ueberall leere Colaflaschen rumstehen.

Wir sind bei weitem nicht die einzigen Touristen und ein komisches Gefuehl habe ich schon, sie so zu stoeren. Allerdings sind die Einnahmen durch die Touristen wohl sehr lukrativ, sonst wuerden sie das ja nicht zulassen. Ganze Horden von Kindern haengen die ganze Zeit an uns dran und wollen uns alles Moegliche verkaufen. Vom Moment an, als wir aus dem Bus steigen, werden wir von den gleichen Kindern verfolgt, die uns Taschen, Guertel usw. hinterher tragen und nicht locker lassen, bis wir ihnen voellig entnervt was abkaufen.

Am naechsten Tag verabschieden wir uns von Chris, der ab jetzt wieder alleine weiterzieht.

Feli und ich starten eine weitere organisierte Tour zum wunderschoenen Canyon del Sumidero. 2 Stunden werden wir mit einem Boot durch den Canyon geschippert, sehen wunderschoene Wasserfaelle, Felsenabhaenge und viele Voegel. Einer der Wasserfaelle sieht aus wie ein Tannenbaum. Werdet ihr dann auf den Fotos sehen. Ausserdem sehen wir Affen, Pelikane und bis zu 5 Meter lange Krokodile, die sich am Flussufer sonnen oder sich gemaechlich durch das Wasser treiben lassen. Mit stoischer Ruhe ertragen sie das Blitzlichtgewitter, dem sie tagtaeglich aus den vielen Touristenbooten ausgesetzt sind. Nicht so schoen, ist der riessige Muellteppich, den wir an einer Stelle des Canyons durchqueren. Laut dem Bootsfuehrer werden die Abfaelle aus den umliegenden Waeldern durch die Wasserfaelle in den Canyon gespuelt.

Am naechsten Tag verabschieden sich Feli und ich nur ungern von dieser wunderschoenen Stadt, in der man, wie in Oaxaca, viele bunte Haeuser sieht und einen der besten Maerkte fuer Souvenirs in Mexiko findet.

© Katrin Koppold, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Reise dauert von Anfang Juni bis Ende August. Die ersten 6 Wochen geht es durch Costa Rica, Panama und Nicaragua, anschließend 3 Wochen Mexiko und schließlich noch 3 Wochen USA (von New York bis Montreal, Great Lakes, Chicago).
Details:
Aufbruch: 06.06.2010
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 27.08.2010
Reiseziele: Panama
Nicaragua
Mexiko
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katrin Koppold berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.