Mal wieder tauchen - die Philippinen rufen

Reisezeit: Oktober / November 2013  |  von Misch und HO :-)

Schokoladentarsier

Mabuhay... das heisst übrigens sowas wie "Hallooooo erstmaaalll...", bzw. "Willkommen" in der hiesigen Sprache. Wir durften übrigens lernen, dass im Norden und Süden der Philippinen zwei komplett unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, was bedeutet, dass der Nordfilipino den Südfilipino einfach nicht versteht. Vice versa...

Aber genug Ausflug in die hiesige Kultur, back to the facts...

Der Mückenkampf in der Nacht wurde von uns letztlich nur dadurch gewonnen, dass wir die Klimaanlage angestellt haben. Die Viecher mögen ja keinen Luftzug. Ausserdem sind sie so nett, dass ihre Stiche in der Nacht zwar extrem nerven, am Tag aber verschwunden sind. Kann man die Viecher zu uns importieren?

Nach dem Aufstehen und zwei mal American diesmal mit Bananashake statt Saft hiess es, zur Wagenübernahme zu schreiten.
Wir erwarteten ein eher schrottiges Gefährt und waren extremst überrascht, als wir einen doch recht modernen Hyundai irgendwas in schickem rot erhielten, der ausser zahlreichen Beulen und Türschlägen wohl recht in Ordnung war. Nachdem überprüft wurde, dass das Ersatzrad in ordnungsgemässem Zustand war, und anstatt einer Kaution Holgers ID übergeben wurde, durften wir losfahren. Die These, dass ein Auto nur ohne funktionierenden Tacho zugelassen werden darf wurde übrigens hiermit komplett über den Haufen geworfen, funktionierte bei diesem Fahrzeug inkl. Navi und Bluetooth sogar die Rückfahrkamera, welche jedoch in einem dermassen komischen Winkel angebracht war, dass auf deren Gebrauch getrost zu verzichten war.

Wir fuhren also zuerst entlang der Hauptstrasse von Panglao in Richtung Bohol und mussten erst kurz vor der Brücke auf die grosse Insel das erste wirkliche Opfer des Erdbebens erleben. Eine Kirche die mehr Schutt als Asche war - und ein Auto welches wohl von den Trümmerteilen um ein gutes Drittel in der Höhe reduziert wurde.

Auf Bohol angekommen fuhren wir einfach mal der Nase nach und fanden uns bald auf der Hauptstrasse entlang der Küste, die uns alsbald in einen Ort bringen sollte, in dem wir ins Landesinnere fahren wollten um uns zuerst die Tarsier anzuschauen.

Wer Tarsiers nicht kennt - der möge es googeln. Affen sind es keine, aber die kleinsten Primaten der Welt. Diese Art gibt es seit 54 Mio. Jahren und ist leider vom aussterben bedroht - ein weiterer Verlust für die Menschheit, wenn diese nicht endlich beginnt, die Welt mit anderen Augen zu betrachten.

Zuerst steuerten wir jedoch eine Tankstelle an, wo wir diesmal nur für PHP 500.00 Benzin nachfüllten - wir lernen ja dazu. Warum ein leeres Auto auftanken, wenn man dieses Benzin definitiv nicht benötigt.

Solchermassen vor dem sicheren Stehenbleiben bewahrt ging es weiter in Richtung Tarsier Schutzgebiet. Irgendwann waren wir an der ersten Umleitung, die uns an einer durch das Erdbeben zerstörten Brücke vorbeiführte. Wir haben doch schon sowas gehört gehabt. Es hiess wir müssten einen riesigen Umweg machen um die zerstörte Brücke zu umgehen. Na ja, 3 Minuten Mehraufwand ist jetzt nicht soooo riesig.

Bald überlegten wir, wann wir denn wohl abbiegen müssten und stellten überrascht fest, dass dies ca. 5 km hinter uns hätte geschehen sollen.
Ein Verkehrsschild hierfür? Fehlanzeige... An dieser Stelle bestünde die Möglichkeit, dass wir uns gross und breit über die mangelnde Ausschilderung vor Ort auslassen, was wir aber nicht machen und stattdessen erwähnen, dass hier nur die Hauptattraktionen und Routen beschildert sind. Der Rest ist Glückssache. Damit ist dieses Thema abgeschlossen! (Wer's glaubt...!)

Also, Planänderung. Dann halt doch zuerst zu den Chocolate Hills. Wie, jetzt wisst ihr auch nicht was die Chocolate Hills sind? Euch muss man auch alles erklären. Okay okay, dazu ist dieser Blog und insbesondere der Schreibende ja da.
Also, die Chocolate Hills sind so ca. um die 160 leicht konische Hügel in den Höhenlagen von Bohol, die naturgeschaffen sind und eine schokoladenähnliche Farbe haben. DIE Touristenattraktion hier. Dass die Aussichtsterrasse dem Erdbeben zum Opfer gefallen ist sei nebenbei erwähnt, für uns aber kein Grund nicht dennoch dorthin zu fahren.

Wie heisst es so schön - der Weg ist das Ziel.
Jetzt auch kamen wir endlich zu der Brücke die sowas von zerstört war, dass man sie nicht überqueren konnte. Zum Glück jedoch war schon eine Behelfsbrücke gebaut uns so haben wir uns den grossen Umweg letztlich wirklich sparen können. Für einmal etwas Glück.

Da fällt mir ein: ist euch eigentlich aufgefallen, dass der heutige Tag irgendwie geplanter wirkt, als unser Ausflug auf Negros? Ja...? dann freut es uns Euch zu berichten, dass wir sogar eine Landkarte gekauft haben. Eine die zwar die Orte und Abzweigungen anzeigt, allerdings nicht berücksichtigt, dass es dazu keine passende Beschilderung gibt. Aber solche Details sind nicht würdig erwähnt zu werden.
Unsere Route führte uns entlang der einzigen Möglichkeit dorthin zu gelangen und wie sollte es anders sein, hierfür gab es sogar Verkehrsschilder. Besonderes Highlight der Strecke war der von Menschenhand geschaffene Wald, der hier auf der Insel sowas wie ein siebtes Weltwunder darzustellen scheint - was zumindest erklären würde, warum der Asiate (sicher ein Tourist) im Auto vor uns im Schneckentempo die doch recht gut ausgebaute Hauptstrasse entlang schlich.

Kaum war dieses Hindernis hinter uns gebracht folgten wir der Strasse weiter, hier für einen Fotostop, dort für einen ebensolchen. Am Ziel angekommen hiess es erst einmal "shoppen", was hierzulande auch nicht so einfach ist. Aber dennoch sind wir etwas Geld losgeworden. Die Info eines Einwohners, dass man dort (zu den Hills) nicht hinauffahren könne schlugen wir in den Wind, folgten der Strasse für 500 weitere Meter und wendeten, nachdem uns der Sicherheitsmann erklärte, dass die Terrasse und auch die Strasse dorthin gesperrt wäre. Nein, auch zu Fuss dürfen man dort nicht hinauf. Aber wir könnten es im "Chocolate Hills Adventure Park" versuchen.
Gesagt getan. So fuhren wir halt zurück - am Geschäft in dem der Einheimische uns erklärt hatte, dass die Strasse gesperrt sein besonders schnell vorbei - und bogen auf die Hauptstrasse ab, nur um dort an der Ecke in einem Restaurant ebenjenen Einheimischen sitzen zu sehen, der uns noch einmal in Erinnerung rief, dass er uns ja gewarnt hätte. Ja ja... schon gut....

Nach wenigen Minuten waren wir am Adventure Park, wo uns ein uniformierter Parkwächter auf dem fast leeren Parkplatz wichtig eine geeignete Parkposition zuwies und uns, nachdem er sich davon überzeugt hatte dass in unserem Auto zwei Personen sitzen, einen winzigen Zettel mit der Zahl zwei in die Hand drückte, welchen wir am Eingang zum Park abgeben müssten. So werden Jobs geschaffen.

An der Pforte zum Adventure Park entrichteten wir einen Obolus von PHP 60.00 pro Person (stolze CHF 1.50) und wurden von einer jungen Damen in Empfang genommen, die uns auf der abenteuerlichen Route begleitete. Ihre Eingangsworte waren der Hinweis auf einen Mickey Mouse Baum zu unserer linken, also ein ärmliches Gehölz, welches gelbe Früchte trug, die mit ganz ganz viel Fantasie an einen deformierten Kürbis erinnerten. Pflichtbewusst schossen wir ein Foto und folgten der Dame den rutschigen Weg entlang, wurden hier und da auf einen Baum aufmerksam gemacht (aha, so sehen die also aus), erfuhren dass das hier frisches Quellwasser wäre und wurden gefragt, ob wir denn nicht darin baden wollten (von uns verneint erfuhren wir, dass dies sowieso nicht erlaubt wäre - aha, kleines Scherzchen gemacht die Olle) erfuhren dass sie schonmal einen Besucher aus der Schweiz hatte der ja sooo handsome war (heisst das, wir sind hässliche Gnome?) und wurden nach einem Abstecher durch den Schlangenpark (10 kleine Käfige mit armen eingeschlossenen Igeln, Waranen und Schlangen) geleitet, um die 248 Stufen hinauf zur Aussichtsterrasse in Angriff nehmen zu dürfen. Zum Glück allein...

Ui... bevor wir es vergessen: die Dame klärte uns noch darüber auf, dass die Luft hier oben besonders gut sein würde. Allerdings kam keine Frage, ob wir diese denn auch atmen wollten, wahrscheinlich weil kein passender Scherz zur Hand war - und ein Verbot dessen wäre ja sinnlos gewesen, wohin denn sonst mit all den toten Touristen am Wegesrand. Wobei... das wäre mal Adventure gewesen.

248 mühsame Stufen später standen wir auf der Aussichtsterrasse und bestaunten grüne Hügel vor uns. Also die Schokolade die hier feilgeboten wird wollen wir nicht wirklich essen. Dennoch war es ein schöner Ausblick. Wie gesagt, der Weg war das Ziel.
248 noch mühsamere Stufen später (bergab ist bei ungleichen rutschigen Stufen ungeil) erfuhren wir am Ausgang dass die Chocolate Hills im April und Mai, wenn es trocken wäre braun wären. Da wir so lange nicht warten wollten, gingen wir zurück zum Auto und fuhren zurück, um doch noch unsere Tarsiere zu sehen. Übrigens durch einen von" Menschenhand geschaffenen Wald".

Da wir dieselbe Route nicht zurückfahren wollten, einigten wir uns auf einen Abstecher in den Dschungel der alsbald auf Schotterstrassen entlang führte. Komischerweise waren hier zum Teil Schilder aufgestellt, die uns den Weg nach Tagbilaran wiesen, der Hauptstadt der Insel.
Unserer Karte folgend bogen wir in Sevilla (ein, wir sind immer noch nicht in Spanien) rechts ab und folgen der Strasse ein paar Kilometer, bis wir vor einer Baustelle halt machten, wo ein Baukran versuchte einen Bus die sich im Bau befindliche Strasse hinauf zu stossen. Ein Bild für die Götter und für uns die Gewissheit dass wir hier mit unserem roten Hyundai irgendwas sicher nicht hochkommen würden.

Also war die einzige Möglichkeit geschickt in drei Zügen zu wenden und nach Sevilla zurück zu fahren, wo wir dann halt die linke Abzweigung nehmen würden. Wäre zwar ein Umweg, aber was solls.

Die Strasse der wir folgte war äusserst abenteuerlich und dass unser Fahrzeug das eine oder andere Mal den Boden schrammte war wohl im Paket inbegriffen. Um uns die Fahrt angenehmer zu gestalten suchten wir die eine oder andere Parzelle Land aus, die ein absolutes Traumgrundstück für ein Backpacker mit Reisfeldanschluss wäre und erreichten irgendwann eine befestigte Strasse, die uns weiter irgendwo ins Nirgendwo bringen würde. Das Navigationssystem welches wir zwischenzeitlich mal bemühten hat nicht einmal eine Position gefunden.

Als wir so überlegten wo wir denn wohl seien, stand am Strassenrand auf einmal ein Schild, dass es zum Tarsier Schutzgebiet hier rechts abgehen würde. Überrascht folgten wir der Anweisung und fanden uns vor dem Eingang des gesuchten Ortes wieder. Ganz ehrlich - hätten wir diesen gesucht - gefunden hätten wir ihn nie!

Um es kurz zu machen. Der Tarsier ist sowas von herzig. Wenn man den im Garten halten könnte, wir würden eine ganze Voliere davon voll haben. Wenn nicht noch mehr.
Leider haben wir nur vier Exemplare gesehen - allerdings einen so nah, dass wir ihn fast eingepackt hätten. Unser Herz für ihn und seine natürliche Umgebung war dann aber doch stärker als unser Egoismus und so sind wir halt ohne das arme Wesen im Gepäck wieder ins Auto gestiegen, um uns weiter in der Gegend umzusehen.

Das nächste Ziel war ein Wasserfall... War! Zwar haben wir das Problem mit der äusserst unkoordinierten Ausschilderung mittels Navi schnell gelöst, haben jedoch das Erdbeben unterschätzt, welches dann doch die eine oder andere Brücke zerstört hat. So sind wir trotz verschiedener Umwege immer wieder an ein und derselben Kreuzung gelandet, die zu einer nicht existierenden Brücke geführt hat.

Da der spätere Nachmittag langsam Einzug hielt, entschlossen wir uns das Wasser fallen zu lassen und fuhren stattdessen nach Tagbilaran, wo wir kaum im Ort angekommen feststellten, dass hier nicht einmal der Weg das Ziel war und unser Navi auf den schnellsten Weg nach Alona Beach einstellte. Ein Bierchen zum Feierabend musste ja noch möglich sein.

Der schnellste Weg nach Alona Beach... ähem.... also schnell wäre der Weg in der Tat, wäre die Strasse nicht eine einzige Baustelle. Aber das Navi kann davon ja nichts wissen und so wurde unser Kurztrip für ein Bierchen auch auf dieser Route zum Abenteuer.
Allein schon das Erlebnis wie hierzulande neu betonierte Strassen gerade gemacht werden war den Abkürzungsumweg wert. 6 - 8 Menschen schieben ein Metallgestänge über die Strasse und - wir wissen nicht wie sie es machen, aber sie machen ist - durch mehrfaches hin- und herschieben wird er grobe Beton doch noch glatt... Zauberei!

Der Rest ist schnell erzählt. Alona Beach, zwei Bierchen, im dunkeln zurückfahren und sich dabei denken: Hoffentlich hört die Strasse hier nicht irgendwo auf (Baustelle), was natürlich passiert und auf einer äusserst schlecht bis gar nicht beleuchteten Strasse rückwärts eine schmale Betonrampe zurückfahren, bis eine Abfahrt auf die Schotterstrasse erkennbar wird, diese nehmen und weiter zum Hotel fahren, wo wir dann endlich müde und um zahlreiche Erlebnisse und Eindrücke reicher angekommen sind.

Die Anstrengungen des Tages wurden zuerst im Pool wegerfrischt und nach einer kurzen Pause rief der Hunger uns ins Hotelrestaurant, wo wir mittlerweile die einzigen Gäste sind und das Leben wie Gott auf den Philippinen geniessen können.
Das Wissen, dass die Hotelbesitzerin uns ihr eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt hat, haben wir uns während des Abendessens (Chicken Tortilla mit wow Effekt und Pizza weils nix besseres auf der kleiner werdenden Speisekarte gab) angeeignet. Ein gewisser Stolz macht sich breit und einmal mehr die Erkenntnis, dass die in diesem Hotel die einzigen zahlenden Gäste wirklich umwerben. Wenn man davon absieht dass es mittlerweile 22.13 h Ortszeit ist und weder Coca Cola noch Coke light oder zero mehr zu haben sind. Ausverkauft --- an wen eigentlich?

Fazit des Tages:
Zerstört hat das Erdbeben zumindest auf dieser Seite der Insel primär Kirchen und Brücken. Die Bevölkerung ist relativ glimpflich davongekommen.
Selbst die ältesten Bewohner der Insel können sich nicht an ein derartig heftiges Erdbeben erinnern uns so wünschen wir den Einwohnern in dieser Region, dass die seelischen und materiellen Schäden schnell überwunden werden.

Ansonsten sollte jeder Mensch auf dieser Welt einmal einem frei lebenden Tarsier in die Augen geschaut haben. Wer das nicht herzig findet, hat kein Herz! Die sind dann nämlich wirklich Schokolade...

© Misch und HO :-), 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zwei Wochen Relaxen - oder so. Philippinen: Negros und Bohol Hong Kong: Shopping zum Schluss...
Details:
Aufbruch: 25.10.2013
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 10.11.2013
Reiseziele: Hongkong
Philippinen
Der Autor
 
Misch und HO :-) berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.