Fahrradtour von Bremen bis an die Mittelmeerküste Südfrankreichs

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Thomas Eggers

Vom Bad Karlshafen nach Guxhagen

29.05.2011
Bad Karlshafen bis Guxhagen 100 km (6 Uhr bis 14:00)

Morgens bin ich um 5 Uhr aufgestanden mit der freudigen Erkenntnis, dass ich nachts nicht gefroren habe. Beim Zeltabbau bin ich bis auf meinen Zeltnachbarn aus Westerstede mal wieder der einzige auf dem Campingplatz der auf den Beinen ist. Das Fahrrad wird bepackt, die Wasserflasche aufgefüllt und schon geht es wieder los.

Direkt hinterm Campingplatz fahre ich wieder über eine Brücke auf die linke Weserseite. Die ersten 20 km fahre ich im Morgengrauen komplett alleine durch eine sehr schöne Flusslandschaft. Vereinzelt sind Angler zu sehen. Mythische Stimmung. Dann führt der Radweg ab Gottstreu neben einer Straße die jedoch am Sonntagmorgen kaum befahren ist. Der Weserradweg ist übrigens schon ab Bad Karlshafen auch mit den Symbolen des HR 1 (Hessischer Radweg 1) beschildert.

---sehr schöne Landschaften...

---sehr schöne Landschaften...

...Beschilderung des Hessischen Radweges

...Beschilderung des Hessischen Radweges

abwechslungsreiche Strecke!

abwechslungsreiche Strecke!

Irgendwann dann nach zirka 42 km kommt um 9 Uhr die Stadt Hannover Münden. Hier fahre ich über die Weserbrücke wieder auf die rechte Seite der Weser und überquere anschießend die Werrabrücke. Hier in Hannover Münden endet der Weserradweg und es geht auf dem Hessischen Radweg 1 (Fuldaradweg) für mich weiter.

..Hannover Münden. Links die Werra...rechs die Fulda..

..Hannover Münden. Links die Werra...rechs die Fulda..

Bevor ich in die Stadt gehe um zu frühstücken fahre ich zum Weserstein und lasse mich mit meiner Kamera von 2 Hannoveranern die den Weserradweg bis nach Bremerhaven fahren wollen fotografieren.
"Wo Werra sich und Fulda küssen Sie ihre Namen büssen müssen. Und hier entsteht durch diesen Kuss Deutsch bis zum Meer der Weserfluss".

Zusammentreffen der Werra und der Fulda..

Zusammentreffen der Werra und der Fulda..

Somit ist der erste Streckenabschnitt Geschichte. Ich verstaue mein Radtourenbuch des Weserradweges und hole mein Radtourenbuch zum Fuldaradweg heraus und befestige es an meiner Lenkertasche bevor ich kurzzeitig den wilden Beschimpfungen einer Ü 80 Dame ausgesetzt bin, die mir lautstark zu verstehen geben will, dass es sich bei der Brücke zwischen Weserstein und Altstadt um eine Fußgängerbrücke handelt und das Fahrradfahren hierdrauf verboten ist. Fahrradfahrer müssen Ihr Fahrrad schieben! Da stehen Verkehrsschilder! und Teile der Altstadt sind heute gesperrt! Soso! In einem Straßencafe mitten in Hannover Münden gehe ich frühstücken und mache mich anschließend bereit für den nächsten Radweg: Den Hessischen Radweg 1 (auch Fuldaradweg genannt.)

Pause im Cafe in Hannover Münden

Pause im Cafe in Hannover Münden

Der Fuldaradweg begrüßt mich zunächst mit einem heftigen Gegenwind. Na schönen Dank. Die Umgebung ist zunächst einfach nur grün steigert sich aber stätig in ihrer Attraktivität. Man weiß nie genau wo man sich auf der Strecke befindet, da es wenig Anhaltspunkte wie Ortsschilder gibt.

Irgendwann kommt dann Kassel. Hier überquere ich die Fuldabrücke dann von der linken Weserseite auf die rechte Weserseite bevor ich dann wieder über eine weitere Brücke auf die linke Fuldaseite wechsel.

Als ich auf den 1,2 km langen Streckenabschnitt zwischen den beiden Brücken anhalte um ein Foto vom Verlauf des Radweges mitten durch eine Reihenhausöffnung machen will kommt auf einmal ein Fernradfahrer aus dieser Öffnung mir entgegen, hält an und fragt mich wo ich denn hinwill.
Ich erkläre Ihm mein Ziel und sage, dass ich aus Bremen komme. Er sagt mir dass er aus Stuttgart kommt und nach Bremen will. Nach weiteren Ausfragen kommt heraus, dass er zu einer mir bekannten Familie möchte die er in seiner Studienzeit kennengelernt hat. Was für ein unglaublicher Zufall. Ich glaube ich spiel bald Lotto.

...seltsame Begegnung...

...seltsame Begegnung...

Die Strecke hinter Kassel wird immer schöner. Ich fahre lange mit einem Radfahrer um die 30 zusammen ein hohes Tempo. Er ist bei seiner Schwester zu Besuch und wollte eine kleine Tour am Fuldaradweg machen. Er kommt aus der Nähe von Stuttgart.

Fuldaradweg

Fuldaradweg

An diesem Tag kam ich mit sehr vielen Radfahrern ins Gespräch. Naja es war eben Sonntag und es waren viele mit dem Rad unterwegs. In der Nähe von Guntershausen frage ich einen Ü 60 Jährigen der mit einer Frau auf einer Bank sitzt wie weit es denn noch bis Guxhagen ist. (war zu faul die Kilometer im Radtourenbuch zusammenzuzählen). Er gab seine Einschätzung ab, beäugte mich kritisch und fragte warum ich denn so viel Gepäck mithabe. Ich erklärte mein Vorhaben. Sie kommen aus Bremen? Ja! Was haben Sie gewählt? Jetzt wird es kompliziert. Ich erkläre Ihm, dass ich eigentlich in Niedersachsen wohne (3 km von der Stadtgrenze entfernt) und man mich deshalb für die Bürgerschaftswahl in Bremen nicht berücksichtigt hat. Außerdem: Was will der den von mir? Das mit Niedersachsen hielt er wahrscheinlich für eine Ausrede und er gab mit noch auf den Weg, dass wir es in Bremen noch unheimlich schwer haben werden. Der finanzielle Kollaps wird uns alle in einem Strudel hinunterziehen. Mit diesem herausragenden Wort zum Sonntag schwang ich mich wieder auf mein Rad und fuhr nun bei besten Wetter durch wunderschöne Landschaften, stieg immer mal wieder vom Fahrrad und machte super Fotos von der Landschaft.
Nachdem ich in der Ferne den Rasthof Guxhagen an der A7 erspähe, wo ich vor einem Jahr noch mit dem Auto eine Pause machte, kommt mir so beiläufig in den Sinn wie weit ich in 3 Tagen schon gekommen bin.

überquerung der A7

überquerung der A7

Dieses Gefühl ist ein sehr schönes und ich habe eine Superlaune als ich dann endgültig am Etappenziel Campingplatz "Zur Fuldaschleife" in Guxhagen-Büchenwerra ankomme. Da ich hier schon um 14 Uhr ankomme lege ich einen Waschtag ein und hänge meine Klamotten zum trocknen aufs Fahrrad.

Campen direkt an der Fulda

Campen direkt an der Fulda

Waschtag

Waschtag

Aufbruchstimmung

Aufbruchstimmung

Der Besitzer des Campingplatzes ist total nett und herrlich unkompliziert. Ich stelle mein Zelt direkt an der Fulda neben dänischen Wohnmobilisten auf.

Beim Aufbau meines Wurfzeltes knie ich mich auf den Rasen und habe das Gefühl, dass sich mein Knie in einem Hozkohlegrill befindet. Ich springe auf und befördere noch zahlreiche rote Armeisen auf meinem Bein mit meiner Hand ins Jenseits. Hatte in der Vergangenheit noch nie eine Konfrontation mit diesen Mistfiechern!

Das Knie ist zunächst rot und brennt noch ne ganze Weile. Die Hautpartie über meine Knie macht jedoch in den darauffolgenden Tagen noch eine atemberaubende Entwicklung durch. Dazu später mehr.

Abends wird im Restaurant am Campingplatz noch gegessen, Bier getrunken und bei meinen dänischen Nachbarn mein Handy aufgeladen. Ich bin total darüber erstaunt, dass das Wasser der Fulda total klar ist sitze vor meinem Zelt und bewundere die Natur auf diesem Platz. Neben mir pinkelt der Däne unterdessen mit einem Mörderstrahl in den Fluss. Ach campen ist doch herrlich!

Ach ja. Am Campinglatz hängt eine topographische Karte von Deutschland. Ich schaue mir die Strecke zwischen Miltenberg (Main) und Eberbach (Neckar) an. Diese Strecke habe ich mir im Vorfeld im Routenplaner aus dem Netz ausgedruckt. Ich sehe hier eine herrliche Bergkette über die ich wohl rüber muss. Gedanken über eine spontane Streckenänderung schwirren durch meinem Kopf. Am Ende denke ich "Ach mir doch egal" und trinke noch eine Bier.

© Thomas Eggers, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrradtour von Bremen über den Weserradweg, Fuldaradweg, Mainradweg, Rheinradweg, Eurevelo 6, einsamen französischen Straßen bis an die Mittelmeerküste von Südfrankreich nach Palavas-les-Flots
Details:
Aufbruch: 27.05.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.06.2011
Reiseziele: Deutschland
Frankreich
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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