Südamerika mal anders

Reisezeit: Mai - Dezember 2017  |  von Katharina Arguedas Torres

Bolivien (Teil 2): Sorata

Anreise aus Sucre

Der Flug von Sucre nach La Paz dauert etwa eine Stunde. Fast genauso viel dauert zuvor die Fahrt von Sucre City zum neuen Flughafen, der sich außerhalb der Stadt befindet. Hierzu nimmt man am besten zunächst ein Taxi, das einen zur Abfahrtsstelle anderer Taxen bringt, die zum Flughafen fahren. (das ist zumindest die billigere Variante als ein Taxi direkt zum Flughafen).

Es ist leicht bewölkt, so dass der Blick aus dem Flugzeugfenster interessant ist: Hübsche weiße Wölkchen und darunter die bergige Landschaft Boliviens. Beim Anflug auf La Paz bzw. El Alto kann man zunächst in dem riesigen Tal die Stadt La Paz sehen, anschließend die Stadt El Alto, die sich oberhalb befindet. Nach der Landung, mit dem gesamten Gepäck auf dem Rücken ein Taxi suchend, merken wir schnell, dass die Luft hier auf etwa 4000 m wieder dünner ist. Mit dem Taxi (70 Bs.) geht es zur Abfahrtsstelle der Minibusse nach Sorata, die sich in der Nähe des berüchtigten cementerio befindet. In einem Minibus sind bereits ein paar Personen, so dass die Wartezeit nicht allzu lange ausfällt. Nach etwa 30 Minuten fahren wir los (Preis p. p.: 20 Bs.)

Je mehr wir uns Sorata nähern, umso kurviger wird die Strasse und um so schöner die Landschaft, und das obwohl die Wolken tief über den Bergen hängen. Die Fahrt zieht sich, laut googlemaps sind wir fast da, Luftlinie zeigt nur wenige Kilometer, dennoch fahren wir noch eine gefühlte halbe Ewigkeit.... Linkskurve, Rechtskurve, ... Linkskurve, Rechtskurve,... nochmal links, dann rechts, .... so geht das einige zig Kurven weiter, bis wir irgendwann nach fast 4 stunden Sorata erreichen.

am Flughafen Sucre

am Flughafen Sucre

Anflug auf El Alto

Anflug auf El Alto

Sorata

Nun ist die Suche des Hostals angesagt, denn die Kommunikation mit den Eigentümern fiel etwas spärlich aus und die Position in googlemaps ist fehlerhaft. Am Ende einer Seitenstraße, die kurz vor einem Bach aufhört, finden wir dann irrgendwann das Hostal.
Die Sucherei lohnt sich, denn es ist ein hübsches Häuschen und wir sind die einzigen Gäste, also schön ruhig. Die Zimmer haben einen Balkon von dem aus man die hübsche Landschaft genießen kann. Man hört das Wasser des Bachs rauschen, abends die Grillen. Es ist das erste Mal hier in Bolivien, dass ich Insekten höre. Das Klima ist... fast schon wie zu Hause, die Luft hier zum erstem Mal nicht trocken. Meine trockene, rissige Haut freut sich auf ein paar Tage Entspannung!

Am nächsten Tag marschieren wir los und gehen zunächst einen schönen Weg auf dem wir einen neugierigen Kolibri sehen , der keine Angst vor uns zu haben scheint und ganz ruhig auf einem Zweig sitzen bleibt. Weiter geht es dann auf einer Schotterpiste auf der wir ab und an Einheimische treffen. Es soll hier irgendwo eine Höhle geben, die grota de san pedro. Wir fragen die vorbeigehenden Einheimischen wie weit der Weg bis zu der grota ist. Die erste Aussage von zwei Frauen ist, dass es seehr weit ist, 2,5 bis 3 Stunden zu Fuss. Dann die Aussage eines Señores: 40 Minuten, wenn wir marschieren,mehr nicht. Die dritte Person, ebenfalls ein älterer Señor sagt uns, es sind so eineinhalb Stunden Fussweg.... . Hmmm....wem glaubt man nun? Ich verlasse mich da lieber auf meinen liebsten Begleiter, mein Handy und seine Apps Komoot sagt, es sind noch 6,8 km. Wir entscheiden uns, den Weg noch ein wenig weiter zu gehen aber nicht bis zur Grote. Dafür sind wir zu spät los und mit zu wenig Proviant ausgestattet und..... ja, zugegeben, ein wenig faul wir geniessen stattdessen die schönen Aussichten die sich uns auf dem Weg bieten und schießen Unmengen an Fotos.

Ein seltenes Bild, ein Kolibri ruhig auf einem Zweig sitzend und nicht wie so oft vor einer Blüte schwirrend

Ein seltenes Bild, ein Kolibri ruhig auf einem Zweig sitzend und nicht wie so oft vor einer Blüte schwirrend

Ein Falke, der sich wohl kurz vorher einen Happen geholt hat

Ein Falke, der sich wohl kurz vorher einen Happen geholt hat

und andere Vögelchen, deren Namen ich leider nicht kenne

und andere Vögelchen, deren Namen ich leider nicht kenne

Ein Blick auf Sorata und die Berge

Ein Blick auf Sorata und die Berge

Abends, auf dem Weg zur Plaza, wo es ein phantastisches vegetarisches Restaurant gibt, sehe ich auf ein mal zwei Hühner. Diese sitzen in der ersten Etage eines noch nicht fertig gestellten Hauses!

Was machen die Hühner nur in dem Fensterausschnitt!?

Was machen die Hühner nur in dem Fensterausschnitt!?

Am anderen Tag machen wir einen Ausflug runter zum Fluss. Den Weg dorthin finden wir nicht auf Anhieb und verirren uns einmal zwischen den casitas wo es unglaublich viele Hunde gibt. Einer davon ist ziemlich aggressiv und wir versuchen einen großen Bogen um ihn zu machen. Insgesamt gibt es hier stets viele Hunde und man weiß nie, wie sie drauf sind. Ich habe zwar eine Tollwutimpfung, doch auf einen Hundebiss möchte ich dennoch verzichten. Wir haben Glück, er tut uns nichts und wir laufen schnell weg, damit er nicht doch noch auf dumme Gedanken kommt, zwei Touris zu beißen.
Als wir dann auf dem richtigen Weg runter zum Fluss sind, treffen wir einen älteren Señor, der zu seinem Grundstück unterwegs ist. Er will Baumrinde holen, die er dann im Dorf verkauft. Er erzählt uns von seinen Avocadobäumen. Einige Jugendliche klauen ihm immer wieder die noch unreifen Avocados vom Baum.
Unten am Fluss verabschieden wir uns von ihm und gehen über die Brücke auf die andere Seite wo wir dann bis zum Wasser gehen. Einige Stellen im Flss sehen sehr einladend aus, doch das Wasser ist kalt. Wir kühlen uns nur die Füße und ich bereue es sehr schnell, mich nass gemacht zu haben. Es kommen viele Viecher angeflogen und innerhalb weniger Minuten haben wir zig juckende Stichstellen an den Beinen. Doch in der Sonne ist es sehr schön und so genießen wir noch ein wenig die schöne Umgebung und das tolle Klima.
Um nicht den gleichen Weg zurück zu gehen, wählen wir den steilen Weg, den der Señor zuvor runtergekommen ist, bis wir oben wieder im Dorf angekommen ist. Wir gehen noch zu der Abfahrtsstelle der Minibusse, um uns nach der Fahrt nach Copacabana zu erkundigen. Es gibt keine direkte Verbindung dorthin, wir müssen in Huarina umsteigen, sagt man uns.

Außer den klaffenden Hunden treffen wir auf eine niedliche Gänsefamilie

Außer den klaffenden Hunden treffen wir auf eine niedliche Gänsefamilie

Schön, noch mal eine Gegend zu besuchen, in der die kurze Hose zum Einsatz kommt und die Winterklamotten im Rucksack bleiben

Schön, noch mal eine Gegend zu besuchen, in der die kurze Hose zum Einsatz kommt und die Winterklamotten im Rucksack bleiben

Auf dem Weg von Sorata nach Copacabana

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Copacabana, so ist zumindest der Plan. Wir nehmen ein Taxi vom Hostal bis zuf Abfahrtsstelle, denn die Nebenstraße in der wir sind, ist derart steil, dass wir uns das mit den Rucksäcken nicht zutrauen.
An den Minibussen angekommen fragen wir eine Señora, die die Tickets verkauft, nach einer Fahrt nach Huarina. Doch sie sagt und nur, dass keine Busse hinfahren, nur nach La Paz und geht weg. Hmm... was soll das? Fragen wir uns. Ich bleibe penetrant und laufe der Señora hinterher und versuche herauszufinden, warum sie uns kein Ticket nach Huarina verkaufen will. Doch sie erklärt nur immer wieder, dass die Minibusse nur nach La Paz fahren. Als ein neuer Minibus kommt gehe ich zu dem Fahrer und frage ihn. Er erklärt uns, dass es Straßenblockaden auf dem Weg dorthin gibt und daher keiner nach Huaraz fährt. Sie haben Angst, von Steinen beworfen zu werden. Ok, das ist zwar nicht das was ich hören wollte, doch zumindest wissen wir was los ist und entscheiden uns gezwungenermaßen, den Bus nach La Paz zu nehmen.
Wir bekommen die hintersten Plätze im Minibus und quetschen uns mit unseren Tagesrucksäcken rein (die großen Rucksäcke werden auf dem Dach transportiert). Wie ich schon aus Sucre berichtete, sind die Fahrzeuge hier in Bolivien sehr klein. So auch der Minibus, in dem wir sitzen. Ich sitze hinten links am Fenster, hier ist das Dach schon etwas tiefer und ich habe nur wenige Zentimeter Luft zwischen meinem Kopf und dem Autorahmen. Ich beobachte die Sitze im Bus. Bis auf die umklappbaren Sitze haben die Sitze eine Kopflehne. Doch diese sind wohl eher für Kinder gedacht, denn sie reichen den Passagieren nur bis zum Nacken. Schon wieder frage ichi mich, wer solche Fahrzeuge baut!?

Während der Fahrt biegt der Fahrer irgendwann auf eine Schotterpiste, um die Straßenblockaden zu umfahren. Ich schaue immer wieder auf die Googlemapseite um zu sehen wo wir uns befinden. Der Fahrer fährt über immer schmalere Schotterwege, die auf der Karte nicht mehr eingezeichnet sind. Er fährt immer weiter nördlich und ich bin schon fast davon überzeugt, dass er sich verfahren hat. Ich sehe auf der Karte, dass es doch einen anderen Weg gibt, den er nehmen kann, also.... was macht er nur? Ich bin kurz davor, von hinten zu rufen, dass er falsch ist, traue mich aber nicht. Unterwegs telefoniert er mit jemanden, der ihm anscheinend den Weg vorgibt, also vertraue ich doch auf deren Kenntnisse und bleibe still. Unterwegs fragt er immer wieder die Fahrer der entgegenkommenden Fahrzeuge, wie die Lage ist. Der Weg ist beschwerlich, viele Schlaglöcher, und ab und an knalle ich mit dem Kopf gegen den Rahmen. Also ducke ich mich meinen Rucksack auf den Knien umarmend und hoffe, dass wir doch bald wieder auf die asphaltierte Hauptstraße kommen. Und irgendwann ist sie sichtbar, ich freue mich, doch weiter hinten sehen wir schwarze Rauchwolken, die von der Straße kommen. Der Fahrer fährt weiter auf den Schotterwegen und wir entfernen uns von der Hauptstraße...
An einer Stelle überholen wir einen Lkw, der Mandarinen transportierte. Er hat eine Panne, seine gesamte Ladung liegt auf dem Boden, glücklicherweise nicht auf dem Schotterweg. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir wieder die Hauptstraße und der Weg scheint hier nun frei zu sein. Auf der anderen Seite der Straße liegen Steine, es wird nur eine Fahrbahn benutzt. Irgendwann am Nachmittag kommen wir völlig erschöpft in La Paz an und entscheiden, eine Nacht hier zu bleiben.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Als Backpackerin durch Südamerika, Beginn des Abenteuers in Peru, Cusco. Danach Bolivien, ... ach, mal sehen, was so kommt! Hier berichte ich über meine Erfahrungen während der Reise und natürlich freue ich mich auf Eure Gästebucheinträge!
Details:
Aufbruch: 17.05.2017
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 22.12.2017
Reiseziele: Peru
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien
Der Autor
 
Katharina Arguedas Torres berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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