Interrail-Tour durch Italien und Griechenland

Reisezeit: Juni 2006  |  von Matthes Jansen

Von Ancona nach Florenz, ein "Katzensprung"

Wir wissen nicht genau, wann wir wach wurden und das war auch egal, es gab keinen Zug zu erwischen und deshalb auch keinen Zeitdruck. Wir machten da weiter, wo wir am Vorabend aufgehört hatten ,also Lesen / Sonnen, und waren insgeheim ein wenig stolz, wie unproblematisch und gut organisiert alles bis jetzt abgelaufen war...wir ahnten nicht, das das der stressigste Tag des ganzen Urlaubs für uns werden sollte.
Als wir in Ancona ankamen mussten wir erst einmal zum HBF, weil die Fähre nur in der Nähe einer kleinen Haltestelle ohne Informationsschalter anlegte. Ein Barkeeper sagte mir, in welcher Richtung und wie weit der HBF entfernt war. Das war gegen 13.15 Uhr.
Am HBF angekommen mussten wir verwundert feststellen, dass es keine Direktverbindung nach Siena gab, womit wir eigentlich gerechnet hatten. Da wir sowieso über Florenz hätten fahren müssen, entschieden wir uns deshalb spontan schon gleich unsere 3 geplanten Tage in Florenz vorzuziehen und erst danach nach Siena zu fahren. Doch schnell merkten wir, dass es auch keine Direktverbindung nach Florenz gab, obwohl die Hauptstadt der Toskana nur 185km Luftlinie von Ancona entfernt ist. Ich erkundigte mich nach dem kürzesten, zuschlagsfreien Weg nach Florenz und bekam einen Ausdruck, wonach wir erst nach Bologna fahren mussten um 15Uhr und von da aus gegen um 19:30 Uhr nach Florenz.
Während der Wartezeit holte ich in Ancona Äpfel und Wasser wobei ich schnell merkte, dass es auch in Italien trotz Florenz, Rom und Pisa entgegen aller Romantik ebenfalls graue, hässliche Kleinstädte gibt.
1 ½ stunden später hieß es: Ancona, auf nimmer wieder Sehen!

Gegen 17 Uhr kamen wir in Bologna an, kontrollierten noch einmal, ob die in Ancona erhaltene Zugverbindung nach Florenz auch wirklich stimmte und hatten nun 2 Stunden Zeit, um uns ein wenig von dieser Studenten Hochburg anzusehen.
Wir sahen nicht viel, nicht zuletzt, weil wir unser gesamtes Gepäck dabei hatten, aber was wir sahen gefiel uns so sehr, dass wir mit dem Gedanken spielten 1,2 Tage dort zu bleiben bzw. später noch einmal zurückzukommen.
Auf Grund der vielen Jungen Leute gibt es ein großes Angebot an entsprechenden Geschäften.
Die Haupteinkaufsstraße verläuft komplett unter Arkaden, überall gibt es etwas zu sehen und außerdem, und das war der größte Pluspunkt, aß ich dort in einem kleinen aber unheimlich überfüllten Pizza Schnellimbiss die beste Pizza aller Zeiten, noch dazu für nur 1€ das Stück!
Als wir gegen 19 Uhr wieder zum Bahnhof gingen hatten wir das Gefühl mit dieser Stadt einiges verpasst zu haben aber na ja, man kann nicht alles haben.
Als wir den Zug bestiegen, der uns nun zum Florenzer- HBF bringen sollte merkten wir gleich beim Einsteigen, dass es sich hierbei um einen Schlafzug handelte, irgendetwas konnte nicht stimmen. Sofort nach dem Einsteigen fielen wir auch dem Schaffner auf und der verlangte unsere Tickets. Ich zeigte ihm unschuldig unsere Inter-Rail Tickets, wohlwissend, dass das nicht das war, wonach er fragte und sagte wir bräuchten keine Tickets. Sofort fing er an mich mit einer Mischung aus Englisch und Italienisch anzubrüllen. Ich sagte ihm 2-mal, dass uns in Ancona versichert wurde, dass wir für diesen Zug keine Reservierung bräuchten. Dann zeigte ich Ihm den Ausdruck aus Ancona, auf dem zweifelsfrei aufgeschrieben war, dass dieser Zug für uns beide "FREE" war und beschwerte mich, es könne nicht sein, dass die Gäste davon abhängig seien, ob sie gerade einen gut oder schlecht informierten Bahnangestellten fragten.

Als er sich erneut den Ausdruck angesehen hatte ging er weg ohne etwas zu sagen und ohne erst richtig zu wissen, woran wir waren, blieben wir mitten im Durchgang stehen. Es lief darauf hinaus, dass er uns die ganze Fahrt über in seinem! Abteil duldete, wir im Gegenzug immer fleißig zur Seite sprangen mit unserem sperrigen Gepäck, wenn jemand vorbei musste. Irgendwann hielt der Zug dann mitten in der Botanik an und wir mussten 30 Minuten warten bis es weiter ging. Als wir endlich die Vororte von Florenz erreichten, ging die Sonne bereits langsam unter. Als wäre der vorangegangene Ärger nicht genug gewesen, fuhr der Zug nicht zum HBF sondern nur zu einer kleineren, außerhalb gelegenen Haltestelle, die nicht auf unserem Stadtplan verzeichnet war. Als wir dort ausstiegen, waren die Straßen schon leer, es gab nirgendwo einen vernünftigen Stadtplan und es dunkelte. Wir stellten uns schon darauf ein die Nacht durchmachen zu müssen. Dann sahen wir eine Bushaltestelle und erkannten zu unserer Verwunderung auf der Route den Namen des Platzes wieder, in dessen Nähe der Campingplatz war, zu dem wir wollten. Leider standen wir an der vorletzten Station der Route, unsere Zielstation hatte er da schon bereits passiert. Daria machte sich sofort auf den Weg, um die Haltestelle in die andere Richtung zu suchen, fand jedoch nichts. Also stiegen wir in den nächsten Bus ein, der kam, um von der Endstation wieder die ganze Strecke zurück zu fahren zur Piazza Michaelangelo. Als kurz nach dem Einstieg die gleiche Busnummer, nur in entgegengesetzter Richtung, an uns vorbei fuhr, also unser Bus!!!, waren wir bereits zu müde, um uns aufzuregen. Wir stiegen an der nächsten Haltestelle aus und liefen in die Richtung, in die der Bus gefahren war. Nach 10 Minuten fanden wir endlich die andere Haltestelle und warteten 20 Minuten auf den nächsten Bus. Dieser kam um 22.00 Uhr, wir stiegen ein und fuhren bis zu unserer Zielstation. Glücklicherweise lag diese ganz genau vor unserem Campingplatz. Als wir uns dann noch um 22.35 Uhr anmelden und sogar unser Zelt im Dunkeln aufbauen durften konnten wir unser Glück kaum fassen. 15 Minuten später schliefen wir schon. Dafür, dass wir nur 185km hatten überwinden müssen sind wir verdammt lange unterwegs gewesen: 9 Stunden!!!

© Matthes Jansen, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vom 7-25 Juni 2006 machte ich mit meiner Freundin eine 19-tägige Interrail-Tour durch Tour durch Ligurien,Pisa,Rom,Athen,Siena,Florenz,Verona,an den Gardasee und nach Mailand.
Details:
Aufbruch: 07.06.2006
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 25.06.2006
Reiseziele: Interrail in Italien
Griechenland
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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