Flucht vorm deutschen Winter nach Swakopmund
...wie bei Familienbesuch
Eine weitere Gästegruppe ist angekommen, die für die beiden letzten Tage ihrer Namibia-Rundreise Akapaue noch kennenlernen möchten.
Ein festliches Frühstück ist gedeckt in der Frühsonne an einem runden großen Tisch, der der Familie Thullesen gewidmet ist. Andreas und seine Frau nehmen selbstverständlich zusammen mit allen Gästen daran auch Platz und es wird viel erzählt: was es hier im Tagesverlauf ständig zu tun gibt, worauf man täglich von neuem achten muß.
Christa hat bei sich die beiden Kinder versorgt und den aufgelesenen Trockenopfern zu trinken gegeben: ein Warzenschwein, ein Orang-Utanbaby, das mit dem 5jährigen nachts im selben Bettchen schläft, drei Springböcke, die mit Milch am Leben gehalten werden müssen.
Und dann sind da noch die Pferde zu versorgen, die aber erst eingeritten werden müssen ! Einreiten ? was heißt das ?
Ja, die liefen bisher ja frei herum, und Christa ist die einzige, die es sich zutraut und die es auch kann, solche Rösser wieder zu Reitpferden zu machen, ohne getreten zu werden!
die drei bestimmen genau die Reihenfolge, nach der sie an die Flasche dürfen, lassen aber für das dritte Tier noch genug übrig !
und was machen die Beschäftigten hier ?
Die 4 Leutchen hier sind den ganzen Tag beschäftigt, jeden Tag was anderes, manchmal ganz unerwartet.
Nach dem Regen jetzt mußten alle Zäune auf Schäden untersucht und geflickt werden, alles dazu nötige Werkzeug muß im mitfahrenden Auto bereitliegen und man muß hinfahren können !
Der Garten muß bewässert werden, solange die Pumpen es hergeben. In den vergangenen 3 Jahren sank der Grundwasserspiegel immer weiter und auch ganz ungleichmäßig.
Pumpen, die kein Wasser ansaugen können, gehen schnell kaput, das muß ständig überwacht werden.
Pumpen dürfen auch nicht geklaut werden.
Das muß man selbst überwachen können.
Einige Tage vorher war ich mit auf einer Farmerversammlung. Dort bot ein Vertreter ein digitales Meß- und Meldegerät an, das an jeder Pumpe angeschlossen werden kann und den jeweiligen Zustand an eine zentrale Meldestelle funkt.
Ja, aber ein Dieb wird doch als erstes die Batterie abkneifen ?
Ja, dann kommt aber noch vorher ein besonderer Warnton in der Zentrale an.
Andreas ist skeptisch, so was teures zu installieren, besser sei es, die eigenen Mitarbeiter zu geeigneter Wachsamkeit zu erziehen.
Die stammen doch aus Stämmen, die von Rinderzucht allein gelebt hatten und immer in der Nähe der Tiere blieben. Dann hatten die Kolonialherren die Zäune gezogen, viel mehr Rinder gezüchtet und die Einheimischen zu Sklaven gemacht, die nur auf Befehle gehorchen mußten.
So hatte Andreas das auch hier vorgefunden. Seitdem versucht er, jeden Morgen zunächst ein Gespräch mit ihnen zu führen und sie aufzufordern, über die bisherigen Arbeiten zu berichten und etwaige Unzulänglichkeiten hervorzuheben, von denen sie meinten, das noch mehr getan werden müsse. Damit macht er gute Erfahrungen und die Leute bekommen ein Empfinden, dass sie gebraucht werden, wenn Umstände es erzwingen.
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr ja mal an so einer Besprechung morgen teilnehmen !
Das heutige Gespräch haben wir ja schon hinter uns !
Rundfahrt durchs Gelände der Farm
Nach so bviel täglicher Routinearbeit hat Andreas und Gattin sofort die Gäste zu einer Rundfahrt durch das gesamte Farmgelände eingeladen, Start um 9.45 Uhr! Mit dem Besucher-Toyota mit erhöhter Platform starten wir über Feldwege im Schritttempo durch die Steppe. Hinten sehen wir einen Schwarm Schwarzstörche hochsteigen, hinter einer Baumgruppe starten zwei Raubvögel in Adlergröße - nein das seien Aasgeier-,kurzer Halt an einem Busch, da unten die Schildkröte könnte uns vor die Reifen laufen ! Dann Halt zum Aussteigen an einem Termitenhügel, aus dem ein Baum herausragt:
Termiten gibt es hier überall, man sieht ständig mehrere Hügel. Bis zu 6 Meter hoch können sie werden! Dieser hier ist nur 3 Meter, aber da gibt es viel zu erklären.
Wenn sich die Termiten an einem Baum ansiedeln, dann ragt der fast immer nach Norden heraus, dann bekommt der Hügel tagsüber etwas Schatten.
Die weißen Pilze hier unten sind eßbar!
Drei davon schneidet sie ab, denn die wird es heute zum Abendessen geben ! Rund um den Hügel krabbeln kleine Ameisen, ja, Ameisen, keine Termiten, denn die wohnen nur innen bis zu 3 Meter Tiefe. Die Ameisen rund um den Hügel haben kleine Krater mit einem Loch mitten drin gebohrt- so sorgen sie für eigene Belüftung und auch für die Termiten innen drin - eine gute Lebensgemeinschaft!
Kann denn der Baum überleben, wenn die Termiten in seinen Wurzeln hausen ? Am Ende nicht, denn die Termiten fressen ja alles Holz
Anderswo sehen wir dann auch verlassene Termitenhaufen mit Resten Von Ästen -ohne Wurzeln !
Da hinten am Zaun seht Ihr dort das Gecko ? Andreas und Frau sehen alles sofort, wir müssen meist erst den Horizont absuchen oder zwischen Büsche peilen, bis wir was sehen, schnelles Fotografieren wäre nötig - mein Handy ist zu lahm dafür -oder ich !
Da rechts neben dem Hinterreifen ist eine Schildkröte!, hier lieber nicht aussteigen, da könnten Schlangen sein !
Gibts hier auch Leoparden ?
Ja, aber die streunen hier auf einem Weg von etwa 70 Kilometern, auch auf dem Gelände der Nachbarfarm - und heute hat der Nachbar sie bei sich gesehen, also können wir hier ungefährdet auch zwischen den Bäumen langfahren.
Sonst nicht ?
Na ja, die springen über die Zäune weg und verstecken sich im Geäst von Bäumen, da muß man aufmerksam sein, damit die nicht plötzlich von oben angreifen, wenn sie sich angegriffen fühlen !
Die Sonne hat sich hinter Wolken versteckt, aber an Regen sei heute nicht zu denken.
Uns ist die Orientierung inzwischen verlorengegangen. Kommen wir zur Farm auch wieder hzurück ?
Ja, dabei passieren wir noch verschiedene Turmgeüste mit den Vornamen der Söhne von Herrn Thullesen: Jan und Ben ! Von hier aus können Touristen auf Jagd gehen !
Ein Wasservorratsbehälter am Haus. Kaum hatte es geregnet, da müssen auch schon Frösche ihre Eier hier abgelegt haben, es wimmelt von Kaulquappen!
Wasserbehälter müssen hoch genug aufgestellt sein, damit man im Haus den Hahn erfolgreich aufdrehen kann
Einmal wöchentlich muß der Garten Wasser bekommen, in den letzten beiden Jahren hatte es dazu nicht gereicht !
Gegen 18.45 Uhr startet Andreas erneut mit uns, dieses Mal mit Kurs überwiegend nach Westen und Norden, manchmal genau gegen die Sonne. Nach einigen Kilometern mit geringer Steigung landen wir auf einer Anhöhe.
Von hier aus sieht man den Horizont in allen Richtungen. Andreas hat mit seinen Leuten hier ein kreisrundes Fundament aus Beton gebaut. Das soll ein Versammlungsort für festliche Anlässe auf der Farm werden: So viel wie Natur wie möglich, so viel Luxus wie nötig!
Hier kann man namibischen Sonnenuntergang sehen !
Wir knipsen im Minutenabstand die niedergehende Sonne ab 19.18 h. Dabei merken wir, dass sie sich etwas weiter nach links verschiebt, das ist doch aber nicht Nord-Westen? Und da hinten rechts die Mondsichel zwei Tage nach Neumond ist nach rechts geöffnet, da stimmt doch was nicht ? Doch, wir sind hier doch auf der Südhalbkugel. Ja aber die Sonne geht doch im Osten auf und im Westen unter. Ja, sie steht mittags doch auch im Norden !
Während wir alle lautstark über die sphärische Geometrie diskutieren, verpassen wir fast das Wichtigste: Den Sonnenuntergang knipsen, wenn die halbe Sonne oder etwas mehr schon versunken ist!. Beim Abdrücken blendet auch die Drittelsonne noch, dann ist sie binnen Sekunden weg !
So sieht nun unser Abschiedsfoto aus, bevor wir zum festlichen Abendbrot starten mit gesäuberten rohen Pilzen von heute früh ! und einem speziellen namibischen Knabberessen omayova
Aufbruch: | 18.01.2025 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 04.03.2025 |
Nauru