Mexiko von Innen - Patenreise zu einem Hilfsprojekt

Reisezeit: Februar 2006  |  von Juergen Salzbrunn

Besuch der Fiesta mit der Patenfamilie

Am nächsten Samstagmorgen wurden wir von den üblichen Schüssen geweckt. Wir trafen uns wieder in dem Restaurant im Zentrum Tonaticos zum Frühstück. Hiernach gingen wir ins Büro und legten fest, wer welche Aufgaben erledigen sollte. Eine Gruppe setzte die Verteilung der übrigen Pakete fort, während Uwe, Marita und ich im Büro blieben, um dort Büroarbeiten zu erledigen. Dafür hatten wir heute Mittag Zeit, ein Mittagessen zu uns zu nehmen. Kaum waren wir hiermit fertig, stießen bereits die anderen hinzu.

Nach dem Essen gingen wir gemeinsam ins Büro. Dort wartete bereits ein Bewerber, der gerne unsere Projektarbeit unterstützen wollte. Ich machte mich wieder an den Computer, um dort noch einige Programme zu installieren. Andere kauften noch ein Paar Kleinigkeiten ein, da wir beabsichtigen, am nächsten Tag eine Feier für die Kinder zu veranstalten.

Hiernach gingen wir zurück ins Büro und ruhten uns ein wenig aus. Um 19.00 Uhr trafen Miguel und ich sodann uns mit unseren Patenfamilien an der Kirche. Meine Patenfamilie wartete bereits als wir kurz vor 7 Uhr dort eintrafen. Sogar die große Schwester war aus Toluca gekommen. Diese hat ein Stipendium und angefangen Jura zu studieren. Die Mutter meines Patenkindes ging an 2 Krücken. Die gesamte Familie freute sich sehr, mich zu treffen. Deren Freude sprach aus ihrer gesamten Mimik und den Augen. Diese strahlten über alles. Der Vater meines Patenkindes war eher ein wenig zurückhaltend. Ebenso wie die kleine Schwester. Mein Patenkind brannte sichtlich darauf, sich mit mir zu unterhalten. Da mein Spanisch nicht sehr gut ist, half Miguel aus. Dieser wartete noch auf seine Patenfamilie, die ein wenig später eintraf. Die große Sorge der Mutter meines Patenkindes war, was passiert, wenn mein Patenkind eine weiterführende Schule in Toluca besuchen sollte. Ich beruhigte sie und sagte ihr, dass die Patenschaft solange weiter besteht, solange mein Patenkind eine Schule oder Ausbildung besucht und sie mit ihrem Mann weiter in Tonatico wohnt.

Um das Eis ein wenig zu brechen, gingen wir auf die Fiesta. Wir starteten an einem Stand mit Luftgewehrschießen. Zur allgemeinen Erheiterung und Auflockerung trug bei, dass dort nicht um Gewinne geschossen wurde, sondern dass bei einem Treffer beispielsweise ein Bär Wasser auf die Zuschauer spritzte. Weiter gingen wir zu den Autoscootern. In dem Autoscooter fuhren die Patenkinder von Miguel in einem Autoscooter, mein Patenkind mit Schwester sowie Miguel und ich in einem Autoscooter. Hierbei bauten wir naturgemäß gegenseitig sehr viele Karambolagen.

Die Angst fuhr mit

Die Angst fuhr mit

Während wir sehr viel lachten, standen die Eltern der Patenkinder am Rand und schauten uns zu. Diese lächelten sichtlich in sich hinein und freuten sich, ihre Kinder lachend und glücklich zu sehen. Von den Autoscootern schleiften uns die Patenkinder in ein Karussell, das die Mitfahrenden in wilden Bewegungen kopfüber in den Himmel katapultierte und eigentlich nur dazu gedacht war, einen Brechreiz zu provozieren. Wir gaben nach und setzten uns in dieses Karussell. Die Sicherheitsvorkehrungen dort waren nicht gerade Vertrauen erweckend. Es gab einen Bügel, der den Körper in den Sitz presste und dafür sorgen sollte, dass man bei den Kopfüberschleuderbewegungen nicht aus dem Karussell fiel. Dieser Bügel wurde noch durch eine Leine mit einem Karabinerhaken gesichert. Eine richtige Kontrolle, ob dieser Karabinerhaken geschlossen war, fand nicht statt. Während Miguel in diesem Karussell rot anlief, gab sein Patenkind ihm den Tipp, dass er ganz ruhig atmen sollte, um dies besser zu überstehen. Mein Patenkind verlor in diesem Karussell auch jegliche Scheu. Er erzählte mir, dass er mit seinen knapp 14 Jahren bislang noch nie Karussell gefahren war. Nachdem wir aus diesem Karussell mühsam entstiegen, Miguel rot, ich weiß, waren die Patenkinder von uns sichtbar glücklich. Auch die Mamas und Papas der Patenkinder strahlten und sahen sehr, sehr glücklich aus. Nach diesem Horrorkarussell schleiften uns die Patenkinder in das nächste Karussell. Dabei handelte es sich um eine Scheibe, welche sich schnell drehte und dabei gleichzeitig noch Schüttelbewegungen nach oben und unten durchführte. Während dieses wilden Drehens und Schüttelns bekamen Miguel und ich wieder unsere gewohnte Gesichtsfarbe. Miguel rot und ich kreidebleich.

In diesem Karussell fuhr ich mit der kleinen Schwester meines Patenkindes. Mein Patenkind Vicente fuhr mit seinem Vater und war richtig froh, etwas Vergnügliches mit seinem Vater machen zu können. Miguel und mir ging es richtig schlecht in diesem Karussell. Während der Wipp-Bewegungen knirschte es vernehmlich. Dies trug noch mehr zur Steigerung unseres Gesichtsausdruckes bei. Aber unsere Patenkinder hatten sichtlich ihren Spaß hierbei. Als Miguel später sein Patenkind fragte, was das Beste von allem an diesem Tag war, antwortete sein Patenkind, das Beste war unser Gesichtsausdruck: Miguel rot und ich, kreidebleich.

Nach diesem Karussell waren die Patenfamilien alle sehr glücklich und Miguel und ich sehr fertig. Die Patenkinder und Geschwister freuten sich offen, während die Eltern still in sich hinein strahlen.

Nach diesem Karussell benötigten Miguel und ich eine Pause. Wir gingen in ein nahe gelegenes Restaurant und bestellten eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Da wir unser Essen aufgrund der Karussels nicht hinunten bekamen, wandert das meiste zu den Partenkindern.

Auf die Gelegenheit in Ruhe mit mir zu sprechen hatte mein Patenkind schon lange gewartet. Es wollte von mir alles wissen. Was ich für Hobbys habe, was ich genau arbeite, welche Musik ich mag, welche Spiele ich mag etc. Ich merkte richtig, wie mein Patenkind und dessen Eltern mich richtig gut leiden konnten. Vicente erzählte mir mit Händen und Füßen sowie mit seinem schnell gesprochenen Spanisch, dass ich nur teilweise verstand, wie er sich den Arm gebrochen hatte, und dass er Probleme mit der Gesundheit, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Blutdruck etc. hatte. Wenn es mit der Verständigung überhaupt nicht mehr ging, half Miguel aus.

Miguel unterhielt sich noch mit der Mutter meines Patenkindes über die Organisation. Diese wünschte sich z.B. in den Essenspaketen etwas öfter Bohnen anstatt Reis. Sie ist aber sonst wohl sehr zufrieden.

So saßen wir eine Weile zusammen und unterhalten uns mit Händen und Füßen und hatten eine Menge Spaß zusammen. Miguels Patenkind und dessen Schwester machten die ganze Zeit Fotos mit Miguels Kamera. Vicente, mein Patenkind, sagte mir, dass er mir gerne alle Sehenswürdigkeiten von Tonatico zeigen wollte. Ich vertröstete ihn auf den nächsten Besuch, den ich bereits für den März geplant hatte. Ich sagte ihm auch, dass ich gerne sein Pate sei und ihn solange unterstütze, wie er mich während seiner Schul- oder Ausbildungszeit braucht. Ich sagte ihm auch, dass ich es toll finde, dass er anfing, eine Fremdsprache zu lernen. Gegen 22.00 Uhr gingen wir auf das Feuerwerk, das auf dem Platz an der Kirche stattfand. Wir machten hierbei noch eine Menge Späße zusammen bevor wir uns kurz vor 23.00 Uhr, am Ende des Feuerwerkes, trennten. Die Patenfamilien gingen nach Hause und Miguel und ich direkt im Hotel ins Bett.

© Juergen Salzbrunn, 2006
Du bist hier : Startseite Amerika Mexiko Besuch der Fiesta mit der Patenfamilie
Die Reise
 
Worum geht's?:
Patenreise zu einem Hilfsprojekt der Deutschen Humanitären Stiftung nach Tonatico in den Bergen von Mexiko
Details:
Aufbruch: 02.02.2006
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 09.02.2006
Reiseziele: Mexiko
Der Autor
 
Juergen Salzbrunn berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.