Amazonas-Peru-Ecuador-Kolumbien

Reisezeit: September / Oktober 2006  |  von Roland E.

Popayan

Ich laufe in Popayan ins nahe Zentrum und klappere ein paar Hotels ab. Sie liegen finanziell aber weit ausserhalb meiner Möglichkeiten. Im Casa la Virrey, einem wunderbaren Kolonialgebäude sucht der Rezeptionist ein Zimmer. Er scheint die Sache nicht im Griff zu haben. Ein Zimmer ist eine Baustelle, ein anderes hat ein Bad (kostet 15 Euro, ohne Bad nur 7.50 Euro) Dann schaut er wieder auf die Liste und grübelt. Nachdem wir alle Zimmer vergeblich abgeklappert haben, glaubt er immer noch eins zu finden doch ich gehe weiter. Ich gehe ins Casa Familiar del descuandero (oder so ähnlich). Eine alte nette Frau bietet dort nur Dormitorios an, ich kann aber ein Zimmer für mich allein nutzen, da es keine anderen Gäste hat. 15000 Peso finde ich ziemlich teurer, das versprochene warme Wasser hat es auch nicht, hatte es aber auch in Ibarra nicht. Dafür funktioniert die Toilette. Popayan ist wie ausgestorben, dafür wunderschön. Eine bestens erhaltene Kleinstadt. Ausser die schummrigen Neonlicht-Diskotheken ist hier nichts los und auch diese sind wahrscheinlich leer. In diese Diskos gehe ich eh nicht; ab dem Licht kriege ich Kopfweh.

Die weissen Kolonialhäuser von Popayan

Die weissen Kolonialhäuser von Popayan

Also gehe ich früh ins Hotel schlafen. Ein grosses Glück! Ich schlafe nicht gern in Dormitorios, jeder kann dir hier dein Zeug klauen. Die Tür kann ich nicht abschliessen. Um 1.00 Uhr ist mein Tiefschlaf beendet und ich döse etwas. Um 2.30 höre ich eine Türe. Schritte. Sie gehen nicht auf die Toilette, sie kommen zu mir! Ich höre eine Türe, drehe den Kopf, es ist meine! Ich sehe einen Gringo mit Rastalocken und Bart. Ich kenne dieses Schwein. Er war im selben Restaurant und hat gesehen, wie ich an meiner Kamera rumhantierte. Als ich das Restaurant verliess, hatte er so den Blick gesenkt. Dieses Blick hat man drauf, wenn man was im Schilde führt. Aber ich wusste nicht, dass er im selben Casa übernachtet! Ich reagiere instinktiv und rede sehr laut, damit es die gastgebende Familie hören kann: "What are you doing hier, che pasa?" Der Typ ist völlig baff, steht einfach nur da. Ich will gerade aufstehen und ihn rauswerfen, da murmelt er "wrong room". Ich rufe ihm ladron (Dieb) nach.
Ich finde keinen Schlaf mehr. Obwohl meine Kamera sicher mit meinem Schloss eingeschlossen ist, bin ich unruhig. Diese Szene hat mir mehr zugesetzt als ich es mir vorstellen konnte. Zudem höre ich dieses Schwein nicht, er ist noch nicht in seinem Zimmer. Wer weiss, was der alles intus hat. So schlafe ich bei Licht, höre irgendwann, dass das Schwein in sein Zimmer zurückkehrt. Doch nun glaube ich regelmässig Türen zu hören und zwei Stunden später bin ich mir sicher, dass wieder eine Türe ging. Und jemand draussen im Gang rumschleicht. Da ich davon ausgehe, dass nur er und ich hier übernachten, kann nur er es sein.
Am nächsten Morgen verzichte ich darauf, die Senora zu benachrichtigen. Sie ist eine so nette Frau und kann ja auch nichts dafür. Sie wäre nur unnötig in Sorge. Der Typ liegt bei offener Tür in seinem Bett. Am liebsten hätt ich ihn mit einem feuchten Lappen aus dem Casa gejagt.

© Roland E., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit einem stinkenden Boot gings über den Amazonas ins moderne Peru, dem einzigen lateinamerikanischen Land, indem man mit Englisch durchkommen könnte, dann nach Ecuador, dessen Bewohner ich äusserst garstig empfand, also schnell weiter ins wilde Kolumbien, dass sich als ganz zahm erwies.
Details:
Aufbruch: 04.09.2006
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 05.10.2006
Reiseziele: Kolumbien
Südamerika
Iquitos
Ecuador
Der Autor
 
Roland E. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.