Namibia mit Rudi November 2006

Reisezeit: November 2006  |  von Sabine H.

Stürmisches Lüderitz

20.11.2006 Aufbruch nach Lüderitz !

Nach einem leckeren Frühstück zusammen mit einer beachtlichen Anzahl an verschiedenen Vögeln um uns herum und auf dem Tisch, die uns unser Essen streitig machten, haben wir die Canyon Lodge verlassen und uns auf die "pad" zum Fish River Canyon gemacht. Unterwegs konnte ich wieder viele von diesen wirklich außergewöhnlich schönen Köcherbäumen betrachten und außerdem 2 Oryx-Antilopen sehen. Angesichts eines "graders", ein Straßenbaufahrzeug, das die Schotterstraßen instand hält, hat Rudi mir erstmal erklärt, wie so eine Schotterstraße aufgebaut ist und wie sie repariert wird. Interessant ! So einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, ist es offenbar durchaus nicht ! Die Piste, die dann zu den Aussichtspunkten am Canyon führt, war dann ziemlich übel, ich bangte sehr um unsere Reifen, zumal wir nur einen Ersatzreifen dabei hatten, was Rudi für ausreichend hielt. Südafrikaner haben nicht dieses Doppelt-und-Dreifach-Absicherungsbedürfnis, wie die meisten Deutschen. 2. Ersatzreifen ? Pah, wozu ? Irgendjemand wird helfen, wenn denn wirklich der 1. Ersatzreifen zerlegt ist. Extra Benzinkanister ? Nur überflüssiger Ballast, wir verfahren uns schon nicht. Wassernotvorrat für mindestens 2 Tage ? Lächerlich, wozu einen Swimmingpool durch die Gegend kutschieren ! Nun ja, ich mußte zwangsläufig meine Bedenken zurückstellen, eine Wahl hatte ich ja eh nicht...

Aber dann der Canyon: Atemberaubend ! Wunderschön und so riesig ! Gewaltig ! Es ist Wahnsinn, wenn man das erste Mal im Leben eine solche grandiose Landschaft sieht ! Zerklüftet einerseits, aber doch mit regelmäßigen Strukturen, die das Auge verwöhnen. Abgründe, Fels- und Farbformationen, der strahlend blaue Himmel, der erfrischende Wind, die klare Luft, der Schluck Wasser, den der Fish River noch führte - es ist einfach unbeschreiblich schön ! Rudi, der wohl zum 17. Mal diese Aussicht genoß, war natürlich nicht so überwältigt wie ich. Probleme hatte ich damit, unmittelbar an den Rand zu gehen, da packte mich wieder meine Höhenangst. Rudi dagegen turnte wie üblich direkt am Abgrund herum, was ich kaum mitansehen konnte. Wir haben noch an einem weiteren Aussichtspunkt gestoppt und Rudi hat mir anhand der dortigen Karte erklärt, wie die Wanderung verläuft, die man zu einer bestimmten Jahreszeit im Canyon machen kann und die er auch gern mal machen würde. Es muß ein anstrengendes Abenteuer sein, diese Tour zu unternehmen. Wir hatten keinerlei super-anstrengende Programmpunkte für unsere Reise eingeplant und sind stattdessen auf der Toyota-Corolla-Teststrecke wieder zurückgekehrt zur gravel road. Eines hatte ich schon bei meiner 1. Namibia-Reise im März diesen Jahres gelernt: Namibia ist ein gutes Land, um Schilder zu fotografieren, weil in diesem leeren Land einfach die witzigsten Schilder zu finden sind und so war es auch hier am Fish River Canyon.

Gaaaaanz langsam !

Gaaaaanz langsam !

Wir mußten auftanken, alle 3 - Toyota, Rudi und ich - deswegen führte unser Weg zum Canyon Road House, wo wir alle unsere Getränke bekamen; Benzin, Kaffee und Savannah Dry. Dazu noch nette Fotos von verstorbenen Autos...

Endete Al Capone in Namibia oder nur sein Auto ?

Endete Al Capone in Namibia oder nur sein Auto ?

Weiter ging´s durchs Nichts immer wieder an erstaunlichen Stellen vorbei mit erstaunlichen Geschichten. Rudi hat mir die Funktionsweise der Heliographen erklärt, die die Schutztruppensoldaten zur Nachrichtenübermittlung benutzten und selbst an den unwirtlichsten Plätzen finden sich die Spuren deutscher Kolonialvergangenheit...

Der Ort Seeheim ist als Dorf auf meiner Karte eingezeichnet und ich hatte tatsächlich so etwas wie ein echtes Dorf erwartet. Als wir dort eintrafen konnte ich kaum glauben, daß dieses Hotel und die wenigen Häuser plus "Bahnstation" tatsächlich eine menschliche Ansiedlung sein sollten ! Immer wieder fragt man sich, wie es die Menschen in derartiger Einsamkeit aushalten ! Weiter gings nach Aus. Wir entdeckten ein niegelnagelneues Info-Center und da wir uns sowieso nach den Wildpferden erkundigen wollten, kehrten wir dort ein. Die hochmotivierten Mädels dort gaben uns super Auskünfte und sprachen ein so klares Afrikaans, daß selbst ich keine Probleme hatte, sie zu verstehen. Auch Rudi bemerkte schnell, daß er nicht übersetzen mußte. Man schlug uns vor, doch im angeschlossenen kleinen Cafe noch etwas zu essen und zu trinken und wir nahmen dankbar an, denn es war sowieso schon lunchtime. Ich habe noch nirgendwo einen derartigen Berg super-leckerer Sandwiches serviert bekommen ! Die Portion war gigantisch, nicht teuer und es gab frischen Kaffee dazu. Die Köchin beobachtete uns aus ihrer Küchenecke und schien mir sehr stolz zu grinsen, als sie unsere Begeisterung über ihre Sandwiches an unseren Gesichtern ablesen konnte... Draufzu bekamen wir noch eine Tüte der besten Weihnachtsplätzchen, die ich je gegessen habe - gebacken von den Damen von Aus für wohltätige Zwecke. Gestärkt machten wir uns auf nach Lüderitz, unterwegs wollten wir versuchen, die Wildpferde zu finden, was uns jedoch leider nicht gelang. Vielleicht wegen der Tageszeit (glühende Mittagshitze). Die endlos scheinende Asphaltstrecke nach Lüderitz war mal wieder für mich zum Fahren reserviert, Rudi zog es vor, auf dem Beifahrersitz ein Nickerchen zu halten. Ca. 30 KM vor Lüderitz fand ich den Sandsturm, der halbe Dünen über die Straße fegte, dann irgendwie doch so beunruhigend, daß ich Rudi weckte. Ich hatte gelesen, daß dieser feine Sand gerne Mal Getriebe und Motor von Autos lahmlegen. Aus Rudis Richtung kam allerdings auf meine Bedenken nur ein "weiterfahren, fertig aus !". OK ! Vorbei an Kolmannskuppe, daß für den nächsten Tag auf dem Programm stand, fuhr ich in Lüderitz ein und hatte zum ersten Mal Probleme mit dem Linksfahren. Auf den einsamen Straßen über Land ist es ja halbwegs egal, ob man rechts, links oder in der Mitte fährt. Hier in der Stadt mußte ich mich echt konzentrieren und hätte das Steuer am liebsten Rudi überlassen. Der dirigierte mich stattdessen nach einem kurzen Besuch der Tourist Info wegen der Tickets für Kolmannskuppe nach Shark Island. Meine Fahrkünste in der Stadt waren nicht so dolle, aber zu meiner Verteidigung muß ich sagen, daß ich ständig auf in meinen Augen sinnlose Stop-Kreuzungen traf, die mich verwirrten. Angekommen auf dem Campingplatz von Shark Island präsentierten wir unsere Buchung für eine camp site, obwohl wir schon arge Bedenken hatten, wie wir bei dem Sturm eigentlich unser Zelt aufbauen sollten und vor allem auf dem felsigen Boden verankern sollten ! Der Fehlerteufel kam zur Hilfe, denn auf der Buchung, die dem receptionist vorlag, stand nicht camp site, sondern, ta dah: Bungalow !!! Dem receptionist war´s total egal, die Tussi im Buchungsbüro von Swakopmund muß einen Fehler gemacht haben, wir waren happy und so blieb das Zelt unausgepackt und wir nahmen unseren 6-Personen-Bungalow für umgerechnet ca. 10 EUR in Beschlag. Das 1. Braai-Feuer wurde entfacht und leckere Boere-wors (schreibt man das so ?)gegrillt, dazu gab es Salat, frisches Brot, Shaka-laka (schreibt man das so ?) und einen fantastischen Rotwein aus dem für uns sehr bedeutungsvollen südafrikanischen Dorf Mc Gregor. Der Absacker bestand aus Whisky und für Rudi auch Zigarre. Anschließend fielen wir tot ins Bett.

© Sabine H., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Namibia-Reise mit meinem südafrikanischen Freund Rudi von Kapstadt bis Windhoek
Details:
Aufbruch: 18.11.2006
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 28.11.2006
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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