Mit der Skatrunde nach Lemberg und Kiew 2006

Reisezeit: September 2006  |  von Manfred Sürig

Luxus genießen und Warschau kennenlernen

Sonnabend, den 16.September 2006

Toni und Peter haben schon vor dem Frühstücksbuffet ihren Frühsport absolviert, dabei die Synagoge entdeckt und eine Straße, die zum Ghetto gehört haben könnte. Das Frühstück stellt alles in den Schatten, was wir bisher erlebt haben, leider hat es eine zeitliche Begrenzung um halb zehn und eine inhaltliche: wir können nicht mehr.
Allerhöchste Zeit, nun Warschau zu Fuß in Augenschein zu nehmen. Mit zwei unterschiedlichen Stadtplänen fällt die Orientierung zunächst schwer, aber die bereits erwähnte Synagoge - die einzige, die den Krieg überstanden hat - wird unser erstes Ziel. Leider können wir aber während der Sabbatfeier nicht rein. Weiter Richtung Altstadt nach Nordosten kommen wir durch einen großen Park und dann - man laufe nur den Scharen der Touristen nach - in die Altstadt, die vollends in Touristenhand ist, aber sehenswert, wie die Bilder zeigen mögen. Mitten auf dem Rynek, der restlos mit Imbißbuden und Gartenlokalen vollgestellt ist, machen wir auch eine Imbißpause, um anschließend einen Bogen an der Weichsel zu machen. Zurück wollen wir noch das Diplomatenviertel durchstreifen, Berthold verabschiedet sich inzwischen, um sein Hotelzimmer wirklich voll auszunutzen. Wir entdecken noch die große Hauptkirche, das Kopernikusdenkmal und einen Stadtteil, der zum abendlichen Bummel einladen könnte: Boutiquen, Cafes, Schlemmerlokale fast aller Nationalitäten, außer den polnischen Inschriften deutet nichts mehr darauf hin, dass wir hier im Osten sind. Und auch nicht die Skyline, die wir anschließend auf dem Weg durch den unterirdischen U-Bahnhof neben der großen Nords-Süd-Achse sehen. Warschau steht Frankfurt und Düsseldorf in nichts nach. Wir suchen noch nach einem Rest der Mauer des Ghettos, gerade einmal knapp 8 Meter zwischen einem Schulhof und den Hinterhöfen wiederaufgebauter Plattenbauten. Man kommt nur hin, wenn man das Glück hat, von einem Bewohner dieser Häuser ins Treppenhaus gelassen zu werden, um die Mauer auf dem Hof sehen zu können.

Um 17 Uhr treffen wir uns in der Hotelsauna - um den Hotelluxus voll auszukosten. Die Sauna ist zwar schön, aber hat doch einige Defizite wie einen fehlenden Ruheraum und Sitzgelegenheiten außerhalb der Schwitze. Dafür aber strikte Trennung nach Geschlechtern.
Nach der Sauna könnte ich ohne Abendbrot ins Bett fallen. Aber ich lasse mich noch überreden, wenigstens mitzugehen, um irgendwo noch was zu essen. Wir landen im Fridays, einer Western-Restaurantkette, die wir von einem früheren Besuch in Breslau noch in guter Erinnerung haben. Die Leere im Lokal hätte uns Warnung sein müssen. Aber dass man in einem Fastfoodlokal auch noch Angebranntes vorgesetzt bekommt zu überdurchschnittlichen Preisen und nach unserer Reklamation einfach die Bedienung ausgewechselt wird, um abzukassieren, das ist schon ein starkes Stück. Wir sind bedient im schlimmsten Sinne des Wortes und zahlen centgenau ohne ein Trinkgeld. Nie wieder! So landen wir schon in der Dämmerung wieder in unseren Zimmern und freuen uns aufs Frühstück morgen früh.

Sonntag, 17.September 2006

Das Frühstück ist wieder genauso reichlich, obwohl wesentlich weniger Gäste im Hotel sind. Wir haben nun schon die richtige Taktik zum Rausfischen der besten Sachen entwickelt, aber angesichts des riesigen Angebots müssen wir am Ende doch kapitulieren.
Zum Schluß gönnen wir uns noch eine Stadtrundfahrt mit dem Taxi - weil der Fahrer uns das anbietet. Da die Innenstadt wegen des Warschau-Marathons weitgehend abgesperrt ist, fährt uns der fahrer in den Norden zum Belvederepark im Diplomatenviertel. Schön ist es hier, wir sehen, dass hier jeden Sonnabend ein Chopin-Konzert von einer anderen Firma gesponsort wird. Man müßte noch etwas mehr Zeit haben, Warschau ist eine Reise wert. Eine extra-Reise eben.

Dann gehts zum Airport, und um 13 Uhr steigen wir mit German Wings auf, um nachmittags in Hamburg zu landen. Gerade Zeit genug, um bei der Ankunft mit der AKN am Bahnhof Neumünster-Süd unseren Frauen das zu erzählen, was der Leser auf den vorherigen Seiten gelesen hat. Aber später gibts auch noch die Bilder dazu. Und eine kleine Nachzahlung in die Skatkasse.

Partie an der Weichsel

Partie an der Weichsel

Der Ring in der Altstadt  ist komplett im alten Stil wieder hergestellt, ein Meisterwerk polnischer Restauratoren

Der Ring in der Altstadt ist komplett im alten Stil wieder hergestellt, ein Meisterwerk polnischer Restauratoren

Obwohl abseits gelegene Touristenattraktion, man ist betroffen, wenn man diesen letzten Rest der Mauer des Ghettos hautnah sieht.

Obwohl abseits gelegene Touristenattraktion, man ist betroffen, wenn man diesen letzten Rest der Mauer des Ghettos hautnah sieht.

Die Skyline von Warschau steht der von Düsseldorf oder Frankfurt in nichts nach, nur ist sie erst wenige jahre alt.

Die Skyline von Warschau steht der von Düsseldorf oder Frankfurt in nichts nach, nur ist sie erst wenige jahre alt.

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Sergej, den ich 2004 in Lemberg in der Ukraine kennengelernt hatte, hatte mich wiederholt eingeladen, möglichst auch mit Freunden in die Ukraine zu kommen. Man muß das hier mit eigenen Augen sehen, hatte er immer wieder betont. Nun haben wir unsere eigenen Erlebnisse gehabt und jeder kann selbst zwischen Begeisterung und Verdruß entscheiden.
Details:
Aufbruch: 09.09.2006
Dauer: 9 Tage
Heimkehr: 17.09.2006
Reiseziele: Polen
Ukraine
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.