Freeride to Asia

Reisezeit: Juli 2007 - Oktober 2008  |  von Lucia Dettli / Berny Ackermann

Iran: 15.9.07: Kerman - Bam - Pakistanische Grenze

Km 8000

Hallo Welt - das wichtigste gleich zu Begin: wir sind vorgestern ohne Beule, Empfuehrung oder sonstiger Zwischenfaelle heil in Islamabad angekommen. Die Ereignisse haben sich allerdings echt ueberschlagen! Wir "logieren" durch einen Superzufall in der Privatvilla des Vize-Botschafters der Schweiz in Islamabad (natuerlich ein Basler..) und werden nun so richtig Zeit haben um gemuetlich an unserem Blog zu werkeln. Fuer einige ist er vielleicht eh zu detailliert - fuer uns allerdings gerade richtig, schreiben wir diesen doch auch irgendwie als persoenliche Reisememoirensammlung.

Aber jetzt mal alles der Reihe nach - zurueck in den Iran nach Shiraz:

Sozusagen als Abschiedsabend in Shiraz haben wir eine Einladung (wir werden hier dauernd eingeladen) beim Chef der Wasserwerke angenommen.
Bei einem Happening dieser Natur wird jeweils die ganze Familie mobilisiert und die Frauen verbringen Stunden mit der Vorbereitung. Interessant auch, dass die Einladungen immer gleich fuer den jeweiligen Abend sind. Die Leute haben einfach viel mehr Zeit hier, da es weder Nightlife gibt, noch von gesetzeswegen erlaubt ist, sich ausserhalb der Familie zu treffen (gilt fuer Männlein und Weiblein).

Typisch iranisch oder eben ehemals nomadisch wurde auch bei Muhammeds Familie auf dem Boden gegessen, geschlafen und gelebt. Es gibt kaum Moebel, hingegen jenste Teppiche...natuerlich die begehrten Originalperser... privat ist das Essen uebrigens superlecker, währenddem die "Restaurants" eher unappetitliches servieren.

Nach Shiraz entschieden wir uns fuer die Weiterfahrt in Richtung Kerman/Pakistanische Grenze. Eigentlich haette es uns gereizt auch den Persischen Golf zu erkunden!
Die doch eher harten islamischen Gesetze haben uns aber von diesem Badeabstecher abgehalten - Baden im Iran läuft nähmlich so: man hat zur linken Seite des Strandes einen Abschnitt fuer die Damen, dann kommt ein 3 Meter hoher Vorhang, der weit ins Meer raus geht, rechts kommt der Sektor fuer die Herren der Schöpfung....no fun included...

Bald hinter Shiraz genossen wir nen superschoenen Salzsee ... nein aus obgenannten Gruenden auch nicht badend...

und schlugen uns ueber Pisten durchs Hinterland weiter gegen Osten durch..

im Iran stimmt "der Weg ist das Ziel" hinter jeder Kurve!! wir entdecken wunderschoene Ecken des Landes .. seis Moscheen...

...oder traumhafte Landschaften... die auch zum campen nur so einladen. Natuerlich treffen wir nirgends Touristen an und werden von der Lokalbevölkerung unglaublich freundlich und herzlich willkommen geheissen! Vielen Dank Iran!

Kerman war wie gesagt unsere nächste Destination...typisch iranische Stadt...belebt durch ein Riesendurcheinander. Trotz Lucys Einwand versuchte Berny wiedermal von einem Teppichhändler die richtige Richtung zu erfragen/erraten (das Englisch der Iraner ist wirklich sehr schlecht)!

Da war wiedermal der Moment fuer einen dieser interglaxischen Zufaelle, die wir in den nächsten Tagen noch zu Hauf erleben durften!

Der Besitzer des Gebäudekomplexes dieses Teppichhändlers war nähmlich just der bekannteste Mathematiker Irans.
Mehdi hattte lange Zeit eine Professur in Kanada, weshalb auch seine Toechter heute dort leben. Anders in den Sommerferien... die zur Uebersetzung vom Teppichhändler herbeigerufene Goldiss (eben eine der Töchter Mehdis) lud uns dann zum obligaten Tee ein. Daraus ergab sich kurze Zeit später die Einladung zum Wohnen und unser Bus fand ein Platz im grossen Innenhof.

Unser Pitstop bei Mehdis war einer der tollsten im ganzen Land. Nicht nur weil wir uns endlich so richtig verständigen konnten, nein auch weil die Mehdis den Islamischen Staat wohl sehr gut kennen aber sich auch getrauen diesen objektiv zu beurteilen!

Sehr interessant zu erfahren, wie z. Bsp. die Geheimpolizei noch heute viele Iraner verhaftet und auspeitscht, oder wie schwer sich der soziale Austausch ausserhalb der Familie gestaltet (Zwischen Mann und Frau vor der Hochzeit verboten/durch die allgegenwärtige Geheimplizei kontrolliert).

Auch die Verhuellung der Frau ist fuer viele Iranerinnen ein lästiges Handicap (der Präsident Irans, Achmedinedad, hat dazu in jüngster Zeit wieder eine Verschärfung der Gesetze erlassen) - von dem man sich in den eigenen 4 Wänden rasch befreit .

Am ersten Abend bei Mehdis fand dann gleich eine Geburtstagsparty statt.... dazu durften nur Verwandte eingeladen werden.... es wurde gespiesen, getanzt und genossen, dass man zu Hause "normale" Kleider tragen darf...wir haben uns eher in der Ecke aufgehalten... die Musik (im Iran ist jegliche westliche Musik verboten).. wie auch der Tanzstil hat auf uns gar nicht groovig gewirkt.. toll war das Erlebnis aber unbedingt!

Iranischer Breakdance auf dem Perserteppich

Iranischer Breakdance auf dem Perserteppich

Die Party wurde dann genau um 24 Uhr mit der obligaten Familienfoto beendet... ansonsten wuerde wohl bald die Polizei vorbeischauen und .... dieses Risiko will niemand eingehen. Geniesst die Freiheiten zu Hause!!

Mehdi hatte grosse Angst vor unserer Weiterreise nach Baluchistan.. und setzte sich auf rührende Art und Weise damit auseinander. Mehdi kennt alle Fronten: Die Polizeichefs, die Stadtpräsidenten wie auch die Schmuggler (mit denen hat er während dem Iran/Irakkrieg vielen jungen Wehrpflichtigen das Leben gerettet, in dem er sie nach Afghanistan/Pakistan geschmuggelt hat)....einfach der ideale Reiseberater fuer uns 2 Schweizer.

Krass war seine Erklärung, weshalb es denn momentan im Grenzgebiet so gefährlich sei: denn eigentlich haben die pakistanische und iranische Armee dieses Gebiet (hier werden seit 25 Jahren die Drogen fuer Europa durchgeschleust, weshalb es immer wiedermal Scharmüzel gibt) unter Kontrolle. In jüngste Zeit aber finanzieren hier die Amerikaner ganz gezielt eine kleine Banditengruppe um das Gebiet zu destabilisieren (Terrorismus) .... offensichtlich mit dem einen gemeinen Ziel: Negativpuplizität der Region in der westlichen Welt!

typisches Bild fuer die aktuelle Lage...aufgenommen im Bazar von Isfahan

typisches Bild fuer die aktuelle Lage...aufgenommen im Bazar von Isfahan

Anyway... Mehdi entschied sich dann fuer die legalen Ansprechpartner und organisierte bei Freunden in Bam und Zahedan eine sichere Unterkunft fuer uns. Er setzte sich auch gleich mit der Polizei in Verbindung, weshalb wir dann im Grenzgebiet sogar von einerm Polizeiwagen eskortiert wurden. Vielen Dank!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Aus Interesse für Natur, Kultur, Religion, Unplanbarem und vor allem unserer Selbst, sind wir mit unserem kleinen 4x4 Camper über den Iran, Pakistan und Indien nach Südostasien gereist. Weil wir noch nicht zurück wollen freuen wir uns jetzt riesig über den spontanen Versuch, quer durch Russland, die Mongolei und Kasachstan zurück nach Europa zu cruisen...hoppla hoffentlich hält das unser Bus aus.
Details:
Aufbruch: 15.07.2007
Dauer: 15 Monate
Heimkehr: 10.10.2008
Reiseziele: Schweiz
Kambodscha
Bulgarien
Griechenland
Türkei
Iran
Pakistan
Indien
Malaysia
Thailand
Laos
Japan
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Kasachstan
Ukraine
Italien
Der Autor
 
Lucia Dettli / Berny Ackermann berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Lucia Dettli / sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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