Vietnam, zum 3. Mal...

Reisezeit: August 2008  |  von Sabine H.

Wandertag

17.08.08

Ein uralter russischer Militärjeep - ein Tundra - holt mich morgens für den Wandertag ab. Was für eine Karre ! Aber der üble Straßenzustand lässt nichts anderes zu und ich finde dieses Vehikel ganz interessant !

Immer mal wieder regnet es, was nicht weiter störend ist, ist ja warmer Regen. Beängstigend finde ich allerdings teilweise den Straßenzustand. Da stürzen ganze Wasserfälle die Hänge herunter und quer über die Straße oder man muss große Schlammberge mitten auf der Straße umfahren und hängt mit einem Rad fast über dem Abgrund oder der Asphalt besteht nur noch aus Asphaltbrocken, sodaß ich mehrfach einen Achsbruch erwarte, der aber ausbleibt. Diese Jeeps sind unglaublich robust ! Ein moderner Geländewagen hätte das Programm natürlich auch geschafft, aber diese rappelnde Blechkiste ist schon urig ! Normale Fahrzeuge kommen übrigens nicht durch - wie sehen einige, die umkehren mussten...

traumhafte Bergkulisse

traumhafte Bergkulisse

In einem Tai-Dorf bei strömendem Regen

In einem Tai-Dorf bei strömendem Regen

Wir wandern zunächst zu einer heißen Quelle. Der Weg dorthin ist schon mal eine schöne Schlammschlacht. Ich habe meine dicken Wanderboots an und die müssen keinen Sauberkeitswettbewerb bestehen, also patsche ich oft mitten durch die Schlammkuhlen hindurch. Lao will seine Schuhe offenbar schonen und balanciert manchmal abenteuerlich herum, nur um die Turnschuhe nicht zu ruinieren. Die heißen Quellen sind herrlich, es existieren sogar gemauerte Becken, in denen man normalerweise baden kann, aber die Becken sind leider dem durch die schweren Regenfälle reißenden Bach zum Opfer gefallen. Wir wandern zurück und machen uns auf zu einem anderen Fluss, in dem man (normalerweise) auch baden kann. Den Weg finden wir nicht sofort. Lao´s Ansicht nach, müssen wir durch´s Dorf. Dort stehen wir zwar dann vor dem richtigen Pfad, aber der führt über den Hofplatz eines kleinen Anwesens. Es ist niemand zuhause, außer dem Hofhund. Und der fletscht die Zähne, richtet sein Fell zur Bürste auf und lässt uns folgendes wissen:"Grrr rrrr rrrrh rooorrrrr !" Übersetzt bedeutet dies ganz klar "bis hierhin und nicht weiter !" Ok, wir kehren um. Treffen eine Frau, fragen nach dem Weg. Klare Sache: Wir müssen an dem Hund vorbei ! Normalerweise habe ich ein Händchen für Tiere, also versuche ich es mal mit täubchen-gurrender Stimme: "Gaaaanz lieb sein, wir tun dir nichts und klauen auch nichts und brechen auch nicht ins Haus von Herrchen ein". Na also, geht doch ! Mit festem Schritt gehen wir am Hund vorbei, der uns nur noch verwundert ansieht und außer leisem Grummeln nichts mehr von sich gibt. Der Pfad führt durch Reisfelder und über Stock und Stein. Logischerweise bin ich schon wieder patschenass geschwitzt. Aber wir erreichen den Fluss und wow ! Total schön ! Aber auch wieder eine reißende Strömung, an Baden ist nicht zu denken. So kippe ich mir nur literweise Wasser über den Kopf und sehe entsprechend wie ein begossener Pudel aus.

Frisur ? Was ist das ? Total egal...

Frisur ? Was ist das ? Total egal...

Dieser Fluss wird übrigens von der Quelle gespeist, aus der auch das meistverkaufte Mineralwasser Vietnams kommt: La vie. Genug geplantscht, wir gehen zurück ins Tai-Dorf. Hier gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten, sauber und ordentlich. Die Tai leben fast wie normale Vietnamesen, ganz modern. Die Frauen tragen außer der Kopfbedeckung keine Tracht.

Tai-Frau

Tai-Frau

Tai-Anwesen. Hier kann man übernachten und ganz hervorragend essen. Was wir hier auch tun.

Tai-Anwesen. Hier kann man übernachten und ganz hervorragend essen. Was wir hier auch tun.

Manchmal sieht´s echt aus wie in der Schweiz

Manchmal sieht´s echt aus wie in der Schweiz

Aber in der Schweiz, da gibt´s kein´Reis !

Aber in der Schweiz, da gibt´s kein´Reis !

Während der Mittagspause habe ich mein T-Shirt aus- und dafür einfach meine Regenjacke angezogen und versucht, das T-Shirt direkt vorm Ventilator zu trocknen. Das hat nicht funktioniert, also behalte ich die Regenjacke an, denn wieder in ein komplett nasses T-Shirt zu schlüpfen, finde ich horrormäßig.

Nächstes Dorf und neue Begleiterinnen

Nächstes Dorf und neue Begleiterinnen

Es gibt wieder so etwas, wie eine Frisur ! Von ganz alleine !

Es gibt wieder so etwas, wie eine Frisur ! Von ganz alleine !

Diese Damen schleppen in ihren Körben natürlich ebenfalls kaufbare Souvenirs mit sich herum, lassen mich damit aber erstmal in Ruhe. Die Mädels wissen genau, was sie tun ! Und bald ist es soweit: In meiner entsetzlichen Plastik-Regenjacke schmore ich natürlich nur noch um so schlimmer in der feuchten, schwülen Hitze, als im Baumwoll-T-Shirt. Und die Pfade werden schnell wieder steil, felsig und abgründig. Es dauert nicht lange, bis ich die Hilfe der Damen benötige: Halb so groß wie ich, schnappen sie sich kurzerhand einen (oder wenn nötig beide Arme) und ziehen mich die Felsen hoch. Diese kleinen Powerfrauen haben eine unglaubliche Kraft und einen eisernen Griff ! Sowie: Superstramme Waden ! Am Ziel, natürlich, ein Getränkestand und eine Sitzgelegenheit. Eiskalte Cola ist umgehend da, genauso wie grüner Tee aus winzigen Tässchen. Mittlerweile finde ich den (mir eigentlich seit eh und je verhassten) grünen Tee sogar erfrischender, als die Cola. Inzwischen trinke ich das Zeug schon mit stetig wachsender Begeisterung. Obwohl es eigentlich nach nichts schmeckt. Ich sitze, habe ein Getränk vor mir und das ist natürlich der Moment, wo ich meinen Begleiterinnen etwas abzukaufen habe. 4 haben mich begleitet und mir geholfen, weitere 4 haben sich hinzugesellt und versuchen ihr Glück. Wie schon im Dorf der roten Dzao, mache ich es mir einfach: Auf gut Glück greife ich mir aus jedem Korb irgendetwas, zahle jeder der (ursprünglichen) 4 umgerechnet 2,50 EUR und bin zufrieden. Die auch, so scheint es, denn sie verziehen sich.

und noch mal die Karre

und noch mal die Karre

Zurück in meinem Sterne-Hotel in Sapa: Duschen ! Was für eine Wohltat ! Und dann: Brüllender Hunger ! Vietnamesisch ? Reis + X ? Geht gar nicht ! Macht nicht langfristig satt, mich jedenfalls nicht. Also: Italiener. Gegen den Hunger helfen nur Spaghetti Bolognese. Während des Essens schlägt dann auch noch die Müdigkeit zu, ich kriege die Spaghetti noch nicht mal auf. Schnell zurück in meine 7. Exclusiv-Etage !

Ausblick heute abend ?

Ausblick heute abend ?

the fog: weiße Wand, geisterhaft, gespenstisch, watteweich, thriller !

the fog: weiße Wand, geisterhaft, gespenstisch, watteweich, thriller !

Zu guter Letzt darauf noch einen echten Thriller auf HBO im TV, irgendsoein ziemlich flacher US-Fledermaus-Horrorfilm. Was für ein Tag !

Blick in den Spiegel offenbart übrigens, daß meine indonesische Gesichtsbeule dank der Frankfurter-Flughafen-Apotheken-Salbe fast weg ist ! Fast. Dem Rest rücke ich morgen zu Leibe, wie sich zeigen wird.

© Sabine H., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach August 2002 und 2003, jetzt im August 2008 meine dritte Vietnamreise. Ein Land, das süchtig macht !
Details:
Aufbruch: 10.08.2008
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 24.08.2008
Reiseziele: Vietnam
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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