Mexico/Suedamerika

Reisezeit: Oktober 2008 - Februar 2009  |  von noemi Vonder Muehll

Totenfest, Halloween, Allerheiligen...

Hola liebe Freunde uns sonstige Interessierte und Desinteressierte... Gerade haben wir mehr oder weniger unbeschadet Allerheiligen hinter uns gebracht, hier besser bekannt als días de muertos... Tag der Toten, was sich als ziemliches Spektakel herausgestellt hat. Die eigentliche Vorberietung hat schon Donnerstags angefangen. In der ganzen Fussgaengerzone (praktisch vor unserem Haus bis zum Zocolo, dem Platz im Zentrum der Stadt) tummelte sich von Halbstarken bis zu schon-ziemlich-Schwachen alles was Oaxaca an Einwohnern zu bieten hat, fleissig damit beschaeftigt, ueberall Praechtige Altare mit Heiligenbildern, Blumen, Fruechten und Coronaflaschen (kein Witz!) aufzubauen. Ausserden wurde der ganze Fussboden mit Sand bestreut, aus dem prachtvolle Totenbilder geformt wurden und spaeter mit bunt gefaerbtem oder glitzerndem Sand dekoriert wurden. Rummel pur. Totentanz-Style.

Der Markt...

Der Markt...

Parallel dazu fanden die ersten Umzuege statt, die uns noch bis Sonntagabend begleiten sollten. Eine Blaskapelle, gefolgt von verkleideten (Hexen, Vampire, Skelette, Kuerbisse; Teufel.... Hier ist auch der sehr starke Halloweenmaessige Einfluss zu erkennen! Alles rennt im Kostuem rum... Wir wurden seeehr an die Fasnacht erinnert, speziell an die Kinderfasnacht, durch die vielen, als kugelrunde Kuerbisse verkleideten, Kleinkinder... joeeeeH!), in zivil auftretenden, tanzenden, schmollenden oder einfach nur essenden Menschen... Natuerlich mussten wir auch in irgendeiner Form am Fest teilnehmen und als wir gemuetlich im café "del jardin" sassen und uns eine Alte Schachtel kleine Totenkopfpueppchen (und zwar nicht zum ersten mal...) aufschwatzen wollte, mussten wir natuerlich welche haben. Was zur Folge hatte, dass wir nicht genuegend Geld uebrig hatten, um fuer Kaffee und Kuchen aufzukommen. Typisch. Uns blieb nichts anderes uebrig als das seine von uns sich unter den skeptischen Augen der Oberkellnerin davonschlich, nachhause rannte und Geld holte. Und da Noemi der festen Ueberzeugung war, man koenne eine Blondine nicht alleine auf dem Zocolo sitzenlassen, war ich die eine, die rennen musste. Naja, meine Kondition freuts, Noemi auch. (Wenigstens konnte Miss Faulpelz iherm Lieblingshobby nachgehen, fuer das sie auch ein unglaubliches Talent besitzt, naemlich ungeniert kuriose Menschen foetelen. Die Bilder sind auf jeden Fall zum schreien! Vicky freuts.) Am Freitag ging es natuerlich weiter mit fiesta. Nach einem kleinen Abstecher mit Maria auf den Markt (ziemlich cooler Markt! Da gibts Zuckerrohr am Meter, Lastwagenweise Kaktusfruechte und riesenpilze. Buaeh.). Ja, war auf jeden Fall ein Erlebnis mal zu sehen, wie hier so gehandelt wird. Obwohl uns mit der Zeit die leise Ahnung beschlich, Maria habe uns eher zum Tuetenschleppen mitgenommen, als um uns mit der oaxacaschen Kultur vertarut zu machen. Tja. Aber an unsere Rolle als Packesel gewoehnen wir uns lieber frueher als spaeter. Am Nachmittag haben wir dann noch einen Friedhof in der Naehe besucht (Toll, haben wir uns gedacht, jetzt kommt der religioese Teil... So mit Grab putzen, Blumendekos, auf dem Grab essen, Musizieren, die ganze Friedhof-Party-Geschichte, von der man so hoert... denkste!), einige Einheimischen waren schon daran, die Graeber ihrer werten Ahnen zu saubern, anderen genuegten sie gerade mal als Stuetze fuer die teuren Mountainbikes und ein kleiner, dicker Junge im Skelettcostume sprang vergnuegt von Grabstein zu Grabstein. Nicht besonders feierlich also, aber irgendwie lustig und wir dachten ja, heute Abend wirds dann schon feierlich. Denkste. Als wir Maria gefragt haben, ob sie diesen Brauch auch pflegt (wir sassen da, schon etwas verwirrt, wieder im Auto, auf der Rueckfahrt) haben wir eine ziemlich kurze und ruppige Antwort bekommen "No we don't." "But why?? It just looks so great!" "No!! We just don't do!". Tja, wer nicht will hat schon.

Wieder zuhause stuerzten wir uns mit unseren Gringo-Freundinnen Ruchi und Amy (Beide liebgewonnene Mitbewohnerinnen von uns, die am Samstag leider weiterzogen, nach Guatemala) ins Nicht-ganz-so-feierliche-dafuer-umso-lustigere-und-schwer-halloweenmaessig-angehauchte Nachtleben. Oh my god. Wir wussten nicht, dass Amis dermassen abgehen koennen. Und im Gegensatz zu uns Schweizern dermassen trinkfest sind. Fiesta Mexicana halt. Inklusive den allereckligsten Toilets die wir jemals zu Gesicht bekommen haben, 2 fuer 1 Corona, Fruehstueck um 9 und Aspirin. Und Mezcal. Mezcal haben wir angeboten bekommen, als wir am Umzug der Schule teilgenommen haben, der wurde in Benzinkanistern ausgeschenkt (Von Leherern der Schule, unter anderem unserem neuen Freund Carlos und der Rektorin) und ist das absolute ekelhafteste Gesoeff was wir jemals getrunken haben. Scheint eine Spezialitaet zu sein hier. Billig gebrannter Schnaps der schwer nach Plastik mueffelt (was natuerlich auch an den Kanistern liegen kann...) und in den man scheinbar Wuermer einlegt. Fuer den Gusto. Generell ist das Fest in unseren Augen kulinarisch nicht so der Oberrenner. Zu Mezcal kommt noch ein seltsames suesses aber trotzdem gewuertztes (u.a. mit Kuemmi! Geschmackssache, aber wir sin duns da bezueglich buaeh-Faktor (hoch!!) ziemlich einig...) Brot und Chocolate. Da wollten wir verwoehnten Schweizer natuerlich aufgeschlossen sein und haben Freudig diese gewuerzte, schlammige Wasserbruehe getrunken. Ich habe eine solche Schoggi-Phobie entwickelt, dass ich mich schon nur wenn ich irgendwo chocolate rieche nach dem naechsten WC umschaue. Noemi gehts nicht viel besser. Also, weiter im Text, den ganzen Samstag und Sonntag fanden Umzuege downtown statt, allerlei Krimskrams (Von Tourizeug bis zu Ballons und Zuckerwatte) wurde verkauft und hinter der Kirche wurde ein Theaterstueck aufgefuehrt. Dabei sein ist alles und es ist fuer jeden Geschmack auch etwas dabei. So, nach diesem eher weniger Kopflastigen Wochenende fing fuer uns heute (einmal mehr, wir koennens nicht mehr hoeren...) der "Ernst des Lebens" an. Unser erster Tag in der Schule. Schon nach einigen Minuten in der Anfaengerklasse wurde uns bewusst, dass wir mitnichten solche blutigen Anfaenger sind, wie wir immer dachten. Ausser uns hatte es ausschliesslich Amis (Alle ueber 60) und zwei Australier (die soweit noch ganz o.k. waren, ein I.T.-Fuzzi und eine Anwaeltin...) in der Klasse. Wir mussten die Anweisungen der Lehrerin (die sich, voellig zurecht, weigerte eine andere Sprache als Spanisch zu sprechen) fuer die restlichen Mitschueler uebersetzen. Das erste Drama folgte promt, als sie unseren leicht bekloppten Mitschuelern versuchte die Hoeflichkeitsform beizubringen. "iusteeeid?? Wuaaats daed??". In der Pause hat sie uns dann noch erklaert, dass Schweizer schon am schnellsten lernen, das sei bekannt. Ist doch mal nett, sowas zu hoeren, nachdem ich doch in der Vergangenheit eher gehaenselt wurde, fuer meine (bescheidenen?!) Fremdsparachenkenntnisse. Tja, jedenfalls fragen wir uns, ob wir einfach Klassenbeste bleiben, die Gringos zu Strebern warden oder man uns versetzt. Auf jeden Fall ist es sehr spannend, wiedermal zur Schule zu gehen...  Wir sind gespannt, was unser weiterer Aufenthalt hier bringt, ob wir noch zu Spanisch-Tscheggars warden und melden uns (bald oder weniger bald...) wieder aus dem SEHR WARMEN (haha!) Oaxaca. schlofet guet, Noemi & Vickyyyy

PS : Danke vielmals fuer die zahlreichen Rueckmeldungen bezueglich Noemis Fuessen. Die Lage hat sich normalisiert, wir haben neue Trands bezueglich Schuhmode und Socken-Ballerinas-Kombinationen geschaffen....

Eines der vielen Sandmosaiken mit Blumendeko!

Eines der vielen Sandmosaiken mit Blumendeko!

Fahradstaender oder doch eher der Friedhof??

Fahradstaender oder doch eher der Friedhof??

Du bist hier : Startseite Amerika Mexiko Totenfest, Halloween, Allerheiligen...
Die Reise
 
Worum geht's?:
Noemi und Vicky reisen nach Mexico um Spanisch zu lernen und bereisen anschliessend Brasilien, Uruguay, Argentinien, Chile, Bolivien, Peru und Ecuador.
Details:
Aufbruch: 26.10.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 23.02.2009
Reiseziele: Mexiko
Brasilien
Argentinien
Bolivien
Peru
Ecuador
Der Autor
 
noemi Vonder Muehll berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.