Mali: Kameltrekking zu den Nomaden im Norden

Reisezeit: Januar / Februar 2005  |  von EvaLea Baby

Auf dieser Reise, meiner 4. und neusten nach Mali, war vor allem ein ausgedehntes Kameltrekking in die Wüste von Bedeutung. Zwischen meiner ersten Reise (Bericht "Email aus Timbuktu") und dieser liegen noch zwei weitere Malireisen.

Reise nach Timbuktu

1. Teil: Reise nach Timbuktu

Abreise, Samstag, 29.1.05. Wir trafen pünktlich in Paris CDG ein. Umsteigen und Weiterflug mit Air France nach Bamako waren problemlos. Wir, das sind meine Freundin Kira, ein befreundetes Ehepaar, hier Peter und Andrea genannt, und ich. Am Flughafen Bamako-Senou warteten Mohamed, Kola und Ifo (unsere alten Bekannten). Wir fuhren ins Hotel Hanadi und besprachen die Lage bei einem kühlen Softdrink. Ifo (Tuareg der Kel Tademaket) erzählte mir, er würde nach Accra gehen, um ein Geschäft zu machen. Er sah gut aus, wirkte stabil und ganz anders, als ich ihn in Erinnerung hatte. Ich versuchte, meinem Mann aus Bamako ein SMS in die Schweiz zu senden, aber es funktionierte nicht. Ifo gab mir seinen Chip aus seinem malischen Handy, ich setzte ihn bei meinem Handy ein, aber es klappte trotzdem nicht. Kurz: keine SMS aus Mali möglich mit meinem Handy!

Sonntag, 30.1.05 Bamako - Ségou

Sehr gut geschlafen im Hotel Hanadi. Leider meine Zahnbürste vergessen, jedenfalls fand ich sie nicht! Alles ist sehr sauber und wunderbar, habe die Dusche ausgiebig genossen, meine Reisekleidung gewaschen und in der Air Condition getrocknet. Das Hotel hat einen Swimming Pool im Garten, ist sehr hübsch. Hinter dem Hotel befinden sich smaragdgrüne Gemüsegärten - wunderschöner Ausblick! Sie wurden emsig bearbeitet, dh. bewässert und behackt! Wir haben gleich die Reservation im Hotel Hanadi für die Rückreise gemacht..

Fahrt nach Segou mit dem 4x4 Wagen von Mohamed durch rote Erde, nachdem Mohamed und Kira Wasser eingekauft haben (Mineralwasser in grossen 1,5 Lt Flaschen für unterwegs). Der Chauffeur heisst "Aba" und ist eher verschlossen. Wir sind 6 Personen in dem grossen Wagen (Mohamed, Kira, der Chauffeur, Andrea und Peter, und ich). Pilzartige Termitenbauten flitzen links und rechts an uns vorbei.. Sie sind anders als diejenigen in Koutiala, dh. kleiner (ca. 30-50 cm hoch und haben eher eine graue Farbe und Pilzform). Die in Koutiala waren gelb-beige, bis zu 2 m hoch und spitzig..

Wir fuhren durch ein Dorf namens "Zentiguila", wo ich einen Stein mitgenommen habe. Dann am "Centre Sanitaire Korokoro" vorbei, und durch die Dörfer Korokoro, Wolodo, Marakacongo, Fana. Auf der rechten Autoseite konnte man das Fenster nicht hochkurbeln, weil es defekt war, links hatte der Chauffeur Aba das Fenster bis unten offen, so zog es kräftig durch den Wagen und den ganzen Staub mit hinein, obwohl auf dieser Strecke die Strasse asphaltiert war (allerdings nur in der Mitte. Links und rechts lag rote Erde, dh. ein Drittel der Strassenbreite war aus Naturerde und 2/3 asphaltiert. Neben der roten Erde lag Asche von abgefackelten Pflanzen und dann die Felder. Wir fuhren an zwei Lastwagen vorbei, welche auf dem Kopf lagen (Unfälle!). Sie waren aber leer, dh. der Unfall muss schon eine Weile her sein.

Wir machten mehrere Pausen in kleinen Dörfern, kauften Bananen und Holzkohle unterwegs. Peter schenkte einer Familie in einem kleinen Dorf ein Paar weisse Jeans. Die Mutter der Familie war eine ältere Frau in einem rosa Plissee-Rock. Sie bekam auch noch Armreifen, das öffnete die Türen der Herzen! Es war fantastisch! Wir haben die Familie ausgiebig fotografiert und bekamen Grüntee serviert! Den Namen des Dorfes hab ich mir nicht gemerkt, aber das nachfolgende Dorf hiess "Tigui", dann Bingebougou (wo unser Pneu einen Platten einfing: "pneu creusé"). Der Reifenwechsel ging aber problemlos und schnell! Das Nummernschild an unserem Wagen stammt aus Mauretanien, da der Wagen von dort importiert worden ist. Dies brachte uns später einige Probleme mit lokalen Polizeiposten, die zwar immer behoben werden konnten, aber uns zusätzlich etwas Geld kosteten . (Damit verdienen sich die schlecht bezahlten Polizisten zusätzlich etwas...)

Teepause in Südmali mit Einheimischen in einem kleinen Dorf

Teepause in Südmali mit Einheimischen in einem kleinen Dorf

Wir sind im Laufe des früheren Nachmittags in Ségou angekommen und haben eine Tour zum Hafen am Niger gemacht. Das Leben am Fluss ist vielfältig und Faszination pur! Schiffe ankern dort aller Arten, grosse und kleine, moderne und alte, bemalte Pirogen, Pferde stolzieren am Ufer herum und geben dem Bild einen romantischen Touch. Habe in Ségou in einem Laden beim Hotel "Auberge" (wo wir übernachten) eine Djiwara-Figur gekauft, sowie eine Kalebasse mit einem Brandmuster (Fisch). Abendessen im Hotel "Auberge" (sehr fein: Brochettes de Capitaine (Spiesschen mit Fisch aus dem Niger) und Allokos (gebratene Gemüsebananen) - es war himmlisch! Die typische Frauenkleidung in Mali heisst in arabisch "Howli" und in Songrai "Tungu", besteht nur aus einem Stück Stoff, den man sich um die Schultern drapiert (man macht oben je einen Knopf rein) und das Ende des Schleiers zieht man dann um den Kopf, kenn ich aus früheren Reisen und sieht sehr malerisch aus, ist aber nicht praktisch, wenn man darin arbeiten muss.

Flussleben in Segou am Niger

Flussleben in Segou am Niger

Montag, 31.1.05 Ségou - Mopti
Frühstück um 07.45 im Restaurant, welches sich 2 Strassen weiter als die Zimmer befindet.. Sehr schönes Hotel, warmes Wasser und gutes WC verfügbar, sehr sauber. Bin um 6.00 Uhr aufgestanden und habe meine Tasche frisch gepackt. Das Hotel ist wie ein Motel gebaut, dh. jedes Zimmer hat direkt eine Türe ins Freie, in eine Art Hof, wo die Autos geparkt werden können. Als ich aus der Zimmertüre ins Freie trat, sah ich die Hotelangestellten noch tief schlafen (im Hof am Boden auf Decken oder Campingliegen).

07.20 Uhr: Ich sitze im Hof des Hotels, es hat in der Mitte einen befestigten Tisch und zwei Hocker und ist noch nicht ganz hell. Man hört überall die Laute der Natur (vor allem Vögel und Ziegen). Die Naturerde ist auch hier rotbraun, auch die Steine. Es ist relativ kühl und der Wind weht stark, als käme ein Regen. Abfahrt nach einem feinen Frühstück um 09.00 Uhr - und es hat tatsächlich kurz geregnet! Fahrt via "Cinzana", wo wir einen kleinen Halt machten und Bauern an einem Ziehbrunnen fotografierten! Habe der Mama der Familie ein Armband aus Malachit geschenkt.

Dann Weiterfahrt via Tonah - Brücke über den Fluss Bani. Ortsname: Pont Bani. Viele Kinder kamen zur Brücke - immer mehr - am Schluss ca. 20. Bin mit ihnen und Andrea über die Brücke gelaufen. Sie bekamen von uns diverse kleine Geschenke. Kalebassen liegen als grüne Kugeln in den Feldern. Der Inhalt der Kalebassenfrucht könne nicht gegessen werden, man benützt nur ihre Schale als Gefäss. Die Farbe der reifen Kalebassenfrucht ist hellgrün (sieht aus wie bei uns die Gurken INNEN).

Fahrt nach "Bla", ein relativ grosser Ort, den ich von früheren Malireisen mit Seydou noch kenne. Emsiges Leben in den Strassen, überall tiefrote Erde, viele Motorräder zu sehen (ohrenbetäubender Lärm), Stände an den Strassenseiten, übliche Lehmbauten, Dreck auf den Seiten der Strassen. Bei Yangasso sahen wir schöne Kokospalmen. Fahrt via die Orte Terekounga, Somo, Ouan (wo wir Hirsespeicher aus Lehm sahen - ähnlich wie die Speicher im Dogonland.

Wir reden über Kamele im Auto. Das Reitkamel wird mit 3-4 Jahren trainiert, es dauert ca. ein Jahr, bis es soweit ist. Weibliche Kamele werden nur zur Zucht verwendet, nicht zum Reiten, weil sie sonst keine Jungen bekommen (durch die Anstrengung). Folglich sind alle Reitkamele Hengste, resp. Wallache. Skorpione gibt es überall, wird mir gesagt. Ein Stich sei wie ein Wespenstich, vergeht wieder (offenbar ist er nicht tödlich), tue aber sehr weh und es gäbe ein Geschwulst. Farbe der Skorpione hier sei hellbeige. Vorsichtsmassnahme: Immer die Schuhe zuerst ausschütteln, bevor man sie anzieht! Manchmal kriechen die Viecher auch unter die Matratze, also Vorsicht!

Nächster Ort: Sofara, den ich auch von meiner früheren Reise mit Seydou her kenne. Wir erreichen Mopti, resp. Sévaré, wo wir im Hotel Ambedjele um 15.30 Uhr eintreffen. Es besteht aus einem grossen Garten mit lauter kleinen, einzelnen Häuschen (sie sind im Stil von Dogonspeichern gebaut), aus Lehm. Sie sind innen klimatisiert und ich bin begeistert! Nach einer schnellen Dusche fahren wir um 16 Uhr nach Mopti rüber (Sévaré ist ein Teil von Mopti, aber durch den Fluss, respekt. einen Damm getrennt.In Sévaré befinden sich praktisch alle Hotels, während Mopti den alten Stadtkern mit der Moschee und dem Hafen hat).

Wir parkieren das Auto und gehen durch die Strassen zur Moschee von Mopti. Menschen, Strassen, Moschee fotografiert, danach zum Hafen, der seinen eigenen Charme hat, wunderschöne, bemalte Pirogen sind zu sehen. Sehr viele Menschen, Peulfrauen mit tätowierten Lippen und den speziellen grossen, goldenen Ohrringen, Tuareghändler mit farbigen Turbanen, "Schigele" getroffen (Tuareg aus Timbuktu, den Kira kennt, er habe drei Frauen, davon eine Amerikanerin). Danach retour zum Hotel über die Dammstrasse, wunderschön mit Bäumen gesäumt, leicht erhöht, rote Erde. Links und rechts ausgedörrtes Gras und grüne Büsche.

Flusslandschaft bei Mopti mit tiefroter Erde

Flusslandschaft bei Mopti mit tiefroter Erde

Hotel Ambedjele bei Mopti im Dogonstil

Hotel Ambedjele bei Mopti im Dogonstil

Pirogen in Mopti

Pirogen in Mopti

Abendessen im Hotel Ambedjele: Brochette von Filet de Boeuf, sehr fein. Riesiges Bienenviech mit langem Hinterkörper kam beim Essen geflogen, flog mir auf den Hals. Ich hattte einen Schock und schrie auf. Es sei aber völlig harmlos, wurde mir versichert. Im Hotel (resp. in meinem Häuschen) schlief ich unter einem Moskitonetz.

Dienstag, 1.2.2005 (Mopti - Timbuktu)
Um 05.00 aufgewacht, Duschen und Packen. Draussen war es noch dunkel, fast unheimlich, obwohl vor jedem Häuschen und im Garten Lichter brannten (Kerzen in Tongefässen mit Löchern, sah sehr romantisch aus!). Die Häuschen (Zimmer) liegen teilweise aneinander gebaut, haben Dächer aus Stroh und innen grobe Holzbalken. Jedes Häuschen hat eine geschnitzte Dogontüre, wunderschön. Die Türschlösser sind ebenfalls im Dogonstil, d.h. geschnitzte Holzfiguren und sogar die Aufhängehaken im Innern. Ich hatte zwei Betten, Klima-Anlage, Moskitonetz. Die Häuschen stehen in einem grünen Garten. Allerdings habe ich wegen der mangelhaften Beleuchtung mein Häuschen fast nicht gefunden nachts beim Zurückgehen. Die Lämpchen im Zimmer sind aus bemaltem Stoff, selbst der Schlüsselanhänger hat die Form eines Dogon-Speichers und ist aus Holz. Ich wollte nach dem Aufstehen draussen ein paar Fotos machen, aber es war noch stockdunkel!

Nach einem Superfrühstück mit Fruchtsalat ging es weiter. Fahrt über holprige Piste, alles voll Sand im Auto, Aba und Peter liessen die Fenster offen, so flog der Sand herein und nach hinten. In Douentza machten wir einen Halt: Trinken, Einkauf von Vorräten, Bewundern der Landschaft und Fotos! Mohamed präsentierte uns eine Heuschrecke mit der Hand - was für ein Motiv! Herrliche Berglandschaft in Douentza! Weiterfahrt ca. 13.25 Uhr bis Bambara-Maoundé. Sehr heiss. Füsse vertrampt, ein Fanta getrunken (hier gibt es ein Restaurant), Sonnenbrille (die ich im Auto getragen habe) war total versandet und praktisch undurchsichtig! Die Landschaft um und nach Bambara-Maoundé ist sahelartig, dh. Sand mit niedrigen Büschen, Koloquinten, die Piste wurde befestigt, dh. die Ränder sind sichtbar (besser als früher!). Schon wieder ist ein Pneu "creusé" (Platten!). Schigele und andere Tuareg, die wir hier wieder trafen, halfen beim Radwechsel. Dann Weiterfahrt.

Die Moschee wird ausgebessert (Mopti)

Die Moschee wird ausgebessert (Mopti)

Eine Riesenheuschrecke - präsentiert von Mohamed bei Douentza

Eine Riesenheuschrecke - präsentiert von Mohamed bei Douentza

© EvaLea Baby, 2005
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 29.01.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 20.02.2005
Reiseziele: Mali
Der Autor
 
EvaLea Baby berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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