Eritrea 2010

Reisezeit: November / Dezember 2010  |  von Jörg M. Seifert

Massawa

03.12.2010
Heute am Vormittag besichtigen wir die zerstörte Altstadt von Massawa. Der Antagonismus zu dem italienisch beeinflussten Asmara kann kaum größer sein. Beeinflusst von einer osmanisch ägyptischen Vergangenheit, erinnert Massawa an eine arabische Hafenstadt.
Wie zerstört die Stadt, lange nach Ende des Krieges noch immer ist, überrascht sicher nicht nur uns. Dies hat jedoch einen Grund.
Die Regierung plant seit einiger Zeit die Umsiedlung der Bevölkerung von Massawa Island zur dem Festland näher gelegenen Insel Twalet unzusiedeln. In einer "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" liess man schon mehrere Wohnviertel durch sudanesische Flüchtlinge errichten.
Doch die meisten der umgesiedelten Bewohner, waren in ihrem alten Umfeld derart verwurzelt, dass sie immer wieder zurückkamen.
Nun wohnen sie illegal aber geduldet in den Ruinen der Altstadt. Apokalyptische Eindrücke und Elend an jeder Strassenecke neu definiert. Bilder die in der ersten Welt sicher kaum jemand sehen will.
Ebenfalls antagonistisch zur Kriegskulisse in der Sonne ist wohl, dass während in Deutschland der Kampf gegen die Schneemassen tobt, wir gegenüber des Hafens im Café "Ololgeria Moderna" im Schatten chillen. Wir trinken einen Tee nach dem anderen und einige von uns holen mit Ei und Brötchen etwas Frühstück nach. Eines der Kinder aus der Altstadt ist uns bis hierher gefolgt. Da wir Lebensmittel im Überfluss haben geben wir natürlich Banane und Brötchen sowie Candys ab. Für mich ist auffällig, dass im Vergleich zu meinem Besuch in 2006 das demütige und unablässige Bitten extrem zugenommen hat. Die Interpretation dessen steht mir nicht zu. Es steht aber wohl auch damit im Zusammenhang, dass 60% der Menschen in Massawa arbeitslos sind.
Massawa ist zwar die wichtigste Hafenstadt Eritreas, verfügt über einen gut ausgebauten Tiefseehafen von dem aus auch der Großteil des Fischfangs betrieben wird. Der Regierung ist es jedoch trotz des Status einer Freihandelszone und der 2007 verkündeten Verordnung zum Schutz ausländischer Großinvestitionen nicht gelungen durch ausländische Investitionen Massawa nachhaltig zu entwickeln.
Vor dem Mittagsbuffet fahren wir zur Iljuschin 12, in der Nähe einer dieser neu errichteten aber leer stehenden Wohnviertel gegenüber des Busbahnhofs.
Dieses Flugzeug war ein Geschenk der UdSSR an den äthiopischen Führer Mengistu Haile Mariam. Die Maschine landete während des Bügerkrieges in Massawa und wurde von Unabhängigkeitskämpfern beschossen. In der Folge konnten die Piloten nicht mehr starten. So blieb die Maschine dort stehen und wurde in den vergangenen Jahren zu einem Restaurant umgebaut. Leider ist die gesamte Anlage lieblos gestaltet, etwas heruntergekommen und die Geschäfte laufen schlecht.
Das Mittagsbuffet ist das beste Essen, dass wir hier bisher bekommen haben und so schlagen wir uns mal so richtig die Bäuche voll.
Entspannt und gesättigt wohnen wir am Nachmittag der werbewirksamen Entladung der Container mit den gespendeten Maschinen der Dänische Staatsbahn bei.
Wir verfolgen den Zug auf dem Weg nach Mai Atal bis zum Viadukt von Mancullo, der den 10 Nakfa Geldschein ziert.

Massawa Down Town

Massawa Down Town

© Jörg M. Seifert, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eritrea? Die Blicke des Gesprächspartners verraten eine Mischung aus Unverständnis und Sprachlosigkeit. Ist das da bei….na, da wo die alle hungern?
Details:
Aufbruch: 26.11.2010
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 06.12.2010
Reiseziele: Eritrea
Der Autor
 
Jörg M. Seifert berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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