Cuba - Azugar amargo

Reisezeit: März 2005  |  von Jörg M. Seifert

Ruben

Tabak - das Gold Cubas

Tabak - das Gold Cubas

Ruben

Das warme Morgenlicht streichelt das üppig grüne Tal von Vinales.
Seit die ersten Sonnenstrahlen das Tal erreichten, schneiden Carlos und Ruben den Tabak. Ruben lebt seit fünfzig Jahren in Vinales. Er war selten weit weg von hier und nur einmal zum Karneval in Havanna. Damals als er achtzehn war, ist er mit einigen Freunden dorthin gefahren. Carlos war auch dabei. Er hatte den Chevrolet seines Vaters geliehen. Das war eine Zeit! Der Rum floss in Strömen und sie haben nächtelang getanzt. Alle Frauen wollten ihn und er kann sich nicht erinnern in diesen Tagen geschlafen zu haben. Die schönste von allen war Esmeralda. Nächsten Monat, am ersten Sonntag ist sie seit dreißig Jahren seine Frau. Doch geheiratet hat er den Tabak. Es war schön damals in Havanna, doch es ist nichts gegen einen Tag im Tal, wenn die Strahlen der Sonne beginnen die Nebelschleier zwischen den Bergen aufzulösen. Wenn die Wärme des Morgens die taunassen Blätter trocknet. Nichts ist vergleichbar mit dem Duft der trocknenden Tabakblätter in den Scheunen. Hier im Tal waren die Auswirkungen der Revolution am wenigsten spürbar und auch heute ist man hier von der Dramatik der Realität fast verschont. Hier in dieser unverwechselbaren Landschaft scheinen die Probleme Cubas weit entfernt. Die Tabakbauern konnten Ihre Selbständigkeit weitgehend wahren und die dörfliche Gemeinschaft bietet noch unbedingten Zusammenhalt und Geborgenheit. Immer öfter kommen auch Touristen. Es ist eine gute Chance hier und da auf legale Weise an Dinge zu kommen, die es sonst nur schwer zu kaufen gibt. Vor ein paar Tagen bekam er Bleistifte, Kugelschreiben und Papier. Die Tochter des Nachbarn kommt in diesem Jahr zur Schule. Sie wird es gut gebrauchen können. Vor einigen Jahren war ein Senor Hauer aus Deutschland auf seinen Feldern. Er machte viele Fotos. Nach zwei Monaten kam ein Paket. Ein großes gerahmtes Bild von Carlos und ihm war in dem Paket. Es hängt jetzt im Wohnzimmer über dem alten Sofa. Ja, es war damals eine gute Entscheidung nicht in Havanna zu bleiben, denn die Plantage seines Vaters liegt mitten im Paradies.

© Jörg M. Seifert, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bei unseren Besuchen auf Kuba haben wir selten Strände und Hotelanlagen gesehen. Es gelang uns aber Kontakte zu Kubanern herzustellen und dabei zu erfahren, wie die Menschen hinter der der Fassade aus Revelutionsglorie und dem "Perle der Antillen" Klischee denken und sich durch den Alltag kämpfen. Dies ist kein Reisebericht im üblichen Sinne, in dem abgehandelt wird was wir wann taten. Vielmehr sprechen Bilder und die Geschichten die Menschen zu erzählen haben.
Details:
Aufbruch: 01.03.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 21.03.2005
Reiseziele: Kuba
Der Autor
 
Jörg M. Seifert berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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