Verdammt hoch oben hier: Unterwegs in Bolivien

Reisezeit: November / Dezember 2011  |  von Peter Belina

Am Notausgang

Lima: Plaza Major bei Nacht.

Lima: Plaza Major bei Nacht.

Mittwoch, 23.11.11

Der Wecker ist erbarmungslos! Gestern bin ich um 01:30 Uhr ins Bett gekommen, nachdem ich noch eine Veranstaltung in Forchheim hatte, bin jetzt in Aschaffenburg, es ist 5:00 Uhr, der Wecker schellt.

Also, auf zum Zug. Pünktlich bin ich am Flughafen, bevor es dann um 8:00 Uhr in Richtung Madrid geht. Gestern mittag hatte ich mich bei Iberia.com eingeloggt, und siehe da, habe für beide Fluege heute einen Sitz am Notausgang bekommen. Nicht, dass ich Flugangst hätte, aber da ist einfach mehr Platz. Und das ist gut so, Iberia hat offenbar beschlossen, Ryan Air Konkurrenz zu machen, was Beinfreiheit und Service angeht. Beim Flug nach Madrid gibt es nichts zu trinken, außer man blecht.

Die Pyrenäen sind schneebedeckt, auch die Berge um Madrid herum, die so um die 2.000 Meter hoch sind. Strahlender Sonnenschein erwartet uns in Madrid, das ist aber - außer einem hervorragenden Schinkenbaguette - das einzig Positive. Wie in Frankfurt muss ich auch hier per Zug zu meinem Terminal fahren, dann wird es etwas kompliziert, da nicht gerade gut ausgeschildert.

Lästig wird es allerdings, als wir über eine Stunde im metallenen Übergang zum Flugzeug feststecken. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel! Richtung lustig wird es, als die Sanitäter durch müssen, weil weiter vorne jemand aufgrund der Hitze zusammengeklappt ist. Als wir dann endlich an Bord kommen, alle patschnass, erfahren wir die Ursach für die Verzögerung: Die Toiletten gingen nicht. Na, das kann ja noch reizvoll werden.

Wer mich kennt, weiss, dass ich gerne in fremden Ländern unterwegs bin. Vor 15 Jahren bin ich zum ersten mal mit einem Flieger unterwegs , wo jeder Gast seinen eigenen Fernseher hatte, einer Boing 777 von United, damals ganz neu in den Dienst gestellt. Seitdem hatte dies jedes Flugzeug, mit dem ich transkontinental unterwegs war. Auch ist es eigentlich Standard, dass man eine kleine Speisekarte bekommt. Nicht bei Iberia, auch wenn dies der teuerste Flug meines Lebens ist! Dafür ist es so kalt, dass die meisten Passagiere alles anziehen, was sie greifen koennen!

Wenigstens habe ich reichlich Platz (Beinfreiheit ca. 3 Meter), bin direkt neben der Küche- hier sind die Getränke kostenlos- und neben dem WC- das gottlob nicht mehr verstopft ist. Interessant ist, dass die Coladosen am Anfang 330 ml fassen, später 250 ml, dann 200 ml und zum Schluss 150 ml. Beim Bier ist es genau umgekehrt, 200 ml (Panama), 330 ml (Chile) und 500 ml (Peru).

Ich sitze am Fenster, vor mir ist eine Box mit Rettungsutensilien. Leider darf ich da meine Füsse nicht drauf tun. Ja, ja, scho recht! 3x dürft ihr raten, wo meine Beine sind, wenn die Stewardessen gerade mal unterwegs sind.

Stundenlang fliegen wir über den Urwald von Guyana und Brasilien, oft regnet es, dann gibt es hier oben Turbulenzen. Oft kann man aber auch bis runter sehen. Auch wenn jeden Tag Urwald in der Größe mehrerer Fussballfelder endgültig verschwindet, es gibt ihn noch. Sogar unberührt. Von Zivilisation nichts zu sehen. Als wir den Amazonas bei Manaus überfliegen, ist leider gerade wieder mal nichts zu sehen. Aber dafür etwa eine halbe Stunde später. Unglaublich, wie breit schon der junge Amazonas ist, rund 1.700 km vom Meer entfernt.

Die Anden bekommen wir leider nicht zu Gesicht, dafür ist der Anflug auf Lima, die peruanische Hauptstadt, spektakulär! Über dem Pazifik geht die Sonne unter, hunderttausende von Lichter sind zu sehen. Die Landung war recht unsanft, die Maschine kam sehr schief und sehr hart am Boden auf. Die Stewardess, die mir bei der Landung gegenübersitzt, wird aschfahl im Gesicht...

Als ich meinen Rucksack habe, stellt sich die Frage, wie ich in die Stadt komme. Alle Reiseführer empfehlen, eine der drei renommierten Taxigesellschaften zu nehmen, Kosten lt. Reiseführer von 2010 rund 30 Sol, also etwa 10 Euro. Von wegen, die wollen 150 Sol. Also dann den Expressbus. Als ich bei der Info nachfrage, wo der Bus abfährt, bekomme ich die Info, dass der Betrieb eingestellt wurde. Sch...! Da hat die Taximafia wieder mal zugeschlagen, wie damals in Cancun. Guter Rat ist teuer. Und mache etwas, das man eigentlich nicht machen sollte und spreche einen Taxifahrer im öffentlich zugäenglichen Teil des Flughafens an, der mir seriös, aber nicht zu seriös erscheint. Der akzeptiert 50 Sol, also auf geht es. Ich habe dabei immer einen Blick auf die Strassenschilder, nicht dass der mich irgendwo hinnimmt, wo ich nicht hinwill.

Gottlob habe ich ihn richtig eingeschätzt und komme, nachdem wir uns bestens unterhalten haben, etwa über die peruanischen Spieler, die in der Bundesliga spielen gut beim Hotel an. Das Hotel Kamana ist erstklassig direkt in der Altstadt gelegen, etwas einfacher, aber sauber und hat richtig Flair.

Der Plaza Mayor ist gleich um die Ecke, dort gibt es auch reichlich Restaurants. Zweifellos kann man in anderen Ecken der Stadt preiswerter essen, hier passt aber das Ambiente mit der Kathedrale und dem Governeurspalast. Kaum sitze ich, werde ich auch schon gefragt, ob ich einen Pisco Sour will. Warum nicht? Und ein Bier. Warum nicht? Nach dem langen Flug habe ich mir das wohl verdient. Zum Essen gab es Fisch des Tages mit Kartoffeln, dazu gegrillte Maiskoerner. Aber nicht irgendwelche Kartoffeln, schliesslich sind wir hier im Mutterland der Knolle. Die Teile sind etwa 30 cm lang und leicht rötlich, schmecken absolut lecker. Hauptsache CPF-zertifiziert. CPF? Cook it, peel it, or forget it!

Jetzt bin ich aber 22 Stunden auf den Beinen, Zeit fürs Bett, trotz Beinfreiheit im Flieger konnte ich dort kaum schlafen, nicht zuletzt, weil ich noch nie in so unbequemen Sitzen saß, bei denen mir die Kopfstütze gerade mal bis zum Hals ging. Mein Tipp: Wer nach Suedamerika fliegt, sollte eine andere Gesellschaft wählen, auch wenn Iberia das größte Angebot hat!

© Peter Belina, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von La Paz in Bolivien nach Santiago in Chile - das ist nicht nur von der Entfernung her ein ziemlicher Quentensprung, sondern auch von der Höhenlage her, liegt La Paz doch auf knapp 4.000 Metern Höhe. Die Reise führt aber auch vom Hexenmarkt in La Paz, wo es etwa Lamaföten zu kaufen gibt, nach Santiago mit seinen Einkaufs-Malls...
Details:
Aufbruch: November 2011
Dauer: circa 4 Wochen
Heimkehr: Dezember 2011
Reiseziele: Bolivien
Peru
Argentinien
Chile
Der Autor
 
Peter Belina berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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