Ben & Nadja: Südamerika - USA - Australien - Thailand - Alles kann, nichts muss!

Reisezeit: Mai 2013 - Februar 2014  |  von Ben Pietzner

Costa Rica: San José

06.05.2013 - 09.05.2013

Tag 1:

Endlich angekommen nach insgesamt 20 Stunden Reisezeit um 05:30 AM am Flughafen von San José, der Hauptstadt von Costa Rica, können wir es noch immer nicht fassen, dass unsere Reise jetzt wirklich beginnt. Total übermüdet und erschöpft stehen wir in der Eingangshalle des Flughafens und freuen uns auf das, was uns da draußen erwartet. Noch schnell ein bisschen Geld in der Landeswährung Colones am Automaten gezogen und ab zum nächsten Taxi. Nadja hält ihren ersten Small Talk auf Spanisch mit dem Taxifahrer und ich höre einfach nur zu und schaue mir die Umgebung an.

Unzählige Fast Food Ketten sowie ein pulsierendes Verkehrsaufkommen sind die ersten Dinge, die mir auffallen. Kein Wunder, es ist 06:00 morgens und die Einheimischen pendeln zu ihrer Arbeitsstelle. Das nicht ganz so feuchte Klima ist sehr angenehm und nicht störend. Alle Häuser und Einrichtungen sind hier mit Stacheldraht und Metallstreben vor den Fenstern gesichert, was mir zunächst ein bisschen Sorgen bereitet, sich aber später als üblich und als ganz normale Sicherheitsmaßnahme herausstellt. Je näher wir unserem Hostel "Costa Rica Guesthouse" kommen, umso mehr freue ich mich auf ein paar Stunden Schlaf, bevor wir uns ein genaues Bild von der Stadt machen würden.
Im Hostel angekommen, stehen wir nun vor der gesicherten Einganstüre und werden nach nur wenigen Sekunden sehr nett und hilfsbereit von einem Typen in unserem Alter in Skateroutfit empfangen. Trotz der zu frühen Anreise, können wir unser Zimmer schon beziehen und sogar vor unserem Schläfchen noch ein paar Toast mit Rührei verspeisen, die er uns zubereitet.

Das große saubere Zimmer ist für den Preis von nur 12USD p.P. toll, wir haben WLAN, wie überall üblich in den Hostels, ein gutes Frühstück, nettes herzliches Personal und eine sehr zentrale Lage sowie gibt es wertvolle Tipps & Karten zur Orientierung innerhalb der Stadt.

Nach einem drei stündigem Nickerchen, erwachen wir das erste Mal in San José. Wir betreten unseren Balkon und bemerkten zuerst unseren Obstmann, der direkt vor unserer Türe hielt.
Wir schnappen unseren Lonely Planet Reiseführer und schauen, was wir wohl als erstes tun können, entscheiden uns dann aber am ersten Tag einfach nur unwissend durch die Stadt zu laufen und uns einen ersten Eindruck von dem Leben hier zu machen. Also schnell eine Stadtkarte an der Rezeption besorgt und auf in Richtung "Central Avenida" vorbei an verschiedenen Museen und Gebäuden, die uns noch nicht wirklich interessieren, für Sightseeing sind wir einfach noch zu müde und noch nicht bereit. Uns fällt auf, dass unheimlich viele Menschen auf den Straßen unterwegs sind und die Abgase der PKWs und LKWs einen erheblichen Teil zur Umweltverschmutzung beitragen. Eine Abgasuntersuchung wird hier sicher nicht durchgeführt. Kein Wunder also, dass es hier so gut wie keine Tiere gibt, die in die Stadt vorstoßen.

Mitten durch die Stadt führen Zuggleise, auf denen eine mächtige rauchende Dampflokomotive hin und her fährt, um Güter jeglicher Art zu transportieren. Der Geräuschpegel der Zugglocke (wie auch immer man das Ding nennt &#9786 ist so laut, dass wir jedes mal zusammenzucken, wenn die Lok an uns vorbeifährt. Wir sind trotzdem sehr dankbar darum, da sie wirklich direkt am Fußgängerweg vorbeirauscht und nicht ganz ungefährlich ist.

Wir entscheiden uns nun erstmal ein günstiges Restaurant aufzusuchen, um etwas zu essen und vor allem ein bisschen klar zu kommen. Wir sind aufgrund des Jetlegs und der unzähligen Eindrücke irgendwie ziemlich verwirrt und angeschlagen, haben sogar Probleme, uns selbst zu verstehen, geschweige denn die richtigen Wörter auf englisch bzw. spanisch zu finden. Wir laufen also mit einem "Schleier" vor den Augen in das nächste Restaurant nahe des Parques Espana, welches im Lonely Planet in der Kategorie "günstig aber trotzdem gut" eingestuft wird. Dort gibt es das erste traditionelle Essen, bestehend aus Reis, Bohnen, Gemüse/verschiedene Knollen- und Wurzelgemüse und sehr durchwachsendes Fleisch. Dazu gab es ein unglaublich süßes Getränk aus Ananassirupklebezeug, welches in uns ein leichtes schlechtes Gewissen auslöste in Kombination mit dem fettigen Fleisch. Am nächsten Tag stand also fest, joggen zu gehen, auch wenn der Gedanke zum jetzigen Zeitpunkt in uns ein leichtes Unwohlsein auslöste.

....boaaaaar mir ist so heiß und ich schwitze aus allen Poren, während ich diesen Bericht verfasse. Es ist der 12.05.2013 und wir mussten uns wirklich sehr überwinden, uns endlich an den ersten Bericht zu wagen. Es sind 11:30, 35 Grad, die Sonne knallt, mittlerweile sind wir in Manuel Antonio an der Pazifikküste und freuen uns schon jetzt, gleich mit unserem Shortboard mit der Flut surfen zu gehen und uns im 28 Grad warmen Meereswasser "abzukühlen" (dazu aber dann im nächsten Kapitel mehr)...

Tag 2 & 3:

Nachdem wir uns nach dem ersten Tag nicht wirklich in die Stadt verlieben konnten, auch wenn die Menschen wirklich sehr freundlich und hilfsbereit sind, jede Frage mit einem lachenden "con mucho gusto" beantworten, starten wir unseren zweiten Tag mit einem Lauf durch die Stadt und hoffen, dass wir irgendwie eine nicht so luftverschmutzte Umgebung finden. Leider ist dies nur bedingt möglich, sodass wir unseren Lauf nach ca. 40 Minuten beendeten. Ich bin sehr unzufrieden und nicht so gut gelaunt, was eine kleine Meinungsverschiedenheit auslöst, sich aber dann später wieder entspannt. Wir entscheiden uns, die MMA Costa Rica Kampfsportschule aufzusuchen, welche ich im Vorfeld im Internet recherchiert hatte. Diese Schule liegt in dem Stadtteil "San Pedro", welcher ca. 15 Minuten zu Fuß entfernt lag. Dort angekommen entdeckten wir einen Stadtteil, der uns schon sehr viel mehr zusagt, als das Zentrum selbst. Kleinere Lokale, viele Studenten, da dort auch die Universidad Costa Rica ansässig ist, viele Locals wie momentan insgesamt in ganz San José (Keine Hochsaison).

Da es viele hellhäutige Menschen hier gibt, fallen wir als Touristen garnicht so sehr ins Auge der Passanten. Darüber hinaus pflegen die Latinas und Latinos in San José einen sehr gepflegten Kleidungsstil, welcher uns überall ins Auge fiel. Speziell die Frauen tragen alle enge figurbetonte Kleider und Highheels, mit denen sie problemlos über die mit Schlaglöchern übersäten Straßen laufen. Eine Wolke aus Parfum, gemischt mit reichlich Smok, macht sich auf den Straßen breit, welcher uns überall in die Nase stößt. Die Männer tragen fast alle einen Anzug, egal in welcher Position. Das kosmetische Angebot für Frauen und Männer lässt hier keine Wünsche offen .

Als wir dann vor dem Supermarkt stehen, um uns Wasser zu kaufen, bemerkt Nadja auf der anderen Straßenseite lautes Geschrei von noch nicht definierbaren Vögeln. Nach genauem Hinsehen, sehen wir einen Schwarm aus kleinen grünen Papageien auf den Dächern und umliegenden Bäumen sitzen. Also doch Tiere in der Stadt....

Als wir dann endlich die Kampfsportschule entdecken, fühle ich mich plötzlich unheimlich wohl. Von außen kann man sie nicht übersehen. Ein großer Banner schmückt den Zaun vor der Schule. Etwas aufgeregt und gespannt betreten wir die Schule. Ein nettes Mädel begrüßte uns herzlich, ich erkläre ihr mein Anliegen und äußere meinen Wunsch, hier 1-2 Trainings zu absolvieren und Erfahrungen auszutauschen. Das Angebot ist unglaublich gut, ab 08:30 morgens geht's los bis abends: Crossfit, Muay Thay, Karate, Jiu Jitsu, MMA, alles was das Herz begehrt. Sie macht sich sofort auf zum Chef und Kampfsportler, Sensei Milton, während ich mich umschaue. Eine riesen Halle, unterteilt in drei Teilbereiche, alle ausgelegt mit Matten, überzogen mit einer blauen rutschfesten Plane. Eine ganze Reihe an Boxsäcken, ein großer Haufen an Pratzen jeglicher Art in unterschiedlichsten Ausführungen, ein Boxring sowie eine weitere Halle, speziell für Crossfit und Krafttraining runden das Angebot ab. Das Gym ist so, wie man sich ein Gym vorstellt. Milton nahm sich der Sache direkt persönlich an und bat mir an, einfach mitzumachen und den ersten Kurs noch am gleichen Tag abends zu besuchen. Auch Nadja könnte ihre ersten Erfahrungen in Sachen Crossfit machen und zeitgleich den Kurs namens "High Performance" absolvieren, welcher sich später als wirklich heftig und übel herausstellte ☺.

Nach einem guten Gespräch mit Milton, gehen wir noch mit in sein Büro, wo er uns viele wertvolle Tipps und Vorschläge zu möglichen Zielen innerhalb von Costa Rica macht. In Quepos - Manuel Antonio hat er noch eine weitere Schule. Der Ort ist an der Pazifikküste (wo wir uns jetzt auch gerade befinden) und bietet viele Aktivitäten wie Surfen, Tropenwanderungen, Rafting Touren, etc. an. Er zeigt uns viele Bilder und Videos, welche uns direkt überzeugen. Unser nächstes Ziel steht fest. Darüber hinaus stellte er den Kontakt zu seinem Musterschüler, Mario Inanicelli, her, der die Schule dort leitet und organisiert schon das nächste Training für mich dort vor Ort für Freitag, den 10.05.2013.

Am Abend gehen wir also zum ersten Training, Milton hat mir seine Handschuhe, das Empfangsmädel ihre Bandagen geliehen. 1,5 Stunden, kurzes intensives Warm-Up, dann ging es auch schon in den Ring, 12 Runden Sparring mit unterschiedlichen Sparringspartnern. In regelmäßigen [/f]Abständen hört man das kräftige Leuten der Lok, die direkt an der Fabrikhalle vorbeifährt, was nochmal seine ganz spezielle Note zur Stimmung in so einem Gym beiträgt. Ich bin froh und glücklich, so gut aufgenommen zu werden. Meine Kampftechnik sowie mein respektvolles Auftreten den Leuten gegenüber kommt sehr gut an. An dieser Stelle möchte ich mich auch nochmal bei Jonny bedanken, meinem Freund und Trainer, der mich die ganzen neun Jahre unterstützt und ausgebildet hat. Vor allem jetzt kommt mir die Erfahrung, die ich in der Zeit sammeln konnte, hier sehr zu Gute! Danke, Jonny Brand!!!

Am Abend vereinbare ich noch kurz mit Milton das nächste Training für den nächsten Morgen um 08:30, welches er selber gibt, bevor wir uns müde, kaputt, glücklich und dankbar verabschieden.
Nadja kann in 1,5 Stunden Crossfit die Qualen des amerikanischen Prinzips tapfer überstehen und durchhalten.

Der nächste Tag verläuft reibungslos: Gutes Frühstück, ein effizientes Kampfausdauertraining, köstliches traditionelles korianderreiches Essen in einer coolen Mall (noch kein besseres und kulinarisch hochwertigeres Essen gefunden (4 € mit Beilagen und Getränk)) und Busticketorganisation in einer eher schlechteren Gegend von San José, wo die Sicherheitsmaßnahmen wieder Sinn ergeben haben.

Jetzt freuen wir uns, endlich mit dem Bus in Richtung Pazifikküste zu fahren und die tolle Natur genießen zu können!

Vor der Kampfsportschule

Vor der Kampfsportschule

Frisches Obst am Morgen

Frisches Obst am Morgen

Ein großer Kreisverkehr ohne Ampeln mit vielen verrückten Busfahrern. Große Herausforderung, diesen zu Fuß zu überqueren.

Ein großer Kreisverkehr ohne Ampeln mit vielen verrückten Busfahrern. Große Herausforderung, diesen zu Fuß zu überqueren.

Traditionelles Essen in Costa Rica. Hier in einer modernen Mall bei San Pedro, wo vor allem die Einheimischen in der Mittagszeit ihr Essen genießen.

Traditionelles Essen in Costa Rica. Hier in einer modernen Mall bei San Pedro, wo vor allem die Einheimischen in der Mittagszeit ihr Essen genießen.

Im Gym: Einer meiner Trainingspartner, Adrian, am zweiten Trainingstag

Im Gym: Einer meiner Trainingspartner, Adrian, am zweiten Trainingstag

Sensei Milton Marin Castro, der Chef von "MMA Costa Rica Trainingscenter"

Sensei Milton Marin Castro, der Chef von "MMA Costa Rica Trainingscenter"

Eine Kirche in San Pedro (San José)

Eine Kirche in San Pedro (San José)

© Ben Pietzner, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am 05.05.2013 ist es endlich soweit! Nach einer langen Planungsphase, großer Vorfreude und vielen Entscheidungen, die getroffen werden mussten, begeben wir uns auf eine ca. 10-monatige Reise quer durch die Welt. Um uns voll und ganz unserem Traum zu widmen und einen sauberen Schnitt zu machen, haben wir unsere Jobs gekündigt und können uns jetzt in den letzten vier Wochen auf Familie & Freunde konzentrieren. Ein seltsames und gleichzeitig fantastisches Gefühl, loszulassen und frei zu sein!
Details:
Aufbruch: 05.05.2013
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Februar 2014
Reiseziele: Costa Rica
Panama
Kolumbien
Der Autor
 
Ben Pietzner berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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