Fahrradtour von Venedig nach Bremen

Reisezeit: Mai 2012  |  von Thomas Eggers

....auf durch Bayern

..auf durch Bayern

18.05.2012
Die Nacht war sehr ruhig und im Vergleich zur letzten Nacht glich Sie einer Nacht in den Tropen.
Ich hatte das Handy ja am Abend ausgestellt und hatte somit keinen Wecker. Das Handyproblem beschäftigte mich etwas.
Aber auch ohne Wecker bin ich um 5:15 Uhr aufgewacht. Morgens merkte man schon richtig den Wetterumschwung. Es war schon warm. Um 6:10 Uhr hatte ich alles auf meinem Rad. Draußen war auch schon einer meiner Motorradfahrernachbarn auf den Beinen.

..am Campingplatz am Foggernsee

..am Campingplatz am Foggernsee

Ich verließ den Campingplatz und fuhr zunächst über Felder und Wiesen. Ich fuhr über Roßhaupten, Lechbruch und Burggen.
Ich weiß nicht mehr wo genau es losging aber es kam irgendwann eine wahnsinnige Landschaft. Um mich rum überall Wiesen in einer hügeligen Umgebung. Hinter mir die schneebedeckten Alpen. Ich stehe auf einer Anhöhe neben mir eine Bank und ein Meilenstein der via claudia augusta. Auf diesen Meilenstein lagen mehrere Steine. Auch ich legte einen rauf! Um mich rum war Kilometerweit nichts. Kein Mensch, kein Auto, kein Wind und kein Geräusch. Mythisch.

unglaubliche Landschaft nach dem Foggernsee

unglaubliche Landschaft nach dem Foggernsee

Meilenstein der Via claudia augusta

Meilenstein der Via claudia augusta

...Blick zurück!

...Blick zurück!

Heute hörte ich mal keine Musik aus meinem mp3 Player sondern hatte tatsächlich mal das Radio an meinem Fahrrad an und hörte einen Bayrischen Sender. Ich verfolgte eine Reportage zum Tod von Donna Summer und später eine Radioquiz in dem am Telefon ein Bayrisches Bauernpaar getrennt zu den erotischsten Erlebnissen in ihrer Partnerschaft befragt wurde. Nicht alles an Bayern ist schön!!!
Am Wegesrand hielt ich einmal an und sah zum erstenmal einen Feldhamster in freier Natur,
Ich hatte übrigens den ganzen Tag über einen Mörderhunger. Aber es kamen nur kleine Minidörfer ohne Läden.
Manchmal fuhr ich auf Feldwegen durch Wälder, mal auf Straßen (mit merkwürdig wenig Autoverkehr) mal auf Ortsstraßen kleiner bayrischer Dörfer.
Ich fuhr durch Schongau, Kinsau und Epfach. Bei Denklingen verlasse ich die via claudia augusta da ich den Lech überqueren musste um zum Campingplatz nach Landsbergs am Lech zu gelangen. Hier konnte ich auf einen Fahrradweg die B 17 bis nach Mundraching fahren und dort den Lech überqueren. In Mundraching wollte ich eigentlich anders fahren aber ich kam an eine Fahrradgruppe welche scheinbar nach einem Radtourenbuch fuhr. Sie bogen irgendwann eine Straße ab an der ein Fahrradsymbol der Romantischen Straße am Straßenschild hing. Romantische Straße. Ich wußte, dass der Fahrradweg der Romantischen Straße hier schon parallel zur via claudia augusta verlief. Ich hatte das Routenbuch zur Romantischen Straße dabei, da dieser mein nächster Radweg nach der via claudia augusta sein würde. Ich kramte das Buch aus meinen Taschen und sah, dass diese Straße mich direkt zum Campingplatz führen sollte.
Also folgte ich der Romantischen Straße. Es folgte zunächst eine ziemlich lange Steigung. Dann kam ein Waldstück direkt am Lech. Ich hatte übrigens mittlerweile einen Hammerhunger, denn es gab in keinem Dorf durch das ich durchkam einen Laden. Ganz kurz vor dem Campingplatz kam dann ein schönes Restaurant mit Namen Teufelsküche. Leider war ich so kurz vor 12 Uhr da und die Küche war noch nicht so richtig auf. Aber man konnte mir trotzdem irgendwas machen. So bekam ich einen Teller Hirschragout (würde nie auf die Idee kommen mit Hirschragout zu bestellen) dazu alkoholfreies Weizenbier und danach Kaffee und Kuchen. Danke war super!!
Als ich raus ging und mich auf mein Fahrrad schwang hatte ich vergessen das Fahrradschloss abzunehmen. Und so passierte es, dass eine Strebe von der Schutzblechhalterung riss. Mehr zum Glück nicht. Komisch war jedoch, dass meine Sattelstange mitsamt Sattel auf einmal aus der Führungsstange herauskam. Die konnte ich aber sofort wieder raufschrauben.
Ich fuhr weiter durch den Wald und da kam auch schon ein Hinweisschild zum Campingplatz. Es folgte eine Mördersteigung und schon war ich am Platz.
Der Platz schien sehr groß und auch ganz gut zu sein. Ich konnte mich auf der riesigen Zeltwiese breit machen. Ich war mal wieder das einzige Zelt.

....Zelt auf der Wiese des Campingplatzes

....Zelt auf der Wiese des Campingplatzes

Ich wollte mich beeilen, da ich nicht genau wusste wann Frank aufschlagen würde.
Zelt aufgebaut, Wäsche in die Waschmaschine danach in den Trockner und natürlich ausgiebig duschen!!
Und um 13:40 Uhr stand Frank vor mir. In Lederhosen und Tracht!!! In den Autos warteten seine Frau und seine 3 Kinder. Wir fuhren zum sogenannten Kloster Andechser.
Nachdem wir das Glück hatten einen Parkplatz am Fuße zum Aufstieg zu finden musste Frank sein Sohn (U 18; deshalb Fahren nur in Verbindung mit Papa erlaubt) noch seine Einparkkünste unter Beweis stellen indem er rückwärts fuhr aber nach vorne schaute. Ja und dann war da ein Auto. Und so durfte ich eine ganz neue Seite an Frank kennenlernen. Auf einmal hatte es Frank komischerweise ganz eilig aufzubrechen.
Wir wanderten los. Herr scharren von Menschen wollten zum Kloster. Entgegen kam uns eine katholische Prozession. Ich kam mir vor wie beim Film "Der Name der Rose". Irgendwann waren wir dann oben.

Das Kloster ist ein Hofbräuhaus. Es war sehr lustig. Nach 3 Maß hatte ich ordentlich einen im Tee. Nach dem ersten Maß konnte ich mich mit Frank seinem Handy nochmal zu Hause melden.
Dann kam der Abstieg. So richtig kann ich mich an den Abstieg und an die Rückfahrt nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass ich morgens im Zelt komisch aufgewacht bin und feststellte das ich verkehrtherum im Schlafsack lag.
Tagesetappe: 68 km
Gesamt: 674 km
DCC Campingpark "Romantik am Lech"
Pössinger Au 1
86899 Landsberg/Lech

19.05.2012
Morgens bin ich um 5:30 Uhr ohne Handywecker aufgewacht. Mein Körper fühlte sich morgens nicht so an als ob er mich mit dem Fahrrad ungefähr 100 km weiter nördlich bringen könnte. Aber ich wollte keine Vorurteile schüren und schraubte meine Ziele nicht zurück.
Dier erste Überraschung erwartete mich morgens im Wachhaus. Ich steckte mein Handy mit dem Ladegerät in die Steckdose und es lud sich wieder auf. Warum es auf einmal wieder ging wusste ich nicht es war mir aber auch scheißegal. Ich hatte dadurch blitzartig eine gute Laune weil ich mir schon eine Menge Gedenken über ein Ersatzhandy machen musste. Und nun ging dieses Scheißding wieder.
Ich duschte noch ausgiebig und baute mein Zelt ab. Um 8 Uhr war ich abfahrbereit. Am Campingplatz konnte ich noch 2 Brötchen kaufen.
Das Wetter war super. Ich fuhr zunächst durch den Wald zurück runter zum Lech. Am Lech zwischen Campingplatz und Landsberg fuhr ich durch irgendeinen Fernsehdreh. Eine Frau mit Mikrophon vor der Kamera. Ich fuhr mitten durch! Keine Ahnung was das war.
Dann kam die Brücke über den Lech über die ich rüberfuhr um nach Unterigling und damit wieder auf die via claudia augusta zu kommen.

...... Landsberg an Lech

...... Landsberg an Lech

Nun ging es über Untermeitingen, Graben und Königsbrunn in ein großes Erholungsgebiet südlich von Augsburg.
Irgendwann kam ich in Augsburg an. Hier erkannte ein Paar meine Bremer Speckflagge. Wir quatschten ein bisschen. In der Innenstadt besorgte ich mir erst einmal einen Labellostift mit dem ich meine aufgeplatzten Lippen pflegte. Und als ob ich einen Knopf gedrückt hätte war der brennende Schmerz an den Lippen weg.

...durch Augsburg

...durch Augsburg

Dann kam ein Burger King. Boah das Whopper Menu kam richtig gut.
Nun führte der Weg wie an einem Deich entlang immer direkt am Lech lang. Mal in einem angrenzenden Waldstück mal im freien Gelände.

....endlose Wege am Lech

....endlose Wege am Lech

In Ostendorf und Westendorf überquerte ich wieder den Lech und fuhr über Landstraßen über Nordendorf und Mertingen. In Mertingen verließ ich die via claudia augusta, überquerte die Autobahn und machte mich auf die Suche nach einem Campingplatz der in der Karte meines Radtourenbuch eingezeichnet war. Leider war der Campingplatz miserabel bis gar nicht ausgeschildert.

....ruhige Landschaften....

....ruhige Landschaften....

So folgte ich den Beschreibungen einer Bedienung in einer Supermarktbäckerei und mehrerer Passanten die homöopathisch verteilt in diesem Gebiet aufzufinden waren.
Aber nach 103 km war es um 16:00 Uhr soweit und ich fuhr durch die Campingplatzeinfahrt.
Ich quatschte mit der Frau vom Campingplatz darüber das ihr Campingplatz miserabel ausgeschildert sei. Das hatte Sie wohl schon öfter gehört.
Ich baute mein Zelt auf und ging duschen. Zunächst kalt (Heizungsprobleme) danach nachdem ich am der Rezeption Alarm schlug warm.

...Waschtag

...Waschtag

Mein Handyproblem war im Übrigen noch nicht vollständig gelöst, da zwischenzeitig die Ladefunktion wieder gestört war. Aber es lud sich zum Glück teilweise auf.
Es war der Abend des Championsliguefinale von Bayern München.
Überall waren die Radios an.
Die Nacht war warm und trocken.
Tagesetappe: 103 km
Gesamt: 674 km
Campingplatz
86698 Oberndorf

20.05.2012
Morgens wachte ich in meinem alten Rhythmus um 5 Uhr auf und war pünktlich um 6 Uhr auf dem Rad.
Die frühen Fahrradstunden am Morgen waren immer irgendwie etwas ganz besonderes. Man fährt durch absolut unbekannte Gegend und ist auf weiter Flur allein unterwegs. Man fragt sich welche Überraschung der Tag bringen wird, wie der Weg wohl sein möge und wie man übernachten wird.

...am frühen Morgen auf dem Radweg..

...am frühen Morgen auf dem Radweg..

Ich fuhr durch Asbach und kam wieder auf die Via claudia augusta. Kurz vor Donauwörth hielt ich an einer Tankstelle an und kaufe mir Brötchen.
Dann kam ich nach Donauwörth und überquerte die Donau. Nun war ich am Anfangspunkt der Via claudia augusta angekommen. Ich war angekommen denn hier endete für mich die claudia augusta. Die via claudia augusta von Venedig bis nach Donauwörth. Ich hatte Sie tatsächlich geschafft. Ich bin 787 km gefahren. Nach dem Radbuch soll die Strecke je nach Variante ungefähr 800 km betragen.

...die Donau rüber. Ende der via claudia Augusta

...die Donau rüber. Ende der via claudia Augusta

Ich setzte mich in Donauwörth am Zielpunkt an der Hinweistafel auf eine Bank und frühstückte. Es war natürlich ein schönes Gefühl so einen Teilabschnitt beenden zu können. Ich beobachtete ein Eichhörnchen und lies mir mit der Weiterfahrt Zeit. Ich fuhr die Strecke in Gedanken nochmal nach und konnte mich irgendwie kaum vom Ende der Strecke trennen.
So und nun lag die sogenannte Romantische Straße vor mit. Ich verstaute die Karten zur via claudia augusta und kramte mein Radtourenbuch zur Romantischen Straße heraus.
Die Romantische Straße führt von Füssen nach Würzburg. Von Füssen nach Donauwörth verläuft sie parallel zur via claudia augusta. Ich stieg nun in Donauwörth ein und wollte Sie bis nach Bieberehren fahren.

...die romantische Straße beginnt...

...die romantische Straße beginnt...

Mein Radtourenbuch beschreibt die Romantische Straße folgendermaßen
Die Romantische Straße, einst für den motorisierten Ausflugsverkehr konzipiert, verbindet Städte mit bewegter Geschichte und historischen Stadtkernen. Deshalb ist nicht die Straße selbst, sondern die attraktiven Punkte auf dieser 428 km langen Strecke interessant. Die Radroute verläuft durch überaus romantische Landstriche. Zum Beispiel durch das liebliche Taubertal, vielgerühmt wegen der wildromantischen Ufer und der Weinberge, aber auch wegen der prachtvollen Städte und Dörfer, allen voran Rothenburg ob der Tauber. Über die Frankenhöhe erreicht man das Nördlinger Ries, eine ganz besondere Landschaft, die zum Radfahren geradezu prädestiniert ist. Die Donau wird bei Donauwörth gequert und weiter geht es auf der "Via claudia augusta" nach Augsburg. (...).
Steigungen bleiben ihnen auf dieser Route nicht erspart. Zwischen Würzburg und dem Taubertal durchfahren Sie hügeliges Land, hier müssen Sie mit häufigem Auf und Ab rechnen. Das Taubertal selbst ist dann wieder flacher, obwohl auch hier immer wieder leichte Steigungen auftreten aufgrund von Hanglagen des Radweges. Hinter Rothenburg geht's dann über die Frankenhöhe, Steigungen sind hier an der Tagesordnung bis Sie das Tal der Wörnitz erreicht haben (..)
Zum Großteil verläuft die Radroute zur Romantischen Straße auf kleinen, ruhigen und asphaltierten Landstraßen; teilweise führt Sie auch auf asphaltierten oder gesandeten Radwegen. Es gibt auch Wald und Feldwege wo sie - selten aber doch- mit weniger gut befahrbaren Wegstücken rechnen müssen.
Es gibt eine durchgehende Beschilderung für die Romantische Straße mit einem einheitlichen Logo. In seltenen Fällen kann es jedoch sein, dass Schilder verdeckt oder nicht mehr vorhanden sind und Sie dann nur mit Karte oder Text vorwärtskommen.
Von Donauwörth ging es auf einen sehr schönen Radweg über Harburg bis nach Heroldingen immer entlang des Flusses Wörnitz. Die Gegend war sehr schön und einsam. Ich kam durch kleine Dörfer mit den typischen geschmückten Maibäumen auf den bayrischen Marktplätzen.
In Hoppingen kam ich an die Bundesstraße B25. Hier befand sich ein Radweg der parallel zur Straße verlief. Ein Hinweisschild deutete darauf, dass der Radweg bis nach Nördlingen führen sollte. Ich sah in mein Radtourenbuch und witterte eine super Abkürzung. Der Radweg der Romantischen Straße führte nämlich abseits der Bundesstraße über Dörfer wie Ziswingen und Balgheim und war im Gegensatz zur Bundesstraße nicht der direkte Weg nach Nördlingen.

....Spinner am Straßenrand

....Spinner am Straßenrand

So machte ich mich auf, den direkten Weg zu nehmen und fuhr den direkten Weg nach Nördlingen.
Nördlingen ist die erste von nun an mehreren hammerschönen alten Städten mit Eingangstürmen in die Stadt und mittelalterlichen Stadtmauern. Es war ein tolles Erlebnis mit dem Fahrrad die weiten Strecken zwischen diesen Städten zurückzulegen, dann vor den alten Stadttoren zu stehen und durch diese mittelalterliche Städte zu fahren.
Nach Nördlingen fuhr ich wieder den Streckenverlauf der Romantischen Straße. Über Wallerstein, Birkhausen, Maihingen ging es nach Minderoffingen. In Minderoffingen überquerte ich die B 25.
Mit der Überquerung der B 25 fuhr ich zunächst bergauf in eine Wald und Wiesenlandschaft. Es fing an so richtig einsam zu werden. Einsam und warm. Die Sonne brannte an diesem Tag ziemlich heftig vom Himmel.

....Wald und Flur Landschaft

....Wald und Flur Landschaft

Die Radwege wurden mehr und mehr zu Feldwegen und ich musste höllisch aufpassen, dass ich den richtigen Weg fand. Ein Blick rundherum in die Ferne ließ erahnen, dass ein Verfahren schlimme Folgen haben könnte. Weit und Breit keine Dörfer in Sichtweite. Am Anfang kamen mir noch vereinzelt Fahrradfahrer entgegen. Später nicht mehr.

....recht einsame Wege!

....recht einsame Wege!

Ich befand mich immer an der Grenze zwischen Bayern und Baden Württemberg auf Bayrischer Seite. Ich hielt ein paarmal an und schaute einfach in die Gegend.
Irgendwann kam ich in Raustetten an und fand doch tatsächlich ein Restaurant. Im Lokal "Waldeck" as ich dann mittag und konnte meinen MP 3 Player aufladen.

.....verfahren im Wald!!

.....verfahren im Wald!!

Nach Raustetten kam ein großes Waldgebiet. Es war wohl man an der Zeit gewesen, dass ich mich so richtig schön verfahren sollte. Alles war hierfür perfekt vorbereitet. Erst einmal das wichtigste, dass Highlight sozusagen: Die Beschilderung war verschwunden. Keine Wegweiser. Weder Schilder zur Romantischen Straße noch irgendwelche anderen. Nichts. Rein gar nichts. Dafür befand ich mich tief in einem Wald. Dann kam ich an eine Stelle von der 3 Waldwege abzweigten. Ich fuhr die ersten beiden Hinein fuhr aber jeweils wieder zur Ursprungsstelle zurück. Bei einem Weg wurde die Wegqualität so schlecht, dass ich mir vorkam wie auf einer Safari. Menschen waren mal wieder keine vor Ort und so war ich mal wieder komplett auf meinen Instinkt angewiesen. Und so nahm ich einen Weg und fuhr einfach drauf los. Es wurde hügelig und aus dem Weg wurde mehr ein Pfad der immer tiefer in den Wald führte. Nach mehreren Kilometern kam ich endlich an eine Straße und an der Straße hielt ein Auto an und eine Frau stieg mit ihrem Hund aus. Super.
Sie konnte mir weiterhelfen und zeigte mir den Punkt an dem wir uns befanden auf meiner Karte. Ich hatte einen kleinen ungeplanten Ausflug nach Baden Württemberg gemacht und befand mich auf einer Schnellstraße kurz vor Bergheim.
Und so fuhr ich auf der Schnellstraße wieder nach Bayern. In Rühlingsstetten war ich wieder auf der Romantischen Straße angekommen. Meine Radkarte zeigte mir, dass es von Rühlingsstetten wieder durch Wald und Flur nach Dinkelsbühl gehen sollte. Da ich ja nun meine schlechten Erfahrungen mit der örtlichen Beschilderung in dieser Region gemacht hatte wollte ich ab Rühlingsstetten zunächst wieder entlang der Bundesstraße B 25 fahren. Auf meiner Karte konnte ich erkennen, dass diese Straße genau nach Dinkelsbühl führen sollte. Perfekt dachte ich.

Und so fuhr ich durch das kleine Dorf Rühlingsstetten bergab zur Bundesstraße. Dort angekommen musste ich leider feststellen, dass die Bundesstraße nicht mit einem Fahrradweg ausgestattet wurde. Die Straße selber war für Radfahrer ungeeignet bzw. verboten.
Also musste ich mich wieder die Steigung nach Rühlingsstetten hochschrauben und den Pfad der Romantischen Straße suchen. Im Dorf konnte mit eine Familie den Weg schildern.
So ging es also wieder auf dem originalen Wegesverlauf. Ich fuhr wieder in die Einsamkeit. Es war ein typisches bergiges Wald-Flur Gebiet. Die Beschilderung war schlecht. Hin und wieder verfuhr ich mich. Ich kam durch Orte wie Greiselbach und Mönchsroth.
Die Strecke vor Dinkelsbühl fuhr ich ein Mördertempo. Denn ich hatte nichts mehr zum Trinken und wollte unbedingt in Dinkelsbühl ankommen. Den Wind hatte ich im Rücken und als Straßenbelag hatte sich vor einer Stunde Asphalt durchgesetzt.
Ich überholte ein Paar auf dem Fahrrad. Ich gebe zu es war wohl ein komisches Bild. Ein total bepacktes Fahrrad überholt mit einer wehenden Fahne am Gepäckträger 2 auch schon recht schnell fahrende Fahrradfahrer mit einem Affenzahn.
Kurz vor Dinkelsbühl hatte ich auf einmal nach mehreren Kilometern nach dem Überholen den Mann neben mir. Nachdem ich Ihn überholt hatte wurde er neugierig und sagte zu seiner Frau dass er die Verfolgung aufnehmen muss und Sie sich in Dinkelsbühl wieder treffen wollten.

.....durch das Tor von Dinkelsbühl

.....durch das Tor von Dinkelsbühl

So quatschten wir und fuhren zusammen durch das Stadttor von Dinkelsbühl. In Dinkelsbühl fuhr er zum Treffpunkt mit seiner Frau. Ich steuerte den nächsten Bäckerladen an und schnappte mir Wasserflaschen aus dem Getränkeregal. Dinkelsbühl war im Übrigen wieder so eine schöne alte historische Stadt. Ich macht hier ein eine kleine Verschnaufspause.
Der Weg zum nächsten angepeilten Campingplatz war noch weit und ich versuchte mal wieder mein Glück auf der B 25. Es war immer noch kein Fahrradweg vorhanden aber ich fand die Straße an diesem Teilstück weniger gefährlich als noch in Rühlingsstetten. Und so fuhr ich erstmal drauflos. Ein Fahrräder verboten Schild sah ich nicht. Nachdem ich so den ersten Kilometer gefahren bin hupten mich aber schon die ersten Autos und gerade die Busse von der Straße. Irgendwann wurde es mir echt zu bunt und ich stieg aus und fuhr einsame Straßen über Hellenbach, Neuses, Flinsberg nach Sulzbach. Hier kam ich wieder auf die Romantische Straße verkürzte den Weg jedoch schon wieder indem ich über Krapfenau, Vilkertsweiler nach Feuchtwangen fuhr.
Nach Feuchtwangen verfuhr ich mich leicht und musst lange suchen bis ein Fußgängerpaar mir weiterhelfen konnte.
So fuhr ich mal wieder die B 25 bis nach Banzenweiler. Da meine Getränke mal wieder alle waren hielt ich beim Dorfschützenfest an und bestellte mir 3 Fantas, die ich alle nacheinander in mich reinspülte. Der Wirt im Getränkewagen schaut verdutzt und ich fuhr weiter.
In Dorfgütingen gelangte ich wieder auf die Romantische Straße und fuhr über Dormbühl weiter durch bergiges Gelände zum Campingplatz kurz vor Schilligsfürst.
Die Straße zum Campingplatz war dann nochmal sehr bergig (musste teilweise schieben). Außerdem preschten die Autos schnell und nah an mir vorbei.
Dann war ich endlich da. Am Campingplatz Frankenhöhe vor Schillingfürst. An der Rezeption herrschte Bayrische Gemütlichkeit. Der Mann im Häuschen beschrieb mir den Weg zum Areal für Zelte während im Hintergrund bayrische Volksmusik aus dem Lautsprecher tönte.
Ich schob mein Fahrrad in gewohnter Weise an den Wohnwagen und Wohnmobile vorbei zum Zeltplatz. Der Platz war mit einer Hecke abgegrenzt. Es war ein schönes Gefühl auf dem Platz zwei Zelte zu sehen. Zwischen dem Zelt stand Christoph und später kam aus dem Waschhaus Kathrin.

...campingplatz Schllingforst

...campingplatz Schllingforst

Sie waren zusammen auf einer Fernradtour. Kathrin war eine junge Polizistin die von Kiel losgefahren ist und nach Österreich wollte. Christoph ein Münchner (der paar Tage später mit seinem Fahrrad noch eine Katze überfahren sollte- mußte ich hier mal erwähnen weil ich von so einem Fall noch nie gehört habe) ist später in die Tour eingestiegen. Kathrin erzählte wie Sie in Norddeutschland die Kälte überstehen musste und sich bei der Schweinekälte nachts in die Waschräume der Campingplätze flüchtete. Außerdem hatte sie mit ständigen Fahrradpannen zu tuen. Kathrin, an dieser Stelle nochmals kräftig für dich den Hut ab.

Abends saßen wir vor den Zelten und aßen Nudeln und tranken Wein. Es war echt schön mal wieder einen menschlichen Kontakt über Stunden genießen zu können. Kathrin und Christoph warnten mich abends noch vor dem unsinnigen Zickzackkurs der mich nächsten Tag erwarten sollte. Ich konnte ihnen vor der schlecht beschilderten Strecke durch das Niemandsland erzählen welche sie morgen erwarten sollte.
Da ich ja als Frühaufsteher bekannt war sahen wir uns morgens nicht mehr. Monate später sollte Christoph mich noch bei Facebook finden. So konnte ich noch den Radreisebericht der beiden lesen und noch Christoph seinen Katzenmord mitbekommen.

...weiter gehts zum Main..

...weiter gehts zum Main..

9. Tag
Oberndorf-Schillingfürst
Tagestour: 130 km
Gesamt: 907 km
Cmpingplatz in Schillingsfürst

© Thomas Eggers, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Fahrrad von Venedig nach Bremen. (Italien, Österreich, Schweiz, Österreich, Bayern, Hessen, Thüringen, Nordrhein Westfalen, Niedersachsen, Bremen) Über die via claudia augusta, die Romantische Straße, den Main Tauber Fränkischer Radachter, Main Radweg,Saaletal Radweg, Rhön Radweg, Werra Radweg, Weserradweg und unzähligen Querfeldeinwegen nach Hause.
Details:
Aufbruch: 11.05.2012
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 27.05.2012
Reiseziele: Italien
Österreich
Deutschland
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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