Mit der Bahn bis nach Marokko - Das Leben in "vollen Zügen" genießen

Reisezeit: August / September 2003  |  von Michael Honsel

Die Bustour in die Sahara (Tag 14 bis 17)

Nach 2 Stunden Geschaukel durch die völlig abgenutzten Stoßdämpfer war eine Fahrerpause fällig. Da habe ich mir diesen alten Bus mal angeschaut: Die Frontscheibe hatte Risse, an der Seite ein paar Beulen und kaum Reifenprofil. Irgendwann war der Busfahrer am Herumhupen = alle einsteigen, es geht gleich weiter. Nach einem ziemlichen Gekurve erreichten wir 2000 Meter Höhe im Atlasgebirge und es gab ein Gewitter mit Hagel. Auf einmal setzte der Bus rückwärts und vor uns war ein Erdrutsch live zu sehen. Somit war die Straße erst einmal blockiert und wir saßen fest. Ein Holländer hat mit seinem Auto probiert, durch die Pampe zu kommen, zum Glück konnte ihn ein Jeep mit Abschleppseil wieder befreien. Nach 90 Minuten kam dann jemand mit Schaufeln und einige Arbeiter und freiwillige Helfer haben teils mit Händen die Straße wieder freigeschaufelt. Jetzt sind von beiden Seiten alle so dicht an diese Stelle herangefahren, dass Gegenverkehr gar nicht mehr vorgesehen war und es zum Verkehrschaos kam. Irgendwann kamen dann auch wir durch, blieben mit den abgefahrenen Reifen fast stecken, links ging es fast senkrecht herunter, der Bus rutschte voll gegen einen Pfahl und bekam halt eine Schramme mehr.
Nach 2 Kilometern gab es dann noch einmal 30 Minuten Stau, weil sich ein LKW im Schlamm auf der Straße festgefahren hatte.
Als ich im Bus etwas einnickte, fiel mein Oberkörper wohl in jeder Kurve hin und her. Ich habe nur bemerkt, dass Sebastian als Stoßdämpfer mit Luftfederung eine leere PET-Flasche zwischen uns platzieren wollte. So bin ich dann doch besser wach geblieben. Es war nämlich die hinterste Sitzreihe und auf der anderen Seite neben mir saß auch noch jemand.
Um etwa 18 Uhr erreichten wir Quarzazate, wo wir direkt ein großes DZ für 7€ gefunden haben, was auf den 1. Blick ordentlich aussah.
So sind wir dann in Quarzazate herumgelaufen und sind in einem ganz kleinen Lokal Essen gegangen. Der Koch und gleichzeitig Kellner konnte ziemlich gut kochen, aber nicht rechnen. So mussten wir ihm beim Kassieren helfen. Das Essen war preiswert und sehr gut zubereitet. Quarzazate ist etwas sauberer und schöner, aber es ist nicht viel los und wir haben gleich beschlossen, nur eine Nacht dort zu bleiben.
Auf den 2. Blick war das Hotel auch gar nicht so gut, es gab schlechte Klos, im Zimmer viele Fliegen, schmutzige Laken und Sebastian hat ein kakerlakenähnliches Insekt gesichtet.
Von der Busfahrerei waren wir ganz müde und gingen ganz früh schlafen, weil ja nicht viel los war. An diesem Tag habe ich im Bushof das schmutzigste Klo meines Lebens entdeckt.

am Anfang der Busfahrt

am Anfang der Busfahrt

so langsam beginnt das Atlasgebirge

so langsam beginnt das Atlasgebirge

der Bus

der Bus

im Atlasgebirge

im Atlasgebirge

na toll

na toll

alles steckt fest

alles steckt fest

kurz vor Quarzazate

kurz vor Quarzazate

die Landschaft wird immer trockener

die Landschaft wird immer trockener

Quarzazate

Quarzazate

kurz vor dem Sonnenuntergang

kurz vor dem Sonnenuntergang

Tag 15 - 17. August 2003 - von Sebastian

Nach unendlichem Gehupe eines Busfahrers und dem jämmerlichen Gackern der Hühner, die hier an jeder Straßenecke geschlachtet werden, konnte ich so gegen 9 Uhr einfach nicht mehr weiterschlafen. Nachdem ich schon so einige Zeit wach bin, bemerke ich, dass Michael auch schon wach ist, er scheint etwas zu beobachten. Als ich ihn frage, sagte er mir, so wortwörtlich, dass er gerade eine verhaltensgestörte Fliege beobachtet, auch mal was.
Nach dem Frühstück sind wir zum Bushof gelaufen, der wie die gesamte Stadt nicht wirklich sauber ist. Der heutige Bus war noch klappriger als der letzte Bus. Er hielt sehr oft u.a. bedingt durch die Zigarettensucht des Busfahrers und der damit verbundenen Zigarettenpausen. Um diese Zeit wieder aufzuholen, fuhr er dann wie so ein Formel1-Rennfahrer nicht nur auf gerader Strecke, sondern auch durch die Kurven. Während einer Pause haben wir einem Kind, welches gekochte Eier verkaufte, ein Ei abgekauft. Kinder, die etwas verkaufen wollen oder betteln, sieht man hier leider sehr oft. Mit dem Bus ging es nun durch eine wunderschöne Landschaft, geprägt durch die Wüste, Oasen und im Hintergrund dem Atlasgebirge in einen wunderschönen Sonnenuntergang hinein. Nachdem wir uns im Bus nicht bequatschen lassen haben, schon früher auszusteigen, weil es hier angeblich ein sehr schönes und viel besseres Hotel als irgendwo anders gäbe, sind wir dann abends irgendwann in Erfoud angekommen. Auch hier wurde man beim Aussteigen von mehreren Leuten gleichzeitig zugequatscht, wobei wir keine andere Möglichkeit hatten, als einfach nicht auf die Leute zu hören und auf eigene Faust ein Hotel zu suchen. Etwas angenervt haben wir dann noch ein Hotel gefunden und waren dann anschließend etwas essen.

Solche Reifen kommen in Marokko durchaus vor

Solche Reifen kommen in Marokko durchaus vor

Oase auf der Fahrt nach Erfoud

Oase auf der Fahrt nach Erfoud

Flussoase

Flussoase

Tag 16 - 18.August 2003 - von Michael

Ich habe die Ehre, etwas über die Halbzeit zu schreiben.
Erst einmal ging es ins Restaurant gegenüber dem Hotel. Wir mussten einfach nur die Straße überqueren und keiner konnte uns in dieser kurzen Zeit anquatschen. So haben wir für marrokanische Verhältnisse zwar nicht ganz billig, aber ganz gut gefrühstückt. Wir haben für je 2,50€ Brot, Weichkäse, Marmelade, Kaffee und O-Saft bekommen. Unser freundlicher Hotelbesitzer hat uns eine Fahrt mit dem Landrover in die Sandwüste mit Sanddünenwanderung für den Nachmittag angeboten. Da er uns dabei nicht zuviel belabert hat und für 15€ pro Person einen akzeptablen Preis gemacht hatte, haben wir uns das andrehen lassen. Schließlich wollten wir ja auch mal in die Sandwüste. So sind wir Übertags etwas am Stadtrand in der Steinwüste herumgelaufen. Dabei sang Sebastian dauernd Viva Colonia und ich bekam schon nach einer Viertelstunde in der Mittagssonne totalen Durst.
Um 15 Uhr ging dann die Fahrt los und wir hatten das Glück, dass der Hotelbesitzer noch mehr Leute herumbekommen hat und dadurch das Auto billiger wurde. So mussten wir nur 10€ bezahlen und die haben sich wirklich gelohnt.
Wir mussten etwa 50 Kilometer nach Androine am Rand der Sanddünen fahren. Zwischendurch haben wir mal einen Fotostop gemacht. Da sah ich dann jemanden, der mit einem Fiat Uno über die Wüstenpiste gefahren ist, ein solcher Fiat scheint aber wohl richtig geländegängig zu sein.
In Androine angekommen, gab es erst einmal in einem Lokal einen Tee, der sogar inklusive war. Dann haben wir mal herumgeschaut und einige Kamele gesehen. Wir sollten gegen Aufpreis auch unbedingt Kamelreiten, aber ich muss das schon gar nicht machen, wenn man da vorher schon zuviel vollgelabert wurde, wie unbedingt man mal auf Kamelen reiten muss.
Dann wollte ich das im Auto gelassene Wasser für die Wanderung holen, aber das Auto war weg. So mussten wir dann erst einmal Wasser zum doppelten Normalpreis kaufen, schließlich haben die da in der Wüste ein Monopol. Um 18 Uhr wanderten wir dann mit einem Führer durch die Sandwüste mit Barfuß auf einen Berg. Der Aufstieg durch den Sand war ganz schön anstrengend. In der trockenen, heißen Luft war ich dauernd mit Nasenbluten am kämpfen. Oben angekommen konnten wir uns dann den Sonnenuntergang anschauen. Das Herunterlaufen war total schön, denn durch den Sand konnte man richtig gut abfahren. Es war so schnell, als würde man mit dem Fahrrad so einen Berg herunterfahren. Bis zur Abfahrt konnten wir dann noch einen Tee trinken und dann ging es mit dem Landrover wieder zurück nach Erfoud. Unterwegs hatte es der Fahrer sehr eilig und einmal bin ich bis an die Decke geflogen. Trotzdem blieb aber noch etwas Zeit um anzuhalten und Sterne zu gucken.
In Erfoud hatten wir dann ziemlichen Hunger und sind erst einmal draußen Essen gegangen. Wenn wir uns ins Restaurant hereingesetzt hätten, dann hätten wir uns zuerst Entsanden müssen. So konnten wir aber zuerst essen und mussten dann gründlich duschen. Nach dem Schlafen gehen kam zuerst Hochzeitsgehupe, dann Techno, dann bellende Hunde, dann schreiende Katzen und dann war Ruhe und ich konnte schlafen.

Erfoud

Erfoud

Sebastian hat Durst

Sebastian hat Durst

Tag 17 - 19. August 2003 - von Sebastian

Eigentlich gibt es zu heute nicht viel zu erzählen. Der Morgen ging los mit einem Riesen-Chaos im Bushof. Irgendwann fuhr der Bus dann los. Er war sehr langsam. Das heißt, er fuhr langsam die Berge hoch, weil der Motor keine volle Leistung mehr hatte und er fuhr auch langsam die Berge wieder herunter, da die Bremsen nicht ihre volle Leistung erbrachten. Ich sag "1. Gang Motorbremse und dazu ein Metall-auf-Metall-Sound von abgefahrenen Bremsbelägen." Dazu kam noch, dass der Bus in jedem Kaff hielt und viel zu überfüllt war. Nach einem ganzen Tag Bus fahren kamen wir irgendwann in Fes an, wo wir einen Platz in einem Hotel auf der Dachterrasse bekamen. Sehr hungrig sind wir noch ein wenig durch die Medina gelaufen und haben uns zwei Fischbrötchen gekauft, was, das sollte uns noch bewusst werden, ein großer Fehler war, denn irgendwann nachts wurde ich wach und das Übel nahm seinen Lauf. Mein Magen drehte sich und das Klo sollte für die nächsten Tage mein Stammplatz werden. Also für alle Marokkoreisenden, Finger weg von ungewaschenen Obst, Leitungswasser und ggfs. Fischbrötchen

© Michael Honsel, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
einen Monat Interrail durch die Zonen E und F
Details:
Aufbruch: 03.08.2003
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.09.2003
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Portugal
Marokko
Der Autor
 
Michael Honsel berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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