Mit der Bahn bis nach Marokko - Das Leben in "vollen Zügen" genießen

Reisezeit: August / September 2003  |  von Michael Honsel

Noch mehr Frankreich kreuz&quer (Tag 27bis31)

Tag 27 - 29. August 2003 - von Sebastian

Nachdem wir wegen Verspätung bedingt durch ein Unwetter eine Stunde länger schlafen konnten, sind wir gegen 7:00 Uhr in Paris angekommen. Etwas verpeilt schließen wir unsere Rucksäcke in Schließfächer ein. Da wir ja gerade aus dem Süden kommen, denken wir nicht daran, dass es etwas kalt und regnerisch sein könnte. Wir werden damit bestraft, dass wir mit kurzen Klamotten den ganzen Tag durch strömenden Regen laufen dürfen. Das hat man nun von so einer Verpeiltheit. Total durchnässt und kalt setzen wir uns in ein Café und gönnen uns mindestens eine Stunde Zeit, um einen Kaffee zu trinken. Wir durften doch schließlich nicht schon wieder krank werden. Nach dem Kaffee flüchten wir uns in einen Supermarkt, denn es hat immer noch nicht aufgehört zu regnen und wir wollen schließlich auch irgendwann wieder trocknen. Als wir aus dem Supermarkt wieder herauskommen, hat es aufgehört zu regnen. Ziellos laufen wir den ganzen Tag durch Paris. Unsere Lieblingsbeschäftigung dabei: Preise von verschiedenen Supermärkten zu vergleichen. Anmerkung von Michael: Den Eifelturm haben wir dabei aber auch gesehen
Weil uns das Wetter hier im Norden zu schlecht war, haben wir beschlossen, wieder in den Süden zu fahren, wozu hat man schon das Interrailticket? Immer der Sonne hinterher. Nach einem Nachtzugeinschlafstarthilfemittel (= 2 Dosen warm gewordenes Bier) haben wir dann auch ganz gut im Zug gepennt und hatten eine weitere Geldsparübernachtung.

Tag 28 - 30. August 2003 - von Michael

Der Zug sollte schon um 6:38 Uhr in Narbonne ankommen, was eigentlich keine angenehme Ankunftszeit ist. Um 5:45 Uhr habe ich auf die Uhr geschaut und dachte, eine halbe Stunde Schlafen geht noch. Um 6:30 Uhr wachte ich dann auch wieder auf, weil Sebastian, der neben mir am Fenster saß, vom Klo zurückkletterte. Ohje, nur noch 8 Minuten zum Wachwerden und um alle Klamotten zusammenzubekommen und der Zug war auch noch pünktlich.

Noch 30 Minuten mussten wir auf einer Bahnhofsbank sitzen, um auch richtig wach zu werden. Nach einem Frühstück (Bäckerei ganz nah am Bahnhof) dann im Bahnhof für 50ct Klo, Zähneputzen, Waschen und Umziehen.
Unser Ziel war, die Gruppe zu besuchen, wo Sebastian im Kinderheim Praktikum gemacht hat. Diese Gruppe war nämlich jetzt in Südfrankreich in Urlaub. Wie kommen wir jetzt in dieses Kaff zu Sebastians Gruppe? Ohje, erst um 11:05 fährt da ein Zug nach Beziérs und dann soll man da noch mit irgendeinem Bus weiterfahren. Mal herumsitzen, Züge gucken und Nichtstun geht ja auch mal.
Schon vor 10 Uhr waren Schnorrer unterwegs und einer zählte neben mir laut sein geschnorrtes Geld. Nach Deo statt Duschen kam dann auch unser Zug.
In Beziérs angekommen war dort ein totales Buschaos, denn kein Busfahrer kannte mehr wie seine eigene Linie. So sind wir einfach erst einmal vom Bahnhof zum Bushof gefahren, haben dort ca. 5 Busfahrer gefragt, bis uns jemand anderes dann auch den richtigen Bus nennen konnte, der sogar 5 mal am Tag fuhr, aber in 10 Minuten kam.
In der Campingstadt angekommen, brauchte der Portier sehr lange, um uns das richtige Mobile Home herauszusuchen. Aber er war total freundlich und hat uns von seinen eigenen Marokko-Erlebnissen erzählt, nachdem er fragte, wo wir überall waren.
Irgendwann war, nachdem Sebastian im Computer selber mitgesucht hat, sch*** auf Datenschutz, auch die richtige Stelle auf dem riesigen Gelände gefunden.
Es waren sehr nette Leute und ich durfte auch gleich duschen gehen. Um in einem Mobile Home auf dem Boden schlafen zu dürfen, hätten wir eigentlich eine Kleinigkeit bezahlen müssen, aber da die Leute von der Rezeption so nett waren und wir so ehrlich waren und extra gefragt haben, ob wir das dürfen, hatten die Mitleid mit uns "armen" Interrailern und es ging auch ohne zu Bezahlen (sollte auch nur 1,??€ pro Person sein) klar. Deshalb hier ein wenig Schleichwerbung für ...

Ein Abendessen luxuriös wie in der Mensa auf Kosten des Kinderheimes war dann auch drin. Wenn ich jetzt so im Nachhinein in meinen Notizen lese, um das hier zu schreiben, daran denke, war Essen wie in der Mensa wirklich echter Luxus gewesen. Dann sind wir per Auto nach Cap Agdt gefahren, ein echt geiler Marine-Ort, schöne Geschäfte, nichts zu teuer und super Atmosphäre. Wir hatten viele Kinder um uns herum, die ihr 5€-Abendtaschengeld ausgeben mussten. Dann gab es noch Eis für alle "nahmt ihr auch welches, wir haben noch viel zu viel Geld in der Kasse". Um 22 Uhr ging es dann zurück, die Kinder mussten ins Bett und wir haben noch Bier und Wein mit den Betreuern getrunken, bis ich von der ganzen Pädagogik total müde war. Es gab sogar echtes deutsches Bergalder-Bier vom Lidl Um 1 Uhr war dann nur noch Tiefschlaf angesagt.

Tag 29 - 31. August 2003 - von Sebastian

Ich muss schon sagen, nach den ganzen Nachtzugfahrten kann so ein fester Schlafplatz, auch wenn es ein harter Boden ist, schon richtig luxuriös sein, dementsprechend haben wir gut geschlafen. Nach dem Frühstück sind wir mit der Gruppe an den Strand gefahren. Hier haben wir Volleyball gespielt und viel mit den Kindern getobt. Es war sehr schön, meine Kinderheimgruppe noch mal wieder zu sehen und war doch eigentlich der perfekte Abschied von meiner Praktikumszeit. Nachdem wir uns von der Gruppe verabschiedet haben, hat uns Bea (Gruppenleiterin) zum Bahnhof gebracht. Nach ein wenig Viva Colonia hören, was ein Muss war, mindestens einmal täglich bis 10 mal täglich, wieder ein wenig Nachtzugeinschlafstarthilfemittel und die Nacht war gerettet.

Da simmer dabei,
dat is prima,
Viva Interrailia,
wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust
wir glauben an den lieben Gott
und haben auch immer Durst, besonders in der Wüste und beim Nachtzugfahren.

Tag 30 - 1. September 2003 - von Michael

Die Bahn hat uns eine Stunde Extra-Schlaf geschenkt, da es irgendwo einen Unfall gab und der Zug umgeleitet wurde. Die angesagten 90 Minuten Verspätung hat er sogar auf die Minute genau eingehalten. Und diese Länger-Schlaf-Verspätung am frühen Morgen war wirklich sehr angenehm. Unser Plan war für die letzten 2 Interrail-Tage ein kleiner Abstecher in die Bretagne, falls dahin ein schneller TGV fährt. Aber dies war nicht der Fall und so haben wir uns erst einmal alternativ für Bologne entschieden, aber auch dahin fuhr entweder nur ein Bummelzug, der bis zum Nachmittag gebraucht hätte oder ein TGV mit diesmal 10€ Zuschlag, der uns zu teuer war. Auf Nachmittags irgendwo ankommen und am nächsten morgen wieder früh fahren zu müssen, um in einem Tag nach Hause zu kommen, hatten wir dann weniger Lust.
Na gut, erst einmal zwecks Planungszeitgewinn zum Gare du Nord fahren, weil dort wohl ein passender Zug in eine brauchbare Richtung fahren soll. Mit 500 Meter Fußweg sollten wir angeblich zu einer kostenlosen RER-Verbindung gelangen. Eine Schlange am Schalter, 10 Minuten warten und dann: "Was? Was ist Interrail?" = doch 1,30€ bezahlt. Die blöde Maschine am Eingang wollte dann auch noch, dass mein Rucksack eine zweite Fahrt lösen soll. Als ich samt Rucksack festsaß habe ich die Maschine aber mit etwas Gewalt davon überzeugen können, dass auch noch ein Rucksack mitgenommen werden kann. Am Ausgang hat mir jemand gezeigt, dass man nicht in solche Probleme gerät, wenn man in der Disziplin des Hochsprungs fit ist.

Mittlerweile war es schon angehender Mittag, weil wir soviel Zeit vertrödelt hatten und Bologne war wirklich zu weit, denn wir hatten keine Lust auf 2 weitere Tage Dauerfahrt. So haben wir uns ein wenig Richtung Heimat begeben und haben für 3€ Zuschlag den 14:28 Uhr - TGV nach Lille gebucht, um in Lille in der Jugendherberge, die wir noch vom 1. Tag durch Martin kannten, zu übernachten. Schließlich sollten unsere JH-Ausweise ein einziges mal genutzt werden.
Erst einmal war dann McDoof angesagt, weil wir keine Lust auf großes Suchen mit den Rucksäcken hatten und dort gerade einer war. Bis 14:28 Uhr sind wir dann abwechselnd etwas herumgelaufen, Sebastian war ziemlich müde und ich musste nach dem goldenen M dann doch zwecks Vitaminen einen Supermarkt aufsuchen. Um 14:28 Uhr war es dann soweit und ich habe ein 300 km/h Bier getrunken, weil ich einfach Lust auf ein Bier am Nachmittag hatte. In nur einer Stunde erreichten wir Lille Flandres.
Beim Einchecken in die JH gab es mal wieder eine Schlange, da eine Gruppe angekommen war. Nach einem Haufen Papierkram, wo die so ungefähr alles von uns wissen wollten, war unser Antrag auf eine Nacht in der JH dann auch abgesegnet gewesen, nachdem ich erfolgreich mit der EC-Karte bezahlt habe, obwohl auf dem Gerät nur VISA, Eurocard,... aber nichts von Maestro oder EC-Karte stand.
Jetzt sind wir etwas in der Stadt herumgelaufen und haben sogleich einen LIDL entdeckt, wo es sogar deutsches Vollkornmüsli gibt, was vor allem der Sebastian so sehr vermisst hat. So haben wir dann wenigstens in einem Park uns ein Bergalder-Bier aus dem LIDL gegönnt und haben eine Kirmes entdeckt, wo aber im Hellen noch gar nichts los war.
Am Abend sind wir zum Interrail-Abschluss mal richtig gut essen gegangen. So haben wir uns jeder Moules+Frites, 1 Bier und 1 Espresso für etwa 15€ gegönnt. Das war echt lecker und eine gute Ladung in einem gepflegten Restaurant. Als wir anschließend kurz in der JH waren, um uns wärmere Klamotten zu holen, haben wir den Spanier Roberto getroffen, der aber leider kaum Englisch sprach. Mit ihm sind wir dann noch mal zur Kirmes gegangen, wo jetzt auch etwas los war. Mein Magen war aber zu voll, um mit einem der wilden Karussells zu fahren. Da haben wir dann lieber unser LIDL-Sixpack zuende getrunken. Als wir wieder an der JH waren, sind wir noch bis kurz vor Torschluss draußen geblieben, weil man dort sitzen konnte.
Um 1 Uhr hieß es ein letztes mal auf der Reise gut gestärkt schlafen zu gehen. Als ich nachts zwecks Klo und einer Ladung Mückenspray, weil es juckte, aufwachte, wunderte ich mich total, mal wieder in einem richtigen Bett zu liegen.

Tag 31 - 2. September 2003 - von Sebastian

Wirklich viel ist heute nicht mehr passiert. Ich bin ja auch praktisch wieder zuhause, da Lille meine zweite Heimatstadt ist. So hatte ich auch nicht mehr wirklich das Gefühl, auf Interrail zu sein. Wir sind zwar noch Bahn gefahren, aber nur einmal quer durch Belgien nach Hause. Ein bisschen Depri wird man da ja schon, wenn eine solch schöne Reise zu ende geht. Doch wie sagt man so schön? Heute ein Ende, morgen ein Anfang. Ohne Ende kein Anfang. Auf eine gelungene Reise und das die nächste bald folge, Prost.

© Michael Honsel, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
einen Monat Interrail durch die Zonen E und F
Details:
Aufbruch: 03.08.2003
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.09.2003
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Portugal
Marokko
Der Autor
 
Michael Honsel berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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